Elegie

[611] Elegie (v. gr.), lyrische Dichtungsart, welche Simonides durch seine Nänien (Wehklagen) u. Threnen (Trauerlieder), wozu er sich häufig der Distichen (daher Elegischer Vers), bediente, zuerst aufbrachte. Doch fangen schon früher Tyrtäos, Kallinos u. Solon ihre Kriegslieder, Simonides u. A. ihre Gnomen in dieser Versart, Mimnermos u. A. benutzten dieselbe zum Ausdruck zarter Empfindungen; nach dem Muster des Mimnermos u. der Alexandrinischen Dichter wurden auch von römischer Dichtern der Augusteischen Zeit, bes. von Tibullum, Messala, Propertius, Ovidins, Albinovanus solche Lieder gedichtet. Die moderne Ästhetik verbindet mit der E. die antike Vorstellung einer poetischen Darstellung subjectiver Empfindungen, welche sich unter dem Einfluß verständiger Überlegung abgeklärt haben, nur daß sie eine freiere Behandlurg der Form gestattet u. kein bestimmtes Versmaß vorschreibt. Man unterscheidet nach den Gefühlen, welche die E. schildert, sentimentale, didaktische, Erotische E-e u. Der vorherrschend ruhige, ernste, wehmüthige Charakter der E. bedingt ein einfaches Versgefüge. Das trochäische Maß wurde von Hölty u. Matthison am liebsten zur sentimentalen E. angewandt; der leichtere Jambus in fünffüßigen Versen von spätern elegischen Dichtern wie Rückert u. Möricke, welche namentlich in der erotischen E. Vorzügliches leisteten; das antike daktylische Maß vorzugsweise von Goethe in den römischen E-n u. von Schiller in seiner didaktischen E. der Spaziergang.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 611.
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