Syrien und Phönikien. Der arabische Handel

[126] Über die syrischen Lande unter persischer Herrschaft wissen wir nur sehr wenig. Das Eigenleben der zahlreichen Kleinstaaten war durch die Assyrer niedergetreten worden, unter der babylonischen Herrschaft hatte das Land sich vollends an das Regiment fremder Beamten gewöhnt und sich materiell dabei wahrscheinlich recht gut gestanden. Seitdem ist von Selbständigkeitsgelüsten nirgends mehr die Rede. Die Perser haben das ganze Gebiet westlich vom Euphrat und südlich vom Tauros und Amanos zum ersten Male zu einer Einheit, zu der Provinz »Jenseits des Stroms« (ארהנ רבע) zusammengefaßt, der auch Cypern zugewiesen wurde197. Trotz des Namens gehörte auch das Aramäerland östlich vom Euphrat mit Charrân und Nisibis und, wie es scheint, auch die mesopotamische Wüste bis an die babylonische Grenze dazu198. [127] Unter den Satrapen standen mehrere zum Teil aus den Untertanen genommene Unterstatthalter, so der von Phönikien, der von Samaria, der über die Reste der altisraelitischen Bevölkerung und die von Sargon (722 und 715), Assurbanipal (um 645) und vielleicht von Assarhaddon hierhergeführten Babylonier, Aramäer, Arabaer (Bd. III2 S. 30 und Elamiten gesetzt war, und der von Jerusalem für die durch Kyros hier wieder angesiedelten Juden – später ist dieser Posten eingegangen (u. S. 184f.). Daneben standen die phönikischen und cyprischen Stadtkönige und Priesterfürsten, wie der von Bambyke (o. S. 52). Dem durch die Assyrer geschaffenen Völkergemenge hat das Aramäertum überall das Gepräge gegeben und sich die aus der Fremde verpflanzten Elemente assimiliert, wenn sie auch die Erinnerung an ihre Abstammung in Namen und Kulten oft noch lange bewahrten. Auch die Kulte ihrer neuen Heimat sind von den Ansiedlern meist angenommen worden; so haben die Babylonier und Elymäer in Samaria den Jahwe nach der landesüblichen Weise verehrt199. In anderen Fällen haben babylonische Kulte Eingang gefunden, so vor alters Sin in Charrân, später Nebo in Edessa, Bambyke, Palmyra neben den einheimischen Göttern, so vor allem der babylonische Bêl an Stelle des syrischen Be'el (Ba'al) in Palmyra und Sidon (u. S. 129). Die lange Friedenszeit und der rege Verkehr befördern die Mischung noch weiter. Die alten lokalen Gegensätze schwinden, das von den Persern zur offiziellen Sprache der westlichen Provinzen erhobene Aramäische beginnt die einheimischen Sprachen in Palästina wie in Babylonien und schließlich selbst in Phönikien zu absorbieren; es wird die Schriftsprache der arabischen Stämme. Unter den binnenländischen Städten scheint Damaskos den ersten Rang einzunehmen, wo auch eine große königliche Schatzkammer sich befand (Arrian III 11). Die Residenz der Satrapen lag im Norden, wie es scheint bei Chaleb (Xen. Anab. I 4, 10). Von hier geht jetzt der Haupthandelsweg bei Thapsakos über den Euphrat (Bd. III2 S. 174. Damit hängt zusammen, daß die alten Königsstädte des Amanosgebiets zurücktreten, die chetitische Nationalität verschwindet. Dagegen gelangt das große Heiligtum [128] der durch Prostitution und Kastration geehrten Atargatis in Bambyke (Mabbûq, Hierapolis) südlich von Karkemiš, wo sich die heiligen Fische der Göttin befinden, zu stets wachsender Bedeutung in der semitischen Welt; eine Filiale ihres Kults entsteht in der Philisterstadt Askalon. – Wieweit bei den Aramäern neben den materiellen Interessen des Handels und der Industrie auch ein selbständiges geistiges Leben geherrscht hat, wissen wir nicht; gab es eine Literatur, so ist sie völlig verschollen. Nur das steht fest, daß die allgemeine religiöse Bewegung der Zeit (u. S. 157ff.) auch die syrischen Kultusstätten ergriffen hat.

