Jung

[180] Jung, 1) Joachim, geb. 1587 in Lübeck; wurde 1624 Professor der Mathematik in Rostock u. st. 1657 als Rector des Johanneums in Hamburg; er schr.: Doxoscopiae physicae minores, Hamb. 1562; Isagoge phytoscopica, ebd. 1678; Opuscula botanico-physica, Kob. 1741; er ist Schöpfer der botanischen Kunstsprache, welche später Linné vervollkommnete; vgl. Guhrauer, Joachim J. u. sein Zeitalter, Stuttg. 1851. 2) Johann Heinrich, geb. 1715 in Osnabrück; wurde Instructor des Prinzen von Wales, Professor der Rechte u. Geschichte in Rotterdam u. st. 1799 als Hof- u. Consistorialrath u. Historiograph in Hannover. Er schr.: Hist. antiquissima comitatus benthemiensis, Hannov. 1773; Origines Guelf., ebd. 1780, 5 Bde., Fol.; De reliq ulis et profanis et sacris, ebd. 1783, 4. Ausg. (deutsch im Auszuge von J. A. C. Thon, 1784). 3) Joh. Heinr. J., genannt Stilling, geb. 12. Dec. 1740 zu Im-Grund im Nassauischen, von armen Eltern; war Anfangs Kohlenbrenner, dann Schneider u. Schullehrer, studirte in Strasburg Medicin, wo er Umgang mit Goethe hatte, wurde Arzt in Elberfeld, 1778 Professor an der Cameralschule in Lautern, 1787 Professor der Cameralwissenschaften in Marburg, 1803 in Heidelberg u. st. 2. April 1817 in Karlsruhe als badischer Geheimer Rath. Er wirkte bes. wohlthätig als Augenarzt u. schr.: Lehrbuch der Forstwissenschaft, Manh. 1781 f., 2 Bde, 2. Aufl. 1787; Lehrbuch der Fabrikwissenschaft, Nürnb. 1785, 2. Aufl. 1794; Lehrbuch der Handlungswissenschaft, Lpz. 1785, 2. Aufl. 1799; Lehrbuch der Staatspolizeiwissenschaft, ebd. 1788; Lehrbuch der Finanzwissenschaft, ebd. 1789. Außerdem schr. er, durch seine Schicksale zu pietistischen Ansichten geleitet, Mehreres in diesem Sinne als Heinrich Stilling u. gab so heraus: Heinr. Stillings Jugend, Jünglings- u. Wanderjahre, Berl. 1777, 3 Bde.; Autobiographie, ebd. 1777–89, 5 Thle., u.a. ebd. 1806, 6. Theil Heidelb. 1817, im Auszug ebd. 1817; Geschichte des Herrn von Morgenthau, Berl. 1779, 2 Bde.; Geschichte Florentins von Fahlendorn, ebd. 1781, 3 Bde.; Leben der Theodore von Linden, ebd. 1783, 2 Bde.; Das Heimweh, Marb. 1794, 5 Bde.; Theobald od. der Schwärmer, Lpz. 1797, 2 Bde.; u. m. a., bes. aber Scenen aus dem Geisterreich, Frkf. 1817, 2 Bde.; Siegesfeier, eine Scene aus dem Geisterreiche, ebd. 1817, 2 Bde.; Chrysäon od. Das goldene Zeitalter, Nürnb. 1819; Erzählungen, Frkf. 1814–15, 3 Bde.; Verklärung, Nürnb. 1821; Gedichte, nach seinem Tode herausgegeben von W. C. Schwarz, Frkf. 1821. Unter seinem Namen erschienen: Der graue Mann, Volksschrift, Nürnb. 1795–1816; Theorie der Geisterkunde, ebd. 1808; Apologie der Theorie der Geisterkunde, ebd. 1809, worin nicht nur die Wirklichkeit der Geistererscheinungen behauptet, sondern diese sogar in theosophisch-mystischem Sinn erklärt wurden. Sämmtliche Schriften, Stuttg. 1835 ff., 8 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 180.
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