Große, Henning

[337] Große, H. Henning Große, der letzte große Verleger Leipzigs im 16. Jahrhundert, war am 14. 8. 1553 in Halberstadt geboren und kaufte 1575 die von Konrad König in Leipzig hinterlassene Buchhandlung. Unterstützt durch ein kursächsisches Generalprivilegium begann er 1581 seine Verlagsthätigkeit, die zwar dadurch unterbrochen wurde, daß er, in die kryptocalvinistischen Wirren verwickelt, Leipzig auf einige Zeit verlassen mußte. Von 1595 ab gab er, teils allein, teils in Gemeinschaft mit seinem Sohne Friedrich Große nach dem Muster des in Frankfurt erscheinenden, einen Leipziger Meßkatalog heraus. Ueber die Anfänge desselben sei Folgendes erwähnt. Angeblich um seinen Kundenkreis besser befriedigen zu können, hatte Große 1595 aus den verschiedenen Frankfurter Katalogen einen einzigen zusammengestellt; diesem Unternehmen erwuchs 1598 eine Konkurrenz durch Abraham Lamberg in Frankfurt a. M., der sich ebenfalls ein sächsisches Privilegium zu verschaffen gewußt hatte und auf Grund desselben nun Henning Großes Sohn Friedrich, unter dessen Firma der Leipziger Katalog erschien, wegen Nachdrucks verklagte. Trotz Großes moralischem Vorzugsrechte, – er besaß seit 1581, wie oben bemerkt, ein Generalprivilegium – wurde ihm doch bei hoher Strafe verboten, den Druck und Vertrieb seines Kataloges weiter zu betreiben. Um dieses Verbot zu umgehen, veranstaltete Große, angeblich als Fortsetzung des ersterwähnten Frankfurter Unternehmens »Collectio in unum corpus« einen »Elenchus« aller seit 1593-1600 erschienenen Bücher, für welchen er auch ein kursächsisches Spezialprivilegium erhielt. Sechs Meßkataloge erschienen nun unter dem Titel »Continuationes Elenchi«, die Große der Sicherheit halber zuerst in seiner in Eisleben angelegten Druckerei herstellen ließ. Lambergs Protest fruchtete nichts und nach wiederholtem Prozessieren einigten sich die Parteien dahin, daß Große den selbständigen Druck seiner Continuationes aufgab, Lamberg eine 15jährige Verlängerung seines Privilegiums erhielt und nun den Meßkatalog sowohl für sich als für Große druckte, jeder aber seine Exemplare mit eigener Firma erhielt und vertrieb. Nach dem Erlöschen von Lambergs Privilegium blieben Große und seine Nachfolger in unbestrittenem und ungestörtem Besitz des Meßkatalogs.

1759 erwarb Philipp Erasmus Reich (Besitzer der Weidmannschen Buchhandlung in Leipzig) von der Großeschen Buchhandlung den Leipziger Meßkatalog, der bis zum Erscheinen der Hinrichsschen Kataloge eine hervorragende Bedeutung und großen Absatz hatte, und aus dem Reich einen nicht unbedeutenden Gewinn[337] zog. Der Meßkatalog ist bis zum Jahre 1850 bei Weidmann erschienen und dann an Georg Wigand in Leipzig übergegangen. 1851 verkaufte ihn Wigand an Avenarius & Mendelssohn, die ihn unter der Firma Expedition des Meßkatalogs fortführten (vergl. hierüber Artikel Avenarius).

Neben seiner Eislebener Druckerei errichtete Große 1604 eine solche in Leipzig. Er starb im November 1621; die Firma seines Sohnes Friedrich erscheint selbständig von 1600-1620. Eine Reihe von Assoziationen (vergl. darüber Kapp, Buchhandel Seite 159/60) kommen schon zu Lebzeiten Großes des Aelteren vor und verdichten sich später immer mehr. 1637 ging die Buchdruckerei im Erbgang auf Friedrich Lanckisch [Langkisch] über.

Quellen: Kirchhoff, Anfänge des Leipziger Meßkatalogs; Kapp, Buchhandel; Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 337-338.
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