Castelli

[746] Castelli, 1) Guido, früherer Name des Papstes Cölestin II. 2) Gian-Battista, il Bergamasco, geb. 1509 in Bergamo, Maler; malte mit C. Cambiasi, mit dem er viel Übereinstimmendes hat, in der Nunciata di Portaria das jüngste Gericht, u. in Madrid, wohin ihn Philipp II. berief, im Escurial, im Pardo, im Bosquen di Segovia etc.; er st. 1579. 3) Bernardo, geb. 1557 in Genua, Maler; mehrere Dichter, seine Freunde, bes. Tasso, befangen seine Werke, u. er malte sie. Zum Befreiten Jerusalem entwarf er Zeichnungen, gestochen von A. Carraccia; er st. 1629 in Genua 4) Benedetto, geb. 1577 in Brescia; war Abt in einem Benedictinerkloster, wurde nachher Professor der Mathematik in Pisa, dann in Rom u. st. 1644 daselbst. Er war Vertheidiger Galilei's u. Begründer des Theiles der Hydraulik, welcher die Geschwindigkeit des Wassers in Flüssen etc. zu bestimmen lehrte, u. schr.: Della misura dell' aque correnti, Rom 1638 (franz. Par. 1664). 5) Giovanni Benedetto, so v.w. Bandini 1). 6) Bartolommeo, Arzt in Messina zu Ende des 16. Jahrh.; er schr. u.a.: Lexicon medicum graeco-latinum, Vened. 1607, u.ö. 7) Valerio, geb. 1625 in Genua, Sohn von C. 3), Schlachtenmaler; er st. 1659. 8) Don C., geb. 1778; einer der ersten Chefs des Aufstandes von Buenos Ayres 1810, zeichnete sich durch Klugheit, aber auch durch Grausamkeit aus u. wurde nach der Hinrichtung des Gouverneurs Pank Saes selbst Gouverneur von Ober-Peru. Dort von dem, durch den Gouverneur von Peru abgeschickten General Goyeneche 1811 geschlagen, wurde er abberufen u. starb bald darauf. 9) Ignaz Friedr., als Pseudonym Bruder Fatalis, geb. 1781 in Wien, studirte daselbst die Rechte, wurde 1801 Prakticant in der niederösterreichischen landständischen Buchhaltung, 1805 ständischer Lieferungscommissar auf einer Etappenstation bei Wien, schrieb bei Ausbruch des Krieges mehrere Kriegs- u. Wehrmannslieder, sowie Aufrufe an Soldaten u. Volk, weshalb ihn Napoleon in die Acht erklärte; er flüchtete beim Vorrücken der Franzosen gegen Wien nach Ungarn, wurde 1811 Dichter am Hoftheater nächst dem Kärnthnerthore, begleitete 1815 den Gouvernementsrath Graf Cavriani als Secretär nach Frankreich u. wurde 1840 als Landschaftssecretär pensionirt. C. hat über 100 Theaterstücke theils selbst verfaßt, theils übersetzt u. bearbeitet, z.B. Todt u. lebendig (Lustspiel), Die Waise u. der Mörder, Die Schweizerfamilie (Oper). Sein dramatisches Sträußchen, das seit 1809 in 18 Jahrgängen erschien, enthält allein mehr als 60 Stücke. Außerdem Erzählungen: Poetische Kleinigkeiten, 1816–26, 5 Bde.; Der Schicksalsstrumpf (Travestie), 1818; Bären (Sammlung von Wiener Anekdoten), Wien 1825–32, 12 Hefte; Neue Wiener Bären, 1844; Gedichte in niederösterreichischer Mundart, Wien 1828; Wiener Lebensbilder, Wien 1828, 2 Bde., 2. Aufl. 1835; Gedichte, Berl. 1835, 6 Bde.; Beschreibung der Erbhuldigung Ferdinands I., Kaisers von Österreich, Wien 1837; Erzählungen von allen Farben, ebd. 1839 f., 6 Bde.; auch redigirte er mehrere Journale, wie die Thalia (1810 f.)[746] den Sammler, das Wiener Conversationsblatt (1822), den Allgemeinen Wiener musikalischen Anzeiger (1829–40), 1841–51 gab er das Taschenbuch Selam u. seit 1823 Huldigung den Frauen heraus. Werke, Ausg. letzter Hand, Wien 1844–47,15 Bdchen, 2. Aufl. 1848, dazu Wörterbuch der Mundart in Österreich unter der Enns, 1847.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 746-747.
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