Barth [2]

[355] Barth, 1) Jean de B., s. Baert; 2) (Barthius), Kaspar v. B., geb. 1587 zu Küstrin, lebte, nachdem er in Wittenberg studirt u. Holland, England, Frankreich u. Italien besucht hatte, als Privatgelehrter in Leipzig u. st. hier 1658. Er schr.: Adversaria, Fkf. 1624, 2. A. 1648, Fol. (60 Bücher Anmerkungen über griechische u. lateinische Schriftsteller; aus den andern 120 Büchern gab Fiedler die Anmerkungen zum Juvenal, Wesel 1827, heraus); Commentar über Statius 1660, u. Claudian, Fkf. 1650; er gab den Juvenal, Wittenb. 1607, u. den Nemesian, Hanau 1615, heraus. 3) Friedr. Gottl., geb. 1738 zu Wittenberg u. gest. 1794 als Rector zu Pforte; er gab heraus den Propertius, Lpz 1777, u. schr.: Spanische Grammatik, Erf. 1778; Englische poetische Chrestomathie, ebd. 1779. 4) Joseph, geb. 1745 auf Malta, Prof. der Anatomie u. der Augenkrankheiten u. Kaiserlicher Leibaugenarzt zu Wien, st. 1818. Gründer des hohen Ansehns der Augenheilkunde in Wien; er schr.: Anfangsgründe der Muskellehre, Wien 1786, Fol.; Über die Ausziehung des grauen Staars, ebd. 1797. 5) Christ. Karl, geb. 1775 zu Baireuth, wurde Regierungsrath das., 1817 Director des Rheinkreises, 1818 Finanz-, Ministerial- u. später geheimer Rath zu München; er schr.: Deutschlands Urgeschichte, Hof 1817–22, 2 Bde.; Über die Druiden der Celten, Erl. 1826; Hertha u. über die Religion der Weltmutter im alten Deutschland, Augsb. 1828; Die altdeutsche Religion, Lpz. 1835, 2 Bde.; er gab mit I. Rudhart heraus: Bairische Wochenschrift, Münch. 1823. 6) Joh. Ambrosius, geb. 1760 zu Thalschütz bei Dürrenberge, wurde Buchhändler u. erhielt 1789 durch Heirath die Haugs'sche Buchhandlung in Leipzig. Er machte sich, zum Buchhandelsdeputirten des Leipziger Gremiums erwählt, um den Buchhandel im Allgemeinen, wie um die Stadt Leipzig als Directorialmitglied der 1803 errichteten Armenanstalt u. bes. der Armenschule (seit 1806) verdient u. st. 1813. 7) Wilh. Ambrosius, geb. 1790, des Vorigen Sohn u. Nachfolger in der Buchhandlung, die er in erweiterter Form als Verleger bedeutender wissenschaftlicher Werke fortführte. In denselben Functionen wie sein Vater, war er für das Gemeinwohl thätig; er st. 1851 eines freiwilligen Todes. 8) Karl, geb. 1792 zu Hildburghausen, widmete sich frühzeitig der Kupferstecherei, bezog die Akademie zu München, lebte dann längere Zeit in Rom, seit 1844 in Hildburghausen u. st. zu Kassel 1853. Zu seinen vorzüglichsten Stichen gehören die Porträts von C. Fohr, Fr. Schlegel, Rückert, Adalb. v. Chamisso, Alexander[355] Fürst von Thurn u. Taxis, das Titelblatt von Cornelius Compositionen zum Nibelungenliede (mit Amsler) u. das große Blatt nach Overbeck, die sieben mageren Jahre darstellend. Er war auch lyrischer Dichter, seine Gedichte sind unter dem Pseudonym Karl Barbarina in Almanachen zerstreut. 9) Christian Gottlob, geb. 1799 zu Stuttgart, studirte seit 1817 zu Tübingen Theologie u. wurde 1824 Pfarrer zu Möttlingen; 1838 gab er diese Stelle auf u. privatisirte zu Calw. Er hat sich bes. als Volks- u. Jugendschriftsteller bekannt gemacht; die erste seiner Erzählungen war Der arme Heinrich, wornach er sich gewöhnlich auf anderen seiner Jugendschriften genannt hat, z.B.: Kinderblätter, Calw 1836; Christliche Kinderschriften, Stuttg. 1838–41, 4 Bde.; Biblische Poesien für Kinder; Jugendblätter etc. außerdem: Christliche Gedichte, Stuttg. 1836; Christliche Kirchengeschichte für Schulen u. Familien, Calw 1835; Geschichte von Württemberg, ebd. 1842; auch ist er Herausgeber des Calwer Missionsblattes u. seit 1838 der Monatsblätter für öffentliche Missionskunden. 