Hildburghausen

[373] Hildburghausen, 1) deutsches Herzogthum, vormals unter einem eigenen Herzog, seit 1826 zu Sachsen-Meiningen gehörig, weshalb dies seitdem Sachsen-Meiningen-Hildburghausen heißt; liegt in mehreren größeren u. kleineren Stücken am Thüringer Walde; 9 QM., 30,000 Ew.; s. Sachsen-Hildburghausen; 2) Amt darin, 5,5 QM., 19,250 Ew.; 3) (Hilperthusia, Villa Hilperti), Hauptstadt der beiden vorigen, an der Werra u. an der Werrabahn; besteht aus Alt- u. Neustadt u. zwei Vorstädten, hat 4 Kirchen, Rathhaus, herzogliches Schloß mit Park, Oberlandesgericht, Consistorium, Gymnasium, Schullehrerseminar mit Taubstummeninstitut, Synagoge, eine Juden-, Bürger-, Präparanden-, Industrie- u. seit 1849 Handelsschule, Irrenhaus, Zucht- u. Waisenhaus; Fabriken in Papiermaché, Tuch, Tabak, Leder, Pfefferkuchen, Töpferwaaren, 2 Buchhandlungen, 2 Buchdruckereien, darunter das Bibliographische Institut Joseph Meyers (s.d.) mit Anstalten für Stahl- u. Kupferdruck etc.; Freimaurerloge: Karl zum Rautenkranz. H. hat 4400 Ew. H. war bis 1826 Residenz des Herzogs, bis 1847 Aufenthaltsort der Prinzessin Paul von Württemberg. Bei H., unweit Heßberg, fand man zuerst die Abdrücke der Spuren vorweltlicher Thiere. – H. war früher Flecken u. wurde erst 1323 durch den Grafen Berchtold von Henneberg zur Stadt erhoben. Es kam dann an den Burggrafen Albrecht zu Nürnberg, dem es seine Gemahlin Sophie, Tochter des Grafen Heinrich von Henneberg, zubrachte, u. Landgraf Balthasar von Thüringen, welcher Albrechts Tochter Katharina heirathete, erhielt es durch diese. In der Theilung 1445 erhielt es Herzog Wilhelm, welcher es 1447 käuflich an Apel von Vitzthum überließ. 1683 wurde es Sitz einer eigenen, von Ernst, dem sechsten Sohn Ernsts des Frommen von Gotha, gestifteten Linie, die sich hiernach, da sie früher Sachsen-Eisfeld geheißen hatte, Sachsen-H. nannte. Herzog Ernst ließ 1685–95 das Schloß bauen u. unter Herzog Ernst Friedrich I. wurde die Neustadt von französischen Emigranten angelegt. 1725 u. 1779 große Feuersbrünste. 1826 vertauschte Herzog Friedrich H. gegen Altenburg.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 373.
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