Königstein

[392] Königstein, 1) Stadt in der sächs. Kreish. Dresden, Amtsh. Pirna, an der Mündung der Biela in die Elbe und an der Staatsbahnlinie Dresden-Boden bach, 127 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Denkmal des Komponisten Julius Otto, Amtsgericht, 2 Dampfsägewerke, Goldleisten-, Zellulose- und Luxuspapierfabrikation, eine Eisengießerei und Maschinenfabrik, Essig- und Metallknopffabrikation, Schiffbau, ein Elektrizitätswerk und (1900) 4274 meist evang. Einwohner. In der Nähe, im lieblichen Bielagrund, liegen die Kaltwasserheilanstalten Königsbrunn (153 m ü. M.) und Schweizermühle (s. d.). Nordwestlich von der Stadt, auf dem linken Elbufer, dem Lilienstein gegenüber, erhebt sich 360 m ü. M. und 246 m über der Elbe auf einem auf drei Seiten senkrecht aufsteigenden Sandsteinfelsen die Bergfestung K., die aber jetzt keine militärische Wichtigkeit mehr besitzt. Ein 152 m tiefer, in den Felsen gehauener und nie versiegender Brunnen sowie mehrere Zisternen liefern das nötige Wasser. Die Besatzung besteht (1905) aus einem Detachement, gebildet aus den Infanterieregimentern Nr. 102,103 und 178. Der K. dient teils zur Aufbewahrung von Archiven, Kostbarkeiten, Staatsgeldern etc., besonders in Kriegs- und andern Notzeiten, teils zur Verbüßung von Festungshaft. Unter andern historisch interessanten Persönlichkeiten saßen dort der Kanzler Nikolaus Crell, Patkul und Böttger, der Erfinder des Porzellans, gefangen. Der K. ist wahrscheinlich schon im 12. Jahrh. von den Slawen befestigt worden und wird zuerst 1241 urkundlich erwähnt; er war böhmisches Lehen, kam später an die Grafen von Dohna und infolge einer Fehde 1401 an die Markgrafen von Meißen, worauf im Egerschen Vertrag von 1459 Böhmen die Lehnsherrlichkeit über den K. an Sachsen abtrat. Um 1540 wurden unter Heinrich dem Frommen die alten Werke des Königsteins wiederhergestellt und derselbe zu einer Festung gegen Böhmen ausgerüstet, doch wurden die meisten der noch jetzt vorhandenen Gebäude der Festung erst unter den Kurfürsten Christian I. und Johann Georg I. erbaut; der Vollender der Befestigung war Friedrich August II. Während des preußischen Einfalls in Sachsen 1756 diente er dem König August II. von [392] Polen nebst dem Grafen Brühl und ebenso während des Dresdener Maiaufstandes 1849 dem König Friedrich August II. und seinen Ministern als Zufluchtsstätte. Nach Abschluß der Militärkonvention zwischen Sachsen und Preußen erhielt die Festung im Februar 1867 einen preußischen Kommandanten und preußische Besatzung, die erst nach dem Frieden von 1871 von einer sächsischen abgelöst wurde. In der Nähe der 452 m hohe Papststein und der 428 m hohe Pfaffenstein (mit Aussichtsturm), sonderbar geformte und isoliert stehende Felsen. Vgl. Klemm, Der K. in alter und neuer Zeit (Leipz. 1905); Gautsch, Älteste Geschichte der Sächsischen Schweiz (Dresd. 1880). – 2) K. am Taunus, Stadt und besuchter Luftkurort im preuß. Regbez. Wiesbaden, Obertaunuskreis, 362 m ü. M., an der Kleinbahn Höchst-K., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein St. Annakloster, ein Schloß der Großherzogin von Luxemburg, schöne Villen, 3 Kuranstalten (darunter eine Kaltwasserheilanstalt), ein schönes Kriegerdenkmal, Amtsgericht, Oberförsterei, Saffianfabriken und (1900) 2182 meist kath. Einwohner. Über der Stadt auf einem 455 m hohen Felsen das 1796 von den Franzosen gesprengte Bergschloß K. 2 km nordöstlich die Burgruine Falkenstein (s. d. 5). K. war früher Reichslehen, kam 1581 an Kurmainz, 1802 an Nassau und 1866 an Preußen. S. Karte »Umgebung von Frankfurt a. M.« – 3) K. in Bayern, Marktflecken im bayr. Regbez. Oberpfalz, Bezirksamt Sulzbach, 484 m ü. M., hat eine Simultankirche, Hopfenbau, Farberde- und Eisenerzgruben und (1900) 741 meist evang. Einwohner. Südwestlich der Ossinger Berg (651 m), nahebei Schloß Breitenstein und mehrere Tropfsteinhöhlen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 392-393.
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