Böse (der)

1. Bei Bösen wird man böse.Seybold, 78.


2. Böse stecken an wie eine böse Seuche.Schulze, 30.

Frz.: Le remède contre le méchant, est de fuir le plus loin qu'on peut.


3. Böse vnd fromme sehen gen Himmel, doch kommen die bösen nit drein.Lehmann, 99, 30.


4. Dem Bösen je zu Theile ward, was jemand für den Frommen spart.


5. Den Bösen ärgert das Glück der Guten.

Dän.: De onde deres had lider ey de fromme deres lykke. (Prov. dan., 436.)


6. Der Böse ändert wol den Ort, aber nicht den Sinn.


7. Der Böse flieht, wann ihn schon niemand jagt.

Lat.: Mali semper timent. – Qui sceptra dura saevus imperio regit, timet timentes, metus in autorem redit. (Sutor, 991.)


8. Der Böse ist am schlimmsten, so er fromm sein will.Eiselein, 89.

Dän.: Naar den onde vil synes god, da er han værst af alle. (Prov. dan., 435.)


9. Der Böse ist ein Kieselstein, je mehr man darauf schlägt, je mehr Feuer gibt er.


10. Der Böse ist eine Kohle, sie brennt oder schwärzt.


11. Der Böse scheut das Licht wie der Teufel das Kreuz.Schulze, 242; Körte, 689.

Dän.: Den onde skyer lyset som fanden korset. (Prov. dan., 436.)

Holl.: Die quade schuwet dat licht als die duvel dat cruce.

Lat.: Demon ipse crucem fugit ut malus undique lucem. (Fallersleben, 209.)


12. Der Bösen Freud' wird ihnen Leid.Körte, 693.


13. Der Bösen Freude ist der Guten Herzeleid.


14. Der Bösen Misfallen ist ein schönes Lob. Körte, 692.


15. Der Bösen Tod ist der Frommen Gnade.


16. Der Bösen Wohlstand ist der Frommen Jammer.Simrock, 1240.


17. Der Böss ist nimmer bösser, dann so er sich fromb stellet.Lehmann, II, 61, 89; Körte, 690; Gaal, 230; Simrock, 1228.

Lat.: Simulata probitas, duplex nequitia.

Ung.: Akkor legroszszabb a' rosz, midőn magát jónak tetteti. (Gaal, 230.)


18. Der Böss ist wie ein Fusseysen, man werff ihn (wie jhr) wie man wol, so thut er schaden. Lehmann, 97, 2.


19. Der Böss ist wie ein Hundswadel; so lange man den in Händen hat, ist er gerade, lässt man jhn auss der Hand, so ist er krumb, wie seine Art ist.Lehmann, 101, 63.


20. Der Böss ist wie ein Klette, die Stacheln stehen allzeit über sich.Lehmann, 97, 3.


21. Des Bösen (des Teufels) sind wir ledig, die Bösen sind geblieben.


22. Des Bösen Wohlstand ist der Frommen Jammer.


23. Die Bösen fürchten sich vor den Geistern.

Lat.: Crimina quisquis agit tremebundo pectore vivit. – Degeneres animos timor arguit.

24. Die bösen haben auch zuweilen rew.Henisch, 463.


25. Die Bösen nehmen Esau's, den Frommen bleibt Jakob's Segen.


26. Die Bösen scheuen das Licht.

Frz.: Celui qui pèche, fuit la lumière.


27. Ein böser hat ob dem andern ein freud. Franck. I, 47a.


[439] 28. Ein böser muss ein ärgern haben.Lehmann, 100, 45.


29. Einen Bösen muss man nicht loben des Reichthums wegen.Lehmann, II, 375, 110.


30. Es hat offt ein böser einem guten geholffen. Sutor, 77.

Lat.: Submergens navis relevatur in aequore pravis.


