Sachsen-Altenburg

[10] Sachsen-Altenburg (das Herzogthum) liegt in dem alten Osterlande und wird durch die reuß. Herrschaft Gera in zwei Theile getheilt. Johann, Enkel des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmüthigen und Sohn Johann Wilhelm's von Weimar, theilte 1603 mit seinen vier Neffen das väterliche Erbe, wobei diese Altenburg erhielten. Schon 1672 erlosch die altenburg. Linie und Altenburg kam an Herzog Ernst den Frommen von Gotha. Dessen Söhne nahmen abermals eine Theilung ihres Erbes vor und nun zerfiel Altenburg in den gothaischen, eisenbergischen und saalfeldischen Antheil. Der eisenbergische Antheil kam 1707 wieder an Gotha, das nun die sechs Ämter Altenburg, Ronneburg, Eisenberg, Kamburg, Roda und Kahla vom Altenburgischen besaß, zusammen 35 ! M. Der saalfeldische Antheil bestand aus den drei Ämtern Saalfeld, Gräfenthal und Propstzella, zusammen 8 ! M. Derselbe gehört nebst Kamburg seit 1826 dem Herzoge von Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Die Verhältnisse, welche staatsrechtlich diesen Antheil noch an Altenburg knüpften, sind seit 1806 aufgehoben. Nachdem die gothaische Linie ausgestorben war, kam Altenburg durch den Theilungsvertrag von 1826 (s. Sachsen) mit Ausnahme Koburgs und einiger kleinern Theile an den bisherigen, seine Besitzungen aufgebenden Herzog von Sachsen-Hildburghausen, welcher nun den Titel eines Herzogs von Sachsen-Altenburg annahm. Im J. 1831 [10] erhielt Altenburg eine ständische Verfassung, nach welcher die 24 Abgeordneten, welche aus den Rittergutsbesitzern, den Mitgliedern der Stadträthe und der Stadtverordneten und dem Bauernstande frei gewählt werden, in Eine Kammer vereinigt sind unter einem vom Landesherrn ernannten Präsidenten. Regierender Herzog ist seit 1834 Joseph (s.d.). Die Landesschulden betragen 1,840,000 Gulden, die Einkünfte 638,000 Gulden und das Bundescontingent 981 M. Das Herzogthum, zwischen der Saale und Pleiße gelegen, umfaßt 243/4 ! M. mit 121,000 Einw., welche zum Theil wendischer Abkunft sind, aber deutsch sprechen. Sie zeichnen sich durch eine eigenthümliche Tracht aus, indem die Männer sehr weite Beinkleider, enge, lange Stiefeln, eine kurze Jacke und wie ein Barbierbecken geformte Mützen, die Weiber nur bis an die Kniee reichende, enge Röcke mit vielen eingenähten Falten und einen eigenthümlichen Latz vor der Brust mit einem hochstehenden Brete tragen. Sie sind ein gesunder, kräftiger Menschenschlag, daher z.B. die altenburger Ammen sehr gesucht sind. Das Land ist sehr fruchtbar und die Bewohner leben im glücklichsten Wohlstande. Die wichtigsten Producte sind: Getreide, Flachs, Hanf, Obst, ausgezeichnetes Vieh, Bienen, Wollen- und Gerberwaaren. Das Land zerfällt in zwei Theile: das Osterland mit den Ämtern Altenburg und Ronneburg, und die westliche Provinz mit den Ämtern Eisenberg, Kahla und Roda. – Im Osterlande liegt die Haupt- und Residenzstadt Altenburg, welche 11,500 Einw. hat. Sie liegt an der Pleiße, ist gut gebaut und war bis 1308 eine freie Reichsstadt. Auf einem Felsen liegt das alte, durch den Prinzenraub (s. Kunz von Kaufungen) historisch merkwürdige Schloß. Altenburg hat ein Gymnasium, eine öffentliche Bibliothek, eine Kunst-und Handwerksschule, das 1705 zur Erziehung adeliger Mädchen eingerichtete Magdalenenstift und verschiedene milde Anstalten. Es hat ferner mehre Fabriken in Tuch, Sammet, Band, Siegellack, Stärke und ansehnlichen Handel, besonders Kornhandel. Schmölln an der Sprotte hat 3000, Ronneburg 4700 Einw. Das letztere hat ein altes Schloß und einen Gesundbrunnen. In der westl. Provinz liegen Eisenberg mit 4300 Einw., Holzhandel, Sandsteinbrüchen, einer Porzellanfabrik, Gerbereien und Wollenzeuchfabriken. Roda mit 2800 Einw. und einem alten Schlosse liegt 11/2 M. von Jena. Kahla hat 2200 Einw., Gerbereien und Tuchmanufactur. In der Nähe liegt das alte Bergschloß, die Leuchtenburg, welche jetzt als Zucht-und Irrenhaus benutzt wird.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 10-11.
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