Lanzen

[699] Lanzen waren schon bei den Alten eine gewöhnliche Waffe, vorzüglich wurde ihre Führung aber von den Rittern im Mittelalter geübt. Das Lanzenbrechen war eines der beliebtesten ritterlichen Spiele. Es kam darauf an, im raschen Zusammenrennen zu Pferde den Gegner so zu treffen, daß die Lanze auf dessen Brust zersplitterte oder er aus dem Sattel gehoben, wol auch sammt dem Pferde niedergeworfen wurde. Die Lanzen der Ritter waren mit einer dünnen Handhabe versehen, in welcher sie gefaßt und unter dem Arme gehalten wurden; vor der Brust waren sie sehr dick, wol 1–11/2 F. im Durchmesser und liefen sehr schnell dünner werdend dann nach vorn spitz zu; am entgegengesetzten Ende war ein Kolben angebracht, der nicht nur das Halten unter dem Arme erleichterte, sondern auch der vordern Masse das Gleichgewicht zu halten diente. Die Knappen führten keine Lanzen, sondern nur Schwert und Streitkolben, und man nannte daher im Mittelalter eine kleine Reiterschar von Einem Ritter und vier oder fünf Knappen eine Lanze. Nach Erfindung des Schießpulvers kamen allmälig die Lanzen ab und von den europ. Völkern behielten sie endlich nur noch die Polen; dann führten auch die Franzosen die Lanzenreiter (Lanciers) wieder ein und allmälig wurde in allen Armeen ein Theil der Reiterei wieder mit Lanzen bewaffnet. In Preußen hatte schon Friedrich der Große ein Regiment Bosniaken mit Lanzen bewaffnet und später gingen aus diesen die Uhlanenregimenter hervor. Ehemals waren auch die Fußkrieger mit Lanzen bewaffnet, welches in neuerer Zeit ganz abgekommen ist. So trugen im Mittelalter namentlich die deutschen Söldner, welche davon Lanzknechte hießen, lange Lanzen. Sie galten für sehr tapfere Soldaten, machten vom Kriegsleben Profession und dienten Jedem, der sie bezahlte. – Die heilige Lanze heißt der Speer, mit welchem Christus am Kreuze in die Seite gestochen worden ist. Diese Waffe wollte man zu Antiochia. 1098 wieder aufgefunden haben. Papst Innocenz VI. hat 1354 auf Verlangen des Kaisers Karl IV. den Freitag nach Ostern zum sogenannten Lanzenfeste bestimmt. – Lanzette heißt eigentlich eine kleine Lanze, und ist der Name eines chirurgischen Schneideinstruments mit zweischneidiger Klinge.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 699.
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