31. Man darff die bösen die schalckheit nicht lehren, sie wissen's vorhin.Henisch, 464.


32. Man muss den bösen weeren mit harter straff, vnd mit ernsten schlegen, die man fület. Agricola II, 258.


33. Unter Bösen leben müssen ist die rechte Landesverweisung.


34. Was man einem Bösen guts thut, ist nicht angelegt.

Lat.: Malus si quid bene facias, id beneficium interit. (Seybold, 296.)


35. Wenn der Böse Böses thut, so thut er, was er kann.


36. Was mit Bösen angefangen, kann kein gutes End' erlangen.


37. Wenn der Böse schläft, so wiegt ihn der Teufel.

Frz.: Quand le François dort, le diable le berce.


38. Wer dem Bösen gibt die Hand, pflanzt seine Bäume in den Sand.


39. Wer dem Bösen Gutes thut, hat schlimmen Lohn.

Ein hebräisches Sprichwort sagt: Erweise dem Schlimmen nichts Gutes, so wird dir nichts Schlimmes widerfahren. (Reinsberg II, 42.)


40. Wer dem Bösen nur einmal die Thür weist, bei dem klopft er so leicht nicht wieder an.


41. Wer des Bösen schont, schadet dem Frommen.Körte, 691; Winckler, XVI, 68; Simrock, 1241.

Frz.: Peine de vilain, n'est comptée pour rien.

It.: Chi perdona a' tristi, nuoce ai buoni. (Pazzaglia, 274.) – Chi punisce i malfattori fa che gl' altri sian migliori. (Pazzaglia, 300.)

Lat.: Bonis nocet, quisque pepercerit malis. (Publ. Syr.) (Seybold, 56; Philippi, I, 62; Binder II, 354; Sutor, 45.)


42. Wer mit Bösen nichts zu thun haben will, der muss aus der Welt ziehen.1 Kor. 5, 10; Agricola, 714; Schulze, 258.


43. Wer mit Bösen umgeht, wird böse.

Holl.: Die met booze liên verkeert, heeft hun bosheid haast geleerd. (Harrebomée, I, 80.)

It.: Non t' accostar a cattivi per non accrescere il numero di essi.

Lat.: Ad titiones desidere. – Alligare ad omasa. (Bovill, II, 52.) – Malus ipse fies, si malis convixeris. (Seybold, 297.)


*44. Den bösen missfallen, ist das rechte lob. Henisch, 463.

Lat.: Vera ac ficta simul spargebat fama per urbem. (Sutor, 325.)

*45. Der bösen ist das meiste.Henisch, 463.


*46. Der bösen schonen, heist den frommen schaden.Henisch, 463.


[Zusätze und Ergänzungen]

1. »Bei den bösen wirt man böss.« (Nas, 143a.)


zu11.

Böhm.: Zlosti kdo strojí, svĕtla se bojí. (Čelakovský, 35.)

Holl.: De kwade schuwt het licht gelijk de duivel het kruis. (Harrebomée, I, 459b.)


zu18.

Poln.: Kiedy złodzieja wieszają, rad by žeby s nim wszystkich powieszano. – Zly człowiek rad by wszystkich zgubił, gdy sam ginie. (Čelakovský, 33.)


zu28.

Poln.: Złych najbardziéj cnota kole w oczy. (Čelakovský, 35.)


zu39.

Lat.: Malo si quid benefacias, id beneficium interit. (Plautus.) (Philippi, I, 239.)


zu41.

Böhm.: Dobrým škodí, kdo zlým hoví. – Kdo zlosynům promíjí, dobrých ubíjí. (Čelakovský, 35.)

Poln.: Kto złym pobłaža, dobrych uraža. – Sobie szkodzi, kto złego swobodzi. (Čelakovský, 35.)


zu46.

Dän.: Hvo som sparer de onde, forderver de fromms. (Prov. dan., 524.)


47. Böse gibt's am meisten.

Bei Tunnicius (1230): Der quaden is allermeist. (Pravorum numerus maior nunc vivit in orbe.)


