Vauban

[561] Vauban (Sebastian le Prètre de), Marschall von Frankreich und der berühmteste franz. Ingenieur, geb. 1633, gehört einer durch ihre Tapferkeit ausgezeichneten Familie an, indem sein Vater, zwei Brüder und 16 nahe Verwandte von ihm auf dem Schlachtfelde oder an ihren Wunden den Tod fanden. Früh verwaist, von einem Geistlichen in den Anfangsgründen der Mathematik nothdürftig unterrichtet, nahm er im 17. Jahre bei dem damals vom großen Condé befehligten span. Heere Dienste. Nachdem er aber von den Franzosen gefangen worden, trat er in die franz. Armee, ging 1655 zum Ingenieurcorps und machte seine seltenen Talente besonders bei der Belagerung und Befestigung der festen Plätze auf so glänzende Weise geltend, daß er rasch zu den höchsten militairischen Würden befördert wurde. Schon 1658 leitete er die Belagerung mehrer niederländ. Festungen, nach dem im folgenden Jahre hergestellten Frieden aber die Vervollständigung der alten und die Erbauung neuer Festungen in Frankreich. Das Letztere war nach jedem beendigten Kriege sein Geschäft, und schon 1669 war er zum Generalcommissair aller franz. Festungen ernannt worden, 1703 aber wurde er Marschall von Frankreich und starb 1707. Unter seiner Leitung sind 53 feste Plätze belagert und über 300 mehr und weniger mit Befestigungen versehen worden; seine berühmtesten Bauten der Art waren der Hafen von Dünkirchen mit der Citadelle und dem verschanzten Lager, Befort, Landau, Neubreisach und Montroyal; auch war er vielfach beim Kanal- und Schleusenbau thätig. Seine Art, einen Platz zu befestigen, führt noch den Namen V.'s Manier; die unter seiner Aufsicht von allen franz. Festungen verfertigten Modelle wurden bei der zweiten Einnahme von Paris durch die Verbündeten 1815 mit fortgeführt und sind zum Theil in Berlin.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 561.
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