Stolberg [5]

[343] Stolberg, Christian, Graf zu, der ältere, der Linie S.-S. angehörig, Dichter und Uebersetzer, geb. 1748 zu Hamburg, studierte mit seinem Bruder Friedrich Leopold die Rechte und humanistische Fächer in Halle, seit 1772 zu Göttingen, wo beide Mitglieder des Hainbundes wurden. 1775 bereisten [343] sie mit Göthe und Haugwitz Süddeutschland und die Schweiz, 1777 wurden sie Kammerjunker, später Kammerherren am dänischen Hofe. Lange Jahre lebte Christian als Amtmann zu Tremsbüttel in Holstein, zog sich 1800 auf sein Gut Windebye bei Eckernförde in Schleswig zurück und st. 1821. Christian besaß bei weitem nicht des Bruders poetische Begabung, dichtete aber mit innigem, wahrem Gefühle wie dieser; zu den »Schauspielen mit Chören« (1787), womit die Gebrüder den verfehlten Versuch machten, den griechisch en Chor bei uns neu aufleben zu lassen, lieferte Christian den Belsazar, Otanes u.a.m. Die »Gedichte aus dem Griechischen« (1782) enthalten Uebersetzungen aus den Bukolikern, homerischer Hymnen, anakreont'scher Liederchen und aus Musäus. S.s Uebersetzung des Sophokles wurde zwar später von Solger (s. d.) weit überflügelt, war aber für ihre Zeit ein werthvolles und bedeutsames Unternehmen. Weit bedeutender und einflußreicher als Christian wirkte jedoch sein Bruder:

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 343-344.
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