Proserpina

[587] Proserpĭna hieß bei den alten Römern, Persephone und Kora bei den Griechen die Gemahlin des Pluto (s.d.) und Königin der Unterwelt und der Schatten. Nach der gewöhnlichen Erzählung ihrer Geschichte war sie die der Unterwelt geweihte Tochter des Jupiter und der Ceres, daher auch Pluto dieselbe mit Jupiter's Bewilligung raubte und zur Gemahlin nahm. Als Schauplatz dieses Ereignisses gilt mehrentheils Sicilien, doch auch Nysa in Asien, wo P. aus dem Reigen tanzender Nymphen durch Blumen, namentlich prächtige Narcissen, verlockt wurde, welche Gäa hervorsprossen ließ. Indem sie dieselben abpflückte, drang Pluto aus dem Schlund der erzitternden Erde hervor und entführte die um Hülfe rufende P. auf einem goldenen Wagen in die Unterwelt. Nachdem ihre Mutter die Vermißte neun Tage lang vergeblich gesucht hatte, erfuhr sie am zehnten den Vorgang vom Helios und verbarg sich nun mit ihrem Kummer und entzog der Erde ihre Fruchtbarkeit. Jupiter konnte sie auch nicht eher zur Rückkehr bewegen, als bis er P.'s Wiederkehr zur Oberwelt zugab, wenn sie noch nichts in der Unterwelt genossen habe. Da sie jedoch einige Granatkerne zu sich genommen hatte, bekam sie endlich nur die Erlaubniß, den Frühling und Sommer bei ihrer Mutter zuzubringen. Sie hatte mit Pluto keine Kinder, vom Jupiter aber, der sich ihr in Gestalt einer Schlange nahte, gebar sie den Zagreus oder unterirdischen Dionysus, der von den Giganten zerrissen wurde. Aus Eifersucht ward von der P. die Nymphe Menthe in eine Krausemünzpflanze verwandelt. Geopfert wurden der P. schwarze unfruchtbare Kühe und Granatäpfel; die Fledermaus und der Winter waren ihr heilig. Wenn sie nicht neben Pluto auf einem Throne sitzend vorgestellt wird, ist sie an dem Zweizack Pluto's, an einem Granatapfel oder an Narcissen kenntlich, welche sie in der Hand hat.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 587.
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