Bohrversuche

[38] Bohrversuche, Untersuchungen der tieferen Erdschichten mittelst des Erd- od. Bergbohrers, haben entweder den Zweck, die Beschaffenheit des Untergrundes eines aufzuführenden Bauwerkes zu bestimmen, od. sie dienen zur Ermittelung des Fossiliengehalts im Innern der Erde u. der Streichung von Minerallagern, wonach man bemessen kann, ob die Anlage eines Bergwerks lohnend, u. wie der Abbau am geeignetsten zu bewerkstelligen ist. Außerdem werden derartige Bohrungen auch vorgenommen, um Wasserquellen zu finden (s. Artesische Brunnen). Bei der Anlage eines Bohrloches wird zunächst in das lockere Erdreich ein Schacht getrieben, u. dann in den Boden desselben der Bohrer eingesetzt. Die Weite des Bohrlochs steht im Verhältniß zu der Tiefe, in welcher man auf das zu suchende Lager zu stoßen hofft. Bei größeren Tiefen wird es weiter angelegt u. nach u. nach, um das Nachstürzen der Seitenwände zu verhindern, mit eisernen od. blechenen Röhren ausgefüttert. Da die folgenden tieferen Röhren immer durch die oberen hindurch gelassen werden müssen, so muß, je tiefer der Bohrer eindringt, eine allmälige Verengerung des Bohrlochs stattfinden. Ist das Loch bis auf einen Durchmesser von 3 Zoll verengt, so kann namentlich bei härteren Steinschichten die Bohrung füglich nicht weiter verfolgt werden. Eins der tiefsten Bohrlöcher der Welt wurde in Mondorf bei Luxemburg von dem um die Verbesserung des Bohrverfahrens verdienten Ingenieur Kind hinunter getrieben. Es mißt nahe an 2300 rh. F. Bemerkenswerth u. von nicht viel geringerer Tiefe (2220 rh. F.) ist das Bohrloch bei Rehme im preußischen Regierungsbezirk Minden, welches, auf Steinsalz getrieben, statt dessen eine kohlensaure Salztherme hervorrief, der das Bad Oynhausen seinen Ursprung verdankt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 38.
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