In Phönikien200 bestanden in der Perserzeit vier Fürstentümer: Tyros, Sidon, das Assarhaddon im Jahre 677 zerstört und als assyrische Kolonie wieder aufgebaut hatte201, das aber seitdem die Selbstregierung und ein phönikisches Königsgeschlecht wiedergewonnen hat, Byblos und Arados. Unter diesen vier Staaten nimmt Sidon jetzt die erste Stelle ein. Tyros ist zurückgegangen, teils infolge des Verlustes seines gesamten Kolonialbesitzes und seiner Suprematie in Phönikien, teils weil, seit die Phönikerstädte sämtlich einem großen Reich angehören, das auf dem Festlande gelegene Sidon für die Karawanen und Kaufleute aus dem Binnenlande bequemer gelegen war als die Felsburg im Meere. So hat der König von Sidon in der Hierarchie des Perserreichs den Vortritt vor dem von Tyros; die sidonischen Schiffe sind die besten, die sidonischen Kaufleute die rührigsten. Es kommt hinzu, daß die Bevölkerung Sidons infolge der Neugründung durch die Assyrer stark gemischt war – assyrische Elemente lassen sich in ihr noch in weit späterer Zeit nachweisen202. Das mag dem Unternehmungsgeiste zugute gekommen sein. Daher war Sidon seit dem 5. Jahrhundert, wie es im Handel mit Athen die erste Stelle unter den Phönikerstädten einnimmt, auch dem griechischen Einfluß in [129] hohem Maße zugänglich. Die Könige von Sidon lassen sich ihre Särge von griechischen Künstlern ersten Ranges anfertigen; im 4. Jahrhundert lebt König Straton ('Abd'aštart) ganz in griechischer Weise und zieht griechische Sänger und Musikanten und vor allem Scharen griechischer Sängerinnen und Tänzerinnen an seinen Hof203. Sidon herrscht über ein ausgedehntes Gebiet; außer einem großen Teil der Libanonküste gehört ihm der nördliche Teil der palästinensischen Küstenebene, das Gebiet von Dor und wahrscheinlich auch Joppe. Doch steht der tyrische Besitz dagegen kaum zurück; diesem gehört außer der Küste bis zum Karmel mit der Stadt 'Akko im Süden die reiche Stadt Askalon und wahrscheinlich auch Ašdod (Azotos). Nur Gaza, die südlichste der Philisterstädte, an der Grenze des syrischen Kulturlandes, blieb ein selbständiges Gemeinwesen von stets wachsender Bedeutung; schon zu Herodots Zeit war es »nicht viel kleiner als Sardes« (III 5, Kadytis). Hier mündet die große Karawanenstraße nach Arabien, die den Weihrauch ans Mittelmeer führt204; zugleich ist Gaza die letzte Station auf der Straße nach Ägypten. Ein großes Völkergemisch fand sich hier zusammen; aber das Übergewicht haben die Aramäer: der Hauptgott von Gaza heißt jetzt Marna, d.i. aramäisch »unser Herr«. – Im Norden tritt Byblos, dem Berytos gehört, ganz zurück, während Arados einen großen Aufschwung nimmt und über die ganze gegenüberliegende Küste und die Eleutherosebene gebietet. Zahlreiche Küstenplätze, wie Paltos, Karne, das zu einer großen und wohlhabenden Stadt erwachsende Marathos, ferner Simyra, sind ihm hier untertänig. Weiter südlich haben in einer kleinen Küstenebene Tyros, Sidon und Arados unweit des Meeres die befestigten Quartiere angelegt, die als die »Dreistadt« Tripolis zusammengefaßt waren205. Daran knüpft im 4. Jahrhundert eine gemeinsame Organisation Phönikiens; in Tripolis wird eine Tagsatzung gehalten, zu der die Könige[130] mit ihren Ratsherren erscheinen und über wichtige Angelegenheiten beraten. – Auf Cypern zerfällt das Phönikergebiet in zwei Staaten: auf der Nordküste Lapethos, im Süden Kition, dem in späterer Zeit auch die Binnenstädte Idalion und Tamassos untertan