Klinger, Friedr. Maximilian von

[156] Klinger, Friedr. Maximilian von, Friedr. Maximilian von, einer der bedeutendsten deutschen Dichter in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, und der, sollte er jetzt vergessen werden, dies nur auf Kosten des guten Geschmackes werden könnte, wurde 1753 zu Frankfurt a. M. geb., studirte in Gießen und hielt sich eine Zeit lang bei der Seiler'schen Gesellschaft auf, um das Theater kennen zu lernen. Seine ersten Arbeiten waren dramatischer Gattung; schon in ihnen offenbarte sich die nachherige Vollkräftigkeit. Aus Neigung wählte er Militairdienste, ward Offizier in einem östreichischen Freicorps, ging 1780 nach Petersburg, wurde in einem Flottenbataillon als Offizier und zugleich als Vorleser des Großfürsten Paul angestellt, unternahm in dessen Gefolge eine Reise durch Deutschland, Italien, Frankreich, die Niederlande und die Schweiz, wurde nach seiner Rückkehr Offizier im adeligen Cadettencorps, wo er unter Katharina bis zum Obersten avancirte. Unter Kaiser Paul's Regierung wurde er Generalmajor und 1799 Direktor des Cadettencorps. Kaiser Alexander ernannte ihn rasch nach einander zum Curator der Universität Dorpat, Oberaufseher des Pagencorps, des Fräuleinstiftes und Katharinenordenstiftes, 1811 zum Generallieutnant und schmückte die Brust des streng rechtlichen, männlich geraden, pflichteifrigen und treuen Mannes mit mehreren Ordenszeichen. Nach 40jähriger Dienstzeit nahm Klinger seinen Abschied – die Huld und das Vertrauen seines Monarchen waren sein größter Lohn. Klinger ist Verf. einer großen Anzahl von Dramen, Romanen und philosoph. Schriften. In allen offenbart sich eine gereifte Lebensphilosophie, eine oft gewaltig erregte Phantasie, klare Lebensanschauung, Kenntniß der Welt, der Zeit und der Menschen. Wir nennen unter seinen Werken besonders »die Zwillinge,« ein Trauerspiel,[156] welches gegen Leisewitz's Julius von Tarent den Preis gewann, den »Faust,« »Rafael,« »Giaffar,« »Sahir,« die »Geschichte eines Deutschen« und den »Weltmann und Dichter.« Er starb den 25. Februar 1831.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 156-157.
Lizenz:
Faksimiles:
156 | 157
Kategorien: