Pfeifen

[939] Pfeifen, 1) Hervorbringen eines Tones, in Art von Pfeisinstrumenten, durch einfache Verengung der Lippen. Blos der Mensch ist hierzu durch die Bildsamkeit u. Feinheit seiner Lippen organisirt Indem durch schwächere od. stärkere Zusammenziehung beider Lippen in der Mitte eine größere od. geringere Öffnung bleibt, wird ein tieferer od. höherer Ton innerhalb der Scale einer Octave u. darüber hervorgebracht. Durch Übung gelangen Personen mit gutem musikalischen Gehör bald dahin, diese Töne rein u. mit mehrer u. minderer Stärke hervorzubringen; doch bekommt der Ton nie einen so gefälligen Klang, daß das P. zu einer eigentlichen musikalischen Begleitung, wie ein Blaseinstrument, benutzt werden könnte. Nicht nur durch Ausstoßen, sondern auch durch Einziehen der Luft kann ein P. bewirkt werden, doch in letzterem Falle nicht mit voller Stärke. Durch Verlust der Vorderzähne geht das Vermögen dazu mehr od. minder verloren. Durch Ansetzen gespannter u. harter Körper an die Lippen u.a. Kunstmittel kann der Schall dabei sehr verstärkt werden. 2) Athemholen mit einem pfeifenden Tone; daher bei Pferden, so v.w. Hartschlächtigkeit; 3) von Vögeln (auch der Fischotter u. mehrern Mäusearten) einen ähnlichen Ton hervorbringen, welcher aber hier in der Brust od. der Kehle sich bildet; auch 41 von leblosen Dingen, unter Umständen, wie von Wind, wenn er durch enge Öffnungen hindurchgeht, od. von Kugeln, durch die Schnelligkeit, mit welcher sie die Luft durchschneiden, einen ähnlichen Ton wie das P. der menschlichen Lippen hervorbringen; 5) durch einen scharfen Ton ein Zeichen geben; 6) eine Art des Veredelns der Bäume; man löst von einem Zweige, in welchem sich ein Auge befindet, die Schale rund herum ab u. legt diese Röhre (Pfeife) um einen anderen Zweig, 4) von dem man die Schale eben so weit abgelöst hat; wird bes. bei der Orangerie angewandt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 939.
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