10) Heinrich, geb. am 18. April 1821 zu Hamburg, Sohn eines Kaufmanns, besuchte von keinem 11. Jahre an das Gymnasium seiner Vaterstadt, seit Herbst 1839 die Universität zu Berlin, wo er bes. Philologie u. Archäologie studirte, zugleich auch Vorträgen über allgemeine Erdkunde, Geschichte, Deutsches u. Römisches Recht seine Aufmerksamkeit zuwendete. Nach Verlauf des ersten Studienjahres unternahm er eine Reise nach Italien u. Sicilien, um durch eigne Anschauung an den Resten der Monumente des Alterthums dessen Geschichte zu studiren. Zurückgekehrt nach Berlin, setzte er seine Studien noch 3 Jahre in der begonnenen Weise fort u. promovirte 1844, die Handelsthätigkeit des alten Korinth zum Gegenstand seiner Dissertation wählend. Bald darauf trat er eine größere Reise an u. begab sich nach London, wo er zwei Monate lang die Kunstsammlungen des Museums u. die Arabische Sprache studirte, von London über Paris, Marseille, Madrid nach Gibraltar u. setzte nach Tanger über, wo seine eigentliche Untersuchungsreise begann. In Marocco vermochte er wegen des ungeordneten politischen Zustandes dieses Staats nicht nach dem Innern vorzudringen, glücklicher war er in Algier, u. einen noch reicheren Erfolg hatten seine Forschungen in Tunesien, dessen Inneres bis dahin nur äußerst wenig von Europäern betreten war, sowie in dem Innern von Tripolitana u. Marmarica. Nach Tunis zurückgekehrt, begab sich B. Anfang 1846 nach Malta, um seine Papiere u. Sammlungen zu ordnen u. niederzulegen, segelte nach wenig Wochen wieder nach Tunis u. begann seine zweite größere Tour in Tunesien. Er ging über Gabs nach Tripolis, durchzog von da die Sandwüste am Südrande der Großen Syrte, erreichte Bengasi u. ging von da durch das alte Marmarica in das Nilthal. Den Grenzen Ägyptens schon nahe, wurde er von Räubern angefallen, fast seiner ganzen Habe, namentlich seiner Tagebücher u. Skizzen, beraubt u. rettete schwer verwundet nur mit Mühe sein Leben. Den Aufenthalt in Ägypten benutzte B. zuerst zu einer Nilreise bis zum zweiten Katarakt von Wadi Halfa, dann zu einer Wüstenreise von Assuan nach Berenike, worauf er seine Forschungen in Asien durch die Peträische Halbinsel u. Palästina fortsetzte, das nordsyrische Küstenland, Cilicien u. Cypern durchwanderte u. die alten Landschaften Pamphylien, Lycien mit Rhodus, Jonien, Lydien, Äolien, Troas u. Bithynien berührend in Constantinopel anlangte. Von da kehrte er nach 3jähriger Abwesenheit durch Griechenland nach der Heimath zurück u. habilitirte sich im Frühjahr 1848 als Privatdocent zu Berlin. Doch die Erfolge seiner Vorlesungen über die Geographie Nordafrikas, die Geschichte der griechischen Colonien u. alte vergleichende Geographie entsprachen seinen Erwartungen nicht. Desto eifriger benutzte er seine Zeit zur Bearbeitung seines Reisewerkes: »Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeeres, ausgeführt in den Jahren 1845, 1846 u. 1847,« von dem jedoch nur eben der erste Band (Berlin 1849) erschienen war, als der Plan der britischen Regierung, eine neue Untersuchungsexpedition nach dem Innern von Nordafrika durch Richardson ausführen zu lassen, nach langen Verzögerungen zur Reise gedieh, u. B. durch Bunsen u. Petermann veranlaßt wurde, sich dieser Unternehmung nebst seinem Landsmann Adolf Overweg anzuschließen. Mitte November 1849 verließen die Reisenden Berlin, begaben sich nach kurzem Aufenthalte zu London nach Paris u. Marseille u. landeten am 11. Dec. in Afrika zu Philippeville. Über den Verlauf der Reise B-s nach dem Innern Nordafrikas, die in ihren Resultaten selbst die höchsten Erwartungen übertroffen hat u. die ihm für alle Zeiten einen der ersten Plätze in der langen Reihe der um die Erforschung Afrikas verdienten Männer erworben haben dürfte, siehe Afrika (Geschichtliche Geographie) V. F). Er kehrte im September 1855 wohlbehalten nach Europa zurück u. schr.: Reisen u. Entdeckungen in Nord- u. Centralafrike in den Jahren 1849–52, Gotha 1857, 3 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 355-356.
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