sind. Dem stehen mindestens sechs griechische Stadtfürstentümer gegenüber (Salamis, Soli, Marion, Paphos, Kurion, Amathus, dazu zeitweilig Idalion). – Daß die Phönikerstädte unter der persischen Herrschaft trotz des Kampfes mit Griechenland in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts einen neuen Aufschwung nahmen, ist nicht zu bezweifeln. Die Straßen nach dem Hinterlande waren sicher, im Reich herrschte allgemeiner Friede, das Bedürfnis nach fremden Waren wuchs. Der Handel mit dem Kolonialgebiet wurde nur noch reger, seit der Westen durch Karthago zu einem Reich zusammengefaßt war; Karthago hat das Pietätsverhältnis zu Tyros und seinem Gotte nie gebrochen. Aber auch mit den Griechen wußte man sich trotz aller Rivalität zu stellen. Zur Münzprägung sind, wie schon erwähnt, die Phönikerstädte erst spät, gegen Anfang des 4. Jahrhunderts, übergegangen. Arados hat seine Silbermünzen nach persischem, die drei anderen Phönikerstädte nach phönikischem Fuß geprägt. In Gaza dagegen prägte man nach attischem Fuß und mit attischen Typen; so international war die Handelsstellung der Stadt206. – Sonst wissen wir über Phönikien wenig. In der Technik und auch in der Münzprägung macht sich der griechische Einfluß geltend. Aber der Import der griechischen Kunstobjekte beruhte doch selbst in Sidon nur auf einem rein äußerlichen Interesse; im 3. Jahrhundert hat man hier die griechische Mode ebenso rasch und gründlich wieder abgeworfen, wie man sich ihr vorher hingegeben hatte207. Die einheimische Kunst blieb, wie eine Stele des Königs [131] Jechawmelek von Byblos lehrt, der alten Weise treu, die von überallher zusammengestoppelten Motive in äußerlicher Weise nebeneinander zu stellen: der König erscheint auf ihr in persischer Tracht und mit persischem Bart vor der in ägyptischem Stil gestalteten Stadtgöttin208.

Während das Aramäertum in den Städten die Herrschaft gewinnt, beginnen von Süden her überall arabische Elemente in das Kulturland einzudringen. Die großen Kämpfe der Assyrerzeit, die Schwächung, zum Teil sogar die Vernichtung der selbständigen Staaten an den Grenzen der Wüste haben ihnen den Weg freigemacht. Nach der Zerstörung Jerusalems dringen die Edomiter gegen das öde daliegende Land an und schieben die Kalibbiter von Hebron nach Norden ins Gebiet von Bethlehem; aber hinter ihnen drängt wieder der arabische Stamm der Nabatäer, der ihnen im 5. Jahrhundert ihr altes Stammland (um Petra) abnimmt und sie auf das neuokkupierte Gebiet im Süden Palästinas (den Negeb, seitdem Idumäa) beschränkt209. Ähnlich wird es östlich vom Jordan gegangen sein. Die Ammoniter suchen nach dem Fall Jerusalems im altisraelitischen Gebiet festen Fuß zu fassen, aber in ihrer Heimat haben sie und die Moabiter sich offenbar nur mit Mühe behauptet. [132] Um 445 finden wir einen Araber Gošam in angesehener Stellung in Samarien; um dieselbe Zeit soll die Bestimmung des Deuteronomiums, daß kein Ammoniter oder Moabiter je der Gemeinde Jahwes angehören dürfe, auf alle »Araber«, d.h. Beduinen, gedeutet worden sein (Nehem. 