Theophilanthropen

[488] Theophilanthropen (Theanthropophiler. i. Gottes- u. Menschenfreunde), deistische Religionsgesellschaft in Frankreich, welche sich Ende 1796 in Paris durch fünf zusammentretende Familienväter (Chemin, Mareau, Janes, Hang, Mandar) zur Erhaltung der Religion bildete u. bereits 1797 eine große Anzahl Mitglieder zählte. An ihrer Spitze stand Réveillère Lepaux; sie glaubten an Gott u. die Unsterblichkeit der Seele; beim Gottesdienst wurde gebetet, Hymnen gesungen u. patriotische u. moralische Reden gehalten; ihre Taufe, eine symbolische Darstellung des Kindes vor Gott, war nur eine von Eltern u. Pathen verrichtete Ceremonie; durch die Confirmation wurde man in die Gesellschaft aufgenommen; der Jugendunterricht galt als heilige Sache, doch sollte die religiöse Instruction nicht vor dem neunten Jahre beginnen; die Copulation war eine symbolische Verbindung des Brautpaares durch Ringe, durch die Einigkeitsmünze u. durch Bänder. Die Vorsteher, welche statt der Priester galten, trugen keine Amtstracht, nur dem Liturgen war ein weißer Talar empfohlen; Vorrechte u. Einkünfte hatten sie nicht; Einnahme u. Vertheilen des Almosens an Arme hatte ein besonderer Schatzmeister zu besorgen. Das Directorium räumte ihnen 10 Pfarrkirchen in Paris ein; auch in manchen Provinzialstädten fand die Gesellschaft Gleichgesinnte, im Auslande nicht. Nach dem Concordat von 1802 u. dem Verbot der Consuln sich ferner noch in den Kirchen zu versammeln, erlosch der Verein. Vgl. Manuel des Théophilanthropes, 1796 (deutsch von Friedel, Mainz 1798); Le culte des Th., Basel 2. A. 1797–99,4 St.; Gregoire, Geschichte des Theophilanthropismus, Hannov. 1806.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 488.
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