Lafontaine [2]

[690] Lafontaine (Aug. Heinr. Jul.), ein früher sehr beliebter deutscher Romanschriftsteller, wurde 1759 zu Braunschweig geboren und studirte in Helmstedt Theologie. Im J. 1786 wurde er beim preuß. General von Thadden in Halle Hauslehrer und 1789 Feldprediger. Nachdem er als solcher 1792 mit dem preuß. Heere in der Champagne gewesen war, kam er nach dem baseler Frieden nach Halle zurück und lebte dort ohne Anstellung bis zu seinem 1831 erfolgten Tode. Seine Romane, unter denen der »Sonderling« (1797), »Quinctius Heymeran von Flamming« (1795) und »Die Familie von Halden« (1797) wol die besten sind, fanden am Ende des vorigen und noch zu Anfang dieses Jahrhunderts einen außerordentlichen Beifall. Sie zeichnen sich durch lebendige Darstellung, Gemüthlichkeit, wackere Gesinnung, anziehende Charaktere aus, aber es herrscht auch in ihnen eine Weichlichkeit der Empfindung, Kraftlosigkeit und Einförmigkeit, welche immer mehr bemerkt wurde, je mehr sich das deutsche Volk selbst zu einem kräftigern Dasein aufschwang und je mehr man erkannte, daß krankhafte Empfindelei weit entfernt von wahrem und tiefem Gefühl ist.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 690.
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