Taufe

[47] Taufe, die heilige Weihe vermittelst des Wassers, die sinnbildliche Reinigung von den Schlacken der Erde und Sünde, wodurch der Täufling aufgenommen wird als ein neues Mitglied in den großen, durch Christum mit Gott versöhnten Menschen- und Liebesbund. Unbewußt kommt uns das höchste Glück; – nichts weiß der Säugling von der Gnade der Weihe und Versöhnung, die schmerzenlos über ihn ausgegossen wird in linden Tropfen, erkauft durch die Blutstropfen des göttlichen Erlösers; eingehüllt in die Linnen seiner Kindheit ruht er träumend in dem Arme des Zeugen, der ernst und zärtlich auf ihn herabblickt; im Namen der heiligen Dreieinigkeit besprengt ihn der Priester dreimal mit dem geweiheten Wasser; Engel steigen auf und nieder und begrüßen lächelnd den jungen Erdenengel; – und nicht fern vom Dome auf dem Lager seliger Schmerzen ruht eine bleiche Frau, schlägt seelenvoll und anbetend den Blick zum Himmel empor, und weint still und freudig die heiligen Thränen der Mutterfreuden. So ist die T. der erste Gruß des Himmels, das Silberglöckchen des Allerheiligsten, dessen[47] klaren, kindlichfrommen Tönen sich so melodisch und wahlverwandt die Wiegenlieder der Kindheit anreihen. Den Ursprung der christlichen T. leiten wir mit Sicherheit von den Waschungen, Bädern und Lustrationen der alten Völker ab, die früh eine symbolische und heilige Bedeutung erhielten, da schon die Flüsse und Quellen, aus denen zu diesem Zwecke das Wasser geschöpft wurde, gewisse Verehrung genossen. Bereits das mosaische Gesetz drückte den Waschungen den Stempel der Religion auf; daher wurden diejenigen, welche von dem Heidenthume zum Judenthume übertraten, nach der Beschneidung auch noch durch eine Art von Lustration (Reinigung durch geheiligtes Wasser), in den Jehovakultus eingeweiht. Die Essäer hatten die T., und Johannes, der Vorläufer dessen, der da kommen sollte, taufte im Jordan alle, die sich reinigen wollten und Buße thun, von ihren Sünden. Ernst und demüthig erschien an den Ufern des Jordan auch der göttliche Erlöser, und forderte Johannes auf, ihn zu läutern von den Schlacken der Erde. Allein das Höhere anerkennend in dem heiligen Meister, folgte der Täufer nur mit innerem Widerstreben dem Geheiß: – Christus aber verordnete, daß die T. fortan der Weihungsaet der Aufnahme in seine Gemeinde sein solle. Anfangs tauchte man die Täuflinge in einem Fluß oder einem Gefäß mit Wasser unter; doch auch schon zu den apostolischen Zeiten kannte man die Krankentaufe oder klinische T., bei welcher blos mit Wasser gesprengt, und die absichtlich oft bis kurz vor dem Tode des Kranken verschoben wurde. Ueber die innere Bedeutung der T. entspannen sich sehr bald in der Kirche die heftigsten und erbittertsten Streitigkeiten, die wir jedoch hier unberücksichtigt lassen. Als sich die griechische Kirche von der römischen trennte, behielt erstere das völlige Untertauchen der Täuflinge bei, während in der abendländischen das bloße Besprengen Sitte wurde. Diejenigen, welche in den Christenbund aufgenommen werden sollten, die Katechumenen, wurden vorher sorgfältig unterrichtet, und ihnen besondere Taufnamen, meist von Heiligen, beigelegt. Später jedoch nahm[48] man es nicht mehr so genau, und die erwachsenen Täuflinge wurden oft in Masse in den Flüssen auf einmal durch einen kurzen Spruch zum Christenthum eingeweiht. – Die Sitte, neugeborne Kinder zu taufen, die Kindertaufe, verbreitete sich zugleich mit der größeren Verbreitung des Christenthums, und wie schon bei den erwachsenen Täuflingen die Zeugen der Handlung zugegen waren, entstanden nun die Taufzeugen oder sogenannten Pathen (s. d). Für dringende Fälle wurde die Nothtaufe (s. d.) eingeführt. Ueber die Taufe der Wiedertäufers. diesen Artikel. Die Quäker (s. d.) verwerfen die T. ganz. – Von der T. in der Kirche unterscheidet man die T. im Hause oder Haustaufe in engern Familien, die auch ihre besondere Feierlichkeit haben kann. – Seit dem 10. Jahrhunderte wurde es auch Sitte, die Kirchenfahnen und Glocken zu taufen. Bei dieser Glockentaufe wusch man die Glocken mit Weihwasser, gab ihnen unter dem Beisein von Zeugen und Segensformeln Namen und salbte sie. Dadurch glaubte man sie mit der Kraft zu versehen, Ungewitter und Unglücksfälle zu entfernen. Noch hat die Glockentaufe zuweilen in katholischen Ländern Statt.

–r.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 47-49.
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