Finke

1. Armer Fink, wie haben sie dich gerupft, sagte der Junge, als er aus der Katechismusstunde kam und eine Fledermaus kleben sah.

Ironische Huldigung solcher Volksschulen, in denen die Jugend über »irdische Dinge« in Unwissenheit bleibt, während ihr Gedächtniss mit unverständlichem Material angefüllt wird.

Holl.: Dat is eene schoone papegaai, zei de boer, en hij zag eene vledermuis op de kruk. (Harrebomée, II, 388.)


2. Besser ein Finke in der Hand als ein Papagai in Ostindien.


3. Besser einen Finken rupfen, als müssig sitzen.

Holl.: Beter een vink geplukt, dan ledig gezeten. (Harrebomée, II, 382.)


4. Ein Finke fliegt selten allein.

Holl.: Een vink vliegt zelden alleen. (Harrebomée, II, 382.)


5. Ein Finke kann mehr als einen Gesang. Scheidemünze, II, 119.


6. Fink hat wieder Samen.

In Schwaben schon im 14. Jahrhundert.


7. Finken fängt man mit Finken.

Holl.: Vinken met vinken vangen. (Harrebomée, II, 382.)


8. Hopla, Finke! sagte der Buer, doa draug'e ne Ule im Koerwe. (Büren.)

Triumph unserer Volksbildung. (S. Fink 1.)


9. Je blinder der Finke, je besser er singt.Scheidemünze, I, 3343.

Holl.: Als de vink blind is, zoo zingt hij best. (Harrebomée, II, 382.)


10. Wenn d' Finka 's Chrüzerli1 singid, denn isch's richtig. (Kurzenberg.) – Tobler, 123.

1) Das eigene frohe Gewirbel des Finkengesangs.


11. Wenn der finck samen hat, begart er, was dem maul wol vnnd dem Seckel wehe thut.Lehmann, 922, 8.


12. Wenn man fincken fangen will, so muss man jhnen erst ein zeitlang körnen.Henisch, 1096.


*13. Die Finken sind ausgeflogen.

Dän.: De finker ere alt udfløine. (Prov. dan., 167.)


*14. Er hat einen Finken gefangen. (Rottenburg.)

Er hat eine frostgeröthete Nase.


*15. Es ist ein seltener Finke.


[Zusätze und Ergänzungen]

16. Der Finken lauter Schlag deutet einen Regentag.Egerbote, 1876, August.


17. Dieser Fink ist eine Kuh werth.Bechstein, Naturgeschichte der Stubenvögel, Halle 1840, S. 200.

Im Thüringer Walde ist ein Fabrikdorf Ruhl, dessen Einwohner so grosse Liebhaber der Finken sind, dass mancher schon für einen guten Schläger eine Kuh hingegeben haben soll; daher das obige Sprichwort in den dortigen Walddörfern nicht selten gehört wird.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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