Gascogne und Guyenne

[320] Gascogne und Guyenne, Provinz, von den Pyrenäen, den Cevennen und dem Meere begrenzt, im südwestlichen Frankreich, theils Hochland, theils Ebene, Sandheide, Nadelwald, im Süden mit Tamarisken, Meerkiefern und Korkeichen bedeckt. Reich ist der Boden am Fuße der Gebirge und das schöne Hügelland, so wie die Ufer der Flüsse, besonders lieblich auch das Thal Gave de Pau. Hauptfluß ist die Garonne, im Süden der reizende Adour mit der Douze. Guyenne liefert Wein (Bordeauxweine), Getreide, Kastanien, Obst, Hanf, Tabak, Mais, Hirse, Trüffeln, treibt starke Viehzucht, Seidenbau, Fischfang. In der Industrie zeichnen sich besonders die Wollenwebereien aus. An Mineralien sind Kupfer, Eisen, Blei, Marmor, Steinkohlen etc. vorhanden. Die Einwohner sind lebhaft, gutmüthig und gastfrei. In ihrer Kleidung, Wohnung und Nahrung herrscht große Einfachheit; doch ist Aberglaube und Unwissenheit noch sehr verbreitet und der Volksunterricht in schlechtem Zustande. Sie wanderten namentlich früher oft aus, um einen Erwerb zu suchen, den ihnen ihre Heimath nicht bot, und die übertriebenen Berichte von den Wundern und Reichthümern ihres Landes haben Veranlassung gegeben, daß man jede an's Unwahrscheinliche grenzende Erzählung eine Gasconade nannte. Sie sprechen ein Patois Gascon, welches aber jetzt aus den Schulen und Gerichtshöfen verwiesen ist. – Die alte Hauptstadt von Guyenne ist Bordeaux (s. d.).

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 320.
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