Predigtkrankheit

[472] Predigtkrankheit (Rufende Stimme), eine eigenthümliche, krankhaft-religiöse Erscheinung, welche sich seit Anfang 1842 in mehren Kirchspielen der Provinz Småland in Schweden, namentlich bei jungen Leuten, bes. bei Mädchen, zeigte u. in Verbindung mit andern auffallenden Symptomen darin bestand, daß die Befallenen mit lauter Stimme, oft in langer zusammenhängender Rede, zur Buße u. Bekehrung riefen. Der Inhalt der Reden, die oft regelmäßig, am heftigsten bei Namhaftmachung einer Sünde, eintraten, hatte mit Weissagungen über die letzten Dinge, über das Weltgericht u. mit chiliastischen Lehren zu thun u. dieselben fanden eine Zeit lang viel Beifall. Die Regierung suchte die Erscheinung vergebens zu unterdrücken, brachte die Leidenden in Krankenhäuser u. drohte mit Strafen, doch hat sich diese Richtung später andern Secten zugewendet. Die P. war eine dem Fanatismus der Geißler (s.d. 3) ähnliche ansteckende Krankheit; vgl. Läsare 1). Vgl. Ropande rösterna eller den så kalled Predikosjukan i Småland, Stockh. 1843 (deutsch Lpz. 1843).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 472.
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