Copernicus

[429] Copernicus (eigentlich Kopernik), Nikol., geb. 12. Febr. 1473 in Thorn, studirte seit 1491 in Krakau Medicin, nebenbei aber bes. Astronomie; 1496 ging er nach Padua, 1499 wurde er in Rom Professor der Astronomie; 1502 nach Krakau zurückgekehrt, empfing er die geistlichen Weihen; 1510 erhielt er durch seinen mütterlichen Onkel Lukas Waißelrodt, Bischof von Ermeland, ein Canonicat am Dome in Frauenburg, trieb hier u. in Allenstein, wo er als Administrator der Stiftsgüter lebte, Astronomie u. st. 11. Juni 1543. Seit 1507 hatte ihn die Idee beschäftigt, daß für die Bewegungen der Himmelskörper ein einfacheres Erklärungsprincip aufzustellen sei, als das bisherige, nach welchem die Erde als ruhend gedacht wurde. Durch Studium u. Beobachtungen gewann er die Ansicht, daß die täglichen Bewegungen der Sonne u. des Sternenhimmels um die Erde von deren eigener Drehung um ihre Achse in entgegengesetzter Richtung, u. daß alle Bewegungen der Sonne u. der Planeten innerhalb des Thierkreises von einem jährlichen Umlauf der Erde um die Sonne, die selbst die Mitte der sämmtlichen, sie in nur wenig von einander abweichenden Richtungen umkreisender Planeten einnehme, abhänge, u. daß die Erde, selbst ein Planet, zwischen den Bahnen der Venus u. des Mars den übrigen Planeten eingefügt sei. Hieraus gestaltete sich nun das, jetzt allgemein u. seit einiger Zeit selbst von dem Papste (der lange die Copernicaner als Ketzer verdammte, weil die Ansicht des Stillstehens der Sonne gegen die Bibel sei) anerkannte, durch spätere Astronomen außer allen Zweifel gesetzte Copernicanische System. Er beschrieb dasselbe in: De orbium coelestium revolutionibus, Nürnb. 1543, Fol., n. Aufl. Berl. 1566, Fol. Das Werk war dem Papste Paul III. zugeeignet, u. C. hatte das System in dieser Zueignung nicht anders als Hypothese aufgestellt, ungeachtet es im Werke selbst mit den triftigsten Gründen unterstützt wurde. C. erhielt das 1. Exemplar desselben auf dem Todbette; 3. Aufl. von N. Muler als: Astronomia restaurata, Amst. 1617 (neuer Titel 1640). Außerdem schr. C.: De lateribus et angulis triangulorum, Wittenb. 1542. Sein Leben beschrieb Gassendi, Par. 1654; Westphal, Const. 1822, u. Czynski, Par. 1846. Monumente erhielt er 1822 in Warschau, 1829 in Krakau u. 1853 in Thorn.[429]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 429-430.
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