Stolberg [3]

[57] Stolberg, altes nach der Stadt S. am Harz (s. oben) benanntes Dynastengeschlecht, das zuerst nachweislich in der Gegend von Artern und Voigtstedt angesessen war, sich wahrscheinlich um 1200 durch sogen. Todteilung von dem Geschlechte der Grafen von Hohnstein (s. d.) losgelöst hat und seitdem unter dem Namen Grafen zu S. hervortritt. Unter Graf Bodo II. (1375 bis 1455) wurde der Besitz des Hauses durch die Erwerbung der Stammgrafschaft Hohnstein, Amt und Schloß Kelbra, das Amt Heringen (die beiden letztern Stücke gemeinsam mit Schwarzburg) vermehrt; 1430 kam Schloß Questenberg, 1448 die beichlingsche Herrschaft Frohndorf als Pfandbesitz hinzu, 1429 die Grafschaft Wernigerode (s. d.). Einen bedeutenden, aber zumeist nicht dauernden Zuwachs erfuhr der stolbergische Hausbesitz durch die Vermählung (1499) des Grafen Bodo III., des Glückseligen (gest. 1538), mit Anna, der Tochter des Dynasten Philipp von Eppstein-Königstein; dadurch fiel die Grafschaft Königstein in der Wetterau und 1544 auch Rochefort in den Ardennen an das Haus S. Erstere wurde 1581 bis auf die Reichslehn Ortenberg und Gedern von Kurmainz gewaltsam weggenommen, Rochefort ging infolge der französischen Revolution verloren. Bodos' III. bedeutender Sohn Ludwig (1505–74) bemühte sich, das Erbe seines Schwiegersohns, Michaels III., Grafen von Walheim, seinem Hause zuzuwenden, hatte aber keinen dauernden Erfolg, Katharina, die Tochter Bodos III., die mit einem Grafen von Henneberg vermählt war, hat die kleine Herrschaft Schwarza bei Schleusingen, deren Rest erst 1896 veräußert wurde, dem Hausbesitze zugeführt. – Das bis 1552 ungeteilte Geschlecht spaltete sich damals in die Harzlinie und die Rheinlinie (s. Wernigerode); letzterer gehören die gegenwärtig blühenden drei Aste: S.-Wernigerode, S.-Stolberg und S.-Roßla an. Der Ast S.-Wernigerode, seit 1890 von Preußen gefürstet, wird jetzt durch Fürst Christian Ernst (geb. 28. Sept. 1864) repräsentiert. Der Ast S.-Stolberg, seit 1893 gefürstet, wird repräsentiert durch den Fürsten Wolff-Heinrich (geb. 28. April 1903 nach dem Tode seines 27. Jan. 1903 verunglückten Vaters Fürsten Wolfgang Georg). Zu diesem Aste gehört auch ein jetzt selbständiger Zweig, dessen Chef derzeit Graf Friedrich Leopold von S., geb. 1. Juli 1868, ist. Ein Oheim desselben war Graf Joseph von S., geb. 12. Aug. 1804, gest. 5. April 1859 in Mecheln, bekannt durch die Stiftung des Bonifatiusvereins (s. d.). Der Stifter dieses Nebenastes war Graf Christian Günter von S., gest. 22. Juni 1765 als dänischer Geheimrat, der Vater der als Dichter bekannten Grafen Christian und Friedrich Leopold zu S. (s. unten). Die Linie S.-Roßla, seit 1893 fürstlich, wird gegenwärtig durch Fürst Jost Christian, Standesherrn in Preußen und Hessen, geb. 28. Dez. 1886, vertreten. Vgl. Graf Botho zu S.-Wernigerode, Geschichte des Hauses S. 1210–1511 (Magdeb. 1883) und Regesta Stolbergica (das. 1886); Stammtafeln der mediatisierten Häuser, herausgegeben vom Verein der Deutschen Standesherren.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 57.
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