Stolberg [2]

[771] Stolberg, altgräfl. Geschlecht am Harz, seit dem 11. Jahrh. urkundlich erwähnt, seit 1412 reichsgräflich, teilte sich 1638 in zwei Hauptlinien: 1) S.-Wernigerode, jetziger Standesherr Fürst Christian Ernst, geb. 28. Sept. 1864. Sein Vater Fürst Otto von S., geb. 30. Okt. 1837 zu Gedern, 1867-73 Oberpräsident von Hannover, seit 1867 Mitglied des Norddeutschen, 1871-78 des Deutschen Reichstags (freikonservativ), 1872-76 und seit 1893 Präsident des preuß. Herrenhauses, 1876 Botschafter in Wien, 1878-81 Vizepräsident des preuß. Staatsministeriums, 1884-94 preuß. Oberstkämmerer, 1885-88 Minister des königl. Hauses, 1890 Fürst, gest. 19. Nov. 1896 zu Wernigerode. – Dem apanagierten Ast Kreppelhof gehört an Graf Udo zu S.-Wernigerode, geb. 4. März 1840 zu Berlin, [771] lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses, 1871-81, 1884-93 und seit 1895 Mitglied, 1901 und seit 1903 Vizepräsident des Reichstags (deutschkonservativ), 1891-95 Oberpräsident von Ostpreußen, und dem Ast Jannowitz Graf Konstantin zu S.-Wernigerode, geb. 8. Okt. 1843 zu Jannowitz (Prov. Schlesien), 1864-71 Offizier, 1892 Regierungspräsident in Aurich, 1894 in Merseburg, 1898 Oberpräsident der Prov. Hannover, gest. 27. Mai 1905. – 2) S.-S., die 1704 in zwei Häuser zerfiel: a. Haus S.-S., vertreten durch Fürst Wolff Heinrich, geb. 28. April 1903. – Einen Nebenast gründete Graf Christian Günther von S., gest. als dän. Geheimrat 22. Juni 1765. Dessen Söhne waren die Dichter: Christian, Graf von S., und Friedrich Leopold, Graf von S.; ersterer, geb. 15. Okt. 1748 zu Hamburg gehörte mit seinem Bruder zum Hainbund, 1777-1800 Amtmann zu Tremsbüttel (Holstein), gest. 18. Jan. 1821 auf seinem Gute Windebye (Schleswig); veröffentlichte mit seinem Bruder »Vaterländische Gedichte« (1815) u.a.; letzterer, geb. 7. Nov. 1750 zu Bramstedt (Holstein), 1789 dän. Gesandter in Berlin, 1791-1800 lübischer Kammerpräsident zu Eutin, trat 1800 zur kath. Kirche über, gest. 5. Dez. 1819 auf dem Gute Sondermühlen bei Osnabrück; veröffentlichte »Gedichte« (mit Christian, 1779), Oden, Elegien, Satiren, Dramen, den Roman »Die Insel« (1788), »Reise in Deutschland, der Schweiz etc.« (neue Aufl. 1877) u.a. Biogr. Friedrich Leopolds von Menge (1862), Janssen (3. Aufl. 1900). – Ihre Schwester Auguste, Gräfin zu S., geb. 7. Jan. 1753 in Bramstedt, trat mit Goethe in Briefwechsel, 1783 mit dem dän. Minister Graf Bernstorff vermählt, gest. 30. Juni 1835. b. Haus S.-Roßla, jetziger Chef Fürst Jost Christian, geb. 28. Dez. 1886, Mitglied des preuß. Herrenhauses.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 771-772.
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