Lukas

[603] Lukas, 1) Verfasser des dritten Evangeliums u. der Apostelgeschichte, Freund u. Mitarbeiter des Apostels Paulus, welchen er auf seinen Reisen begleitete, wahrscheinlich eine Person mit dem Col. 4,14 erwähnten Arzt. Nach Eusebius u. Hieronymus war er aus Antiochien gebürtig; nach der kirchlichen Überlieferung gehörte er zu dem Kreis der 70 Jünger. Er war Grieche u. jüdischer Proselyt u. scheint sich als solcher längere Zeit in Judäa aufgehalten zu haden; ziemlich bald erscheint er als Begleiter des Paulus auf dessen Reisen u. scheint bei ihm geblieben zu sein, bis sich das Schicksal des Apostels entschiedenhatte. Seine Schriften beweisen, daß er ein Mann von wissenschaftlicher Bildung war, indem sie durch Ordnung der Darstellung, Genauigkeit u. Reinheit der Sprache vor den übrigen Evangelien sich auszeichnen. Epiphanius behauptet, er habe das Evangelium in Dalmatien, Galiläa, Italien u. Macedonien verkündigt; er starb nach Einigen in Ägypten, nach Andren in Griechenland, nach Andern in Ephesos, nach Andern in Bithynien. Nach Hieronymus wurde er 84 Jahre alt u. wurde im 20. Jahre des Kaisers Constantin in Constantinopel begraben, wohin sein Leichnam aus Achaia gebracht wurde. L. schrieb sein Evangelium zunächst an den Theophilus, an den auch die Apostelgeschichte gerichtet ist, nachdem schon andere schriftstellerische Arbeiten über die Geschichte Jesu gemacht worden waren, der gewöhnlichen Angabe gemäß nach der mündlichen Überlieferung des Apostels Paulus als eine im Sinne der Vermittelung zwischen Judenchristenthum u. Paulinismus behandelte Geschichte Christi (nach Zeller, Theol. Jahrbücher 1843), od. als eine kritische Bearbeitung der evangelischen Geschichte (nach Credner), nach der schwankenden Tradition entweder in Cäsarea, od. in Rom, Griechenland, Macedonien, Alexandrien. Nach Baurs Ansicht wäre das sogen. Evangelium Marcions das echte Lukasevangelium, das dritte kanonische Evangelium dagegen eine für gewisse Zwecke u. nach gewisser Tendenz aus dem Marcionitischen Evangelium überarbeitetes Werk; auch Zeller (Theol. Jahrb. 1848) glaubt; das Evangelium L. nehme schon Rücksicht anf Marcion u. sei, da sein Bestehen in der frühesten Schrift des Justinus Martyr schon vorausgesetzt würde in der Zeit zwischen Marcion u. Justinus Martyr (also um 130) entstanden. Schleiermacher nimmt an, daß L. in seinem Evangelium nur der Ordner schon früher vorhandener Schriften gewesen ist. Daß er ursprünglich syrisch geschrieben habe, widerlegt Hieronymus u. die Reinheit der Sprache des L. Erklärung des Evangelium des L. von Paulus, Kuinöl, Bornemann, Kistemaker, Hildebrand, de Wette, Meyer Olshausen, Schleiermacher (liber die Schriften des L., Berl. 1817); Oosterzee (Bielef. 1859). Daß dieser L. ein Maler gewesen sei, wie die Maler u. eine Akademie in Rom, welche ihn zu ihrem Schutzheiligen machten, behaupteten, ist sehr unsicher. Dennoch schreibt man in der Katholischen Kirche mehrere alte, braune Madonnenbilder (die Madonna di S. Lucca bei Bologna, die Maria maggiore in Rom, die Arca coeli daselbst, 2) einem Mönch L. zu, welcher im 12. Jahrh. lebte u. dergleichen Bilder verfertigte. Daher gaben auch viele Maler ihren Söhnen den Namen L., wie L. Campiessi, L. Sartarelli, L. Cornelius, L. v. Leyden, L. Cranach u. v. A. 3) St. L., der Ältere, lebte um 800 in Macedonien od. Achaia als Eremit; schr. Predigten; Tag der 27. Juni. 4) St. L. der Jüngere od. Thaumaturgos, Asket aus Griechenland; hütete Anfangs die Schafe, wurde dann Mönch u. Einsiedler u. st. 946 als Wunderthäter. Tag: 7. Febr. Nach ihm ist das reiche, vom Kaiser Romanus Porphyrogenetes gestiftete Kloster St. Lukas bei dem alten Stiria genannt. 5) L. von Tuy (L. Tudensis), geb. zu Leon in Spanien, war Diakon in Tuy in Galicien, machte 1227 eine Reise in das Heilige Land, wurde 1239 Bischof in Tuy u. st. 1250; er schr.: Chronik von Spanien (670–1236), herausgegeben im 4. Bd. von Schotts Hispania illustrata, u. Vita St. Isidori, von welchem Buche ein Theil die Bestreitung der Katharer enthält u. als De altera vita fideique controversiis contra Albingensium errores, Ingolst. 1613 u. ö. 6) Paul, s. Paul Lukas 7). 7) L. von Leyden, bei den Italienern Luca d'Ollanda, u. sonst auch L. Dameß od. Dommeß genannt, geb. 1494 in Leyden, Maler, Kupferstecher u. Formschneider; lernte bei seinem Vater u. stach schon in seinem 9. Jahre Zeichnungen eigener Erfindung in Kupfer. Blätter aus seinem 14. u. 15. Jahre sind ganz vollendet u. hohe Seltenheiten. Nach seines Vaters Tode wurde L. Schüler von Corn. Engelbrechtsen u. im Kupferstechen von Harnassen. Wegen Schwächlichkeitbrachte er die letzten 6 Lebensjahre im Bett zu, aber zeichnete, malte, stach in Kupfer u. schnitt dabei in Holz; er st. 1533. Er bewegt sich in der niederen Sphäre u. übertrieb, manierirt, die Bewegungen u. Verhältnisse seiner Figuren; dennoch ist das Leben u. die Ausführung bis ins Detail bei seinen Figuren bewundernswerth. Er brachte zuerst die Luftperspective in den Kupferstich. Werke: Jüngstes Gericht, auf dem Rathhaus in Leyden; Anbetung der Könige, Gallerie im Haag; Versuchung des St. Antonius, Gallerie in Dresden; Ecce homo, u. Kaiser Maximilian, im Belvedere zu Wien. Von seinen gestochenen Blättern sind 174 bekannt. 8) L. Giordano, s. Giordano.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 603.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: