Wilhelm IV.

Wilhelm IV.

[726] Wilhelm IV. (Heinrich), der volksthümlichste König von Großbritannien und Irland (1830–37) der neuesten Zeit, Georg III. dritter Sohn, wurde 1765 geboren, fürs Seewesen bestimmt und erlernte seit 1778 vom Midshipman oder Seecadeten an den praktischen Dienst ganz unter den gewöhnlichsten Bedingungen.

Unter dem Admiral Rodney war er bei einem Seetreffen mit den Spaniern, wurde langsam zum Fregattencapitain befördert, bekam 1789 den Titel eines Herzogs von Clarence und St.-Andrews und Grafen von Munster und ward 1790 zum Contreadmiral ernannt, konnte jedoch seiner bekannten Tapferkeit und Vertrautheit mit dem Seewesen ungeachtet die Erlaubniß zur Theilnahme am Seekriege wider Frankreich nicht erhalten. Eine um diese Zeit mit der Schauspielerin Dora Jordan aus Irland eingegangene Verbindung machte ihn zum Vater von zehn Kindern, deren sieben (der Graf von Munster, der Oberst Frederic Fitz-Clarence, der Schiffscapitain Adolf Fitz-Clarence und August Fitz-Clarence, welcher eine geistliche Pfründe besitzt, sowie drei in vornehme Häuser vermählte Töchter) noch am Leben sind. Er trennte sich aber 1811, angeblich auf Betrieb seiner Mutter, Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, von Miß Jordan, welche ein Jahrgeld erhielt, jedoch die Bühne wieder betrat, wegen einer Bürgschaft nach Frankreich entfloh und 1815 dürftig in St.-Cloud starb. Der Tod des Herzogs von York machte 1827 den Herzog von Clarence zum nächsten Erben des engl. Thrones und die Ernennung zum Großadmiral gab ihm Gelegenheit, sich mit seiner Sachkenntniß, Redlichkeit und leutseligem Wesen die Liebe der Seeleute und des Volkes in hohem Grade zu gewinnen. Da er jedoch den Ansichten der Tories nicht huldigte, auch durch einige Worte, welche er der Instruction für den Admiral Codrington eigenmächtig beifügte, die Schlacht bei Navarin gewissermaßen veranlaßt hatte, legte er 1828 seine Stelle nieder. Die Emancipation der Katholiken unterstützte er im Oberhause und gelangte nach Georg IV. Ableben am 26. Aug. 1830 zur Regierung, welche ihn das Volk mit ungewöhnlichem Vertrauen übernehmen sah. Er rechtfertigte dasselbe insbesondere durch ehrliche Beförderung der Reformbill (s. Großbritannien), und hielt er in Hinsicht der kirchlichen Reform und der Zehntangelegenheit mehr zurück, ja ernannte er im Nov. 1834 sogar ein torystisches Ministerium Peel (s.d.), so beurtheilte er doch die Zustände zu richtig, um nicht dasselbe im Jul. 1835 nach seiner Auflösung durch das Vertrauen erregende unter Melbourne (s.d.) zu ersetzen. Hanover erhielt von ihm die durch den König Ernst August wieder aufgehobene Verfassung vom 26. Sept. 1833 und das 1836 erlassene königl. Hausgesetz. Der Tod setzte indeß schon am 20. Jun. 1837 seiner denkwürdigen Regierung ein Ziel. (S. Großbritannien.) Seiner Witwe, Adelaide von Sachsen-Meiningen, geb. 1792, mit der er sich 1818 vermählte und die ihm auch eine Tochter geboren hatte, welche aber im März 1821, drei Monate alt, starb, wurden als Witthum jährlich 100,000 Pf. St. ausgesetzt. W. IV. Nachfolger auf dem Throne war Victoria (s.d.).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 726.
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