13, 1ff.). Im Antilibanon und dem oberen Litanital haben sich seit der Perserzeit die Ituräer festgesetzt210, in der mesopotamischen Wüste vom Chaboras bis an die babylonische Grenze, dem Land Šûach, haben arabische Nomaden schon weit früher Fuß gefaßt211. Durch diese Völkerschiebung sind ausgedehnte Gebiete, in denen eine höhere staatliche Kultur und, soweit es der Boden und die Bewässerung zuließ, selbst Ackerbau bestanden hatte, auf lange Zeit in primitive Zustände zurückgesunken. Denn nur schwer entschließt sich der Beduine zu seßhaftem Leben, das ihm mit dem Verzicht auf die ungebundene Freiheit der Wüste gleichwertig zu sein scheint. Zwar gab es auch jetzt schon, wie eine Schilderung aus dem Jahre 312 lehrt, »einige Araberstämme, welche unter der tributären Bevölkerung leben und Ackerbau treiben und sich von den Syrern nur dadurch unterscheiden, daß sie nicht in Häusern, sondern in Zelten wohnen«. Aber die meisten wollten nichts davon wissen. Bei den Nabatäern »ist es bei Todesstrafe verboten, Korn zu säen, fruchttragende Gewächse zu pflanzen, Wein zu trinken, ein Haus zu bauen; dagegen züchten sie auf den Weiden der Wüste Kamele und Schafe und erwerben daneben durch Handel großen Wohlstand«. Für Feinde sind sie unangreifbar; dann flüchten sie sich in die Wüste, wo sie sich durch verborgen angelegte Zisternen mit Wasser versorgen; ihre Habe und die Weiber und Kinder bringen sie auf einer steilen Felsburg, die keiner künstlichen Befestigung bedarf (Petra?), in Sicherheit.

Die Bedeutung Arabiens liegt, wie früher ausgeführt, im [133] Handel. Nicht nur den Verkehr zwischen Ägypten und Syrien und den Wüstenhandel zwischen Syrien und Babylon vermitteln die Beduinenstämme, sondern vor allem die Produkte Südarabiens, Weihrauch, Myrrhen, Balsam und ähnliche Kostbarkeiten, ferner Gold. So begreift es sich, daß diese räuberischen Stämme, der Schrecken der Bauern und Städter des Kulturlandes, dem Kaufmann, der in ihren Schutz getreten ist, volle Sicherheit gewähren und ihn unbehelligt durch ihr Gebiet eskortieren, und daß diese unansehnlichen Herdenbesitzer oft zugleich reiche und intelligente Handelsleute sind. Nicht nur den Griechen hat die »Gerechtigkeit« der Araber212 imponiert wie die mancher Stämme des Nordens, die unter gleichen Bedingungen lebten (o. S. 100), auch ein jüdischer Dichter etwa aus dem Ende des 4. Jahrhunderts macht arabische Häuptlinge zu Trägern der Diskussion über die Frage, wie Gottes Weltregierung sich mit der Tatsache unverschuldeten Leidens des Schuldlosen verträgt. An den Götterfesten finden die großen Messen statt, bei denen die Waren ausgetauscht werden; daher dringt das Ansehen einer Kultusstätte weit über das Stammgebiet hinaus; auch entwickelt sich hier zuerst eine seßhafte Bevölkerung, welche den Handel und, soweit die Beduinen sich überhaupt einer staatlichen Ordnung fügen, die Leitung des Stammes in die Hände nimmt. – Wir haben früher gesehen, wie der Weihrauchhandel an Bedeutung ständig zunahm, wie im Gegensatz zu den immer aufs neue, zuletzt von Darius unternommenen und immer nach kurzem Bestehen wieder unterbrochenen Versuchen, eine direkte Seeverbindung herzustellen, die Stämme Südarabiens begannen, ihre Beziehungen zu erweitern und den Vertrieb auf dem Karawanenwege bis ans Mittelmeergebiet selbst in die Hand zu nehmen213. [134] Das hat zur Bildung festerer Staaten und zu dauernden Beziehungen mit den Großmächten des Nordens geführt (Bd. III2 S. 92: der König von Saba hat im Jahre 715 dem Sargon gehuldigt, wie einer seiner Nachfolger die in Saba landende Flotte des Darius (o. S. 94) freundlich aufgenommen haben wird. Die Reichtümer und Karawanen von Saba werden in der hebräischen Literatur der Zeit nicht selten genannt. Aber das Haupthandelsvolk Arabiens neben den Gerrhäern (o. S. 96) waren die Minäer214, die nördlich von der sabäischen