Magdeburg-Köthen-Halle-Leipziger Eisenbahn

[241] Magdeburg-Köthen-Halle-Leipziger Eisenbahn, teils in Preußen, teils in Sachsen und Anhalt gelegene Eisenbahn, ehemals Privatbahn mit dem Sitz der Gesellschaft in Magdeburg, seit 1872 in Verwaltung und Betrieb der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn, seit 1879 ein Bestandteil des preußischen Staatseisenbahnnetzes. Die M. umfaßte die Strecken Magdeburg-Leipzig (119∙33 km), Schönebeck-Staßfurt-Lödderburg (30∙1 km) und Halle-Nordhausen-Kassel (218∙18 km).

Die M. erhielt für die Stammbahn Magdeburg-Leipzig unterm 13. November 1837 die preußische Konzession. Das im Königreich Sachsen gelegene, von der Leipzig-Dresdener Eisenbahn gebaute Stück wurde nach einem Vertrag vom 30. Dezember 1837 an die M. verpachtet, am 1. Januar 1875 erwarb die M. das Eigentum. Von der herzoglich anhaltischen Regierung erhielt die M. am 29. September 1840 die Konzession. Die 1840 eröffnete Bahn ist nicht nur eine der ältesten preußischen und deutschen Eisenbahnen; sie wird vielmehr mit Recht auch als die erste Eisenbahn der Welt bezeichnet, die die Grenzen verschiedener Staaten überschritten hat, demnach als die erste internationale Eisenbahn. Sie verdankt ihr Zustandekommen hauptsächlich der Tätigkeit des Oberbürgermeisters von Magdeburg, Geheimen Regierungsrates A. W. Francke. Die von diesem zusammen mit dem Chef des preußischen Handelsdepartements Rother ausgearbeiteten Konzessionsbestimmungen bilden eine der wichtigsten Grundlagen des preußischen Eisenbahngesetzes vom 3. November 1838. Die M. lieferte glänzende finanzielle Erträge. Schon für das Jahr 1840 gelangte eine Dividende von 4% zur Verteilung; 1843 und die folgenden Jahre stieg sie auf 10% und später bis auf 24%.

Mit Konzession vom Jahre 1856 baute die M. die Zweiglinie von Schönebeck über Staßfurt nach Lödderburg, ferner in den Jahren 1865–1872 die Bahn von Halle nach Kassel und die 1869 eröffnete Strecke Nordhausen-Nüxei.

Da die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn der M. große Konkurrenz machte, kam ein Vertrag zu stande, mit dem letztere der ersteren 1872 Verwaltung und Betrieb auf ihren gesamten Linien gegen eine 14%ige Dividende ihrer Stammaktien überließ.

Am 1. Juni 1876 gingen die Halle-Casseler Zweigbahn und die Linie Nordhausen-Nüxei in den Besitz des preußischen Staates über. Der Kaufpreis für erstere belief sich auf 39 Mill. M., für Nordhausen-Nüxei wurden die Anlagekosten ohne Betriebsmittel mit 3,095.486 M. bezahlt.[241]

In demselben Jahre ging die Stammstrecke Magdeburg-Leipzig nebst der Zweiglinie Schönebeck-Lödderburg in den Besitz der Magdeburg-Halberstädter Gesellschaft über.

Literatur: S. bei Magdeburg-Halberstadt, ferner v. der Leyen, Die Entstehung der Magdeburg-Leipziger Bahn im Arch. f. Ebw. 1880, S. 217 u. ff.

v. der Leyen.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 241-242.
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