Sachsen-Meiningen-Hildburghausen

[12] Sachsen-Meiningen-Hildburghausen (das Herzogthum). Das Haus Meiningen, eine Seitenlinie des sächs. Ernestinischen Hauses, wurde von Herzog Bernhard gestiftet (s. Sachsen) und nach dem Ableben seiner ältern Brüder kam dessen jüngster Sohn Anton Ulrich 1746 zur Regierung, ein schwacher Fürst, auf welchen 1763 sein ältester, 1782 sein zweiter Sohn Georg folgte. Herzog Georg war ein ausgezeichneter Fürst, welcher die Schulen, das Gewerbwesen und die Landwirthschaft hob. Ihm folgte 1803 sein Sohn Bernhard Erich Freund (s.d.), durch den das Land 1821 eine landständische Verfassung erhielt. Nach dem 1826 über die gothaische Erbschaft mit Hildburghausen und Koburg geschlossenen Theilungsvertrage trat Meiningen die Stammgüter Kallenberg und Gauerstädt ab und erhielt dafür das ehedem koburgische Fürstenthum Saalfeld und das Amt Themar, die Ämter und Städte Hildburghausen und Veilsdorf, Eisfeld und Heldburg, das bisher altenburg. Amt Camburg mit der Saline Neusulza und mehre andere Landestheile. Die alt-meiningenschen Lande bestehen in Antheilen an Henneberg und Koburg und sämmtliche Besitzungen umfassen 42 ! M. mit 146,000 Einw. Der hennebergische Antheil liegt an den Flüssen Werra, Behr, Steinach, Naßlach und Milz, hat leichten Boden und ist zum Theil gebirgig. Im Nordosten liegt ein Theil des Thüringerwaldes mit dem an 2400 F. hohen Dollmar, im W. ein Theil der Rhön mit dem 2300 F. hohen Gebaberge. Der koburg. Antheil liegt größtentheils im Thüringerwalde mit dem 2700 F. hohen Bleßberge und dem 2600 F. hohen Kieferle und enthält große Waldungen. Hier entspringen die Werra und die Rodach. Der südl. Theil des Fürstenthums Saalfeld liegt auch im Thüringerwalde, den nördl. bildet dagegen das fruchtbare Thal der Saale. Gotha, Weimar, Reuß, Schwarzburg und Baiern bilden die Grenzen. Die wichtigsten Producte sind: Feldfrüchte, Hanf, Obst, Flachs, Hopfen, Holz, Rindvieh, Schafe, Pferde, Ziegen, Wildpret, Geflügel, Bienen, Marmor, Eisen, Kupfer, Salz, Kobalt, Steinkohlen, Salpeter, Vitriol, Alaun, Schiefer, Sandsteine. Die Einwohner bekennen sich fast sämmtlich zur lutherischen Kirche. Gelehrte Schulen sind zu Meiningen und Hildburghausen, eine Forstakademie zu Dreißigacker. Die Gewerbthätigkeit der Bewohner ist sehr bedeutend. Es gibt 5 Hochöfen, 7 Frischfeuer, 4 Blech- und 5 Zainhämmer, 2 Zinnhäuser, Spiegel-, Porzellan- und Glasfabriken, Marmor- und Fourniermühlen u.s.w., Woll- und Barchentwebereien, Baumwollenfabriken, auch werden Leinwand, Holzwaaren, Töpferwaaren, Leder u.s.w. verfertigt. Der Handel mit Natur- und Kunstproducten ist sehr bedeutend. Es besteht seit 1789 eine Handelscommission in Sonnenberg, welche den Verkehr zwischen Fabrikanten und Kaufleuten vermittelt und im Allgemeinen das Wohl des inländischen Handels fördert. Nach dem Anfalle von Hildburghausen erließ der Herzog 1829 eine neue Verfassungsurkunde, nach welcher die aus 24 Abgeordneten bestehenden Landstände zu gleichen Theilen von den Rittergutsbesitzern, den Städten und den Bauern gewählt werden. Die Staatsschuld beträgt 1,300,000 Gulden, die jährlichen Einkünfte belaufen sich auf 1,200,000 Gulden. Im engern Rathe des deutschen Bundes hat Meiningen wie die übrigen Fürsten des Ernestinischen Hauses Theil an der zwölften Stelle, in der vollen Versammlung hat es eine eigne Stimme. Es stellt 1150 M. zur Bundesarmee.

