Stolberg [1]

[306] Stolberg ist eine deutsche Standesherrschaft, zum größten Theile unter preuß. Landeshoheit stehend. Das gräfl. Geschlecht Stolberg, eines der ältesten Deutschlands, besteht seit dem 17. Jahrh. in zwei Hauptlinien, der ältern: S.-Wernigerode (und bis vor kurzem auch noch S.-Gedern, das fürstlich war, aber 1837 ausgestorben ist), und der jüngern: S.-Stolberg und S.-Roßla. Das Hauptbesitzthum der erstern ist die Grafschaft Wernigerode, 41/2 ! M. mit 15,000 Einw., früher magdeburgisches Lehn, dann preußisch und während der Zeit des Königreichs Westfalen zu letzterm gehörend, bis sie 1815 wieder unter preuß. Souverainetät zurückkam. Sie gehört zum Regierungsbezirk Magdeburg, liegt in dem höchsten Theile des Harzes und umfaßt unter Anderm den Brocken (s.d.) und das schöne Ilsethal mit dem Ilsestein, einem 230 F. hohen Granitfelsen. Neben Ackerbau und Viehzucht machen daher Forstwirthschaft und Bergbau ihren Hauptreichthum. Die Hauptstadt ist Wernigerode am Zillicherbache unweit des Brockens, mit 4800 Einw., einem Schlosse und schönem Parke, einer reichen Bibliothek und einem Gymnasium. Außerdem sind zu bemerken die Stadt Ilseburg, das Dorf Hasserode und das gräfl. Jagdhaus Plessenberg. Außer dieser Grafschaft besitzt diese Linie noch die Grafschaft Gedern in Hessen-Darmstadt, einen Theil der Grafschaft Hohnstein in Hanover, Herrschaften in Schlesien und andere. Der jetzige Standesherr ist Graf Heinrich, geb. 1772. Ein jüngerer Bruder, Graf Anton, ist Oberpräsident der Provinz Sachsen. – Die Grafschaft Stolberg, 7 ! M. mit 19,000 Einw., das Hauptbesitzthum der Linie S.-Stolberg und S.-Roßla, war früher kursächs und ist jetzt ebenfalls preußisch. Sie gehört zum Regierungsbezirke Magdeburg und liegt am südl. Fuße des Harzes, sodaß sie noch einen Theil der goldenen Aue umfaßt. Hauptorte sind Stolberg, mit 2400 Einw., und Roßla mit 1200 Einw. Der jetzige Standesherr von S.-Stolberg ist Graf Joseph, geb. 1771, der von S.-Roßla [306] Graf August, geb. 1768. Beide Hauptlinien, sowol S.-Wernigerode als S.-Stolberg, sind lutherischer Confession.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 306-307.
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