Salmasius

[26] Salmāsius (Claudius), auch de Salmasia. eigentlich Claude de Saumaise, ein durch seine ebenso vielseitige, als umfangreiche und gründliche Gelehrsamkeit berühmter Mann, wurde 1588 zu Semur en Auxois im jetzigen Departement der Côte d'or geboren. Den ersten Unterricht in den alten Sprachen erhielt er von seinem Vater, Benignus Salmasius, der ebenfalls ein bedeutender Gelehrter und Parlamentsrath zu Bourgogne war. Der junge S. studirte dann in Paris Philosophie und seit 1606 in Heidelberg die Rechtsgelehrsamkeit. Hier ward er Protestant und veranstaltete schon mehre Ausgaben älterer und neuerer lat. Schriftsteller. Im J. 1610 kehrte er nach Frankreich zurück, wurde Anwalt, betrat jedoch nie einen Gerichtssaal, sondern verfolgte mit allem Eifer seine kritischen Arbeiten und gerieth bald in gelehrte Streitigkeiten. Auf einem Landhause bei Paris beendigte er seine großen Arbeiten über den Plinius (s.d.) und folgte dann, nachdem er die Einladungen an die Universitäten Padua und Bologna abgelehnt hatte, 1631 einem Rufe nach Leyden, um des berühmten Joh. Scaliger's Stelle einzunehmen. Bei einem Besuche in Frankreich erhielt er den Staatsrathstitel, seine Freunde versuchten ihn da festzuhalten und Cardinal Richelieu bot ihm einem bedeutenden Jahrgehalt an, wenn er die Geschichte seines Ministeriums schriebe; doch schlug S. dies aus. Als er auf Veranlassung des verbannten Königs von England, Karl II., eine Denk-und Vertheidigungsschrift für dessen Vater: »Vertheidigung des Königthums Karl I.«, schrieb, die solches Aufsehen machte, daß das Parlament durch Milton eine heftige Erwiderung: »Vertheidigung des engl. Volkes«, abfassen ließ, so folgte er 1650 der dringenden Einladung der Königin Christine nach Schweden. Da ihm aber das Klima hierselbst nachtheilig wurde, ging er schon 1651 nach Holland zurück, begab sich 1653 in die Bäder von Spaa und starb daselbst. Außer mehren Ausgaben alter Classiker, die er besorgte, verfaßte er viele gelehrte Streitschriften, welche von seiner ungeheuern Gelehrsamkeit, weniger von seinem Geschmacke und Urtheile zeugen. Sein Gedächtniß war ausgezeichnet; außer den alten und vielen neuern Sprachen verstand er auch die vorzüglichsten morgenländischen. Schonungslos in seinen literarischen Kämpfen, war er der sanfteste und leutseligste Mann in seinem Hause.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 26.
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