Elektrisches Chronoskop

[618] Elektrisches Chronoskop, ein Instrument, welches mit Benutzung der mit unermeßlicher Geschwindigkeit sich fortpflanzenden Elektricität sehr kleine Zeiträume zu messen verstattet. Wheatstone hat bereits 1840 die Beschreibung eines E. Ch. mitgetheilt, welches dazu dienen sollte, die Zeit zu messen, innerhalb welcher eine Geschützkugel gewisse Strecken ihrer Bahn durchlaufe. Die Kugel durchbricht am Anfangs- u. Endpunkte der Strecke zwei Drathnetze, welche mit den Polen einer galvanischen Batterie u. mit einem Elektromagneten so verbunden sind, daß im Augenblick, wo das erste Netz erreicht wird, die Kette geschlossen, u. wo das zweite durchbrochen wird, die Kette wieder geöffnet wird; in Folge dieses Schlusses zieht der Elektromagnet einen Anker an u. ein an demselben befestigter Stift verzeichnet auf einem rotirenden Cylinder eine Spirale, an deren Länge man die Zwischenzeit abmessen kann. Da zur Erregung u. Zerstörung des Magnetismus immer ein merklicher Bruchtheil der Zeit verwendet wird, so suchte Siemens das E. Ch. vom Magnetismus unabhängig zu machen u. traf die Einrichtung, daß der elektrische Funke das Zeichen gebe. Ein mit gleichmäßiger Geschwindigkeit rotirender polirter Metallcylinder stand mit der äußeren Belegung einer geladenen Leydner Flasche in leitender Verbindung, ein ihm gegenüberstehender Metallstift aber wurde mit der innern Belegung verbunden, sobald die Kugel an der ersten Station anlangte, so daß in diesem Moment ein Funke auf den Cylinder übersprang u. hier einen deutlichen Punkt verzeichnete. Eine gleiche Vorrichtung mit einer zweiten Flasche an der zweiten Station bewirkte das Überspringen eines zweiten Funkens auf denselben Cylinder, u. aus der Entfernung beider Spuren mißt man die Zwischenzeit.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 618.
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