In dem Unterlande oder dem hennebergischen Antheile mit Römhild und Themar liegt. die Haupt-und Residenzstadt Meiningenan der Werra, über welche zwei steinerne Brücken führen. Sie hat 4500 Einw., welche Leinwand-, Tuch- und Barchentweberei, Gerberei und Tabacksbau betreiben. Auf dem Residenzschlosse Elisabethenburg ist eine Bibliothek von 24,000 Bänden und das henneberg. Gesammtarchiv, auch finden sich hier verschiedene Kunstsammlungen. Die Stadt hat ein Gymnasium, eine Bürgerschule, ein Fräuleinstift und ist der Sitz der Landescollegien. Salzungen an der Werra mit 2700 Einw. hat ein ansehnliches Salzwerk, Soolbäder, Gerbereien, Plüsch- und Zeuchfabriken. Römhild an der Milz hat 1600 Einw., ein Schloß und liegt in der Nähe der an Basalt reichen Gleichberge. Zu Wasungen an der Werra mit 1800 Einw. ist ein adeliges Fräuleinstift und eine lat. Schule. Themar an der Werra hat 1150 Einw. Zu Dreißigacker ist ein Schloß mit einer Forst- und landwirthschaftlichen Akademie und der Sitz einer Societät für Forst- und Jagdkunde, die ein zoologisches Cabinet besitzt. Bei Liebenstein, welches einen Sauerbrunnen hat, ist das romantische Schloß Altenstein, der Bonifaciusfelsen, wo der h. Bonifacius das Evangelium verkündete, und eine 400 F. lange Höhle. Möhra ist berühmt als Stammort Martin Luther's. – Im Oberlande oder dem koburghildburghausenschen Antheile liegt die Stadt Hildburghausen an der Werra mit 3500 Einw. Einige Landescollegien haben hier ihren Sitz und außerdem ist hier ein Gymnasium, ein Schullehrerseminar, eine Bürgerschule, ein Waisenhaus mit einer Erwerbschule, und nicht unbedeutend ist der Buchhandel. Eisfeld an der Werra mit 3400 Einw. hat ein Schloß und eine lat. Schule. Sonnenberg an der Röthen hat 2400 Einw., unter denen viele Gewerbtreibende, [12] und bedeutend ist der Handel mit hier und in der Umgegend verfertigten Spielwaaren aus Holz, Marmor, Bossirarbeit aus Teig, mit Berlinerblau, Drehorgeln, Erdfarben, Schachteln, Spänen, Blechwaaren, Glaswaaren, Schiefertafeln und Stiften, Schleifsteinen u.s.w. Sehr gewerbthätig ist Steinach mit 1450 Einw. und namentlich liefern die Hammerwerke Obersteinach viele Eisenwaaren. Auch Hemersdorf, Augustenthal, Judenbach, Effelder, Lauscha zeichnen sich durch Gewerbthätigkeit aus; Limbach und Rauenstein haben Porzellanfabriken. Zu Seidingsstadt ist ein herzogl. Jagdhaus und ein schöner Garten. – Im Fürstenthum Saalfeld liegt die Stadt Saalfeld an der Saale mit 4500 Einw., welche zwei herzogl. Schlösser hat. In dem alten Schlosse ist die herzogl. Münzstätte, wo auch Reuß und Rudolstadt prägen lassen. Die Stadt besitzt Tuch-, Zeuch-, Taback-, Cichorien-, Leder- und Tuschfabriken, ein Vitriolwerk, eine Kupferhütte, eine Pulvermühle, Potasche- und Alaunsiederei. Das 1835 aufgehobene Gymnasium soll eine Realschule ersetzen. Bei Wölsdorf in der Nähe von Saalfeld steht das Denkmal des Prinzen Louis von Preußen, der am 10. Oct. 1806 hier gefallen ist. Pösneck an der Kolschau hat 3500 Einw., Tuch-, Leder- und Porzellanfabriken, auch Schönfärberei. In der Nähe von Gräfenthal mit 1200 Einw. Stahl- und Eisenhämmern und einer Pechhütte, liegt das Schloß Wespenstein. Bei Lehesten sind mächtige Schieferbrüche. – In der Grafschaft Kamburg liegt die Stadt Kamburg mit 1500 Einw. – In der Herrschaft Krannichfeld liegt die Stadt gleiches Namens, von welcher ein Theil mit dem Niederschloß (es gibt auch noch ein oberes Schloß) gräfl. Hatzfeldisch unter weimar. Hoheit ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 12-13.
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