1. Der schadet nicht, der wider seinen Willen schadet.
Mhd.: Wan niemen kan geschaden, swer für guot hât swaz er tuot. (Singenberg.) (Zingerle, 128.)
Frz.: Celui-là ne nuit point qui nuit contre sa volonté. (Kritzinger, 482b.)
2. Der schadet sich, der sich selber betrügt.
Bei Tunnicius (927): Schädelik is de, de sik sulven bedrücht. (Perniciosa nimis res a se fallier ipso.)
3. Es schadet nichts, sagte der Schneider, als er die Hosen verschnitten; nur neu Tuch her. – Simrock, 9147; Hoefer, 946; Körte, 5376.
4. Es schadt nicht, wann die hund bellen, wann sie nur nit beissen. – Franck, I, 78b; Gruter, I, 37; Petri, II, 296; Henisch, 275, 30; Lehmann, 135, 13 u. 700, 36; Suringar, XXXIV, 6.
5. Jü, dat schad't dem Schelm nix, segt de Schriver, wenn de Bûr Släg krigt. (S. ⇒ Schön.) – Hoefer, 953.
6. Man schadet sich oft selbst.
Schwed.: Man skymmer sig ofta sjelf. – Man taar sig ofta sjelf til skada. (Grubb, 552.)
7. No schadt nicht; up enen Schlag geft der Bûer de Dochter nich furt, sagte der Zimmermann, als er einen Keil einsetzen wollte, welcher bei dem Schlage wieder herausprallte. (Magdeburg.) – Hoefer, 1150.
8. Schaden kann jeder, aber nicht jeder nützen. – Simrock, 8794; Braun, I, 3781.
9. Schad't nuscht, brad man Mutterke, brad; wenn 't ock e Bruck öss, et öss doch wat Gesottnet. (Ostpreuss.)
10. Schadt's nix – batt's nix. – Tendlau, 511.
Infolge Zusammenziehung der Anfangsbuchstaben (jüdisch-deutsch): Schan ban. Wenn es nicht schadet, so nützt es auch nichts. Baten, batten, für helfen, nützen.
11. Was einem schadet, das nützt dem andern.
Frz.: Ce qui nuit à l'un, nuit à l'autre. (Bohn I, 11; Cahier, 1172; Kritzinger, 482b.)
It.: Il danno dell' uno fa pro all' altro.
12. Was schadet dann ein solches ding, das keinem menschen schaden bringt.
Lat.: Quod nihil et nulli nocet, utique non nocet ulli. (Loci comm., 37.)
13. Was schadet ein gutes Wort, darf man es doch nicht kaufen.
14. Was schadt ein gut wort auss eim falschen hertzen. – Franck, I, 80b; Gruter, III, 100; Petri, III, 12.
15. Was schadt einem die Narrenweis, wann sie einen nur speist. – Gruter, III, 100.
16. Was schadt einem reichen Mann ein Aug. – Petri, III, 12.
17. Was schadt es, das nicht schadet. – Lehmann, II, 836, 166.
18. Was schadt versuchens. – Franck, I, 145.
[52] 19. Was schadt's, der Klerus hat's.
So sagte man in Wien Anfang 1869, als zum funfzigjährigen Priesterjubiläum des Papstes überall kostspielige Geschenke vorbereitet wurden, meist im Werthe von mehrern tausend Thalern.
20. Was schadt's, i thu 's eine weg.
21. Was schadet's, wenn sich der Kahlkopf kämmt! – Körte, 3252.
22. Wem schadt mein Unglück!
Vom 30. Jan. 1600 in Kranen's Stammbuch.
23. Wenn man einem schaden will, findet man leicht eine Ursache.
24. Wer andern schaden will, mit reden flicket vil. – Henisch, 1145, 15.
25. Wer andern schadet im Leben, dem wird selber nicht vergeben.
Er muss diese Schuld früher oder später büssen.
26. Wer andern schadet, schadet sich selbst.
27. Wer einem schadet, kann auch einem andern schaden.
Lat.: Multis minatur, qui uni injuriam facit. (Philippi, II, 263.)
28. Wer nicht schaden kann, bringt gern eine Drohung an.
Böhm.: Kdo škoditi nemůž, hrozí. (Čelakovsky, 369.)
29. Wer nicht schaden wollte, ist frei von Schuld.
Lat.: Haud est nocens, quicunque non sponte est nocens. (Philippi, I, 174.)
30. Wer schaden kann, kann oft auch nützen.
Lat.: Laedere qui potuit, prodesse aliquando valebit. (Cato.) (Binder I, 845; II, 1619; Philippi, I, 219.)
31. Wer schadet, dem muss man wieder schaden. – Graf, 338, 327; Klingen, 188.
Grundsatz des Wiedervergeltungsrechts (Jus talionis).
32. Wer sich selbst schadet, mag sich selbst beklagen. – Simrock, 8803.
It.: Chi così vuole, così abbia. (Gaal, 1748.)
33. Wer uns nicht schadet, ist nicht unser Feind.
Dän.: Den er ei fiinde som ei giør skade. (Prov. dan., 165.)
*34. Dem könnt's nischt schoden, wenn a monchmol müsste oa de Nalke riechen! (Oberlausitz.)
Wenn einer dem andern etwas Uebles gönnt.
*35. Wat dat wol schadt. (Ostfries.) – Hauskalender, III.
36. Was schadt's, wenn man's versuchen thut. – Schade, Satiren, I, 75, 259.
37. Wer sich selbst schadet, wem soll der nützen?
Böhm.: Kdo sobĕ zlý, komu dobrý? (Čelakovský, 32.)
Frz.: A nul ne peut être ami, qui de soi-même est ennemi. (Čelakovský, 32.)
Kroat.: Koji je sebi zločest, komu bude dober? (Čelakovský, 32.)
Lat.: Qui sibi malus, cui bonus? (Čelakovský, 32.)
Poln.: Kto komu lepszym, gdy sobie zły? (Čelakovský, 32.)
Buchempfehlung
Albert Brachvogel zeichnet in seinem Trauerspiel den Weg des schönen Sohnes des Flussgottes nach, der von beiden Geschlechtern umworben und begehrt wird, doch in seiner Selbstliebe allein seinem Spiegelbild verfällt.
68 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro