Cap

[378] Cap und Capo werden mehre Vorgebirge an der Meeresküste genannt, das Cap der guten Hoffnung aber oder das Capland heißt vorzugsweise der südlichste Theil Afrikas, soweit Europäer sich daselbst niedergelassen haben. Es wurde 1486 von dem Portugiesen Bartolomeo Diaz entdeckt, allein die Portugiesen legten nie eine Niederlassung dort an, was erst um 1610 durch die Holländer geschah, welche die Wichtigkeit dieser Besitzung erkannten, die den nach Ostindien fahrenden Schiffen einen sehr passenden Landungsplatz gewährt, wo sie sich mit frischen Lebensmitteln und andern Bedürfnissen versehen können. Nachdem schon 1795 die Engländer sich der Colonie bemächtigt, sie aber im Frieden von Amiens 1803 wieder abgetreten hatten, eroberten sie dieselbe 1806 zum zweiten Male und sind seitdem im Besitz derselben geblieben, die Colonie aber hat unter der engl. Regierung an Ausdehnung und besserer Einrichtung viel gewonnen und noch 1834 nach einem Kriege mit den Kaffern einen großen Zuwachs an Land erhalten.

Die Grenze des über 6000 ! M. großen Gebiets bildet nordwestl. der Koussiefluß, im O. gegen das Kaffernland der Keiskamma und das eigentliche Cap ist die südwestl. Spitze desselben. Von der Südküste steigt das Land terrassenförmig zu den Hochebenen des Innern auf, indem drei von W. nach O. streichende Hauptgebirgszüge gleichsam als drei dahin führende hohe Stufen zu betrachten sind. Die südl. Kette heißt die Zwarte (schwarzen) Berge, erhebt sich wie eine steile Mauer und hat nur wenig zu Übergängen geeignete Punkte; zwischen dieser und der folgenden Kette, den Nieuweveldsbergen, die sich östl. an die Sneeuwberge (Schneeberge) anschließen, zieht sich die fast 1000 ! M. große Steppe Karroo hin, wo im Sommer von der Sonnenglut aller Pflanzenwuchs erstirbt und der Boden steinhart wird, dennoch aber gleich nach der Regenzeit, freilich nur auf wenige Wochen, mit dem üppigsten Grün bedeckt ist und als Weideland benutzt wird. Hinter jener zweiten Bergkette befindet man sich auf einer Hochebene, welche nördl. von der dritten Kette, den Karroobergen, begrenzt wird, die aber bereits außerhalb der Colonie liegt, deren zwei größte Flüsse im W. der Elefanten., im O. der große Fischfluß sind. Der Boden ist überall fruchtbar, wo es an Bewässerung nicht fehlt, was vorzüglich in den Küstengegenden nicht der Fall ist, daher dort auch der Anbau allgemein verbreitet ist. Das Land liegt zwar in der südl. gemäßigten Zone, aber doch der heißen so nahe, daß es nur zwei Jahreszeiten, eine trockene und eine Regenzeit, gibt, welche letztere vom Mai bis Sept. dauert und von Stürmen und heftigen Gewittern begleitet ist. Von Thieren findet man Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen und starke Hunde, gefleckte Hyänen, Affen, Heerden von Quaggas, Zebras, Antilopen, in den entferntern Gegenden auch Elefanten, Nashörner, Löwen, Panther, Leoparden, Giraffen, Strauße, Flamingos u.s.w. Das Pflanzenreich liefert schöne Blumengewächse, die unter dem Namen der Cap-Pflanzen in unsern Gärten und Gewächshäusern eine ansehnliche Stelle einnehmen; einheimische Fruchtbäume gibt es dagegen gar nicht und diese, alle Getreidearten, Gemüse, sowie der hier erbaute Wein, von welchen der nach dem Landgute Constantia benannte vorzüglich berühmt ist, sind durch Europäer hierher verpflanzt worden. Die 136,000 Einw. sind theils Holländer, Engländer, Deutsche, Franzosen, theils eingeborene Hottentotten und Buschmänner (s.d.). Die Colonisten, die meist einzeln wohnen, treiben Ackerbau und Viehzucht und führen, je näher der Capstadt, ein desto behaglicheres Leben, dagegen die entferntern von den Anfällen der Buschmänner und Kaffern oft zu leiden haben. Hier und da haben in neuerer Zeit die Herrnhuter Hottentottencolonien angelegt, die auch ziemlichen Fortgang haben. Der Hauptort der Colonie, die Capstadt mit 20,000 Einw., wo der Gouverneur seinen Sitz hat, liegt unweit des Caps auf einer Halbinsel, welche von der Tafel- und falschen Bai gebildet wird, an der Tafelbai, die jedoch nur des Sommers einen sichern Hafen gewährt, daher die Schiffe im Winter die falsche Bai aufsuchen. Die Stadt ist regelmäßig gebaut und wird von mehren mit Bäumen eingefaßten Kanälen durchschnitten; südl. davon erhebt sich der sehr schroffe, über 3000 F. hohe Tafelberg, dessen westl. Gipfel der eigentliche Tafelberg ist und diesen Namen von der 3000 F. langen und eine halbe Stunde breiten Fläche hat, die er bildet, während der östl. Gipfel der Teufelsberg heißt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 378.
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