Feldzeichen

Feldzeichen

[22] Feldzeichen sind eigentlich alle im Kriege geführten militairischen Abzeichen, theils um Freund und Feind unterscheiden zu können, theils um die einzelnen Abtheilungen eines und desselben Heeres voneinander auszuzeichnen.

Zu ihnen gehören näher die Cocarden, die Federbüsche, die Schärpen der Offiziere, die Porteépées und die Hutcordons. Jede Nation hat besondere Farben, welche bei den Feldzeichen angebracht werden. Die wichtigsten Feldzeichen sind die Fahnen, die den einzelnen Heeresabtheilungen zum Versammlungszeichen dienen und in einem Stücke Zeuch bestehen, das an eine Stange mit meistens metallener Spitze befestigt ist. Der Ursprung entsprechender Zeichen und zum Theil den unsern sehr ähnlicher Fahnen ist sehr alt. Die röm. Republik hatte statt der Fahnen als Feldzeichen für die Legionen Adler, welche auf Stangen getragen wurden. Einen solchen Adler zeigt die nebenstehende Abbildung. Es ist bekannt, daß Napoleon ähnliche Adler bei seinem Heere neben den Fahnen einführte. Eigentliche Fahnen führten im röm. Heere zuerst die Kaiser ein. Die alten Deutschen führten als Feldzeichen ein an eine Stange befestigtes Band, welches der Herzog (Feldherr) dem Heere vortrug. Nachher kamen die großen Banner (s.d.) auf. Kleinere Fahnen hatten die einzelnen Heerabtheilungen. Seit Kaiser Maximilian I. hatte jede Compagnie der regelmäßig organisirten Lanzenknechte eine eigne Fahne, und hieß davon ein Fähnlein. Jetzt pflegt nur jedes Bataillon eine besondere Fahne zu haben. Diese Fahnen tragen das Wappen des Fürsten, in dessen Dienste das Heer steht, sowie die Nationalfarben, und sind zuweilen mit Inschriften versehen. Die Fahne ist der Gegenstand der größten Ehrfurcht und Anhänglichkeit der Soldaten, sowie das Senken der Fahne, welches nur vor dem Fürsten oder dessen Stellvertreter geschieht, die größte militairische Ehrenbezeugung ist. Bei der Fahne schwört der Soldat den Eid der Treue; seine Fahne verlassen, ist so viel wie desertiren, sie vom Feinde sich nehmen lassen, die größte Schmach. Eine von Kugeln zerfetzte Fahne wird für ehrend gehalten, denn sie deutet darauf hin, daß das Bataillon schon oft im Feuer gestanden habe. Als eine der größten Ehrenbezeigungen wird zuweilen der Name eines ausgezeichneten Kriegers mit Erlaubniß des Landesherrn in die Fahne gestickt. Die nächste Bedeckung der Fahne besteht aus dem Fahnenträger, zwei diesem zur Seite und drei hinter diesen gehenden Unteroffizieren, wozu bei einigen Armeen noch ein vorangehender Offizier kommt. Dieser Fahnen zug oder Fahnenpeloton bildet die Mitte des Bataillons. Nach der [22] Fahne richtet sich das ganze Bataillon, sowol beim Avanciren als beim Retiriren. In einigen Armeen heißt der Träger der Fahne Fahnenjunker, in andern trägt sie ein Porteépéefähnrich. Kleinere Fahnen als die Infanterie, hat die Cavalerie, welche Standarten oder Estandarten heißen. Auch nichtchristliche Völker haben Fahnen. Berühmt ist die Fahne des Propheten, welche aus dem Vorhange vor der Thüre einer der Frauen Mohammed's gemacht sein soll. Sie wird in Konstantinopel im Innern des Serail in einer Kapelle aufbewahrt, wo sie mit 42 seidenen Überzügen bedeckt in einer kostbaren Kapsel ruht und fortwährend von einigen mit unablässigen Gebeten beschäftigten Emiren bewacht wird. Sie ist schwarz und wurde daher von Mohammed der schwarze Adler genannt. Im Kriege und bei einem Aufstande wird eine falsche Fahne aufgesteckt, welche das Volk für die echte Fahne Mohammed's, das größte Religions- und Nationalheiligthum, hält.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 22-23.
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