Interdict

[451] Interdict (das) ist eines der gewaltigsten Mittel gewesen, durch welches die Päpste ihre Macht über alle christlichen Länder ausbreiteten und widerspenstige Fürsten und Völker unter ihre Herrschaft beugten. Dasselbe bestand nämlich in dem großen Bann, welcher über eine Stadt, eine Gegend oder ein Land verhängt wurde, entweder weil die Bewohner derselben oder weil ihr Fürst dem Papst sich misfällig gemacht hatten. Durch das Interdict wurde der Fürst gezwungen, nachzugeben, denn das Volk, welchem die Tröstungen und Segnungen der Religion entzogen wurden, empörte sich gegen ihn. So lange nämlich das Interdict währte, war aller öffentlicher Gottesdienst untersagt, es durfte kein Sacrament verwaltet, keine Glocke geläutet werden, und heiligen Gegenständen, wie Crucifixen, Altären u.s.w. wurde die segenwirkende Kraft abgesprochen, auch durfte und konnte kein Priester Absolution ertheilen. Papst Gregor V. sprach 998 zuerst ein Interdict und zwar über Frankreich aus, um den franz. König Robert zu zwingen, sich von seiner im vierten Grade mit ihm verwandten Gemahlin zu trennen. Wenn das Interdict wegen eines Fürsten über ein Land ausgesprochen wurde, so ergriffen alle Unzufriedenen und Solche, die aus der öffentlichen Verwirrung Vortheil zu ziehen hofften, die Gelegenheit, Unruhen zu bewirken, welches ihnen bei dem sie in Schutz nehmenden Ansehen der Kirche leichtfallen mußte. Das Interdict mußte an Wirksamkeit verlieren, sowie das Ansehen der Kirche sank und konnte stets nur da seinen Zweck erreichen, wo die Geistlichkeit in strenger Abhängigkeit und Gehorsam an Rom hielt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 451.
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