Barth, Jean Baptiste

[97] Barth, Jean Baptiste, 24. September 1806 in Saargemünd (Elsass) geboren, bezog 1826 die Universität zu Paris, um sich dem Studium der Medizin zu widmen. Nach Beendigung seiner Studien fungierte er mehrere Jahre als Interne, besonders in der Louis'schen Klinik im Hôpital de la Pitié und erwarb sich hier durch Kurse über pathologische Anatomie unter den Studierenden einen grossen Ruf. – Im Jahre 1840 wurde er zum Hospitalarzte ernannt und als solcher hat er an verschiedenen Krankenhäusern in Paris als Arzt und Lehrer mehr als 30 Jahre lang eine ebenso umfangreiche als fruchtbringende Thätigkeit entfaltet. – Aus der Louis'schen Schule hervorgegangen, hat B. die Richtung seines grossen Meisters weiter verfolgt und, wie dieser, ist er stets bemüht gewesen, die klinischen Beobachtungen an dem Leichenbefunde zu erläutern und so die pathologische Anatomie für das klinische Verständnis zu verwerten. – Als Schriftsteller ist er namentlich durch den von ihm in Gemeinschaft mit Roger bearbeiteten »Traité pratique de l'auscultation«, der zuerst 1841 erschien, bis 1874 acht Auflagen erfahren hat und auch ins Deutsche, Englische und Italienische übersetzt worden ist, allgemein bekannt geworden; ausserdem hat er eine grössere Zahl sehr wertvoller pathologischer Arbeiten (über Obliteration der Aorta, Herzruptur, Bronchienerweiterung, über Krebs, käsige Pneumonie u. m. a.) in verschiedenen Zeitschriften, zuletzt namentlich in dem Bulletin der anatomischen Gesellschaft in Paris veröffentlicht; das Dupuytren'sche Museum hat er durch Hunderte von pathologischen Präparaten bereichert. – Unter den Pariser Aerzten nahm B. eine sehr geachtete Stellung ein; als vieljähriges, durch seine Leistungen hochgeschätztes Mitglied der Akademie der Medizin wurde ihm die Ehre zu teil, 1871 zum Vice-Präsidenten und im Jahre darauf zum Präsidenten der Akademie ernannt zu werden. Nicht weniger angesehen[97] war er in der Pariser Gesellschaft als Arzt und Menschenfreund; die innigste Freundschaft verband ihn mit Thiers. – An den Folgen einer während einer Erholungsreise in Neapel acquirierten Malaria-Infektion starb B., der letzte bedeutende Repräsentant der Louis'schen Schule, am 20. Nov. 1877.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 97-98.
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