Hauptstadt Mariaba in dem fruchtbaren Hochtal von Me'în saßen und, wie es scheint, das stammverwandte Königreich Hadramaut an der Küste des Ozeans in Abhängigkeit [135] von sich brachten. Bei ihnen war die »Ägyptenfahrt« ganz geläufig. Im Jahr 525 finden wir minäische Kaufleute in Ägypten, welche nach ihrer Rückkehr den Göttern der Heimat ihren Dank abstatten, daß sie sie aus den Gefahren der persischen Invasion glücklich errettet haben. Neben Ägypten erscheinen Assyrien (d.i. Babylonien) und Syrien ('Abarnaharâ), speziell Gaza, als Ziele ihrer Karawanenzüge215. Me'în und die benachbarten Ortschaften und ebenso die Städte Sabas füllten sich mit Bauten und Weihgeschenken der Fürsten und der Handelsleute und Krieger. Zur Sicherung ihrer Verbindungen haben die Minäer in Nordarabien in der Oase von Higr im Gebiet der Thamudäer eine Kolonie gegründet; hier und vor allem in dem benachbarten Dedân (El 'Öla), einer von ihnen erbauten Stadt in einem schmalen wasserreichen Felstal216, haben sie zahlreiche Denkmäler und Inschriften hinterlassen, in denen die Namen der Könige und Götter von Me'în genannt werden217. Weiter nordöstlich liegt ein anderer, selbständiger Handelsplatz, Taimâ218, dessen Karawanen im Hiob 6, 19 [136] neben denen von Saba genannt werden. Hier haben sich einige Inschriften in aramäischer Schriftsprache etwa aus der Zeit um 500 gefunden, von denen eine einen interessanten Einblick in die Kulturverhältnisse des Handelsplatzes gewährt. Es ist eine Stele aus dem Tempel eines Gottes, der den Namen Ṣalm zi Hagam, »das Götterbild (ἄγαλμα) von Hagam«, trägt. Auf der Seite der Stele ist der Gott abgebildet, in assyrischem Gewand und Bart, in der Hand die Lanze, mit ägyptisierendem Helm; darüber schwebt die syrische Umbildung der geflügelten Sonnenscheibe. Sein Priester Ṣalmšezeb (»Ṣalm hat ihn gerettet«), Sohn des Petosiris, ist darunter dargestellt, vor dem Altar. Er ist, wie der Name des Vaters lehrt, aus Ägypten gekommen und hat offenbar das Götterbild mitgebracht und ihm das Heiligtum Hagam gegründet. In der Urkunde erkennen die älteren Götter von Taimâ, Ṣalm von Maḥram – also ein zweites derartiges Götterbild –, Šangala und Ašîra den neuen Gott an, bewilligen ihm jährlich den Ertrag von 16 Palmen ihres Landes und von 6 Palmen des Königsguts, und bestätigen dem Ṣalmšezeb und seinen Nachkommen das Priestertum für ewige Zeiten. Selten wohl dürfte uns die Entstehung eines neuen Kultus in aller Naivität so greifbar entgegentreten219.

Von Expeditionen gegen die arabischen Stämme, wie sie die assyrischen und babylonischen Könige unternommen hatten, erfahren wir in der Perserzeit nichts. Die Grenzstämme hatten sich freiwillig gefügt, und weit hinaus in die Wüste mag die Hoheit des Perserkönigs anerkannt sein, so gering auch meist die Autorität der Behörden war. Besonderen Wert legten die Perser natürlich auf die Sicherheit der Wüstenstraße zum Niltal, die sie von Ägypten aus mit Wasser versehen ließen. Grundsteuer und Geldtribut konnten von den Nomaden nicht erhoben werden; dafür stellten sie Truppen, namentlich Kamelreiter, und hatten jährlich 1000 Talente Weihrauch zu liefern – ein Beleg zugleich, [137] welche Bedeutung der Handel damals gewonnen hatte und welchen Gewinn die Stämme, deren Gebiet er passierte, aus ihm zu ziehen vermochten220.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 61965, Bd. 4/1, S. 126-138.
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