48. De Böäsen hilt de leiwe God faste, de Gauen, de wilt nich weg.Schambach, II, 34.

Bekämpft den Aberglauben, die Wiederkehr Verstorbener betreffend.


49. Den Bösen geht es wol auff Erd, als die hie seind auff jhrem Heerd.Henisch, 784, 26.


50. Den Bösen missfallen ist ein lob.Franck, I, 70b.

Lat.: Malos displicere laudari est. (Franck, I, 70b.)


51. Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben.

Aus Goethe's Faust in den Volksmund übergegangen. In der Hexenküche sagt es Mephistopheles.


52. Der Böse hat kein grössern Feind als sich selber.

Lat.: Vitato ut hostem temetipsum, si es malus. (Sailer, Sprüche, 165.)


53. Der Böse kann dem Guten wol drohen, aber er kann ihn nicht schrecken.

Lat.: Minae et metus nihil integrum ortae movent. (Sailer, Sprüche, 104.)


54. Der Böse vertreibt Böses mit Bösem, der Gute durch Gutes.

Lat.: Trudunt malo mali malum, boni bono. (Sailer, Sprüche, 50.)


55. Der Bösen Freundschaft wird nicht alt.

Lat.: Sunt mane amici, vespere aversi mali. (Sailer, Sprüche, 57.)


56. Der Bösen Furcht und der Guten Liebe ist des Lebens schönster Lohn.

Dän.: Lad de onde sa frygte dig at de fromme kand elske dig. (Prov. dan., 205.)


57. Der Bösen glück ist jhr gross vnglück.Lehmann, 344, 36.


58. Des Bösen anschlag gehet nicht fort.Petri, II, 116.


59. Die Bösen dürfen nicht, die Guten mögen nicht.


60. Es kompt auch einmal, dass der Böse dran muss, alsdann hat er aussgebosset.Henisch, 460, 4.


61. Man muss die Bösen bös verlassen, dann schaden sie den Guten nicht.Graf, 337, 322.

Mhd.: Man sal die bose bosliche virliesen, so zu schaden sie den gerechten niet. (Kaiserrecht, II, 2.)


62. Man schont eins bösen offt auff erde, das er von straff nicht erger werde.Loci comm., 164.

Lat.: Vili parcatur, ne uilior efficiatur. (Loci comm., 264.)


63. So man den Bösen bittet, wird er ärger.

Dän.: Naar onde bedes megat, blive de tit vaerre. (Prov. dan., 51.)


64. Thue auch den Bösen Gutes, die Hand wird nicht krumm davon.

Dän.: Gjör es ond godt, hoanden bliver dog ey krum deref. (Prov. dan., 235.)


65. Von Bösen darf man keinen guten Rath erwarten.

Böhm.: Od myslí nepravých nečekej rad zdravých. (Čelakovský, 35.)


[1038] 66. Von Bösen gelobt werden, heisst von Guten getadelt werden.

Dän.: At roses af onde, er saa meget som at roses for en ond gjerning. – At roses af onde er at lastes af gode. (Prov. dan., 480.)


67. Was den Bösen gutes widerfehrt, sich zletst in gross trauern verkehrt.Loci comm., 91.

Lat.: Saepe mali florent, ut post ea gaudia plorent.


68. Wenn ein Böser den Andern führt, fallen sie beide in die Grube.

Böhm.: Zlý a nepravý se vodili, a oba se v jámu svalili. (Čelakovský, 33.)


69. Wer dem Bösen wohlthut, thut ihm unrecht.

Dän.: Fromhed imod de onde er ondskab imod de onde. (Prov. dan., 201.)


70. Wer den Bösen dient, bekommt übeln Lohn.

Holl.: Die de kwadden dient, krijgt kwaden loon. (Harrebomée, I, 459a.)


71. Wer die Bösen straft, stärckt (stützt, unterstützt) die Guten.

Holl.: Die de kwaden straffen, houden de goeden in rust en eer. (Harrebomée, I, 459b.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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