Epidemie

[795] Epidemie (v. gr.), das ziemlich gleichzeitige Erkranken vieler Personen an der gleichnamigen Krankheit nach u. nach in verschiedenen neben einander gelegenen Orten, Gegenden u. Ländern, u. zwar in Folge eigenthümlicher noch nicht gehörig bekannter Bedingungen, welche man als Epidemische Constitution bezeichnet. Die E-n entstehen entweder durch Ansteckung, durch Übertragung von Kranken auf Gesunde, od. durch Miasma, wobei die Luft als Träger des Ansteckungs- od. Krankheitsstoffes betrachtet wird. Die verschiedenen Arten der E., die man aufstellen könnte, gründen sich wegen mangelnder Einsicht noch nicht auf anatomische u. chemische Eigenthümlichkeiten des Wesens herrschender E., u. somit ist eigentlich nur die auf die geographische Verbreitung gegründete Eintheilung von Werth. Manche der Epidemischen Krankheiten sind an ihrem Ausgangsorte endemisch (d.h. herrschen in dieser Gegend. Jahr aus Jahr ein), werden aber eben dadurch, daß sie zu Ländern von der verschiedenartigsten Boden- u. Temperaturbeschaffenheit fortschreiten, zur E. (wie die Cholera, Pest). Oft folgen sie nachweisbar dem Zuge von Menschen u. sogar von Waaren, scheinen sich in ihrem Gange aufhalten zu lassen durch Sperrmaßregeln, u. ihr Miasma kann oft unwirksam gemacht werden durch chemische Mittel, Räucherungen u. Waschungen. Sie hängen zum Theil mit dem Wechsel der Jahreszeiten zusammen u. erscheinen dann als Jahres-E-en; andre kehren zu unbestimmten Zeiten wieder, od. verbreiten sich auch (wie die Influenza, Cholera etc.) über große Länderstriche in einer bestimmten Richtung der Himmelsgegend. Meist erheischen sie ein überein stimmendes Heilverfahren. Auch einzeln unterlaufende Krankheiten nehmen zuweilen zur Zeit einer E. den epidemischen Charakter an. Die Lehre von den E-en heißt Epidemiologie.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 795.
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