Fluchen

1. Fluchen bringt kein Vatervnser zusammen. Gruter, III, 38; Lehmann, II, 175, 26.


2. Fluchen hilft nichts, Beten schad't nichts.


3. Fluchen ist nicht gebetet.Gruter, III, 38; Lehmann, II, 175, 26.


4. Fluchen läutet dem Teufel zur Messe.Simrock, 2571; Körte, 1454.


5. Fluchen vnd schnarchen schlägt den Mann nicht.Henisch, 1160; Petri, II, 312.

Dän.: Bande bider ei øie ud, uden næve følger med. (Prov. dan., 45.)


6. Fluchen vnd Wünschen gehet vil in einen Sack.Henisch, 1160.


7. Flucht meinen Schweinen, sagte der Brückelbäcker, denn Flüche machen fett.

Jüd.-deutsch: Brückelches-Bäcker: Flucht mein' Chasseren aach. (Tendlau, 1036.)

Ein Bäcker, der an dem sogenannten Brückelchen in Frankfurt a.M. (einem in die Judengasse daselbst einmündenden Gässchen) wohnte (s. Mann), pflegte, wenn jemand ihm fluchte, in obiger Weise zu antworten.


8. Man kann lange fluchen, ehe man ein Vaterunser beisammen hat (zu Wege bringt). Winckler, IV, 19.


9. Nun wil ich dennoch nicht fluchen, sagt Dambach, do man jn wolt hencken.Latendorf II, 23.


10. »Schockhimmelsackerlotdunnerwärer un ken Enn, Jung, du sasst1 joa nich flöken2.« – »Hol mi de Düwel, Fatter, ick will't ni werrer3 don.« (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 110.

1) Sollst.

2) Fluchen.

3) Wieder.


11. Was du mir fluchest, das bestehe dein (aigenen) halss.Agricola I, 489; II, 183; Lehmann, II, 833, 121; Latendorf, 101 u. 173.

Holl.: Wat gij mij vloekt, dat gaat uwen hals aan. (Camaen, 65.)


[1080] 12. Wem man flucht, dem kein schad geschiht. Henisch, 1160.


13. Wer flucht, betet zum Teufel.Scheidemünze, I, 2564.

14. Wer flucht ohn Noth, vnd Schwert (schwört) in frembd Gehege fehrt, vnd falsch ding hoch bewehrt, vnd vnrecht Gut begert, vnd sich auff seinem Herd mit bösen Leuten nehrt, der ist nicht Ehren werth.Petri, II, 708.


15. Wer gern flucht, der wirdt verflucht.Henisch, 1513.


16. Wer nicht fluchen vnd martern kan, der dient zu keinem Kriegssmann.Henisch, 1160.


*17. Auff gut Landsknechtisch fluchen.Mathesy, 176b; Heshusius, CCXIVa.


*18. Er flucht alle Sterne vom Himmel herab. (Nürtingen.)


*19. Er flucht, dass sich die Erde aufthun möchte.


*20. Er flucht dem Teufel ein Bein aus dem Ars und das linke Ohr vom Kopf.Fischart.


*21. Er flucht mehr, als er betet. (Rottenburg.)


*22. Er flucht wie ein Heide (Türke).


*23. Er flucht wie ein Kärrner, der im Kothe steckt.

Frz.: Il jure à faire trembler. – Il jure comme un charretier, comme un charretier embourbé.

*24. Er flucht wie ein polnischer Jude. (Troppau.)


*25. Er flucht wie ein Schweizer.


*26. Er flucht wie ne Mühlicherrer. (Luzern.)


*27. Fluchen vnd schweren wie die Türcken vnd Landssknecht.Mathesy, 145b.


*28. Heute will ich nicht fluchen; aber morgen sollst du die tausend schwere Noth kriegen.


*29. Ich wollte ihm fluchen, aber ich sah die Mauer sich über ihm neigen.Burckhardt, 178.

Es wäre überflüssig, Personen zu beschimpfen, die schon allgemein verachtet sind.


30. Sie fluchte jhm gantze Stattgraben voll auf den Hals.Schuppius, Trakt.


[Zusätze und Ergänzungen]

31. Fluchen ist sein einziger Trost, sagte der Bediente, als sich ein Bekannter nach seinem Herrn erkundigte, der an der Gicht darniederlag.


32. Fluchen lernt sich leichter als Lesen.Aus dem Leben, Zwickau 1851, S. 86.


*33. Er flucht, als wenn der Teuffel die Helle angezündet hette.Herberger, Ib, 609.


*34. Fluchen wie ein Dragoner.Langbein, Werke, 29. Bd.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon