Fußnoten

1 Ctesiae Cnidii rel. ed. C. MÜLLER im Anhang zu DIDOTS Herodot. Im allgemeinen vgl. meinen Artikel Ktesias bei ERSCH und GRUBER. Daß Diodor ihn für die assyrische und medische Geschichte nicht direkt benutzt hat, sondern durch Vermittlung desselben Schriftstellers, dem er die Alexandergeschichte verdankt, hat JACOBY, Rhein. Mus. XXX gezeigt [den Widerlegungsversuch von KRUMBHOLZ, Rhein. Mus. XLI halte ich für mißlungen], vgl. GUTSCHMID, Kl. Schr. V 23ff.; daß dieser Schriftsteller Agatharchides von Knidos τὰ κατὰ τὴν Ἀσίαν ist, hat MARQUART, Die Assyriaka des Ktesias, Philol. Suppl. VI 1893 erkannt [dagegen KRUMBHOLZ, Zu den Assyriaca des Ktesias, Rhein. Mus. L 205ff.]. – Von Ktesias' Persergeschichte findet sich bei Diodor keine Spur. – Ktesias' Werk enthielt einen geographischen Anhang über die Straße von Ephesos nach Baktrien und Indien. Außerdem zitiert Athenäos zweimal Κτησίας ἐν τῷ περὶ τῶν κατὰ τὴν Ασίαν φόρων in mehreren Büchern. Auch ein geographisches Werk hat er geschrieben.


2 In Xenophons Cyropädie stammt aus Herodot die Jugendgeschichte des Kyros, die ganze Krösosgeschichte (speziell VI 2, 11 der Bund mit Sparta; VII 1, 27. 48 die Verwertung der Kamele gegen die Reiterei = Her. I 80; VII 2, 3 die Variation der Ersteigung der Burg von Sardes; VII 2, 11 die Verschonung von Sardes auf Krösos' Rat = Her. I 88f.; VII 2, 15ff. die Verhandlung mit Delphi und die Selbsterkenntnis, zu der Krösos kommt; auch der Grabhügel des Abradatas am Paktolos VII 2, 5. 16 ist gewiß das Grab des Alyattes Her. I 93), die Geschichte der Einnahme Babylons; ferner stammt die Bezeichnung des Kyros als πατήρ VIII 1, 44. 2, 9 und die Geschenke, die ihm gebracht werden, aus Herod. III 89. I 2, 16 ist Her. I 133 benutzt und künstlich umgedeutet (vgl. VIII 8, 8), I 3, 11 in der Angabe über das Weintrinken Her. I 133 mit Unrecht korrigiert. Die Gründe der Abweichungen liegen auf der Hand. Die Verbrennung des Krösos konnte Xenophon so wenig brauchen wie die Erhebung des Kyros gegen seinen Großvater; deshalb erfindet er Astyages' Sohn und Nachfolger Kyaxares, der dem Kyros schließlich sein Reich vermacht. Der ganze Armenier- und Assyrerkrieg lb. II-V ist zu militärisch-pädagogischen Zwecken erfunden. Außerdem wird dem Kyros die äußere und innere Vollendung des Perserreichs (Unterwerfung Ägyptens und Reichsorganisation) zugeschrieben. Ktesias, den Xenophon gekannt hat (Anab. I 8, 26f.), ist nur für den Namen des jüngeren Sohnes Tanaoxares und die ihm zugewiesenen Provinzen, die freilich modifiziert werden (VIII 7, 11), und vielleicht für den Umfang des assyrischen Reichs I 5, 2 und sonst vereinzelt (s.u. S. 104, 1) benutzt; VIII 5, 28 wird gegen ihn polemisiert. Einzelne Namen, wie den Gobryas bei der Eroberung Babylons (Bd. III2 S. 185, der zum Assyrer gemacht wird, mag er anderen älteren Schriftstellern entnommen haben, ebenso die Angabe, daß Kyros' Vater Kambyses König der Perser war (I 2, 1), die ja auch bei Herodot III 75. VII 11 erkennbar ist, aber von der Sage ignoriert ward. Die Gestaltung der Persönlichkeiten dagegen ist ausschließlich sein Eigentum.


3 Von historischem Wert für die Zustände des Reichs sind außer den Angaben des achten Buchs nur ganz vereinzelte Notizen der ersten Bücher (III 2, 24. 3, 26. VI 2, 11. VII 1, 45. 4, 1 = VIII 6, 8. VII 4, 9. 5, 67ff.) und die gelegentliche Rücksichtnahme auf allbekannte orientalische Sitten wie I 4, 27. IV 2, 2 und in den idealisierten Angaben über die persische Erziehung. Im übrigen aber hat Xenophon in den ersten Büchern die Orientalen mit Absicht wie Griechen geschildert: er will ja zeigen, wie aus den griechischen Verhältnissen ein Staat wie der des Kyros geschaffen werden könnte.


4 Über Deinon und Heraklides von Kyme vgl. RÜHL, Fl. Jahrb. 1888, 121ff. Zu Trogus und seiner Quelle Deinon s. GUTSCHMID, Kl. Schr. V. Aus Deinon stammt nach der Übereinstimmung mit Plut. Artax. 4. 5 auch Älian var. hist. I, 31-34. Zu Nic. Dam. JACOBY in den Comm. phil. Lips. für G. Curtius 1874. Zu Plutarchs Artaxerxes: SMITH, A study of Plutarchos life of Artaxerxes, Leipzig 1881. KRUMBHOLZ, De Ctesia aliisque auct. in Plut. Artax., Progr. Eisenach 1889, der aber für Ktesias zu viel in Anspruch nimmt.


5 Von den Notizen späterer Schriftsteller könnte einzelnes z.B. auf Baton von Sinope ὁ πραγματευϑεὶς τὰ Περσικά Strabo XII 3, 11 (um 200 v. Chr.) zurückgehen, so wenig wir auch über ihn wissen. – SPIEGELS »Eranische Altertumskunde« bietet für die Achämenidenzeit wenig Selbständiges. Für die Satrapien KRUMBHOLZ, De Asiae min. satrapiis persicis, Leipzig 1883, vgl. NÖLDEKE, Gött. Gel. Anz. 1884, 290ff.; DERS., De descriptione regni Achaem., Progr. Eisenach 1891; LENSCHAU, De rebus Prienensium, Leipz. Stud. XII 13ff.; JUDEICH, Kleinasiat. Studien 1892. Die Ergebnisse der Dissertation von A. BUCHHOLZ, Quaest. de Persarum satrapis satrapiisque, Leipzig 1894, scheinen mir meist verfehlt. Ein reiches Repertorium historischer Namen und Daten gibt F. JUSTI, Eranisches Namensbuch, 1895. – Über die Chronologie der persischen Könige s. Forsch. II 437ff. – Sehr dankenswert ist der Versuch SIEGLINS, Atlas antiquus tab. VIII, die Satrapien Herodots und die von Darius genannten Landschaften kartographisch zu fixieren, während KIEPERT die Satrapien ganz willkürlich ansetzt.


6 Über die Urkunden und die Quellen des Buches Ezra-Nehemia s.m. Entst. d. Jud., 1896. Überblick der Einzelanalyse s.u. S. 180, 1. [Dazu kommen die Papyrusurkunden von Elephantine; s. ED. MEYER, Der Papyrusfund von Elephantine2 (1912).]


7 Auf KAUTZSCH' Übersetzung (Die heil. Schrift des Alten Test.) mit sorgfältiger Quellenscheidung sei gleich hier ein für allemal verwiesen. – STADE, Geschichte des Volkes Israel II 1888 in der ONCKENschen Sammlung. [Die angehängte Fortsetzung von O. HOLTZMANN, Das Ende des jüd. Staatswesens und die Entst. d. Christ. ist leider sowohl in der Materialsammlung und Kritik wie in der Auffassung ganz unzureichend.] WELLHAUSEN, Israelit. und jüd. Geschichte, 1894; SMEND, Lehrbuch der alttest. Religionsgeschichte, 1893; KOSTERS, Het herstel van Israël in het perzische Tijdvak, 1893 (vgl. auch WELLHAUSEN, Nachr. Gött. Ges. 1895, 166ff.); meine »Entstehung des Judentums«, 1896. [Die Art von Kritik, mit der TORR, The composition and historical value of Ezra-Nehemiah, 1896, und MARQUART, Fundamente israelitischer und jüd. Geschichte, 1896, S. 28-68, die Überlieferung behandeln, kann ich nur als verhängnisvolle Willkür betrachten; an die Stelle methodischer Untersuchung setzen sie subjektive Urteile und phantastische Kombinationen. Völlig verfehlt erscheinen mir WINCKLERS Abhandlungen »Die Zeit der Herstellung Judas« und »Nehemias Reform« in seinen Altorient. Forschungen, II. Reihe, Bd. 2, 1899.]


8 Vgl. Papyrusfund von Elephantine2 S. 4f. Kl. Schr. I S. 76f.


9 Der Hâmûn ist salzfrei und trinkbar; vgl. MC. MAHON, Recent survey and exploration in Seistan, The Geographical Journal. Sept. 1906, vol. XXVIII, no. 3. Dagegen der Gand-i-Zirreh, in Seistan, in den der Hâmûn nur etwa alle zehn Jahre überfließt, ist salzig.


10 Stämme Gadrosiens [der Name kommt vor Alexander nicht vor]: Παρικάνιοι Herod. III 94, vgl. 92. VII 68. 86; vgl. Hekatäos bei Steph. Byz. ἐν δ᾽ αὐτοῖσι πόλις Παρικάνη οὔνομα; Μύκοι Herod. III 93. VII 68 (= pers. Maka, jetzt Mekrân), vgl. Hekatäos bei Steph. Byz. s.v.; östliche Äthiopen Herod. III 94. VII 70.


11 Schilderung Persiens durch Nearch bei Arrian Ind. 40 [danach die Übersetzung im Text] = Strabo XV, 3, 1: ἡ παραλία καυματηρά τε καὶ ἀμμώδης καὶ σπανι στὴ καρποῖς ἐστι πλὴν φοινίκων˙ ἡ δ᾽ ὑπὲρ ταύτης ἐστὶ πάμφορος καὶ πεδινὴ καὶ ϑρεμμάτων ἀρίστη τροφός, ποταμοῖς τε καὶ λίμνοις πληϑύει. τρίτη δ᾽ ἐστὶν ἡ πρὸς βορρᾰν χειμέριος καὶ ὀρεινή. Daß Herodot (z.B. IX 122) und Andere das Land als rauh und dürftig schildern, beruht auf dem Gegensatz gegen Susiana und Babylonien. Scheinbar wahrt daher Xenophon das Lokalkolorit, wenn er gegen Herodot I 136 die Rossezucht der Perser bestreitet und die Reiterei erst durch Kyros ins Heer eingeführt werden läßt (Cyrop. I 3, 3. IV 3); in Wirklichkeit ist die historisch grundfalsche Behauptung aber nur eine Fiktion, durch die Xenophon den Griechen die Notwendigkeit und Möglichkeit der Schöpfung einer kräftigen Reiterei zeigen will.


12 Von neueren Werken über die Geographie, die Denkmäler und die Zustände Persiens ist vor allem G. CURZON, Persia and the Persian Question, 2 voll., 1892, zu nennen; für die alte Geographie vgl. STOLZE, Persepolis, in Verh. der Ges. für Erdkunde X, 1883, 251ff.; TOMASCHEK, Ber. Wien. Ak. phil.-hist. Cl. CII. CVIII. CXXI. (über Nearch). [J. DE MORGAN, Mission scientifique en Perse, 1894ff. bietet wenig.]


13 Der Name Πέρσαι ist (NÖLDEKE, Aufs. zur pers. Gesch., 147) eine verkürzte ionische Form (aus Πῆρ σαι) des einheimischen Pârsa. Über die Stämme Herod. I 125: ἔστι δὲ Περσέων συχνὰ γένεα, καὶ τὰ μὲν αὐτῶν ὁ Κῦρος συνάλισε καὶ ἀνέπεισε ἀπίστασϑαι ἀπὸ Μήδων. ἔστι δὲ τάδε, ἐξ ὧν ὧλλοι πάντες ἀρτέαται Πέρσαι. Πασαργάδαι (zu denen die Achämeniden gehören) Μαράφιοι Μάσπιοι. ἄλλοι δὲ Πέρσαι εἰσὶ οἵδε, Πανϑιαλαῖοι Δηρουσιαῖοι Γερμάνιοι (bei Steph. Byz., der auch sonst Varianten hat, Καρμάνιοι). οὗτοι μὲν πάντες ἀροτῆρες εἰσί, οἱ δὲ ἄλλοι νομάδες, Δάοι Μάρδοι Δροπικοὶ Σαγάρτιοι. Die grundlegende Bedeutung dieser Angabe ist bisher durchweg, auch von mir, übersehen worden. Nur die drei zuerst Genannten kämpfen mit Kyros gegen die Meder und bilden daher bei den Späteren allein die Landschaft Persis, jetzt Farsistân, während Karmanien eine besondere Satrapie bildet. [Darius erwähnt Karmanien nie, und nennt Bis. III 5 Jutija eine Landschaft in Persien, während bei Herodot III 93. VII 68 die Οὔτιοι als ein gesondertes Volk in der 14. Satrapie erscheinen.] Darius zählt die Sagartier zu den Untertanen, und zwar in den östlichen Provinzen (Pers. e; daneben Bis. II 33 Asagarta [in Medien?], die SIEGLIN mit den Sagartiern im östlichen Zagros Ptol. VI 2, 6 identifiziert); bei Herodot III 93 gehören sie gleichfalls der 14. Satrapie an (vgl. VII 85 νομάδες ἄνϑρωποι Σαγάρτιοι καλεόμενοι, ἔϑνος μὲν Περσικὸν καὶ φωνῇ, aber mit anderer Rüstung). Persische Sprache und Sitten der karmanischen Stämme auch Nearch bei Strabo XV 2, 14 (vgl. 2, 8). Arr. Ind. 38, 1; barbarische Kriegsbräuche Strabo a.O. – Von den übrigen Stämmen werden außer den Pasargaden (z.B. Herod. IV 167; noch bei Ptol. VI 8, 12) nur noch erwähnt die Maraphier (Herod. IV 167) und die Marder (Herod. I 84; Äsch. Pers. 994; Strabo XI 13, 3. XV 3, 1; Arr. Ind. 40, 6; denselben Namen [bei Eratosthenes Ἄμαρδοι, vgl. ANDREAS bei PAULY-WISSOWA I 1729] trägt ein Volksstamm in den medischen Bergen am Kaspischen Meer); ihre Eponymen sowie den Μῆδος hat Äschylos in seine Liste der Perserkönige aufgenommen Pers. 774 Μάρδος [Μάρδις oder Μέρδις ist schlechte Konjektur], 778 Μάραφις [daher Steph. Byz. Μαράφιοι, ἔϑνος ἐν Περσίδι, ἀπὸ Μαραφίου βασιλέως]; Hellanikos (schol. Äsch. Pers. 768 Μάραφις und Μέρφις) machte sie zu Brüdern des Kyros. In der phantastischen Jugendgeschichte des Kyros bei Nic. Dam. fr. 66 J. ist Kyros ein Marder, Sohn eines Räubers und einer Ziegenhirtin. – Strabo XV 3, 1 nennt als persische Stämme die Πατεισχορεῖς λεγόμενοι = Patišuvari bab. Pidišchuri Dar. NR c, identisch mit dem etwas nördlicher in der medischen Wüste gelegenen Patuš'arra der Assyrer (Bd. III2 S. 72, ferner Ἀχαιμενίδαι (!), Μάγοι(!) und als Räuber Κύρτιοι und Μάρδοι. Eine lange Liste sehr verschiedenwertiger Stammnamen gibt Ptolem. VI 4. 6. 8, wo 8, 12 auch die Καμηλοβοσκοί Strabos XV 3, 1 in der karmanischen Steppe ein besonderes Volk werden, wie schon bei den Historikern Alexanders die Ἰχϑυοφάγοι und Χελωνοφάγοι. [Über die angeblichen Daher bei Ezra 4, 9 s. Entst. d. Jud. 36.] Den überfeinen Kombinationen von MARQUART, Assyriaka des Ktesias (Philol. Suppl. VI) 642ff. [vgl. auch denselben Philol. LV, 228. 233f. = Unters, zur Geschichte von Eran 60. 65] über die pers. Stämme und ihre Wanderungen vermag ich nicht zu folgen; die Identität der Perser mit den viel weiter nördlich wohnenden Parsua der Assyrer (Bd. III2 S. 8) ist nicht erweisbar. Für Ezech. 27, 10. 38, 5 nimmt HALÉVY, Journ. As. 1892, 371, dem MARQUART 647, 357 folgt, gewiß richtig an, daß םרתפPatores zu lesen sei. Parsua = Πάρσιοι in Medien, Strabo XI 7, 1.


14 Vgl. Bd. III2 S. 112. Daß die Meder Mazdajasnier waren, lehrt die Liste untertäniger medischer Häuptlinge aus der Zeit Sargons bei DELITZSCH, Sprache der Kossäer S. 48 (vgl. ED. MEYER, Die ältesten datierten Zeugnisse der iranischen Sprache und der zoroastrischen Religion, Z. f. vgl. Sprachwiss. 42 (1908), 1ff.), in der der Eigenname Mazdaka (geschrieben Mašdaku und Maštakku) zweimal vorkommt. Daß (Ahura) Mazda der für die zarathustrische Religion charakteristische Eigenname des höchsten Gottes ist und außerhalb derselben nicht vorkommen kann, sollte doch nicht zweifelhaft sein. Die immer wieder auftauchende Meinung, daß Darius von Zarathustra nichts gewußt habe (das wunderlichste Argument ist, daß in seinen Inschriften Angra manjus nicht genannt wird; als ob in einer gleichartigen christlichen Inschrift der Teufel vorkommen würde), ist mir unverständlich; jedes Wort seiner Inschriften erweist ihn als Zarathustrier. Daß von Kyros dasselbe gilt, wird, wer die Sachlage besonnen überlegt, nicht bezweifeln; sonst müßte die Religion bei Darius als Neuerung auftreten.


15 Bis auf Kyros war der Persername selbst den Völkern des Orients so gut wie unbekannt. Die Landschaft Susiana nennen die Perser Uvâdža (jetzt Chûzistân) nach dem ihnen zunächst sitzenden räuberischen Gebirgsstamme der Uxier, die Babylonier Elam; der einheimische Name ist Hatamti. Bei den Griechen heißen die Bewohner Kissier. Vgl. Bd. I3 S. 439f. – Seltsam ist, daß auch in tüchtigen Werken der Eponymos Achämenes noch immer als historischer König behandelt wird.


16 Bd. III2 S. 181ff.


17 Vgl. Xen. Anab. I 7, 6.


18 »König der Könige«, aram. היכלמ יז אכלמCISem. II 122. 138, in der Gadatasinschrift βασιλεὺς βασιλέων Δαρεῖος ὁ Ὑστάσπεω findet sich in vorpersischer Zeit nicht; anklingende Ausdrücke in assyrischen und babylonischen Beschreibungen der Königsmacht (ebenso Ezech. 26, 7) sind nicht titular. Die Ptolemäer nennen sich statt dessen םיכלמ ודא »Herr der Könige«.


19 Arier verhält sich zu Perser, wie Hellene zu Böoter, Latiner zu Römer usw.; nach Darius' Sprachgebrauch müßten wir die Sprache der altpersischen Keilinschriften arisch nennen. Aber da auch die indogermanischen Stämme Indiens sich Arier nennen, müssen wir den abgeleiteten Namen Iranier (Arianer) beibehalten, der zuerst in Ostiran aufgekommen ist. Ἄριος = persisch Äsch. Choeph. 423, vgl. Herod. VII 62 (alter Name der Meder). Der Medername wird in der späteren jüdischen Literatur (Darius der Meder Dan. 6, 1 cet. neben Kyros der Perser ib. 6, 29. 10, 1 und Darius [III.] der Perser Neh. 12, 22; Reich der Meder und Perser Dan. 5, 28. 8, 20, Esther 10, 2 vgl. 1, 3. 14) und zur Zeit des Kambyses in der minäischen (südarabischen) Inschrift HALÉYY 535, s.u. S. 127, 1, für die Perser gebraucht. Die Babylonier bezeichnen die medischen Könige als Manda, ein Name, der ähnlich wie bei den Griechen der Skythenname die Nordvölker im allgemeinen zu bezeichnen scheint. Daraus kann nicht mit WINCKLER, Unters. zur alt orient. Gesch. 124ff. gefolgert werden, daß Astyages kein Meder gewesen sei.


20 Susa erscheint wie bei den Juden (Nehem. 1, 1, Esther 1, 2, Dan. 8, 2), so bei den Griechen von Äschylos an (der es für eine persische Stadt hält und auch Darius' Grab hierher verlegt) durchweg als die eigentliche Kapitale des Reichs; so bei Herod. III 70. V 49. Die Erbauung des Palastes von Susa durch Darius kennen auch Plin. VI 133, Älian hist. an. I 59.


21 Über die Residenzen Xen. anab. III 5, 15, Cyrop. VIII 6, 22 (sieben Wintermonate in Babylon, drei des Frühjahrs in Susa, zwei Sommermonate in Egbatana, was wohl höchstens für die spätere Zeit ganz korrekt ist), Athen. XII 513f., Plut. de exil. 12 mit kleinen Variationen, bestätigt durch einzelne Angaben bei Ktesias (vgl. u. S. 122) u.a.


22 Die Inschrift des Darius am Bosporus ist nach Herodots Bericht IV, 87 den erhaltenen ganz gleichartig gewesen: στήλας ἔστησε δύο ἐπ᾽ αὐτοῦ λίϑου λευκοῦ, ἐνταμὼν γράμματα ἐς μὲν τὴν Ἀσσύρια (d.h. Keilschrift), ἐς δὲ τὴν Ἑλληνικά, ἔϑνεα πάντα ὅσα περ ἦγε˙ ἦγε δὲ πάντα τῶν ἦρχε. Sie enthielt also die bekannte Völkerliste. Einen Block der Keilinschrift hat Herodot noch gesehen. Vgl. auch die Inschrift an den Tearosquellen IV 91 [s.u. S. 106, 1]. – Viersprachig (die drei Keilschriften und Hieroglyphen) sind auch die bekannten, an mehreren Stellen gefundenen Alabaster- und Porphyrvasen des Xerxes und Artaxerxes, vielleicht als ägyptische Arbeit.


23 Über die Verbreitung des Tatenberichts des Darius durch das ganze Reich s. ED. MEYER, Papyrusfund von Elephantine2 (1912) 98ff.


24 Steuerfreiheit der Perser Herod. III 97; in seiner Satrapienliste erscheint Persis daher nicht. Aber er selbst nennt Hystapses III 70 ὕπαρχος der Perser, freilich mit Unrecht; nach der Bisutuninschrift scheint er Satrap von Parthien gewesen zu sein. Unter Darius III. ist Ariobarzanes σατράπης Περσῶν, Arrian III 18, und ein Oberhaupt der Verwaltung kann kaum je gefehlt haben.


25 Xen. Cyrop. VIII 5, 25. 27.


26 Herod. I 132.


27 Xen. Cyrop. passim. Plut. Artax. 4. 5. Älian var. hist. I 31ff. (Deinon).


28 Geschenke des Königs: Thuk. II 97. διὰ τοῦτο ὁ Περσῶν βασιλεὺς ἐπειδὰν εἰς Πασαργάδας ἀφίκηται, χρυσὸν δωρεῖται ταῖς Περσίσι γυναιξί. καὶ διανέμει ἑκάστῃ εἰς λόγον δραχμῶν εἴκοσι Ἀττικῶν (d.i. eine Golddareike) Nic. Dam. fr. 66, 43 J. [Die Schlacht bei Pasargadä und die Gründung der Stadt durch Kyros auch Anaximenes bei Steph. Byz. s.v. Strabo XV 3, 8. Justin. I 6.] Nach Plut. Al. 69 gibt Alexander ἐν Πέρσαις.. τὸ νόμισμα ταῖς γυναιξίν, ὥσπερ εἰώϑεσαν οἱ βασιλεῖς, ὁσάκις εἰς Πέρσας ἀφίκοιντο, διδόναι χρυσοῦν ἑκάστῃ; während frühere Könige es wiederholt getan hätten [so Kyros nach Xen. Cyrop. VIII 7, 1 siebenmal], sei daher Ochos aus Geiz niemals hingegangen [doch hat er in Persepolis gebaut]. Daß das keine falsche Verallgemeinerung ist, lehrt Xen. Cyr. VIII 5, 21 (vgl. 7, 1) ἔδωκε δὲ καὶ πᾶσι Πέρσαις καὶ Περσίσιν ὅσαπερ καὶ νῦν ἔτι δίδωσιν ὅτανπερ ἀφίκηται βασιλεὺς εἰς Πέρσας (vgl. auch Plato legg. III 695 d).


29 Plut. Artax. 3.


30 Über Persepolis s. vor allem STOLZE, Persepolis, 2 Bde., 1882, und NÖLDEKE, Aufs. zur pers. Gesch. 135ff.; CURZON, Persia II [gegen STOLZE, Verh. der Ges. für Erdkunde 1883, 256ff.]. Daß Pasargadä (Plin. VI 116 inde [wohl auf Persepolis, nicht auf Laodicea zu beziehen] ad orientem Magi obtinent Frasargida castellum, in quo Cyri sepulcrum est) in den Ruinen von Murgâb oberhalb Persepolis zu suchen ist, ist mir auch jetzt nicht zweifelhaft; vgl. STOLZE 1. c. 269ff.; CURZON, Persia II, 71ff. WEISSBACH, ZDMG. XLVIII, 653ff. bestreitet die Identität des Grabbaus mit dem des Kyros; aber dem jüngeren Kyros können die Inschriften des Palastes und vor allem das Porträt nicht angehören, das einen weit älteren Mann zeigt; auch war sein Andenken offiziell geächtet. SIEGLIN hält Murghâb für Harmoza regia und sucht Pasargadä viel weiter östlich auf Grund von Plin. VI 99 und Arr. VI 29. 30.


31 An die sog. »sieben Perser«, d.h. die sechs Genossen des Darius [die mit den »sieben Räten« u. S. 39 nichts zu tun haben], haben sich in alter wie in neuerer Zeit viele Legenden geknüpft; daß sie Stammesfürsten gewesen wären, ist nirgends überliefert. Nach Plato legg. III 695 c. ep. 7, p. 332 a [die Quelle ist unbekannt; schwerlich Ktesias] teilt Darius mit seinen Genossen das Reich in sieben Teile, ὧν καὶ νῦν ἔτι σμικρὰ ὀνείρατα λέλειπται; das kann nur aus einer falschen Deutung der Landanweisungen entstanden sein, vgl. u. S. 56. Von Hydarnes leiten sich die späteren Satrapen und Dynasten von Armenien ab (Strabo XI 14, 15, vgl. die Inschrift des Antiochos von Kommagene bei HUMANN und PUCHSTEIN, Reisen in Kleinasien S. 283f.); von Anaphas = Onophas Ktes. 29, 14 = Otanes [Ktesias 29, 14. 20 hat den Otanes S. d. Pharnaspes Her. III 68 = Utâna S. d. Thukhra bei Darius mit Darius' Bruder Otanes, dem Schwiegervater des Xerxes und Vater des Anaphas Herod. VII 61, 62, 82, zusammengeworfen und überdies den Sohn an Stelle des Vaters gesetzt] die späteren Könige von Kappadokien Diod. XXXI 19. Der hier gegebene Stammbaum ist allerdings ein sehr spätes und wertloses Machwerk, und REINACH, Rev. num. 1886, 311, sowie MARQUART, Philol. LIV 496ff. haben daher die Angabe völlig verworfen. Aber mit Rücksicht auf Herod. III 83 über die Privilegien des Hauses des Otanes und auf die angeführten Stellen Platos möchte ich doch an dem Fürstentum der Otaniden festhalten. Von welchem der »Sieben« die späteren pontischen Könige sich ableiteten, wissen wir nicht.


32 βασιλήιοι δικασταί Herod. III 31 [freilich die Angabe, Kambyses habe sie über die Zulässigkeit der Geschwisterehe befragt, kann nicht richtig sein, da diese in Iran alter, von der Religion sanktionierter Brauch ist], vgl. V 25. VII 194, Plut. Artax. 29, Älian var. hist. I 34, Esther 1, 13f. (der König befragt die weisen Astrologen, was nach dem Recht [תד, pers. dâta] mit Vašti zu tun sei; »denn so geht das Wort des Königs vor alle Rechtskenner«). אירבתד in der Beamtenliste Dan. 3, 2f., vgl. Entst. d. Jud. 23. Weiteres u. S. 48. In den Urkunden aus Nippur wird ein Babylonier Zittinabu als dâtabara des Artaremu bezeichnet (HILPRECHT, Bab. exped. of the Univ. of Pennsylvania, vol. IX p. 73); die Bedeutung ist hier völlig dunkel.


33 Im allgemeinen vgl. Plato legg. III 694f.: unter Kyros herrscht ἐλευϑερία, Darius teilt das Reich in sieben Teile, καὶ νόμους ἠξίου ϑέμενος οἰκεῖν ἰσότητά τινα κοινὴν εἰσφέρων καὶ τὸν τοῦ Κύρου δασμὸν ὃν ὑπέσχετο Πέρσαις εἰς τὸν νόμον ἐνέδει (u. S. 00), φιλίαν πορίζων καὶ κοινωνίαν πᾶσι Πέρσαις, χρήμασι καὶ δωρεαῖς τὸν Περσῶν δῆμον προσαγόμενος. Unter Xerxes tritt dann wie unter Kambyses der Despotismus ein.


34 ἀϑάνατοι Herod. VII 40f. 83. Vgl. Artembares, Oberst der μυρία ἵππος Äsch. Pers. 302. μηλοφόροι Heraklid. Cum. fr. 1. Die Garde ist in der Hundertsäulenhalle vor dem Throne des Darius abgebildet; die Krieger tragen abwechselnd persische und medische Tracht. Vgl. JUSTI, Der Chiliarch des Dareios ZDMG. L, 659ff., sowie MARQUART, Philol. LV 224ff. (Unters, zur Gesch. von Eran 57; vielfach phantastisch).


35 Erziehung: Herod. I 136 παιδεύουσι δὲ τοὺς παῖδας ἀπὸ πενταέτεος ἀρξάμενοι μέχρι εἰκοσαέτεος τρία μοῦνα, ἱππεύειν καὶ τοξεύειν καὶ ἀληϑίζεσϑαι. Xen. Anab. I, 9, 3 πάντες γὰρ οἱ τῶν ἀρίστων Περσῶν παῖδες ἐν ταῖς βασιλέως ϑύραις παιδεύονται. In der Cyropädie (I 2. II 1) wird das weiter ausgemalt, etwa in der Art der pädagogischen Provinz im »Wilhelm Meister«, durchaus mit Rücksicht auf die griechischen, nicht auf die persischen Verhältnisse. Strabo XV 3, 18f. beruht auf Herodot und Xenophon. Bei Plato Alk. I 121f. sind die Angaben über die Erziehung schematisiert.


36 Herod. IX 109: Xerxes bietet der Artaynte πόλις καὶ χρυσὸν ἄπλετον καὶ στρατόν, τοῦ ἔμελλε οὐδεὶς ἄρξειν ἀλλ᾽ ἢ ἐκείνη. Περσικὸν δὲ κάρτα ὁ στρατὸς δῶρον.


37 Xenophon (Cyrop. VIII 6, 5) sagt κατὰ πάσας τὰς καταστραφείσας πόλεις. Das ist eine unbewußte Einwirkung der griechischen Anschauung, welche sich die Völker nur städtisch organisiert vorstellen kann. Denkt sich doch Herodot sogar die Meder im wesentlichen in Egbatana konzentriert (I 98 Dejokes τοὺς Μήδους ἠνάγκασε ἓν πόλισμα ποιήσασϑαι καὶ τοῦτο περιστέλλοντας τῶν ἄλλων ἧσσον ἐπιμελέσϑαι).


38 In den Provinzen ansässige Perser finden sich vielfach, so in Ägypten »der persische Eunuch (srs = םירס u. S. 38, 1) und Fürst (rpa'ti) von Koptos« Atiwahja, Sohn des Artames und der Qanzu, vielleicht einer Ägypterin, und sein titelloser Bruder Ariarathes (Ariurta) unter Darius, Xerxes, Artaxerxes I., die ihre Namen mehrfach in Hieroglyphen in den Steinbrüchen des Wadi Hammâmât verewigt haben: LEPSIUS, Denkm. III 283 h-q; der Beamte Mithrawahischta CISem. II 144; Chôri (Horus) Sohn des Bagbaga CISem. II 125 in Abydos u.a. Zahlreich sind vorderasiatische Gemmen mit aramäischer Schrift und persischen Namen und Symbolen, so Parsondas (geschr. Pršndt), Sohn des Artadates u.a. CISem. II 98ff. Zahlreiche Perser finden sich in den Urkunden von Nippur (HILPRECHT, Bab. Exped. IX), ebenso in Babylon.


39 Die Perser αὐτουργοί Xen. Cyrop. VII 5, 67, Älian var. hist. I 31.


40 Herod. I 135 ξεινικὰ δὲ νόμαια Πέρσαι προσίενται ἀνδρῶν μάλιστα ... καὶ εὐπαϑείας τε παντοδαπὰς πυνϑανόμενοι ἐπιτηδεύουσι, καὶ δὴ καὶ ἀπ᾽ Ἑλλήνων μαϑόντες παισὶ μίσγονται. Auch die letztere, viel angegriffene Behauptung (Plut. mal. Herod. 13) ist richtig und zeugt von dem unbefangenen Sinn des Historikers. Auch sie läßt sich auf die Araber übertragen.


41 Neuerdings sind die Berichte über das ἀληϑίζεσϑαι der Perser trotz der Dariusinschriften für eine Fabel erklärt worden; die alten Perser seien ebenso verlogen gewesen wie die modernen. Das ist eine ganz unbegründete Auffassung: das altpersische Volk darf ebensowenig nach den Verbrechen der persischen Staatsmänner beurteilt werden, wie etwa gegenwärtig das türkische. Ebenso wird z.B. kein Mensch bestreiten, daß die Ehre im Mittelpunkt der ritterlichen Erziehung stand, trotz aller ehrlosen Handlungen, die in den Zeiten der ritterlichen Politik vorkommen. – Die Geschichte Herod. IV 201 wird übrigens genau so von den unteritalischen Lokrern erzählt (Polyb. XII 6). Die mit Herod. III 72 verwandte Diskussion Xenophons (Cyrop. I 6, 27ff.) über die Berechtigung von Trug und List gegen Feinde ist nicht persisch, sondern eine Untersuchung des Sokratikers über die ethische Frage.


42 Über das Zeremoniell des persischen Hofes sind wir namentlich durch die Fragmente des Heraklides und Deinon genauer unterrichtet; ferner Plut. Artax., Xen. Cyrop. VIII 1-3 usw. Vgl. auch die Schilderung des Perserhofs Aristot. de mundo p. 398 a.


43 Die ὀρϑὴ τιάρα oder κυρβασία des Königs (z.B. Aristoph. aves 486, Xen. Anab. II 5, 23, Cyrop. VIII 3, 13), pers. κίταρις Plut. Art. 26. 28, Ktes. 29, 47 u.a. und die niedrige der übrigen Perser finden sich häufig auf den Monumenten. Doch scheinen die Leibwächter zum Teil dieselbe Kopfbedeckung zu tragen wie der König.


44 Geburtstag und Thronbesteigungsfest Plato Alkib. I 121 c, Herod. IX 110.


45 Zur Stellung der Eunuchen vgl. Xen. Cyr. VII 5, 58ff., mit einer für den Verfasser sehr charakteristischen Apologie. Häufig haben ausländische Eunuchen persische Namen erhalten. Das aramäische Wort für Eunuch sarîs םירס (vgl. Esther 1) erscheint auf Denkmälern geradezu als Titel, so aus der Perserzeit in Ägypten o. S. 00; aus assyrischer Zeit ein »Oberster der Eunuchen« als Eponymos CISem. II 38; ein babylon. Eunuch CISem. II 75.


46 Vgl. u. S. 155, 1.


47 Vgl. ED. MEYER, Meister der Politik III2 S. 30.


48 Verwandte: Arrian VII 11, Xen. Cyrop VIII 3, 13 u.a.


49 Oberstallmeister ist wohl Teribazos, der Xen. Anab. IV 4, 4 das Recht hat, den König aufs Pferd zu heben.


50 Herod. VII 40.


51 Der Titel χιλίαρχος, den z.B. Bagoas unter Artaxerxes III. trägt, der aber schon bei Äschylos Pers. 304 vorkommt, ist dann in den makedonischen Staat übergegangen.


52 Ratsversammlung: Ezra 7, 28, vgl. Entst. d. Jud. 63. Dieselben Magnaten erscheinen auch bei den Festen des Königs Esther 1, 3.


53 Aus den sieben Räten Ezra 7, 14. 15 sind wohl die »sieben Fürsten der Perser und Meder« entstanden, »die das Antlitz des Königs sehen und den Vorsitz im Königreich haben« Esther 1, 14 [daneben sieben Eunuchen 1, 10; drei Oberbeamte nennt Dan. 6, 3].


54 ὁ βασιλέως ὀφϑαλμός Äsch. Pers. 980, Aristoph. Ach. 92, Herod. I 114, Plut. Artax. 12. Xenophons Behauptung Cyrop. VIII 2, 11, vgl. 6, 16, es habe viele βασιλέως ὀφϑαλμοί gegeben, ist Konstruktion, die βασιλέως ᾦτα wahrscheinlich seine Erfindung; er dehnt den Titel auf alle Berichterstatter und Spione des Königs aus. [Lucian de merc. cond. 29 und Aristid. or. 16 p. 424 schöpfen wohl aus Xenophon. Die πυλωροί τε καὶ ὠτακουσταὶ λεγόμενοι am Hof (Arist. de mundo 6) sind etwas anderes. Schol. Arist. Ach. 92 = Suidas und Heysch s.v. ist wertlos, ebenso die Angabe von zwei Augen schol. Äsch. Pers. 980. – Als Ehrentitel für hochgestellte Vertraute, aber nicht als Amt, findet sich »Auge« und »Ohr des Königs« im Pharaonenreich häufig.]


55 Durch die aus der jüdischen Gemeinde von Elephantine erhaltenen Urkunden kennen wir das Verfahren genauer. Die Verhandlung ist durchweg mündlich; maßgebend sind die vorgelegten versiegelten Urkunden und die Zeugenaussagen, und wo diese zur Feststellung des Tatbestandes nicht ausreichen, der Eid; da hat der Gerichtshof zu entscheiden, welche der bei den Parteien den Eid zu leisten hat und bei welchem Gotte: ED. MEYER, Papyrusfund von Elephantine2 S. 25, König Darius I., in »Meister der Politik« III2 (1923) S. 28.


56 Auf die Perserkönige sind wie später auf Alexander manche Anekdoten über charakteristische Entscheidungen übertragen, so Herod. III 119 über die Familie des Intaphrenes [bekanntlich von Sophokles in die Antigone übernommen (vgl. u. S. 829); über die orientalische Form der Geschichte vgl. PISCHEL, Hermes XXVIII 465; NÖLDEKE ib. XXIX 155], IV 84 über die drei Söhne des Oiobazos, ebensowohl VII 38f. über Pythios. Vgl. die Einkleidung des Estherromans. – Todesurteil durch Berührung des Gürtels Xen. Anab. I 6, 10, Nic. Dam. fr. 4 (S. 333, 35f.) J. und in der Charidemosgeschichte Diod. XVII 30 u.a.


57 Herod. III 93, Ktes. fr. 29. 40. fr. 38, Nearch bei Strabo XVI 3, 5. 7.


58 Eintragung der εὐεργέται Herod. VIII 85. 90 (vgl. VI 30), Esther 6. Inschrift des Gadatas διὰ ταῦτά σοι κείσεται μεγάλη χάρις ἐν βασιλέως οἴκῳ. Erlaß an Pausanias Thuk. 1 120 κεῖταί σοι εὐεργεσία ἐν τῷ ἡμετέρῳ οἴκῳ εἰς ἀεὶ ἀνάγραπτος. Herod. III 154 κάρτα ἐν τοῖσι Πέρσῃσι αἱ ἀγαϑοεργίαι ἐς τὸ πρόσω μεγάϑεος τιμῶνται. Vgl. die Ariaspen in Drangiana, denen Kyros den Ehrennamen Εὐεργέται gibt (Arrian III 27, 4 u.a.). Der Name ὀροσάγγαι Herod. VIII 85, Nymphis fr. 12 im Lex. rhet. Cantabr. s.v.


59 Das Protokoll heißt aram. הנורכד Ezra 6, 2, ὑπόμνημα, ὑπομνηματισμός, die Sammlung אינרכד רפס Ezra 4, 15, βιβλίον ὑπομνηματισμῶν, hebr. רפס תונרכזה Esther 6, 1, ebenda und 2, 23 erklärt als רפס םימיה ירבד, LXX μνημόσυνον; richtiger wäre ἐφημερίδες. Das sind die βασιλικαὶ ἀναγραφαί Diod. II 22 oder βασιλικαὶ διφϑέραι (= βύβλοι Herod. V 58), ἐν αἷς οἱ Πέρσαι τὰς παλαιὰς πράξεις κατά τινα νόμον εἶχον συντεταγμένας (Diod. II 32), aus denen Ktesias geschöpft haben will. Genau ebenso sind die »Tagebücher der Könige von Israel« resp. Juda zu erklären. Dieselbe Einrichtung ist in Ägypten, Syrien (vgl. jetzt Recueil de travaux 1899 p. 85) und Assyrien aus vielen Andeutungen erkennbar und findet sich später bei Alexander, in den makedonischen Staaten und bei den römischen Beamten, vgl. WILCKEN, Philol. LIII 80ff. – Archive in den Schatzhäusern: Ezra 5, 17. 6, 1. 2. – Vgl. Entst. d. Jud. 48. 59.


60 Über die erhaltenen Urkunden s.o. S. 3f.; über Ezra 4, 7 Entst. d. Jud. 16ff. Die Angaben Esther 1, 22. 3,12. 8, 9, daß die königlichen Erlasse an jedes Volk in seiner Schrift und Sprache ergangen wären, ist eine arge Übertreibung. Der Sprachgebrauch der Königsinschriften (o. S. 25f.) hat mit der Sprache der Behörden nicht mehr zu tun als bei uns etwa die Verwendung des Lateinischen auf Denkmälern und Bauten. – Die Behauptung, daß die persische Keilschrift erst von Darius erfunden sei, so namentlich WEISSBACH, ZDMG. XLVIII 664, kann weder durch die susische Inschrift Bis. L, wo Darius nur sagt, er habe [zuerst] »Inschriften in anderer Weise, nämlich auf arisch« angefertigt, aber nicht, er habe die Schrift erfunden, noch durch ein Machwerk wie epist. Themistocl. 21 erwiesen werden; überdies bezieht sich diese Stelle (Them. läßt sich goldene ϑυμιατήρια schicken, ἐφ᾽ οἷς ἐπιγέγραπται τὰ Ἀσσύρια τὰ παλαιὰ γράμματα, οὐχ ἃ Δαρεῖος ὁ πατὴρ Ξέρξου Πέρσαις ἔναγχος ἔγραψε) trotz RÜHL, Fl. Jahrb. 1888, 115, wohl eher auf den Gegensatz von Keilschrift [als Σύρια γράμματα Diod. II 13 bezeichnet] und aramäischer Schrift. Jedenfalls muß das Persische schon lange vor Kyros geschrieben sein, wenn auch zuerst vielleicht mit babylonischen Zeichen. – Zur Verbreitung der aramäischen Schrift vgl. auch Diod. XIX 23 = Polyän IV 8, 8.


61 Khšatrapâvan = ןפרדשחא (spr. 'achšadrapân) = ἐξατράπης LEBAS III 388 in Mylasa und Theopomp. fr. 103 J. Στρουσης εξαιτραπης εων Ιωνιης in Inschr. aus Milet bei KEKULÉ, Ber. Berl. Akad. 1900, 112ff.; ἐξαιϑραπεύων in Mylasa CIG. 2691 c-e = LEBAS III 377ff., entstellt in ἐξσατραπεύων in der Urk. von Tralles CIG. 2919 = LEBAS III 1651, DS2. 573 (vgl. Forsch. II 497); verkürzt σατράπης. Das Wort findet sich zuerst in Sargons Liste medischer Häuptlinge o. S. 19, 1 als angeblicher Eigenname šatarpanu, (geschr. satarpanu). [Wie ein Gott in Syrien (RENAN, Mission en Phénicie p. 241; Wiener Z. Kde. d. Morgenl. VIII 1 in Palmyra) und Elis (Pausan. VI 25) zu dem Namen Σατράπης ארדש kommt, wissen wir nicht.] – Sprachgebrauch der Griechen: Herod. III 89 Darius ἀρχὰς κατεστήσατο εἴκοσι, τὰς αὐτοὶ καλέουσι σατραπηίας. Ebenso I 192. Sonst nennt er die Provinz νομός III 90ff. 120. 127 u.a., den Statthalter III 120 νομοῦ ἄρχων, sonst ὕπαρχος III 128. IV 160. VI 33. IX 113; ebenso nennt er aber die Kommandanten der thrakischen Kastelle VII 33 Ἀρταύκτην Σηστοῦ ὕπαρχον = VII 78 ὃς Σηστοῦ ἐπετρόπευε. VII 105. 106. IX 116, wo Sestos als νομός bezeichnet wird. Ebenso VII 194 Sandokes ὁ ἀπὸ Κύμης τῆς Αἰολίδος ὕπαρχος. Thukydides sagt VIII 108 Arsakes Τισσαφέρνους ὕπαρχος; I 129 ἡ Δασκυλῖτις σατραπεία = VIII 6. 99 ἀρχή. Xenophon braucht σατράπης und ὕπαρχος promiscue [ebenso noch Lucian var. hist. II 33]; so heißt Anab. IV 4, 4 Teribazos ὕπαρχος von Westarmenien I 2, 20. 8, 5 Kyros' Unterstatthalter ὕπαρχοι, dagegen Hell. III 1, 10 Pharnabazos' Unterstatthalter in Troas σατράπης. Oecon. 4, 11 dagegen ist der Satrapenname auf die Oberbeamten beschränkt (u. S. 66f.). In der Liste der ἄρχοντες τῆς βασιλέως χώρας [Xen.] Anab. VII 8, 25 (o. S. 8) stehen Ober- und Unterstatthalter so die von Lydien, Phrygien, Lykaonien mit Kappadokien, die unter Kyros standen] ohne Unterschied nebeneinander. Bei Diodor (Ephoros) wird nur σατράπης gebraucht, auch für Unterstatthalter, so XIV 35. XIV 24 ist Ἀριδαῖος ὁ Κύρου σατράπης (vgl. XIV 80) = Ἀριαῖος ὁ Κύρου ὕπαρχος Xen. Anab. I 8, 5. Arrian braucht neben σατράπης in derselben Bedeutung ὕπαρχος von Statthaltern des Darius wie des Alexander I 12, 8. 16, 3. III 16, 9. IV 18, 3. An letzterer Stelle heißt Mazäos ὕπαχος, III 16, 4. VII 18, 1 σατράπης von Babylonien. [Arist.] oec. II 15 heißt Maussollos' Unterstatthalter in Lykien ὕπαρχος, sonst wird σατράπης gebraucht. – In der jüdischen Literatur kommt der Satrapenname erst in der hellenistischen Zeit auf (mehrfach neben pechâ gestellt, als bedeute er etwas anderes: Ezra 8, 36, Esther 3, 12. 8, 9); in der Perserzeit wird wie in den babylonischen Urkunden immer החפ pechâ gesagt, sowohl vom Statthalter von Syrien Ezra 5, 3. 6, Neh. 2, 7. 9 [wo der Singular statt des Plurals zu korrigieren ist]. 3, 7, wie von dem von Judäa Haggai 1, 1. 2, 2. 21, Ezra 5, 14. 6, 6, Neh. 5, 14f.; »der Tiršatâ« Neh. 7, 65. 70. 8, 9. 10, 2 ist Titel, etwa »Exzellenz«, s. Entst. d. Jud. 194. – Der Statthalter von Samaria heißt Ezra 4, 8f. םעט לעב »Befehlshaber«; hier scheinen also Ober- und Unterstatthalter auch in der Titulatur geschieden zu sein. – Bei Dan. 3, 2f. 27. 6, 8 werden daneben noch andere Titel aufgezählt, darunter das schon in alter Zeit (CISem. I 5. Amarnabrief 237, 9) aus bab. saknût entlehnte ןגס sagan. – Die Provinz heißt im A. T. הגידמ »Gerichtsbezirk« (s.u. S. 48). In den Inschriften des Darius wird dahju (bab. mât) gleichmäßig für Land, Provinz und Distrikt gebraucht. – Der Satrap Mazäos Arrian III 8, 6 führt auf seinen Münzen überhaupt keinen Titel, sondern nennt sich »Mazdai, der über 'Abar Naharâ und Kilikien (gesetzt ist)« יז ידזמ ךלחז ארהנרבע לע (HALÉVY).


62 Neuere Literatur o. S. 10; über Darius' Organisation u. S. 78ff. Die Listen der untertänigen Völker in den Inschriften des Darius (u. S. 90, 1) haben mit der administrativen Einteilung des Reichs nichts zu tun.


63 אירבתד finden sich in der Beamtenliste Dan. 3, 2; sie sind identisch mit den איניד »Richtern« Ezra 4, 9.


64 Von der Stellung der Satrapen läßt sich aus den griechischen Nachrichten, vor allem aus Xenophon (Anab. I 9, Oecon. 4, Cyrop. VIII 6, 10. 14, vgl. VIII 1, 6) und den Angaben bei Ezra und Nehemia wenigstens einigermaßen ein Bild gewinnen.


65 Über die Eingänge der Urkunden Ezra 4. 5 s. Entst. d. Jud. 30ff.


66 Ein persischer Beamter in Ägypten ist Mithrawahišta CISem. II 144, an den ein Ägypter Pachîm, wohl ein Unterbeamter, eine Eingabe richtet.


67 Xen. Hell. III 1, 10.


68 Xen. Anab. I 2, 21. 4, 2, Diod. XIV 19. 35.


69 In Ägypten freilich wurden, wenigstens in den Urkunden aus der Zeit des zweiten Darius, die Einheimischen nur in untergeordneten Stellungen, in bezeichnendem Gegensatz zu den neben den Persern in großer Zahl verwendeten Syrern, Juden und Iraniern, zur Verwaltung herangezogen: ED. MEYER, Papyrusfund von Elephantine2 25f. Meister der Pol. III2 31.


70 Vgl. Papyrusfund von Elephantine 27f.


71 Xen. Cyrop. VII 4, 2 ὧν ἕνεκα οὐδ᾽ ἔπεμψε πώποτε Πέρσην σατράπην οὔτε Κιλίκων οὔτε Κυπρίων, ἀλλ᾽ ἤρκουν αὐτῷ ἀεὶ οἱ ἐπιχώριοι βασιλεύοντες˙ δασμὸν μέντοι ἐλάμβανε καὶ στρατιὰς ὁπότε δέοιτο ἐπήγγελλεν αὐτοῖς. VIII 6, 8 werden daneben noch die Paphlagonen genannt. Erschöpft ist diese Kategorie aber damit durchaus nicht.


72 Münzen des 'Abdhadad und eines anderen Dynasten von Hierapolis: BABELON, Perses achém. p. LI ff.

73 Von fundamentaler Bedeutung ist der vieldeutige Begriff der αὐτονομία. Im engsten Sinne besagt er, daß ein Gemeinwesen sein eigenes Recht hat, also nicht unter fremdem Recht oder fremder Willkür steht, wie das flache Land, die ἔϑνη. Daraus ergibt sich weiter die innere Freiheit, das gesetzliche Regiment, im Gegensatz zu Tyrannenherrschaft und willkürlichen Eingriffen fremder Oberherren. Dagegen verträgt sie sich mit der Zugehörigkeit zu einem Reich und Abgaben an dasselbe (vgl. im Nikiasfrieden Thuk. V 18), sie ist nicht identisch mit ἐλευϑερία; daher steht in den Dekreten der griechischen Zeit meist ἐλεύϑερος καὶ αὐτόνομος nebeneinander, und die Seleukiden verleihen z.B. an Erythrä Ditt. Or. 223 τήν τε αὐτονομίαν ὑμῖν συνδιατηρήσομεν καὶ ἀφορολογήτους εἶναι συγχωροῦμεν τῶν τε ἄλλων ἁπάντων καὶ τῶν εἰς τὰ Γαλατικὰ συναγομένων. Auch Freiheit von Besatzung ist in der αὐτονομία nicht enthalten. Ebenso fordert der König 395 durch Tithraustes von Agesilaos τὰς ἐν τῇ Ἀσίᾳ πόλεις αὐτονόμους οὔσας τὸν ἀρχαῖον δασμὸν αὐτῷ ἀποφέρειν (Xen. Hell. III 4, 25); offenbar erbietet er sich damit, sich innerer Eingriffe oder etwa der Einsetzung von Tyrannen zu enthalten. Dementsprechend handeln nachher Pharnabazos und Konon ib. IV 8, 1 παρεμυϑοῦντο τὰς πόλεις, ὡς οὔτε ἀκροπόλεις ἐντειχίσοιεν ἐάσοιέν τε αὐτονόμους. Endlich die volle Durchführung des Begriffs ergibt die volle Freiheit auch von jedem äußeren Zwang, also die politische Selbständigkeit und Unabhängigkeit im Sinne der vollen ἐλευϑερία. In diesem Sinne fordern die Spartaner die αὐτονομία der Griechenstädte von den Persern Xen. Hell. III 2, 12. 20. 4, 5 und die Athener von Sparta die volle Unabhängigkeit der nach dem Antalkidasfrieden autonomen Städte Hell. VI 3, 7. In welchem Sinne das Wort jedesmal gebraucht wird, kann nur der Zusammenhang lehren. – Die Stellung der hellespontischen Griechenstädte definiert Xen. Cyrop. VII 4, 9 διεπράξαντο ὥστε εἰς μὲν τὰ τείχη βαρβάρους μὴ δέχεσϑαι, δασμὸν δὲ ἀποφέρειν καὶ στρατεύειν ὅποι Κῦρος ἐπαγγέλλοι. Das ist der Zustand des 4. Jahrhunderts; in der älteren Zeit haben derartige Bestimmungen schwerlich bestanden.


74 Das Bild, welches [Aristot.] oecon. II 1 von den finanziellen Kompetenzen der Könige, Satrapen und Städte in der Seleukidenzeit entwirft, wird in seinen Grundzügen vielfach auch schon für die Perserzeit gelten, aus deren Ordnungen die der hellenistischen und römischen Zeit erwachsen sind. Nur versagt hier meist das Material vollständig.


75 πόλεις, ἔϑνη καὶ δυνάσται (oder μόναρχοι) ist in der Seleukidenzeit die ständige Bezeichnung für die drei Kategorien des Untertanengebiets; vgl. auch Esther 3, 12.


76 παράδεισοι des Königs: Xen. oec. 4, 13, Nehem. 2, 8; in Sidon Diod. XVI 41.


77 o. S. 3.


78 Paradies des Satrapen in Daskylion Xen. Hell. IV 1, 15, in Sardes oec. 4, 20, Kelänä Anab. I 2, 7, Tarsos I 2, 23, Syrien I 4, 10. Βασίλεια des armenischen Satrapen Anab. IV 4, 2. 7.


79 Herod. VIII 85 Phylakos von Samos εὐεργέτης βασιλέος ἀνεγράφη καὶ χώρῃ ἐδωρήϑη πολλῇ. – In der Urkunde bei HILPRECHT, Bab. Exped. of the Univ. of Pennsylv. IX p. 37 verpachtet ein Perser seinen Grundbesitz bei Nippur auf 60 Jahre.


80 Xen. Cyrop. VIII 8, 20: in früheren Zeiten war es Brauch τοὺς τὴν γῆν ἔχοντας ἀπὸ ταύτης ἱππότας παρέχεσϑαι (vgl. VIII 6, 10), οἳ δὴ καὶ ἐστρατεύοντο, jetzt machen die δυνάσται ihre Bedienten zu Reitern.


81 Der ἕτερός τις τῶν ὑπάρχων δυνάστης, den Kyros Anab. I 2, 20 hinrichten läßt, ist wohl ein mit Land ausgestatteter Perser, nicht ein Unterstatthalter. Ist der mit ihm zusammen hingerichtete φοινικιστὴς βασίλειος Megaphernes ein Intendant der königlichen Purpurfabriken? Zu dem persischen Verwaltungssystem würde das sehr gut passen; die Purpurfärberei könnte königliches Monopol gewesen sein.


82 Herod. III 83, Diod. XXXI 19, 2; vgl. o. S. 30, 1.


83 Besitz des Pharnabazos und Tissaphernes Xen. Hell. III 12. 4, 12. IV 1, 33, vgl. Amorges S. d. Satrapen Pissuthnes Thuk. VIII 5, 28.


84 Amyntas τῷ δὴ ἐκ βασιλέος τῆς Φρυγίης ἐδόϑη Ἀλάβανδα πόλις μεγάλη νέμεσϑαι VIII 136 [VII 195 wird Alabanda in Karien erwähnt, unter einem Tyrannen, d.h. einem einheimischen Stadtherrn, Aridolis; hat es etwa zwei Orte dieses Namens gegeben?]


85 Herod. III 160 τὴν Βαβυλῶνα οἱ ἔδωκε ἀτελέα νέμεσϑαι μέχρι τῆς ἐκείνου ζόης.


86 Athenäos I 30 a.


87 Demarat und Gongylos und ihre Nachkommen: Xen. Hell. III 1, 6, Anab. II 1, 3, VIII 8, 8. 17 [Athenäos' Angaben über Demarat I 29f. sind falsch].


88 SIX, Numism. chronicle, 3 sér. XIV 315.


89 Thuk. I 138. Nach Phanias und Neanthes hat er außerdem Perkote und Paläskepis εἰς στρωμνὴν καὶ ἀμπεχόνην (στολήν) erhalten (Plut. Them. 29, schol. Arist, eq. 84, Athen. I 29f.). Nach Ktes. 29, 52 erhält der Athener Lykon, der Verräter des Pissuthnes, πό λεις καὶ χώρας. – Nicht hierher gehören Syloson in Samos Herod. III 140ff., Koes in Mytilene V 11, Theomestor in Samos VIII 85, vgl. IX 90; das sind gewöhnliche Einsetzungen zum Tyrannen.


90 Es ist vielmehr grundsätzlich durchaus ein Beamtenstaat, mit scharfer Scheidung zwischen den berufsmäßigen Organen der Regierung und den Untertanen; die Entscheidung liegt durchweg in den Händen der Beamten, mit Wahrung des Instanzenzuges bis an den König, und überall können sie selbstherrlich eingreifen: ED. MEYER, Meister der Pol. III 31.


91 Arrian I 17, 4 Alexander Σαρδιανοὺς καὶ τοὺς ἄλλους Λυδοὺς τοῖς νόμοις τε τοῖς πάλαι Λυδῶν χρῆσϑαι ἔδωκε καὶ ἐλευϑέρους εἶναι ἀφῆκεν; ἐλεύϑερος muß hier im Sinne von αὐτόνομος stehen. In Amlada in Isaurien stehen unter den Pergamenern γεραιοί an der Spitze der Stadt (Ἄτταλος Ἀμλαδέων τῇ πόλει καὶ τοῖς γεραιοῖς χαίρειν). Das wird wohl unter den Persern auch schon so gewesen sein. (Vgl. J. JÜTHNER, F. KNOLL, K. PATSCH, H. SWOBODA, Vorl. Bericht über eine archäol. Exped. nach Kleinasien, Prag 1903, S. 22.)


92 Über die Königsstraße Herod. V 52ff. s. KIEPERT, Ber. Berl. Ak. 1857; RAWSAY, J. R. Asiat. Soc. 1883. Zur Quelle vgl. o. S. 5.


93 Die Straße von Sinope nach Kilikien ergibt sich aus den Bd. III2 S. 416, 3 besprochenen Angaben.


94 In Ktesias' Werk stand nach Photios (fr. 29, 64) am Schluß ἀπὸ Ἐφέσου μέχρι Βάκτρων καὶ Ἰνδικῆς ἀριϑμὸς σταϑμῶν, ἡμερῶν, παρασαγγῶν, also genau wie in Herodots Schilderung [auch die Parasangenangaben in Xenophons Anabasis weisen auf vermessene Straßen hin]. Die von Isidoros von Charax beschriebene parthische Reichsstraße (σταϑμοὶ Παρϑικοί) hat demnach offenbar schon in der Perserzeit bestanden.


95 Befestigungen und Kontrolle Xen. Anab. I 5, 5. Herod. V 35. VII 239.


96 Eilboten, pers. ἀστάνδαι oder mit einem dem Babylonischen entlehnten Worte ἄγγαροι, davon aram. אתרגא »Depesche«: Herod. VIII 98, Xen. Cyrop. VIII 6, 17, Suidas ἄγγαροι, MILLER, Mélanges de lit. grecque p. 397 = lex. rhet. Cant. ὀροσάγγης, [Arist.] de mundo 6, Esther 3, 13ff. 8, 10ff., wo die berittenen Boten als im Reichsdienst stehend (םינרתשחא 'achšatrânîm, von pers. khšatra Reich) bezeichnet und zugleich mit einem unbekannten Wort םיכמרה ינב benannt werden.


97 Als Kommandanten der Burg von Sardes kennen wir unter Kyros den Perser Tabalos Herod. I 153f., unter Darius III. Mithrines Arr. I 17, 3.


98 Über die Militärkolonie von Elephantine s. ED. MEYER, Der Papyrusfund von E.2 S. 12f. 28ff. 38.


99 Im Gegensatz zu den Truppen in den Provinzen wird die Präsenzarmee des Königs bei Isokr. paneg. 145 scharf als ἡ στρατιὰ ἡ μετὰ τοῦ βασιλέως περιπολοῦσα bezeichnet; ihr sind die Truppen der Inspektoren der Satrapien (Xen. Cyr. VIII 6, 16; vgl. o. S. 63) entnommen. Über die Dislokation der persischen Armee haben wir im übrigen nur ganz unzureichende Nachrichten. Im allgemeinen s. Xen. Cyrop. VIII 6, 1-16, Oecon. 4, 5ff.


100 Herod. I 156, auf die Babylonier übertragen Plut. Apophth. Xerx. 2.


101 Xen. Cyr. VIII 4, 28, vgl. IV 2, 8.


102 Über den σύλλογος Xen. Oecon. 4, 6 βασιλεὺς δὲ κατ᾽ ἐνιαυτὸν ἐξέτασιν ποιεῖται τῶν μισϑοφόρων καὶ τῶν ἄλλων οἷς ὡπλίσϑαι προστέτακται (das sind doch wohl die kriegspflichtigen Perser und Untertanen der Provinz, im Gegensatz zu dem aktiven Heer der μισϑοφόροι), καὶ πάντας ἅμα συνάγων πλὴν τοὺς ἐν ταῖς ἀκροπόλεσιν ἔνϑα δὴ ὁ σύλλογος καλεῖται˙ καὶ τοὺς μὲν ἀμφὶ τὴν ἑαυτοῦ οἴκησιν αὐτὸς ἐφορᾷ, τοὺς δὲ πρόσω ἀποικοῦντας πιστοὺς πέμπει ἐπισκοπεῖν. Kyros στρατηγὸς πάντων, οἷς καϑήκει εἰς Καστωλοῦ πεδίον ἀϑροίζεσϑαι Xen. Anab. I 9, 7. 1, 2 = κάρανος τῶν εἰς Καστωλὸν ἀϑροιζομένων Hell. I 4, 3 (vgl. Steph. Byz. v.v.). Das ist offenbar identisch mit Θύμβραρα, ἔνϑα καὶ νῦν ὁ σύλλογος τῶν ὑπὸ βασιλέα βαρβάρων τῶν κάτω Συρίας Cyrop. VI 2, 11. Zur Lage s. J. KEIL und V. PREMERSTEIN, Reise in Lydien II S. 115f.: östlich von Kula; vgl. BURESCH, Aus Lydien S. 104. 109. 197; später Kern der Philadelphia. Beim ionischen Aufstand οἱ Πέρσαι οἱ ἐντὸς Ἅλυος ποταμοῦ νομοὺς ἔχοντες προπυνϑανόμενοι ταῦτα συνηλίζοντο Herod. V 102.


103 Für die Heeresorganisation s. Herod. VII 61ff. Doppelstellungen, wie die des Artayktes, der zugleich Kommandant von Sestos und Heerführer der Makronen und Mossynoiken ist (Herod. VII 78), mögen öfter vorgekommen sein. Auch daß Xerxes' Bruder Masistes zugleich Satrap von Baktrien und einer der Generäle der Armee war (VII 82. IX 113), ist kaum als Ausnahme zu rechnen.


104 Die Grenzen des kleinasiatischen Bezirks (vgl. o. S. 65, 2) sind unsicher. Die militärische Selbständigkeit Kilikiens scheint auch bei Xen. Anab. I 4, 4 angedeutet: an den Issischen Pässen τὸ μὲν ἔσωϑεν πρὸ τῆς Κιλικίας Συέννεσις εἶχε καὶ Κιλίκων φυλακή˙ τὸ δὲ ἔξω τὸ πρὸ τῆς Συρίας, βασιλέως ἐλέγετο φυ λακὴ φυλάττειν, letztere stand unter Abrokomas' Befehl.


105 Über die Bewaffnung s. vor allem Herodot V 49. VII 61ff.; ferner die Schlachtschilderungen. Vgl. auch Diod. XIV 23, 4. Xen. Anab. I 8, 9 (bei Kunaxa). Annahme der ägyptischen Panzer: Herod. I 135; vgl. VII 89; Abbildung bei ERMAN, Ägypten II 717; τὸ βασίλειον σημεῖον: goldener Adler ἐπὶ πέλτῃ: Xen. Anab. I 10, 12. Den Abbildungen von Kriegern mit verschiedener Bewaffnung auf den persischen Monumenten fehlen leider alle Beischriften; vielfach sind die Soldaten nicht im Kampf; sondern in Paradeuniform dargestellt; daher fehlen hier bei den Persern die Schilde. Wertvoller noch sind die griechischen Darstellungen aus der Zeit der Perserkriege: STUDNICZKA, Archäol. Jahrb. VI 239ff. (vgl. u. S. 316), LÖWY, ib. III 139ff. [Vgl. JACKSON in den Classical Studies in Honour of H. Driver, S. 95ff., der Herodot mit den Monumenten und den Daten der iranischen Literatur vergleicht. Seine Zusammenstellung erweist mit schlagender Deutlichkeit – wenn er auch die Konsequenz nicht gezogen hat –, daß die Schilderung der persischen Bewaffnung im Vendidad aus sehr viel jüngerer Zeit stammt als das Achämenidenreich.] Xenophon will in der »Cyropädie« die Organisation eines idealen griechischen Heeres darstellen und gibt daher absichtlich ein historisch ganz falsches Bild sowohl in der schematischen Entwicklung der Organisation im 2. Buch wie in der Beschreibung der angeblichen ursprünglichen Bewaffnung der Perser I 2, 13 (sie hätten nur Nahwaffen und Panzer gehabt, keine Bogen und Speere), deren Falschheit durch die Berufung auf die griechischen Gemälde für die Schilde (γέρρον.. οἷόνπερ γράφονται οἱ Πέρσαι ἔχοντες) maskiert wird.


106 Die Bewaffnung der Babylonier Herod. VII 63 stimmt zu der der Assyrer auf den Monumenten, nur daß sie hier auch noch Bogen haben, die Herodot nicht mehr erwähnt. Schild und Lanze als nationale ägyptische Waffen Plato Tim. 24 b; vgl. Herod. VII 89.


107 Über die persische Kampfweise vgl. DELBRÜCK, Perserkriege und Burgunderkriege, 1887, der aber ihre taktische Organisation unterschätzt.


108 Über die Währungs- und Münzverhältnisse der Achämenidenzeit ist grundlegend BRANDIS, Münz-, Maß- und Gewichtswesen Vorderasiens bis auf Alexander, 1866; ferner HULTSCH, Griech. und röm. Metrologie, 2. Aufl. 1882; NISSEN im Handbuch der klass. Altertumsw. I, u.a.


109 Daß Darius der Urheber der Münzordnung des Perserreichs ist, kann nach Herod. IV 166: Δαρεῖος χρυσίον καϑαρώτατον ἀπεψήσας ἐς τὸ δυνατώτατον νόμισμα ἐκόψατο [daraus Pollux III 87] und angesichts der Rückführung der Tributordnung auf Darius nicht bestritten werden. Auch die Ableitung des στατὴρ Δαρεικός (Herod. VII 28, Pollux VII 102. IX 58. 84, CIA. I 199; gewöhnlich abgekürzt Δαρεικός IGA. 69, DS3. 84, IG2 II 2, 1400, 43 u.a.; Herondas 7, 102ff.) von seinem Namen (so bei den Lexikographen) ist gewiß richtig. Bei den Semiten heißt er ןיכרדא Ezra 8, 27, Chron. I 29, 7 (LXX δραχμαί), phoen. םנכרד in der Piräeusinschrift Zl. 3; ןמכרד Ezra 2, 69. Neh. 7, 70. 72, phoen. plur. םנמכרד ib. Zl. 6 dagegen ist δραχμή (vgl. Entst. d. Jud. 196f., wo aber die Heranziehung eines angeblichen assyrischen Wortes daragmana zu streichen ist; dies Wort existiert nicht).


110 Man hat für das Goldgewicht den babylonischen šeqel von 8,4 g (= 1/60 Mine) beibehalten, aber daraus eine Mine von 50 šeqeln gebildet; m.a.W.: auf die babylonische Mine von 504 g gehen 6 Karš = 60 š. [84 g]; auf die persische Goldmine von 420 g gehen 5 Karš = 50 š. [84 g] (1 Karš = 1/6 babylonische Mine). Für das Silbergewicht dagegen hat man die babylonische Mine in 9 Karš oder 90 šeqel geteilt, so daß der Karš = 56 g, der šeqel = 5,6 g wird. Hier besteht dann die Mine aus 100 šeqeln (10 Karš) = 560 g. So ergibt sich: Goldtalent = 25,20 kg = 60 Minen zu 420 g zu 50 šeqeln von 8,4 g (5 Karš), Silbertalent = 33,60 kg = 60 Minen zu 560 g zu 100 šeqeln von 5,6 g (10 Karš), babylonisches Talent = 30,24 kg = 60 Minen zu 504 g zu 60 šeqeln von 8,4 g. 3000 Dareiken = 10 Talente Xen. Anab. I 7, 18.


111 σίγλοι Μηδικοί IG2 II, 2, 1382. 1384 cet.; ὁ σίγλος δύναται ἑπτὰ ὀβολοὺς καὶ ἡμιοβόλιον ἀττικούς [1 att. Obol = 0,72 g; 7,5 att. Obolen also = 5,40 g, d.i. nahezu = 1 siglos von 5,60 g] Xen. Anab. I 5, 6; λέγουσι δέ τινες δύνασϑαι τὸν δαρεικὸν ἀργυρᾶς δραχμὰς κ, ὡς τοὺς ε δαρεικοὺς δύνασϑαι μνᾶν ἀργυρίου Harpokr. und Suid. s.v. δαρεικός. Das stimmt zu den Münzgewichten und bestätigt das Verhältnis 131/3: 1 der Edelmetalle (bei Herod. III 95 abgerundet τὸ δὲ χρυσίον τρισκαιδεκαστάσιον λογιζόμενον im Verhältnis zum Silber).


112 Die Angabe Herod. III 89, das babylonische Talent sei gleich 70 euböischen Minen, die NISSEN wieder aufgenommen hat, kann nicht richtig sein, wie seine eigene Rechnung III 95 lehrt. Wahrscheinlich ist mit MOMMSEN, BRANDIS, HULTSCH u.a. 78 Minen zu lesen: 60 bab. Minen = 78 eub. Minen. Das ist das Verhältnis des Silbertalents des Siglos zum Goldtalent der Dareike; das persische Silbertalent ist also mit dem babylonischen, das Goldtalent mit dem euböischen, d.i. attischen, identisch. Das (zum Abwägen der Tribute bestimmte) Goldtalent stellt der bronzene Löwe von Abydos (CISem. II 108, vgl. Entst. d. Jud. 10f.) dar, dessen Gewicht jetzt noch 25,657 kg beträgt.


113 Daß die Satrapen das Prägerecht geübt haben, bestreitet BABELON mit Unrecht, wenn sie auch meist nur als Heerführer für die Soldzahlung geprägt haben. Aus Herodots Angabe IV 166, daß Darius den Satrapen Aryandes von Ägypten als der Usurpation verdächtig getötet habe, weil er das Silber so rein ausprägte wie die königliche Münze das Gold, lassen sich weitere Aufschlüsse nicht gewinnen.


114 Daß die Organisation der Provinzen und Tribute das Werk des Darius ist, berichten nicht nur Herodot III 89ff., Plato legg. III 695 a (o. S. 30, 1), Polyklet bei Strabo XV 3, 21 τὸν διατάξαντα τοὺς φόρους Δαρεῖον εἶναι Plut. apophth. Dar. 2 = Polyän VII 13, sondern auch die jüdische Tradition Daniel 6, 2, »es gefiel dem Darius, 120 Satrapen über das Reich zu setzen«. Nach Esther 1, 1. 8, 9. 9, 30 hat das Reich »von Indien bis Kusch« 127 Provinzen. Nach Esther 10, 3 legt Xerxes »dem Festland und den Inseln Tribut auf«.


115 Die Liste der Satrapien und ihrer Steuern bei Herodot III 89ff. stammt aus einer unbekannten aber vorzüglichen und im letzten Grunde gewiß offiziellen Quelle. Die in euböische Talente umgerechnete Gesamtsumme des Silbertributs III 95 ist verschrieben (vgl. o. S. 76, 3) und mit MOMMSEN, BRANDIS, HULTSCH, STEIN in 9880 Tal. (= 7600 bab. Tal.) zu korrigieren; sonst scheinen alle Daten unanfechtbar zu sein. Die Angabe, daß mehrfach nicht unmittelbar benachbarte Völker zu derselben Satrapie verbunden seien, ist vielleicht mit SIEGLIN, Atlas ant. Tab. 8 auf Fälle wie die Myser von Kios und die Lyder Kabaliens zu beziehen, die vom Hauptlande der zweiten Satrapie durch die zur dritten gehörigen Phryger getrennt waren. Im übrigen sind SIEGLINS Grenzen nicht immer richtig. – Her. VI 42: Nach Niederwerfung des ionischen Aufstands hat Artaphrenes τὰς χώρας μετρήσας σφέων κατὰ παρασάγγας ... φόρους ἔταξε ἑκάστοισι, οἳ κατὰ χώρην διατελέουσι ἔχοντες ἐκ τούτου τοῦ χρόνου αἰεὶ ἔτι καὶ ἐς ἐμὲ ὡς ἐτάχϑησαν ἐξ Ἀρταφρένεος˙ ἐτάχϑησαν δὲ σχεδὸν κατὰ ταὐτὰ καὶ πρότερον εἶχον. Daher sind die Sätze für jede Provinz und jede Gemeinde fest: Thuk. VIII 5. 6, Arrian I 17, 1. 10. 18, 2. II 5, 9. u.a. – Besatzung in Kilikien Herod. III 90, in Babylonien Xen. Cyrop. 7, 5, 69f.


116 Tribute in Pferden und Vieh: Strabo XI 13, 8. Herod. III 90. Xen. Anab. IV 5, 34. Arrian I 26, 3. 27, 4. Nisäisches Gestüt: Herod. III 106. VII 40. Strabo XI 13, 7. Arrian VII 13, 1. Diod. 17, 110, 6.

117 Dörfer für Naturalleistungen: Xen. Anab. I 4, 9. II 4, 27. Herod. II 98. Plato Alcib. I 123. Cic. Verr. III 76. Strabo XV 3, 22.


118 Eingehend hatten über die Naturalleistungen Ktesias in der Schrift περὶ τῶν κατὰ τὴν Ἀσίαν φόρων (fr. 96. 97) und Deinon fr. 12ff. gehandelt. Vgl. auch Theopomp fr. 263 J. Darstellungen der Tributdarbringungen, darunter auch seltene Tiere wie das indische Zebu und das baktrische Kamel, finden sich an den Treppen der Paläste des Xerxes und Artaxerxes III. in Persepolis. Polyklets Bericht bei Strabo XV 3, 21: πράττεσϑαι δὲ (τὸν βασιλέα) ἐκ μὲν τῆς παραλίας ἀργύριον, ἐκ δὲ τῆς μεσογαίας ἃ φέρει ἑκάστη χώρα, ὥστε καὶ χρώματα καὶ φάρμακα καὶ τρίχα ἢ ἐρέαν ἤ τι τοιοῦϑ᾽ ἕτερον καὶ ϑρέμματα ὁμοίως, macht mit Unrecht einen fundamentalen Unterschied zwischen den westlichen Provinzen und dem Binnenland.


119 Nach Ezra 4, 13 vgl. 20, 7, 24 besteht das Einkommen des Königs aus תדבס assyr. mandat »Tribut«, ולב assyr. bilit, d.i. vielleicht die Naturalabgabe, vielleicht speziell in der Form eines freiwilligen Geschenks (o. S. 77), und ךלה »Wegsteuer« oder »Zoll«, vgl. Entst. d. Jud. 24. In den babylonischen Urkunden finden sich die drei Kategorien als bara = ולב, ein persisches Wort, das dem griech. φόρος entspricht, nadanâtu = הדגמ, und ilki (ilku bei Chammurapi; vgl. Gesch. d. Altert. I23 S. 637) = ךלה, s. HILPRECHT, The Bab. Exped. of the Univ. of Pennsylvania IX p. 28, 2. 43f.; vgl. JENSEN, Z. Assyr. XIII 335.


120 Über ganzabara s. Entst. d. Jud. 24. Anweisungen auf die Tribute Ezra 4, 4. 8. 7, 21ff.


121 Die Angaben über die Schätze in Susa geben Strabo XV 3, 9, Arrian III 16, Plut. Alex. 36, Diod. 17, 66, Curt. V 2, 11 im wesentlichen übereinstimmend; über Persepolis Diod. 17, 71, Curt. V 6, 9f. Daß das Gold in Silbertalente umgerechnet ist, sagt Diod. 17, 71 ausdrücklich (εὑρέϑησαν γὰρ ἐν αὐτοῖς δώδεκα μυριάδες ταλάντων, εἰς ἀργυρίου λόγον ἀγομένου τοῦ χρυσίου). Die Summen sind jedenfalls nach persischen, nicht nach den bedeutend kleineren attischen Talenten berechnet.


122 Die Überschüsse der Einkünfte wurden auch vor kurzem noch vom Schah im Schatz aufgespeichert, teils in Gold, teils in Goldarbeiten, Juwelen usw.


123 Herakl. fr. 2 (Athen. IV 145 b); ausführliche Aufzählung aller Leistungen und Gänge für das δεῖπνον des Königs: Polyän IV 3, 32. Nachahmung durch Nikostratos von Argos: Theopomp fr. 124 J. (Athen. VI 252). ὁ Περσῶν βασιλεύς, ὥς φησι Κτησίας (fr. 50) καὶ Δείνων (fr. 19) ἐν τοῖς Περσικοῖς, ἐδείπνει μὲν μετὰ ἀνδρῶν μυρίων πεντακισχιλίων, καὶ ἀνηλίσκετο εἰς τὸ δεῖπνον τάλαντα τετρακόσια Athen. IV 146 c. Letztere Angabe, zu der Herod. VII 118 und Theopomp fr. 113 J. (Athen. IV 145 a) zu vergleichen ist, soll wohl nur eine Abschätzung des Materials in Geld sein.


124 גבתפ ךלמה neben dem Wein Dan. 1, 5. 8. 13. 15. 16; וגבתפ ילכא Dan. 11, 26 von den Tischgenossen der makedon. Herrscher = ποτίβαζις (Pers. patibâǵa Anteil), erklärt als Brot, Zypressenkranz und Wein, Deinon fr. 14.


125 So unsicher alle Vergleichungen ausfallen müssen, so mag doch einen ungefähren Anhalt gewähren, daß nach CURZON, Persia I 181 (vgl. II 380), die persische Provinz Chorasân im Jahr 1889 an Abgaben nach dem damaligen Geldwert 154000 [oder 145000] Pfd. St. bar und 43000 Pfd. St. in Naturalien gezahlt hat, bei etwa 5-600000 Einwohnern. Davon erhielt der Schah nach Leistung der Ausgaben für das Heer, die Beamten, Pensionen usw. in Geld und Naturalien 27543 Pfd. St., d.i. ca. 550000 M., also etwas über ein Siebentel. Nach Herodots Angabe bezog der König aus der 16. Satrapie, die über noch einmal so groß war als das persische Chorasân – es kommen Hyrkanien, Herat, Merw, Sogdiana (Samarkand), Chorasmien (Chiwa) hinzu – 300 Tal. = 2109000 M. Berücksichtigen wir, daß gerade die fruchtbarsten Distrikte fehlen und daß die Bevölkerung Chorasâns im Altertum leicht noch einmal so stark gewesen sein kann wie gegenwärtig, daß überdies die in Herodots Liste gegebenen Einnahmen tatsächlich kaum je erzielt sein werden, so würde sich ergeben, daß das Verhältnis des Tributs an den König zur Einwohnerzahl in der Achämenidenzeit dem gegenwärtigen ungefähr gleich gewesen ist – zugleich aber auch, einen wie geringen Teil der Gesamtleistungen er ausmachte.


126 Vgl. die Gadatasinschrift.


127 Lieferungen für das Heer: Herod. III 90. 91. Xen. Cyrop. 7, 5, 69f.


128 Steuerdruck in Palästina Nehem. 5, 4f.; vgl. 9, 37.


129 In welchem Zusammenhang in der Inschrift von Tell el Mas-chûta zweimal der Name Kyros vorkam, ist leider nicht zu erkennen.


130 Eine Andeutung, welche Rolle die Rivalität der verschiedenen Religionen in dem Leben der Perserzeit gespielt hat, in den Elephantinepapyri: ED. MEYER, Papyrusfund von E.2 77. Ebenda über die Zerstörung des Jahwetempels auf Elephantine durch die im Einvernehmen mit dem persischen Kommandanten stehenden Ägypter 410 v. Chr. (S. 78ff.) und über das Verhalten des Statthalters Bagoas (S. 88ff.).


131 Siehe die Übersetzung der Inschrift bei ED. MEYER, König Darius I., in ›Meister der Politik‹ III2 (1923) S. 30f.


132 Dazu kommt der Erlaß Darius' II. über das Mazzenfest vom Jahre 419 v. Chr., dessen Kenntnis die Elephantinepapyri gebracht haben: ED. MEYER, Papyrusfund von E.2 91ff.


133 Die Inschriften des Darius geben fünf Listen der unterworfenen Völkerschaften. Die älteste, Bisut. I 6, zählt 23 Länder einschließlich der Perser; die zweite, Persep. e, nur persisch erhalten, gleichfalls 23, indem sie die Perser wegläßt, die Ionier und Meerbewohner zusammenzieht, und die Sagartier und Inder (Hi(n)duš) hinzufügt. Ungefähr dieselben Namen scheinen die verstümmelten hieroglyphischen Listen der beiden Inschriften vom Suezkanal enthalten zu haben: auch hier finden sich die Inder (Hindui) genannt, ferner die »Saken vom Ende der Erde« und das »Negerland«. Die Grabinschrift von Nakši Rustem endlich scheidet die Saken in amyrgische, spitzmützige und Saken jenseits des Meeres (u. S. 103) und fügt dem alten Bestand noch Skudra, zopf(?)tragende Ionier, Put, Kusch, Maćija und Karkâ hinzu. Eine vollständige Aufzählung aller Untertanen hat Darius nicht beabsichtigt; sonst würden nicht Syrien, Phönikien, Kilikien ganz fehlen und Kleinasien nur durch Saparda, d.i. Sardes (דרפס) Obadja 20, bab. Sapardu Z. Assyr. VII 232 in der Seleukidenzeit), und Kappadokien vertreten sein. Daher dürfen keine zu weitgehenden Folgerungen aus den Listen gezogen werden.


134 Zu den griechischen Nachrichten über Indien s. vor allem LASSEN, Indische Altertumskunde II. Genauere Angaben über die indischen Verhältnisse gibt nur Herodot III 98ff. IV 44. Die Gandarer (pers. Gâ(n)dara, sus. bab. Parupa'išana) und Sattagyden werden schon in der Liste von Bisutun genannt, gehören also zum ererbten Bestand des Reichs. Für Κάσπιοι bei Herod. III 93. VII 67. 86 ist vielleicht mit Steph. Byz. Κάσπειροι zu lesen; identisch sind wohl die von Onesikritos bei Strabo XI 11, 3. 8 erwähnten Κάσπιοι = Casiri Plin. VI 55, Κασπειραῖοι Ptolem. VII 1, 47.


135 Über die Darden und das Ameisengold s. Ktesias Ind. 12 und fr. 70, Nearch fr. 12, Plin. VI 67. XI 111 und die von MÜLLER zu Megasthenes fr. 39 (Strabo XV, 1, 44) gesammelten Stellen. Goldreichtum Indiens auch Xen. Cyrop. III 2, 25, vgl. 27ff.


136 Persische Provinz am Indus: Strabo XV 2, 9; genauere Angaben fehlen.


137 Ktes. Ind. 28. fr. 67. 77.

138 Über die indischen Schriften und ihre Abhängigkeit von den westlichen Alphabeten G. BÜHLER, Indische Paläographie, im Grundriß der indo-arischen Philologie I, Heft 11, 1896. Er gibt auch die Daten über die Münzen. Indische Kontermarken auf persischen Siglen RAPSON, JR. As. Soc. n.S. 27, 1895, 865ff., der aber wohl manche Zeichen mit unrecht für Indien in Anspruch nimmt. Nachahmungen attischer Münzen: HEAD in Catal. of Greek Coins, Attica p. XXXI und 25f. (11 Münzen aus dem Pendjab). Zu den Münzen und der indischen Münzgeschichte: LÜDERS, Ber. Berl. Ak. 1919, 734ff.


139 Fragmente von Skylax' περίπλους τῷν ἐκτὸς τῶν Ἡρακλέους στηλῶν bei MÜLLER, Geogr. I, praef. p. XXXIV. Daß der unter seinem Namen erhaltene Periplus des Mittelmeers mit dem alten karischen Seefahrer nichts zu tun hat, ist bekannt. Herodot kennt die Schrift nicht, wohl aber Aristoteles Pol. IV 13, 2 und Avienus' Quelle Ora mar. 44. 372 u.a. Er hat mehrere der Fabelvölker der indischen Sage (vgl. LASSEN, Indische Altertumskunde II 651), wie die Ὠτολίκνοι, Μονόφϑαλμοι und wohl auch die Ἑνοτίκτοντες zuerst in die griechische Literatur eingeführt und sie mit den schon bei Homer und Hesiod (fr. 62 RZACH) vorkommenden und meist nach Äthiopien oder in den äußersten Norden versetzten Fabelvölkern griechischer Erfindung, wie den Pygmäen, Μακροκέφαλοι (vgl. Hippokr. de aëre 14), Ἡμίκυνες, Σκιάποδες (vgl. Aristoph. aves 1553) verbunden. Das ist dann von Ktesias u.a. weiter ausgeführt; Herodot weiß nichts davon oder ignoriert diese Geschichten, wie er die von den Arimaspen und Greifen verwirft III 116. IV 13.


140 BERGERS Zweifel an der Realität der Fahrt des Skylax und der Umschiffung Afrikas durch die Phöniker (Gesch. d. wissensch. Erdkunde der Griechen I 35-49) scheinen mir unberechtigt.


141 Vgl. auch Diod. I 33.


142 Die persische Inschrift vom Suezkanal hat früher OPPERT auf Grund der Angaben des Aristoteles und der Späteren (u. S. 96, 3) so ergänzt, daß der Kanal wieder zugeworfen sei; jetzt sind durch die hieroglyphischen Inschriften alle Zweifel widerlegt, die auch früher schon angesichts der Angaben Herodots II 158. IV 39 unzulässig waren. [Vgl. auch W. MAX MÜLLER in den Mitt. d. vorderasiat. Ges. 1898, Heft III 46f.]


143 Nearch bei Arrian Ind. 42 = Strabo XV 3, 5; Polyklet bei Strabo XV 3, 4; Onesikritos ib. 5; Plin. VI 130. 134.


144 Über die Kanäle Babyloniens und die Wehre im Tigris s. Arrian VII 7.

145 Die Kunde von der Fahrt des Sataspes verdankt Herodot IV 43 dem Samier, der sich des Vermögens eines nach der Hinrichtung seines Herrn geflohenen Eunuchen des Sataspes bemächtigte. Sehr mit Unrecht haben die Späteren und manche Neueren, wie BERGER, auch hier Herodots Angabe verworfen. Sätze wie Aristot. meteor. II 1, daß das erythräische (indische) Meer mit dem atlantischen nicht zusammenhänge – bekanntlich ist diese namentlich von Seleukos weiter ausgebildete Theorie schließlich von Ptolemäos aufgenommen worden –, zeigen uns, wie sehr das geographische Wissen der Griechen mit dem Verfall des Perserreichs zurückgegangen ist.


146 Handel auf dem persischen Meer: Arrian Ind. 32, 7. 38, 3. 39, 1. 41, 2. 7. 43, 3.


147 Androsthenes und Aristobul bei Strabo XVI 3, 3. Eratosthenes bei Strabo XVI 4. 4. Agatharchides de mar. er. 87. 102 = Diod. III 42. Strabo XVI 4, 18. 19 [durch Artemidor vermittelt]. Sind die rätselhaften »Araber, die in Gûr[leg. Ger.]-Ba'al wohnen«, Chron. II 26, 6, die Gerrhäer?


148 Die spätere Version über den Suezkanal, dessen erster Versuch dann auf Sesostris zurückgeführt wird, geben Aristot. meteor. I 14, Diod. I 33, Strabo I 1, 31. XVII 1, 25, Plin. VI 165.


149 Fahrten von der Indusmündung nach Saba in der Zeit nach Alexander: Agatharchides 103 = Diod. III 47.


150 Siehe Gesch. des Altert. I 23 S. 898.


151 Indisch-pontische Handelsstraße: Strabo XI 7, 3 φησὶ δὲ καὶ εὔπλουν εἶναι (τὸν Ὦξον) καὶ οὗτος (Aristobul) καὶ Ἐρατοσϑένης παρὰ Πατροκλέους λαβών, καὶ πολλὰ τῶν Ἰνδικῶν φορτίων κατάγειν εἰς τὴν Ὑρκανίαν ϑάλατταν, ἐντεῦϑεν δὲ εἰς τὴν Ἀλβανίαν περαιοῦσϑαι καὶ διὰ τοῦ Κύρου καὶ τῶν ἑξῆς τόπων εἰς τὸν Εὕξεινον καταφέρεσϑαι (ebenso II 1, 15). Plin. VI 52 (Varro) adicit Pompei ductu exploratum in Bactros septem (octo Solin. 19, 4)diebus ex India perveniri ad Jachrum (?, Daliarum Solin.) flumen, quod in Oxum influat, et ex eo per Caspium in Cyrum subvectos, et V non amplius dierum terreno itinere ad Phasim in Pontum Indicas posse devehi merces. Der Glaube, daß man auf dem Oxus ins Kaspische Meer fahren könne, herrscht in der makedonischen Zeit allgemein, z.B. Arrian III 29, 2.


152 Bei Hekatäos fr. 288 J. heißen die Moscher Κόλχων ἔϑνος, wie fr. 210 J. die Koraxer im Norden. Daraus folgert SIEGLIN wohl mit Recht, daß die Kolcher vor der persischen Eroberung die Herrschaft über ihre Nachbarn hatten.

153 Chorasmier: Arrian IV 15, 4. Herod. III 117.


154 Die in den Ἀριμάσπεια ἔπη des Aristeas (bei Herodot IV 13 vgl. 27. 32. III 116, Äschyl Prom. 802f. und in einigen Fragmenten, vgl. Damastes bei Steph. Byz. Ὑπερβόρεοι) und mit wunderbarer Anschaulichkeit und Realität von Herodot IV 21ff., vgl. 108f., 123f. beschriebene Handelsstraße ist seit HEEREN, Ideen I 2 vielfach, zuletzt und am sorgfältigsten von TOMASCHEK, Kritik der ält. Nachr. über den skythischen Norden I. II. Ber. Wien. Ak. 116 u. 117, 1888 untersucht worden. Da die Sitze der Issedonen durch Ptolemäos feststehen, kann über die Richtung im allgemeinen kein Zweifel sein. Eine genauere Bestimmung scheint TOMASCHEK gelungen, obwohl über viele Einzelheiten, namentlich über die Identität der von Herodot genannten mit modernen Volksstämmen, nie volle Sicherheit erreicht werden kann.


155 Akesbassin: Herod. III 117. Der Name ist wohl mit dem ziemlich fabelhaften Flusse Ochos identisch, den die makedonischen Schriftsteller ins Kaspische Meer fließen lassen. Ähnliches wird gelegentlich auch von anderen Flüssen Chorasâns erzählt, z.B. Ammian XXII 6, 69. 70. Daß in Wirklichkeit im Altertum die Flüsse von Merw und Herat sowie der Polytimetos (Zerefschan) von Samarkand [und der Etymander Helmend] ebenso im Sande verliefen wie gegenwärtig, bezeugt Aristobul bei Strabo XI 11, 5 = Arrian IV 6.


156 Wer neues Gebiet bewässert, erhält das Land auf fünf Generationen: Polyb. X 28, 3f.


157 [Vgl. Bd. I3 S. 908.] Ob Sakâ haumavarkâ wirklich »Hauma (Soma) bereitende Saken« heißt, wie oft angenommen wird (z.B. FR. MÜLLER, Wiener Z. f. Kunde des Morgenl. VII 258), ist sehr fraglich. Die Angaben der Alten über die Saken bedürfen einer genaueren Untersuchung. In der babylonischen Übersetzung wird der Name Saka durch Gimiri = Kimmerier wiedergegeben (Bd. I3 S. 907 Anm.). Siegel eines Saken Vašdâ mit persischer Aufschrift: WEISSBACH und BANG, Altpers. Keilinschr. p. 48, nr. c.


158 Nach Ktesias wird Amorges später Kyros' Bundesgenosse gegen Krösos; darauf beruht wohl Xen. Cyrop. V 2, 25. 3, 22ff.


159 VII 11, 6. 12.


160 Zu Ende des Perserreichs waren die Saken nicht mehr untertänig, sondern stellten ihre Bogenreiter als freie Verbündete: Arrian III 8, 3.


161 Daß der Skythenfeldzug nicht aus Eroberungssucht erklärt werden kann, ist evident; die hätte viel eher zu einem Angriff auf Griechenland geführt, wie Atossa bei Herod. III 134 fordert.

162 Die Zeit des Skythenfeldzugs ist nur ganz approximativ festzustellen; er wird zwischen den ersten Kämpfen des Darius 520 und dem ionischen Aufstand 499 ungefähr in der Mitte liegen. Hippias gab seine Tochter dem Sohn des Hippoklos von Lampsakos, weil dieser bei Darius großen Einfluß hatte Thuk. VI 59; daß er diesen Einfluß nur beim Skythenkrieg gewonnen haben könne, dieser mithin mehrere Jahre vor Hippias' Sturz fallen müsse, ist ein sehr unsicheres Argument. Die kapitolin. Chronik (JG. XIV 1297) setzt Hipparchos' Ermordung und Darius' Übergang über den kimmerischen (!) Bosporus gegen die Skythen ins Jahr 513/2.


163 Inschrift des Mandrokles in Samos und des Darius in Byzanz (vgl. o. S. 26, 1) zur Erinnerung an die Überbrückung des Bosporus Herod. IV 87f.; die Brücke muß an der schmalsten Stelle gelegen haben, entweder oberhalb oder unterhalb Rumili Hissar, vgl. Polyb. IV 43. Die Angabe Herodots IV 91 über die Inschrift des Darius an den Tearosquellen ist phantastisch.


164 Daß Ktesias 29, 16f. den Bericht Herodots kennt, ist evident; auch die Bogengeschichte ist aus Herod. III 21 (von Kambyses und den Äthiopen) entlehnt. Justin II 5 ist aus Herodot und Ktesias kombiniert. Die Zahlenangaben (bei Herodot IV 87 700000 Mann einschließlich der Reiterei, dazu 600 Schiffe, bei Ktesias [daraus Diod. II 5] 800000; der Verlust beträgt nach ihm 80000 Mann) haben natürlich gar keinen Wert.


165 Strabos Angabe VII 3, 14 ist nicht Überlieferung, sondern richtige Kombination. Den Skythenfeldzug kennt auch Plato Menex. 239 E, Gorg. 483 D; dagegen die von Ephoros bei Strabo VII 3, 9 zitierten Verse des Choirilos über die sakischen Nomaden aus Asien, welche die Brücke überschreiten, beziehen sich offenbar nicht auf die Überbrückung des Bosporus durch Darius, wie Strabo angibt, sondern auf die des Hellespont durch Xerxes.


166 Die Geschichte, daß Miltiades die Abbrechung der Donaubrücke geraten, Histiäos sie gehindert habe (Herod. IV 137), hat schon THIRLWALL als Erfindung bezeichnet; sie stammt aus der Zeit, als Miltiades nach seiner Rückkehr nach Athen wegen seiner Tyrannis auf den Tod verklagt war. Vor den Persern hat er wegen seiner Beteiligung am ionischen Aufstand fliehen müssen; bis dahin war er getreuer Vasall der Perser. Es ist seltsam, daß GROTE und DUNCKER die Erzählung verteidigt haben. Nach Ktesias hätten die Chalkedonier die Bosporusbrücke altfahren wollen und einen von Darius errichteten Altar vernichtet und seien dafür von Darius gestraft worden; das ist offenbar aus Anlaß von Herod, IV 144 erfunden.


167 Aufstand der Meder: Xen. Hellen. I 2, 19.


168 Kossäer, Uxier, Elymäer: Strabo XI 13, 6. XV 3, 12. XVI 1, 18. Arrian III 17. VII 15.


169 Für die Ruinen von Pasargadä und Persepolis (vgl. o. S. 28.) sind die älteren, nicht immer ganz zuverlässigen Werke von TEXIER, Descr. de l'Arménie, de la Perse et de Mésopotamie, 2 vol., 1842ff. und FLANDIN und COSTE, Voyage en Perse, 1841ff., durch die photographischen Aufnahmen STOLZES, Persepolis, 2 Bde., 1882, nicht überall entbehrlich gemacht. Im übrigen vgl. die gute Übersicht und Analyse von CURZON, Persia II 71ff. 115ff. Für Susa: DIEULAFOY, L'acropole de Suse, 1890ff. Über die persische Kunst: DIEULAFOY, L'art antique de la Perse, 1884ff. PERROT et CHIPIEZ, Hist. de l'art V, 1890. Für die Restauration der Bauwerke geben die Fassaden der Felsengräber eine sichere Grundlage. [Vgl. auch ED. MEYER in 'Meister der Politik', Bd. III, 32.]


170 Gleichartige achämenidische Felsgräber aus dem Zagros bei DE MORGAN, Mission scientif. en Perse II, pl. 29. 40.


171 Einen Bildhauer Telephanes von Phokäa, dessen Werke wenig bekannt geworden sind, weil er in Thessalien tätig gewesen ist und für Xerxes und Darius (doch wohl Darius I.) gearbeitet hat (quod se regum Xerxis atque Darei officinis dediderit), nennt Plin. 34, 68 nach den Kunsthistorikern. Ähnliches mag öfter vorgekommen sein.


172 Über die Religion des Achämenidenreichs s. Herod. I 131f., Clem. Alex. protr. 5, 65 aus Deinon fr. 9.


173 Die Abbildung eines Feueraltars findet sich auf den Königsgräbern. Was die »Anbetungsstätten« sind, welche Gaumata zerstört und Darius wiederhergestellt hat (Bisut. I 14, vgl. FOY, ZDMG. 50, 132f. 52, 592, und dagegen JUSTI ib. 53, 89ff.), wissen wir nicht; wirkliche Tempel können es nicht gewesen sein. Hier trifft MARQUARTS Vermutung (Fundamente israel. u. jüd. Gesch., 1896, S. 48), daß Gaumata den Kult nach den Forderungen der Magier habe reformieren wollen und Darius das rückgängig gemacht habe, vielleicht das Richtige. [Vgl. Bd. III2 S. 193.]


174 Nur in der hier vorgetragenen Begrenzung halte ich einen babylonischen Einfluß bei den Ameša spenta für möglich, nicht aber eine Entstehung derselben und gar der indischen Äditjas aus den sieben Planetengottheiten, wie OLDENBERG, Rel. d. Veda, 192ff. ZDMG. 50, 68 annimmt.


175 Von der persischen Theologie haben die Griechen erst im 4. Jahrhundert Kunde gewonnen. Zuerst nennt der Verfasser des ersten Alkibiades 122 Ζωρόαστρος ὁ Ὠρομάζου als Lehrer der μάγεια, die als ϑεῶν ϑεράπεια erklärt wird (vgl. Xen. Cyr. VIII 1, 23, in demselben Sinne z.B. Plut. Artax. 3. 6 bei der Erziehung der Prinzen); dann spricht Theopomp fr. 64. 65 J. (Plut. de Is. 47 – der vorhergehende Abschnitt stammt nicht aus ihm, s. Diog. Laert. praef. 8) von dem Kampf der beiden Mächte, deren Namen er kennt. Ausführlicher war die Darstellung des Aristoteles im μαγικός fr. 27-31 ROSE, vgl. fr. 8, und seines Schülers Eudemos, bei dem das Urprinzip τόπος oder χρόνος zuerst erscheint, nach der allerdings neuplatonisch stark entstellten Angabe bei Damascius de pr. princ. 125 (vgl. KERN, De Orphei Epim. Pherec. theogon. p. 4). Auf eine gleichartige Quelle, etwa auf Hermippos περὶ μάγων (fr. 78ff. FHG. III 53), geht Plut. de Is. 46. 47 a zurück.


176 Magische γοήτεια, d.h. Beschwörungen: Herod. VII 191. Opfer ib. 43. 113f.


177 Traum- und Zeichendeutung VII 19. 37; μάγος = μηχανορράφος von Tiresias: Soph. Did. Tyr. 387. Vgl. o. Bd. III2 S. 114, 1.


178 Über die Magier bieten Deinon fr. 5. 8 und von Späteren vor allem Strabo XV 3, 14. 15 sehr wertvolle Angaben. Sammlung verschiedenwertiger Notizen bei Diog. Laert. praef. 2 [spätere Erfindung wie Plin. 30, 5]. 6-8, Cic. div. I 90.


179 Bei den Griechen findet sich Mithra wohl zuerst bei Xen. Cyrop. VII 5, 53.


180 Der Gegensatz der persischen Anschauung zu dem bildreichen Kult der anderen Völker, wie bei Herodot in Ägypten, so als Motiv für die Zerstörung der Tempel von Athen: Cic. rep. III 14 [historisch natürlich falsch!].


181 Vgl. Bd. III2 S. 115ff. und Art. Anaitis in ROSCHERS Lexikon der Mythol. Sakäen: Berossos fr. 3 und Ktes. fr. 16 bei Athen. XIV 639 c (am 16. bis 20. Loos = Tammûz, Juli). Strabo XI 8, 4f. Dio Chrys. 4, 66. Aus babyl. Quellen wissen wir bis jetzt über die Sakäen nichts; die Gleichsetzung mit dem Neujahrsfest Zagmuk [wie zu sprechen?] am 1. Nisan (April) und weiter mit dem jüdischen Purim am 14./15. Adar (MEISSNER, ZDMG. L, 297) scheint mir sprachlich und sachlich unmöglich (vgl. u. S. 204, 1).


182 Prostitution: Strabo XI 14, 16. XII 3, 37.


183 Gestalt der Anaitis: Jašt 5, 126ff.; daß es nach der babyl. Göttin gebildet ist, hat HALÉVY erkannt.

184 Ktes. fr. 55. Duris fr. 5 J.


185 Über die persischen Götter in Armenien GELZER, Zur armen. Götterlehre, Ber. sächs. Ges. 1896. 99.


186 πύραιϑοι in Kappadokien Strabo XV 3, 15.


187 Mithras μεσίτης Plut. de Is. 46.


188 Vgl. o. Bd. III2 S. 117.


189 Anaitis in Akilisene: Strabo XI 14, 16. Dio Cass. 36, 48. Plin. 5, 83. 33, 82 u.a.; in Zela Strabo XI 8, 4. XII 3, 37; in Lydien z.B. in Mäonia Rev. arch. 3. sér. VI 107. VII 156; s. vor allem BURESCH, Aus Lydien, S. 117 u. sonst; in Hierocäsarea, wo ihn Kyros begründet haben soll (!) Tac. Ann. III 62, Paus. V 27, 5, vgl. III 16, 8. VII 6, 6; in Philadelphia, wo Ἀναείτεια als Festspiele gefeiert werden LEBAS III 3424. Vgl. Pausan. III 16, 8. Vollständiger Überblick der Anaitisinschriften bei J. H. WRIGHT, Harvard Studies in Classical Philology VI, 1895, S. 57. Einen überraschenden Einblick in die Intensität der persischen Propaganda hat die Inschrift des Antiochos von Kommagene am Nimruddagh (HUMANN und PUCHSTEIN, Reisen in Kleinasien 272ff.) gegeben, wo die Trias Ζεὺς Ὠρομάσδης, Ἀπόλλων Μίϑρας Ἥλιος Ἑρμῆς, Ἀρτάγνης Ἡρακλῆς Ἄρης verehrt wird. – [Neuerdings sind in Kappadokien am Halys aramäische Inschriften aus frühhellenistischer Zeit zum Vorschein gekommen, in denen »der König Bel«, d.i. der Landesgott, der auf den Satrapenmünzen als Ba'al erscheint, die Din Mazdajasniš, d.h. die als Frau verkörperte »mazdajasnische Religion« als seine Schwester und Gemahlin anerkennt, s. LIDZBARSKI in der Ephemeris für semit. Epigraphik I, 1900, S. 59ff. und S. 321ff.; dazu ED. MEYER, Ursprung und Anfänge des Christentums II 88f.]


190 Die richtige Erklärung der babylonischen Postdatierung und der Zeremonie des Ergreifens der Hände Bels verdanken wir WINCKLER (zuerst Z. Assyr. II, 302). Im übrigen s. LEHMANN, Šamaššumukin (Assyriol. Bibl. VIII) S. 45ff. und meine Forsch. II 476ff.


191 Über Sippara Forsch. II 473.


192 Fortführung der Belstatue Herod. I 183, bei Ktesias 29, 21f. [daraus Älian v.h. 13, 3] in die Öffnung und Plünderung des Grabes des Belitanas verwandelt; vgl. Ariatobul bei Arrian VII 17, 2 und Strabo XVI 1, 5 (angebl. Zerstörung des Beltempels).


193 C. F. LEHMANN hat einen zweiten Usurpator Chazzija oder Tarzija nachgewiesen, von dem wir eine Urkunde vom 11./8. seines ersten Jahres besitzen. Es haben also unter Xerxes zwei Empörungen Babylons stattgefunden, die erste wahrscheinlich 484, die zweite 479. S. LEHMANN, Wochenschr. f. klass. Phil. 1900, 959ff.


194 Χαλδαῖοι als Bezeichnung der Priesterschaft Herod. I 181. 183, Ktes. 29, 15 und dann bei allen Späteren, z.B. in der Geschichte Alexanders Arrian 3, 16, 5. 7, 16, 5ff. 22, 1 u.a., ferner Diod. II 24, Curt. 5, 1, 22, Cic. div. I 2 usw.; ebenso Daniel 2, 2ff. 4, 4. 5, 7, wo sie neben den Beschwörern, Traumdeutern, Zauberern als die Weisen Babels erscheinen. Von Älteren z.B. Jes. 47, 13. Nicht selten mit den Magiern zusammengeworfen, z.B. Appian Syr. 58.


195 Strabo XVI 1, 6. Plin. VI 123; vgl. Cic. div. II 88.


196 Die Analyse der religiösen Gemeinvorstellungen, welche sich im Orient seit der Parserzeit entwickeln (u. S. 157ff.), ist dadurch besonders erschwert, daß wir außer für das Judentum für keine der in Betracht kommenden Religionen gleichzeitige authentische Quellen besitzen. Zwischen der älteren Gestalt der ägyptischen, babylonischen, persischen Religionen und der Form, in der sie uns in griechisch-christlicher Zeit entgegentreten [meist in fremdem Gewande], klafft eine große Lücke, die durch keinerlei einheimische Dokumente ausgefüllt wird. Auch in Babylonien besitzen wir aus der Zeit nach Nebukadnezar außer den astronomisch-astrologischen Tafeln kaum irgendwelche religiösen Texte, so daß sich nicht sagen läßt, wie weit sich hier die Religion umgestaltet und fortgebildet haben mag. Eben dadurch wird die vergleichende Analyse außerordentlich schwierig; bei vielen jüdisch-christlichen, persischen oder heidnischen Anschauungen, die deutlich auf Babylon hinweisen, läßt sich doch der Beweis der Entlehnung nicht führen. Hypothesen, wie sie ZIMMERN in dem Aufsatz »Vater, Sohn und Fürsprecher in der babyl. Göttervorstellung« 1896 andeutet, scheinen mir vorschnell und über das Ziel hinausgehend. Das Problem liegt weit tiefer. [Zu GUNKELS Werk »Schöpfung und Chaos« vgl. die kritischen Bemerkungen Gesch. des Altert. 2 II 2 (1931), S. 182, 1 und 186, 2].


197 Über Abarnaharâ s. Entst. d. Jud. 20, 2. Auf babyl. Urkunden: PEISER in der Keilinschr. Bibl. IV S. 304. MEISSNER, Z. altt. Wiss. XVII 191; in der Gadatasinschrift Πέραν Εὐφράτου. Der Name findet sich auch auf der minäischen Inschrift der Perserzeit HALÉVY 535 + 578 = GLASER 1155 (Text vollständig bei WINCKLER, Mitt. Vorderas. Ges. 1898, Heft 1), die durch die Inschrift GLASER 1083 (teilweise publiziert von GLASER, Abessinier in Arabien 74) erläutert wird, s. HARTMANN, Z. Ass. X 25ff. XI 79ff. und meine Bemerkungen ib. XI 327. Er ist auch in der Seleukidenzeit geläufig geblieben. ebir nâri kommt gelegentlich schon in weit früherer Zeit vor (WINCKLER, Altorient. Forsch. II 1, 12, vgl. denselben, Mitt. der Vorderas. Ges. 1898, 19. 51ff. GLASER, ib. 1897, 250f.), aber nur als allgemeine Bezeichnung für die westlichen Gebiete; als Terminus der politischen Geographie ist der Ausdruck erst von den Persern geschaffen und von den Aramäern und Juden angenommen worden, obwohl er bei ihnen früher gerade das Gegenteil, nämlich das Land östlich vom Euphrat, bezeichnete.


198 Daß die Provinz das aramäische Mesopotamien mitumfaßte, lehrt Xen. Anab. I 4, 10. VII 8, 25, Arrian III 8, 6. 11, 4; aber auch Xenophons Ἀραβία I 5, 1 (nach VII 8, 25 mit Phönikien zu einer [Unter-] statthalterschaft verbunden) wird dazu gehört haben, bis an die Πύλαι Babyloniens I 5, 5. 7, 1. – Die Satrapie von Babylon heißt bei Herodot Ἀσσυρία, ebenso in den beiden erwähnten minäischen Inschriften רשאא Z. Ass. XI 328.


199 Über die Ansiedler in Samaria: Entsteh. d. Jud. 35ff.


200 Im allgemeinen: Herodot VII 44. 96. 98. VIII 67; vgl. III 136. VII 100. 128, Diod. XIV 79. XVI 41, Arrian II 13, 7. 15, 6f. 20, 1, Curt. IV 1, 6, ferner Skylax 104, leider sehr verstümmelt überliefert.


201 Siehe Bd. III2 S. 75.


202 Der Gott Nergal und die Eigennamen Jatonbel und Abdbel CISem. I 119. 287, von WINCKLER, Alttest. Unters. 117, erkannt.


203 Straton von Sidon: Theopomp fr. 114 J. und Anaximenes fr. 19 (bei Athen. XII 531, Älian var. hist. VII 2), IG. II2 141.


204 Vgl. Plut. Alex. 25 über die Massen Weihrauchs, die Alexander in Gaza erbeutet.


205 Tripolis: Skylax 104. Diod. XVI 41. 45. Strabo XVI 2, 15.


206 Für die Münzen: SIX, Numism. Chron. N. S. XVII, 1877, Rev. num. 3. sér. I, 1883. BABELON, BCH. XV und Catal. des monnaies grecques II, les Perses achéménides.


207 Für die Deutung der Sarkophage von Sidon (HAMDY-BEY und TH. REINACH, Nécropole royale de Sidon) s. vor allem STUDNICZKA, Jahrb. arch. Inst. IX, 1894. Aber es ist unmöglich, die aus Ägypten importierten Sarkophage des Tabnit und Ešmun'azar II. vor die griechischen zu setzen, da der Titel »Herr der Könige«, den Ešmun'azar seinem Oberherrn gibt, den Ptolemäern zukommt, dagegen den Perserkönig nicht bezeichnen kann.

208 Stele des Jechawmelek (der mit dem Karthager Ἰωμίλκος delischer Inschriften nichts zu tun hat) CISem. I 1.


209 Nabatäer, assyr. Nabaiti (Bd. III2 S. 137 hebr. תויבנ Gen. 25, 12 [Sohn Isma'els]. 28, 9. 36, 3. Jes. 60, 7 (neben Qedar Bd. III2 S. 75. 136f. u.a.). Schilderung bei Diod. XIX 94ff. nach Hieronymos von Kardia [danach II 48 wiederholt]. In der Römerzeit sind sie ein seßhaftes Kulturvolk geworden; bei den arabischen Dichtern und Historikern bezeichnet daher ihr Name die Ackerbau treibende aramäische Bevölkerung. – Zum Vordringen der Araber vgl. Ezechiel 25. Daß die Edomiter durch sie in ihre späteren Wohnsitze gedrängt sind (vgl. Entst. d. Jud. 114ff.), weiß auch Strabo XVI 2, 34. Araber sind auch die »struppigen Leute mit rundgeschorenem Haar (vgl. Herod. III 8 und Jerem. 25, 23 [entlehnt 9, 25. 49, 32]) und ausgestopften Pferdeköpfen als Kopfschmuck [aus Herod. VII 70 von den östlichen Äthiopen übertragen] von dem breiten See in den solymischen Bergen (= Gebirge von Jerusalem), die phönikisch (d.i. semitisch) reden«: Choirilos bei Joseph. c. Ap. I 173; vgl. V. GUTSCHMID), Kl. Schr. IV 572ff.


210 Die Araber im Antilibanon (Arrian II 20, 4, Curt. IV 2, 24f.) sind die Ituräer רוטי Gen. 25, 12 [Sohn Isma'els]. Chron. I 5, 19 [neben Hagarenern wie I 5, 10, Naphîš (auch Gen. 25, 12) und Nodab (unbek.); der Chronist bringt die modernen Namen vielfach in der alten Zeit an].


211 Araber in Mesopotamien Xen. Anab. I 5. VII 8, 25, auf der Sinaihalbinsel Herod. III 4ff., Skylax 105. Šŭach [vgl. u. S. 135, 1] ist bereits beim Jahwisten Gen. 24, 2 arabisch.


212 δικαιοσύνη der Nabatäer Diod. III 43. Strabo XVI 4, 21. πανήγυρις, εἰς ἣν εἰώϑεσαν οἱ περίοικοι καταντᾶν οἱ μὲν ἀποδωσόμενοι τῶν φορτίων, οἱ δ᾽ ἀγοράσοντές τι τῶν αὐτοῖς χρησίμων Diod. XIX 95. Ähnliches Fest bei dem Heiligtum Φοινικών = Tôr auf der Sinaihalbinsel Diod. III 42. 43.


213 Die Entwicklung Südarabiens kann eingehender erst in einem späteren Bande geschildert werden. Überblick der Könige: D. H. MÜLLER, Burgen und Schlösser Südarabiens II, in Ber. Wien. Ak., phil. Cl. 97. Gegen GLASERS Hypothese eines weit höheren Alters der minäischen Inschriften s.u.a. MORDTMANN, ZDMG. XLIV 182ff.; HARTMANN, Z. Ass. X 25ff. XI 79; D. H. MÜLLER, Wiener Z. f. Kde. d. Morgenl. VIII 1ff.; Epigr. Denkmäler aus Arabien, Denkschr. Wien. Akad., phil.-hist. Kl. 37, 1889 (minäische und lichjanische Inschriften von El 'Öla nach EUTINGS Kopien); MORDTMANN, Beiträge zur minäischen Epigraphik, 1897 (Ergänzungsheft 12 zur Z. für Assyr.) S. VII ff. 105ff. [GLASER hat seine Auffassung in den Mitt. der Vorderas. Ges. 1897, 248ff. verteidigt.] Zu den Inschriften HAL. 535 und GLASER 1083 s.o. S. 127, 1.


214 Im A. T. finden sich die Minäer םיניעמ Chron. I 4, 41. II 26, 7 (verschrieben םינועמ). 8 (verschrieben םינומע), vielleicht auch II 20, 1, ferner Hiob 2, 11 (s.u.), LXX überall Μιναῖοι. Bei den Griechen: Eratosth. bei Strabo XVI 2, 2. 4. Agatharch. 87 = Diod. III 42. Strabo XVI 2, 18. Plin. 12, 54 attingunt (das Gebiet von Hadramaut) et Minaei, pagus alius, per quos evehitur (der Weihrauch) uno tramite angusto. hi primi commercium turis fecere maximeque exercent, a quibus et Minaeum dictum est, vgl. 12, 69. Ferner 6, 155. 161 neben Hadramaut, und nochmals 157. Dion. perieg. 959. Steph. Byz. Μιναῖοι und Κάρνανα. Ptolem. VI 7, 23. Alle diese Angaben stimmen zu der von HALÉVY (Journ. as. 6. sér. XIX, 1872) entdeckten Stadt Me'în, der Hauptstadt des gleichnamigen Reichs; SPRENGERS Deutung auf eine militärisch organisierte und handeltreibende Konföderation mit dem Zentrum Minâ bei Mekka in dem vortrefflichen Werk »Alte Geogr. Arabiens« (vgl. ZDMG. XLIV 501ff.) ist unhaltbar. Manche südarabische Namen, die im A. T. wiederholt genannt werden, wie Uzal (Ezech. 27, 19. Gen. 10, 27) u.a. sind nicht sicher zu identifizieren. Jerem. 25, 23ff. nennt als arabische Könige die von 'Ûṣ, Dedan, Taimâ, Bûz (= ass. Bâzu Bd. III2 S, 76; urspr. aramäisch Gen. 22, 21 wie 'Ûṣ). Hiob 2, 11 erscheinen als Freunde des Hiob von 'Ûṣ [wohl in der syrischen Wüste] Eliphaz von Taimâ, Bildâd von Šûach (in Mesopotamien, s.o. S. 133) und Sophar von Me'în (ὁ Μιναίων βασιλεύς, verschr. יתטענה), wozu 32, 2. 6 Elihu von Bûz nachgetragen wird.


215 Eine hübsche Illustration des minäischen Handels bietet ein Verzeichnis den Göttern geweihter Sklavinnen (HOMMEL in den »Aegyptiaca«, Festschrift für G. EBERS, 1897, S. 25ff.): 7 stammen aus Ägypten, je eine aus Ammon und Moab, 6 aus Dedan, 3 aus Qedar, vereinzelte aus anderen arabischen Gebieten, aber 24 aus Gaza.


216 s. LIDZBARSKI, Eph. f. sem. Epigr. III 273; neben Saba Gen. 25, 3. 10, 7 u.a.


217 Minäische Inschriften von El 'Öla und Higr (Haegra Plin. 6, 157; Ptol. V 19, 2 Ἀγραῖοι Eratosth. bei Strabo XVI 4, 2 neben Nabatäern und Χαυλοταῖοι [= Chawîla?, vgl. Dion. perieg. 955f. Nabatäer, Χαυλάσιοί τε καὶ Ἀγραῖοι]: D. H. MÜLLER, Denkschr. Wien. Ak. XXXVII, 1889, nach EUTINGS Kopien. MORDTMANN, Beitr. zur minäischen Epigraphik; die ebenda veröffentlichten lichjanischen Inschriften gehören in nachchristliche Zeit, s. GLASER, Skizze der Gesch. und Geogr. Arabiens II (Bd. I ist im Buchhandel nicht erschienen) 102ff. Daß hier die Tamudaei Plin. 6, 157. Θαμουδηνοί Agatharch. 92 = Diod. III 44. Ptol. VI 7, 4. 21. Steph. Byz. Θαμουδά (assyr. Tamud Bd. III2 S. 43) saßen, weiß noch die arabische Tradition.


218 Taimâ אמית Hiob 2, 11. 6, 19. Jes. 25, 23. Jerem. 25, 23 (s.o.) [verschieden von dem edomitischen ןמית]; Plin. 6, 157 Nabataeis Timaneos iunxere veteres; Ptolem. VI 7, 29 Θαῖμα; aramäische Inschriften CISem. II 113ff. [zuerst von NÖLDEKE, Ber. Berl. Ak. 1884 und vor allem von HALÉVY, Rev. ét. juives IX 1ff. XII 111ff. erklärt; vgl. auch WINCKLER, Altor. Forsch. I 183. II 1, 76, der aber mit Unrecht den Namen Petosiris anzweifelt]. Auch in Higr (Hegra) gibt es aram. Inschriften CISem. II 117-121.


219 Eine Parallele zu der Ṣalminschrift bietet der Raub des Jahwebildes durch die Daniten Jud. 17f.


220 Stellung der Araber im Reich: Herod. III 88. 97; vgl. 107ff. über den Weihrauch. Straße nach Ägypten III 6. Daß die Araber keine Steuer zahlten, bestätigt Diod. XIX 94 (Hieronymos von Kardia): ἄλλα γένη τῶν Ἀράβων, ὧν ἔνια καὶ γεωργεῖ μιγνύμενα τοῖς φορολογουμένοις καὶ μετέχει τῶν αὐτῶν τοῖς Σύροις πλὴν τοῦ κατασκηνοῦν ἐν οἰκίαις.

221 Ob man mit STEIN in der Beschreibung der Königsstraße Herod. V 52 Matiene mit 134 Parasangen vor die Aufzählung der vier Flüsse setzt oder ein Versehen annimmt, jedenfalls zeigt die Stelle (vgl. V 49), daß Matiene zwischen Armenien und Susiana lag und am Tigris weit hinabreichte; vgl. KIEPERT, Ber. Berl. Ak. 1857, 131ff.; es ist also hier mit Xenophons Μηδία Anab. II 4, 27. III 5, 15. VII 8, 25 identisch, das von Opis bis über die assyrischen Ruinenstädte hinauf reicht (die daher III 4, 7-12 für Mederstädte gelten). Aus Matiene kommt der Araxes, der kleine Zab und der Gyndes Herod. I 189. 202. V 52. Als Name Nordmediens und des Urmiasees (Μαντιάνη Strabo XI 14, 8. Μαρτιάνη Ptol. VI 2, 5) hat er sich bis in spätere Zeit erhalten: Strabo I 3, 4 (Eratosth.). II 1, 14. XI 7, 2. 8, 8. 13, 2. 7. Plin. VI 48. Ματιανοί Polyb. V 44, 9. Daß Xenophons Ἀρμενία ἧς Ὀρόντης ἦρχε III 5, 17. IV 3, 4 [in VII 8, 25 übergangen] mit dem nördlichen Teil von Herodots 18. Satrapie (Matiener, Saspeiren, Alarodier) identisch ist, ist klar. Westarmenien Xen. Anab. IV 4, 4. 5, 34 (Φασιανοὶ καὶ ἑσπερῖται VII 8, 25) ist Herodots 13. Satrapie Paktyike [sonst unbek.]. Armenien und die Nachbarn bis zum Pontos; zum Umfang vgl. I 72. V 52. Außerdem kennt Herodot Matiener östlich vom mittleren Halys I 72. VII 72, mit denen nichts anzufangen ist; sie scheinen auch Hekat. fr. 288. 287 J. gemeint zu sein.


222 Saspeiren (Syspiritis) auch Strabo XI 4, 8. 14, 9.


223 Die Karduchen Xen. Anab. III 5, 16, d.i. Qardu mit der armenischen Pluralendung kh, später Γορδυαῖοι u. var., sind von HARTMANN, Bohtân [Mitt. Vorderas. Ges. 1897] S. 90ff. von den weiter östlich sitzenden Κύρτιοι, den Vorfahren der heutigen Kurden, geschieden worden, mit denen man sie sonst allgemein identifiziert hat; ebenso NÖLDEKE, Kardū und Kurden, in der Festschrift für KIEPERT 1899, 73ff. Vgl. Bd. I 23, S. 902. II 22, S. 379, 3.


224 Eroberungen des Artaxias und Zariadris Strabo XI 14, 5: ἐκ τῶν περικειμένων ἐϑνῶν ἀποτεμόμενοι μέρη ... ὥστε πάντας ὁμογλώττους εἶναι. Bezeichnend ist, daß die babylonische Übersetzung das persische Armina durch Urašţu = Urarţu טררא Ἀλαρόδιοι wiedergibt; in Babylon war nur der alte Name geläufig und wird auf das ganze Land ausgedehnt.


225 Syennesis: Herod. I 74 (ao. 585). V 118 (ao. 500, βασιλεύς). VII 98 Σ. Ὠρομέδοντος (ao. 480, = Aesch. Pers. 326, Κιλίκων ἔπαρχος). Xen. Anab. I 2. Ktes. Pers. 29, 58 (βασιλεύς) = Diod. XIV 20 δυναστεύων. Mit Xenagoras von Halikarnaß, der unter Xerxes Κιλικίης πάσης ἦρξε δόντος βασιλέος Herod. IX 107, weiß ich nichts anzufangen; Satrap war er gewiß nicht. Stellung: Xen. Cyrop. VII 4, 2.


226 Umfang: Herod. I 72. V 52. Kataonien gehört nicht zu Kappadokien, sondern ist erst von Ariarathes I. erobert worden, XII 1, 2. Vgl. Nepos Dat. 4.


227 Über die kleinasiat. Satrapien KRUMBHOLZ, De Asiae minoris satrapis persicis, Leipzig 1883, und dazu NÖLDEKE, Gött. gel. Anz. 1884, 290ff. Die karische Satrapie kommt in Herodots historischen Berichten nie vor, ebensowenig bei Thukydides, wohl aber seit der Einsetzung des Kyros zum Satrapen von Lydien, Großphrygien und Kappadokien im Jahre 408, Xen. Anab. I 9, 7. Damals behielt Pharnabazos das hellespontische Phrygien (vgl. Xen. Hell. I 1, 25, wo Antandros unter Pharnabazos' Schutz steht), Tissaphernes Karien und die Ansprüche auf Ionien, die er aber gegen Kyros nicht durchführen konnte, ib. 1, 6. Adramytion gehört nach Thuk. V 1 dem Satrapen von Daskylion Pharnakes, dagegen nach VIII 108 einem Hyparchen des Tissaphernes; letzteres ist wohl richtiger, Pharnakes wird bei der Ansiedlung der Delier in die Nachbarprovinz übergegriffen haben. Lykien gehört auch unter Maussollos zur karischen Satrapie: [Arist.] Oecon. II 15, ebenso nach der bekannten zweisprachigen Inschrift unter Pixodaros (u. S. 146, 1.) Milyas (das von Solymern bewohnte Binnenland von Lykien) ἔστι μὲν τῆς μεγάλης Φρυγίας, ξυνετέ λει δὲ ἐς τὴν Λυκίαν τότε, οὕτως ἐκ βασιλέως μεγάλου τεταγμένον, Arrian l 24, 5. – Die Ὑγεννεῖς oder Ὑτεννεῖς (STEIN nach Steph. Byz.)der zweiten Satrapie Herod. III 90 entsprechen wohl den Κατεννεῖς im östlichen Pisidien Strabo XII 7, 1. – Die Myser von Kios haben vermutlich zur dritten, nicht zur zweiten Satrapie gehört. – Zu den Landschaftsgrenzen ist Xen. Anab. I 2 und Herod. VII 26ff. zu vergleichen. Die Hyrkaner des Ὑρκάνιον πεδίον sind nach KERAMOPULOS' sehr wahrscheinlicher Vermutung (Ἀϑηνᾶ 1904, vol. 16) von Kyros 546 hierher verpflanzt; ebendaher Κύρου πεδίον!


228 Pisider und Myser: Xen. Anab. I 2, 1. 6, 7. 9, 14. II 5, 13. III 2, 23. Hell. III 1, 13. Memorab. III 5, 26. Lykaonen: Anab. I, 2, 19. III 2, 23. Über die Isaurer erfahren wir Näheres durch Perdikkas' Feldzug 322 (Diod. XVIII 22 u.a.), wo Laranda und Isaura zu Pisidien gerechnet werden, über Pisidien durch den Feldzug des Achäos 218: Polyb. V, 72ff.


229 Münzen von Selge: FRIEDLÄNDER, Z. f. Num. IV. IMHOOF, ib. V SIX, ib. VI; von Etenna: SIX, ib. VI.


230 Paphlagonien: Xen. Anab. V 6, 8f. Hellen. IV 1, 2ff. Theopomp fr. 179 J. Nepos Dat. 2.


231 Gesandtschaft an Artaxerxes II. LEBAS III 377. DS3. 167. Im übrigen vgl. MOMMSEN, Hermes XXVI, 146f. und SCHREIBER, Bemerkungen zur Gauverf. Kariens, in den »Kleinen Beiträgen zur Geschichte«, Festschrift, Leipzig 1894. Λευκαὶ στῆλαι Herod. V 118. Über die Stellung der Städte I 175 (= VIII 104), über Pedasos: αὐτοῖσι τε καὶ τοῖσι περιοίκοισι. Karische Dynasten finden sich bei Herodot V 37. 118. 121. VII 98. 195, ebenso vereinzelt im attischen Bunde.


232 σύστημα Χρυσαορικόν in Karien Strabo XIV 2, 25.


233 Über die Verhältnisse Lykiens werden wir noch reichen Aufschluß erhalten, wenn die Übersetzung der einheimischen Inschriften gelungen sein wird, die in den letzten Jahren durch die Arbeiten von DEECKE, IMBERT, BUGGE, TORP, THOMSEN bedeutend gefördert ist. Über die Monumente s. außer den älteren Publikationen namentlich von FELLOWS, Die Reisen im südwestlichen Kleinasien, von BENNDORF, NIEMANN, PETERSEN und V. LUSCHAN, I. II 1884, 89, ferner die Publikation des Heroons von Gjölbaschi-Trysa durch BENNDORF und NIEMANN (Jahrb. der kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses, Wien 1889). Warum der Erbauer des Heroons ein griechischer Adliger gewesen sein soll, der sich in dem Felsenneste Trysa festsetzte, wie BENNDORF meint, und nicht ein lykischer Magnat, weiß ich nicht. Ferner PERROT et CHIPIEZ, Hist. de l'art vol. V. – Von den Inschriften ist die wichtigste die große Stele des Sohnes des Harpagos aus Xanthos, die sich auf die Kämpfe gegen Amorges im Jahr 413 und die anschließenden Ereignisse bezieht; ferner das zweisprachige Dekret des Pixodaros, das KALINKA in der Festschrift für KIEPERT 161ff. neu publiziert und erläutert hat. Vgl. auch BENNDORF, Jahreshefte d. österr. arch. Inst. III 1900. Über eine sehr verstümmelte zweisprachige Inschrift aus Isinda an der Südküste, etwa vom Ende des 5. Jahrhunderts, s. HEBERDEY, Jahreshefte d. österr. arch. Inst. I 1898, 37ff. und KÖHLER, ib. 212ff., der annimmt, daß sich hier Griechen angesiedelt und mit den einheimischen Dynasten zusammen die Ordnungen der Festfeier, auf die sich die Inschrift bezieht, festgesetzt haben. Ferner KALINKA, Jahrb. des österr. archäol. Inst. 1900. – Über die lykischen Münzen nächst FELLOWS, Coins of ancient Lycia, vor allem SIX, Rev. num. 3. sér. IV 1886, danach BABELON, Les Perses achém. Vgl. auch HILL, Num. chron. 3. ser. XV, 1ff.


234 Daß bei Herodot VII 98 Κύβερνις Κοσσίκα zu lesen und darunter der König von Lykien zu verstehen ist, von dem wir Münzen mit der Aufschrift KVB haben, hat SIX erkannt: Κοσσίκας ist = lyk. Cheziga (Mannes- oder Frauenname?).


235 Daß der lykische Städtebund der späteren Zeit schon unter den Persern bestand, ergibt sich auch daraus, daß die Lykier als Einheit (Λύκιοι καὶ συντελεῖς) in den Delischen Bund eingetreten sind. Vgl. ferner Theopomp fr. 103 J.


236 Sandokes ὁ ἀπὸ Κύμης τῆς Αἰολίδος ὕπαρχος Herod. VII 98.


237 Tamos in Ionien Diod. XIV 19. 35.


238 Herod. VII 33. 78. IX 116. Ferner Arsakes, Hyparch des Tissaphernes in Adramytion und dem Idagebiet, der gegen Antandros vorgeht, Thuk. VIII 108.


239 Im allgemeinen s.m. Gesch. Ägyptens 387ff. Papyrusfund v. Elephantine2 (1912) 23ff. Kl. Schr. II 94ff. Materialsammlung bei A. WIEDEMANN, Gesch. Ägyptens von Psammetich bis Alexander, und seine Ägyptische Geschichte. Inschriften: LEPSIUS, Denkm. III 283. ERMAN, Aus der Perserzeit, Z. äg. Spr. XXXI, 1893, dessen Versuch, die Inschrift der Stele von Neapel auf die Zeit der Schlacht bei Marathon statt auf die Alexanders zu deuten, von H. SCHÄFER in der Aegyptiaca, Festschrift für G. EBERS 1897, S. 92ff., widerlegt ist; dazu Stelen aus dem Serapeum, Inschriften aus den Oasen, demotische Kontrakte u.ä.

240 Besatzungen: Herod. II 30 [die in Marea, die er unter den Persern nicht mehr nennt, ist wohl infolge der Aufstände weggefallen, da diese Gebiete nicht wieder vollständig unterworfen wurden]. III 91.


241 Herod. IV 166. Polyän VII 11, 7 mit anderer Motivierung [aus der Apisgeschichte ist für die Chronologie nichts zu entnehmen].


242 Herod. III 91.


243 Herod. II 99.


244 Herod. II 39. 61. III 6.


245 Aryandes gegen Barka: Herod. IV 165f. 200ff. Äneas Poliorc. 37, 6f., daraus variiert Polyän VII 28, 1 [mit dem Namen Arsames statt Amasis für den persischen Heerführer].


246 [Lieferung und Tribut von 360 tüchtigen Sklaven aus dem nubischen Grenzland alljährlich an die Muslim in der ersten arabischen Zeit: BECKER, Z. Assyr. XXII 1909, 142f.]


247 Über die jüdische Militärkolonie in Elephantine s. ED. MEYER, Der Papyrusfund von Elephantine2 (1912) S. 32ff.


248 Über die Geschichte des äthiopischen Reichs (Denkmäler bei LEPSIUS, Denkm. V und MARIET TE, Monum. divers pl. 1-13) s. meine Übersicht Gesch. Ägyptens S. 355ff. auf Grund der Arbeiten MASPEROS (Rev. arch. nouv. sér. XXII. XXV. Transact. Soc. Bibl. Arch. IV u.a.).


249 Stellung der Religion: Herod. II 29. Diod. III 5f. = Strabo XVII 2, 3 (Agatharchides), durch die Urkunden bestätigt.


250 Inschrift Uzahors Bd. III2 S. 190, 1.


251 Traditionen über Darius Herod. II 110. Diod. I 95.


252 ED. MEYER, Ägypt. Dokumente aus der Perserzeit, Ber. Berl. Ak. 1915 (= Kl. Schr. II S. 94ff.); Meister der Politik III2 S. 29.


253 Zur Kriegerkaste Herod. II 164ff. IX 32.


254 Die ägyptische Tradition über Kambyses bei Herod. III 2 und Deinon fr. 11 ist von der angeblich persischen Version Herod. III 1, Ktes. fr. 37 aus chronologischen Gründen korrigiert.


255 Vgl. Herod. II, 39. 41. 91 u.a.


256 Der von Kambyses eingesetzte Oberpriester von Sais, wo im Tempel der Neith eine große Ärzteschule bestand – er führt daher seit alters den Titel »Oberster der Ärzte« –, ging nach Susa und erhielt vom König den Auftrag, die Ärzteschule wiederherzustellen und mit allen Bedürfnissen und Instrumenten auszustatten; er rühmt sich, daß er als »Schüler nur solche von guter Herkunft« (»Söhne Jemandes«, d.h. eines Vaters, der einen Namen hatte), »keine Proletarier« – wie sie sich unter Kambyses eingedrängt haben mochten – »zugelassen habe. Dies tat Seine Majestät, weil er die Vortrefflichkeit dieser Kunst kannte [genau das gleiche sagt Herod. III 129], jedem Kranken das Leben zu retten, um den Namen aller Götter, ihre Tempel und Einkünfte zu befestigen und ihre Feste zu feiern in Ewigkeit«: Inschr. des Uzahorresnet [Schäfer, Äg. Z. 37, 72f.]; s. ED. MEYER, König Darius I., in: Meister der Politik III2 S. 29f.


257 Ägypt. Aufstand: Herod. VII 1. 7. Der durch einen Apissarg aus seinem 2. Jahre und durch eine Inschrift Ptolemäos' I. aus dem Jahre 311 (MARIETTE, Mon. div. 13. BRUGSCH, Z. ägypt. Spr. 1871) bekannte König Chabbaš, den man früher in diese Zeit setzte, gehört in die Zeit nach Xerxes, wie WILCKEN, Z. ägypt. Spr. XXXV, 1897, 11ff. erwiesen hat. Jetzt zeigt der Papyrus LIBBEY (s. SPIEGELBERGS Ausgabe 1907), daß Chabbaš kurz vor Alexander fällt, wahrscheinlich nach Artaxerxes III. Aus der Inschrift erfahren wir, daß Xerxes Tempelland von Buto konfiszierte; seine und seines ältesten Sohnes Ermordung wird als Strafe dafür dargestellt.

258 Vgl. dazu ED. MEYER, Ursprung und Anfänge des Christentums II, 1921, 18ff.


259 Über die syrischen Kulte vgl. meinen Artikel Ba'al in ROSCHERS Lexikon d. Mythol. I 2875f.


260 Zu Maleachi 1, 11 vgl. WELLHAUSEN, Skizzen und Vorarbeiten V 197. Da dem Jahwe nur in Jerusalem geopfert werden kann, ist eine andere Deutung kaum möglich. Vgl. u. S. 205.


261 Vgl. PREUSCHEN, Ztschr. f. alttest. Wiss. 23, 1903, 141ff.


262 Über die Zahlen der Deportierten s. Entst. d. Jud. 108ff. Die neueren Darstellungen haben vielfach der Deportation von 597 eine größere Ausdehnung zugeschrieben als der von 586, im Widerspruch mit den Quellen, und überhaupt die Tragweite der ganz radikalen von Nebukadnezar 586 ergriffenen Maßregeln viel zu sehr abzuschwächen gesucht. Sie haben sich den Ernst der Situation nicht anschaulich gemacht: man kann sich die Verödung des Landes seit 586 gar nicht intensiv genug vorstellen.


263 Ezechiel (grundlegende Bearbeitung des sehr korrupten Textes von CORNILL 1886; Kommentar von SMEND 1880) hat c. 40-48 zu Neujahr 573 »geschaut«, und in den ersten Teil, der der Hauptsache nach allerdings wohl bald nach 586 geschrieben ist, einen Nachtrag über Tyros im Jahre 571 eingefügt (29, 17); danach gibt das Datum 1, 1 »am 5./4. des Jahres 30 [nach Jojakins Exil]« = 568 v. Chr. wohl den Abschluß des ganzen Werks an. Daß die Visionen und z.B. die Zeichen c. 4 literarische Fiktionen sind, liegt auf der Hand; dann gilt aber von den sonstigen Erzählungen dasselbe. So halte ich auch den angeblichen, in keiner Weise spezifizierten Götzendienst der Verbannten c. 14. 20 für Fiktion; Ezechiel braucht ein abtrünniges Volk »Haus Widerspenstigkeit« für seine Geschichtsauffassung. Sehr bezeichnend ist, daß er c. 14. 20 ausdrücklich ablehnt, Orakel zu geben, und Jahwe ihn bis zum Eintreffen der Nachricht vom Fall Jerusalems stumm gemacht hat 3. 26f. 33, 21ff.; also sind seine vorherigen Orakel sicher Fiktion, so gut wie seine Seelsorge 3, 16ff. 33 nur Theorie ist: eben durch die Worte, die er hier spricht (oder vielmehr schreibt), hat er seine Pflicht erfüllt und ist fortan der Verantwortung ledig.


264 Lage der Landpriester in dieser Zeit: Sam. I 2, 36.


265 Über die Quellen für diesen und die folgenden Abschnitte s.o. S. 11f., und ausführlicher s. meine »Entstehung des Judentums« 1896. Über die Chronologie Forsch. II 468ff. – Als Quelle für die Rückkehr kommen, außer der Liste Neh. 7 (daraus Ezra 2), nur die urkundlichen Angaben Ezra 5. 6 in Betracht; die Erzählung des Chronisten Ezra 1, 1-4, 5 ist daraus zurechtgemacht und ohne selbständigen Wert; nur der Name des Schatzmeisters Mitradat 1, 8 scheint authentisch zu sein. – Bei der Untersuchung über Zerubabels Alter (Entst. d. Jud. 79) habe ich übersehen, daß er im Jahr 538 an der Spitze der Liste der Zurückgekehrten steht (vgl. daselbst S. 193); er kann also nicht erst um 542 geboren sein [vgl. meine Schrift »Julius Wellhausen und meine Entstehung des Judentums« 1897, S. 15].


266 So anziehend und wirkungsvoll Deuterojesaja ist, so viele Schwierigkeiten bietet er. Viele Stellen sind mir noch ganz dunkel. Wesentlich gefördert ist das Verständnis durch DUHM, Das Buch Jesaia übersetzt und erklärt, 1892, der erwiesen hat, daß c. 56-66 beträchtlich jünger und in Palästina geschrieben sind (Tritojesaja u. S. 186). Sonst vgl. vor allem CHEYNE, Introduction to the book of Isaiah, 1895 [deutsch von BÖHMER 1897], und seine Übersetzung 1880ff. Die von EWALD ausgehende, jetzt weit verbreitete Deutung des Knechts Jahwes in den Liedern 42, 1-4. 49, 1-6. 50, 4-9. 52, 13-53, 12 auf eine historische Persönlichkeit, einen unbekannten Märtyrer, dessen Wiederbelebung der Dichter erwartet [so z.B. auch SMEND, Alttest. Religionsgesch., 1. Aufl.; in der 2. Aufl. hat er seine frühere Erklärung zurück genommen], im Widerspruch mit allen anderen Stücken, wo der Knecht überall ausdrücklich als Israel erklärt wird, scheint mir unmöglich (ebenso z.B. STADE, WELLHAUSEN, GIESEBRECHT, Beitr. zur Jesaiakritik, 1890). [Die weitere Wucherung dieser Erklärung, der Knecht Jahwes sei Zerubabel, den die Perser nach einer Rebellion hätten hinrichten lassen, erscheint mir so ungeheuerlich und eine solche Verkennung des Geistes der Schrift Deuterojesajas, daß ich eine weitere Polemik dagegen für überflüssig halte. SELLIN hat inzwischen seine Ansichten über Zerubabel und den Knecht Jahwes wesentlich modifiziert: Studien zur Entstehungsgeschichte der jüdischen Gemeinde nach dem bab. Exil, 1901]. Auch habe ich nicht den Mut, diese Lieder, wie jetzt die meisten tun, Deuterojesaja abzusprechen und einem älteren oder gar mit DUHM einem jüngeren Schriftsteller zuzuweisen. Überhaupt scheint mir die Annahme von Interpolationen, mit denen namentlich DUHM sehr freigebig ist, meist unbegründet; vor allem dürfte in den scheinbaren Widersprüchen von c. 48 mehrfach der eigentliche Schlüssel zum Verständnis der Schrift stecken. – Daß irgendein Stück Deuterojesajas vor der Einnahme Babylons geschrieben sei, ist mir höchst unwahrscheinlich; c. 46f. setzen die Eroberung unzweifelhaft voraus [daher der gegen Jes. 13f. u.a. viel gedämpftere Ton; Babel war eben ohne schweres Strafgericht davongekommen]. Andererseits ist die Schrift natürlich vor der Rückkehr geschrieben, also im Winter 539/8 [DUHMS Annahme, sie sei in Phönikien geschrieben, ist ein seltsames Paradoxon]. Die Annahme einer Polemik gegen den Parsismus bei Deuterojesaja entbehrt jeder Begründung. Überhaupt ist irgendwelche tiefere Beeinflussung des Judentums durch den Parsismus nicht nachweisbar, wie gerade das Buch von E. STAVE, Über den Einfluß des Parsismus auf das Judentum, 1898 beweist. Die Ideen, in denen er persischen Einfluß sucht, sind ins Judentum nachhaltiger erst im 2. Jahrhundert v. Chr. eingedrungen. Vgl. auch Ursprung u. Anfänge des Christent. II, S. 95ff.


267 Die Belege s. in meiner Entst. d. Jud. Daß die Samaritaner am Tempelbau hätten teilnehmen wollen, aber von Zerubabel und den Juden zurückgewiesen wären (Ezra 4), ist Erfindung des Chronisten, die ebensosehr den authentischen Zeugnissen Tritojesajas wie den gegebenen Verhältnissen widerspricht. Bei Sirach 50, 26 ist mit RYSSEL bei KAUTZSCH, Apokryphen und Pseudepigraphen des A. T. I 471, auf Grund der Übersetzungen zu lesen: »Gegen zwei Völker empfindet meine Seele Abscheu, und das dritte ist kein Volk: die da seßhaft sind im Gebirge Seïr (statt Samaria) und die Philister und das törichte Volk, das zu Sichem wohnt«. Diese Lesung wird jetzt durch den von SCHECHTER gefundenen hebräischen Text bestätigt, der ריעש יבשוי bietet. Damit wird die von mir früher übernommene Erklärung WELLHAUSENS (Israel u. jüd. Gesch. 148 A. 1) hinfällig.


268 Über die Daten s. Forsch. II 472ff. und Entst. d. Jud. 79ff.


269 Zu Haggai und Zacharja vgl. die treffliche Übersetzung und Bearbeitung von WELLHAUSEN, Kleine Propheten (Skizzen und Vorarbeiten V). Den politischen Zusammenhang hat er nicht erkannt.


270 Daß Ezra »der Schreiber des Gesetzes des Himmelsgottes« ist, sagt Artaxerxes in seinem Erlaß ausdrücklich (Ezra 7, 12. 21, vgl. 25; umgedeutet vom Chronisten 7, 11 und von den Auslegern); daß sein Gesetzbuch der Priesterkodex [nicht der Pentateuch] ist, ist wohl außer von WELLHAUSEN jetzt allgemein anerkannt; vgl. Entst. d. Jud. 206ff. – Der Priesterkodex umfaßt außer dem historischen Rahmen die Gesetze Exod. 12. 25-31. 35-40. Lev. ganz [mit Einschluß des Sinaigesetzes c. 17-26 und dem Nachtrag c. 27]. Num. 1-10, 10. 15-19. 27-36. Einzelne Stücke, wie Exod. 29, 38ff. 30, 11ff., Lev. 16, Num. 9. 28-31. 36 u.a. sind Überarbeitungen und Nachträge, die noch nach Ezra hinzugekommen sind.


271 Vgl. ED. MEYER, Papyrusfund von Elephantine2 S. 96f.


272 Ein Gegenstück zu dem Fermân Artaxerxes' I. vom Jahre 458 ist der Erlaß Darius' II. über das Mazzenfest 419 v. Chr.: ED. MEYER, Papyrusfund von Elephantine2 96f.


273 Von den Memoiren Ezras ist uns Ezra 7, 11-9, 15 ein Stück wörtlich (den Eingang hat der Chronist durch seine eigenen Ausführungen 7, 1-10 ersetzt), c. 10 in Umsetzung in die dritte Person erhalten. Dann ließ die Quelle den Bericht über den Mauerbau und seine Vereitelung mit den zugehörigen Urkunden Ezra 4, 6-23 folgen; diesen Abschnitt hat der Chronist vorweggenommen, weil er ihn auf den Tempelbau bezog. So klafft bei ihm zwischen Ezra 10 und Neh. 1 eine Lücke von 12 Jahren 8 Monaten. Dann folgt ein großes Stück aus Nehemias Memoiren wörtlich: Neh. 1-7. Mitten in die von Nehemia mitgeteilte Liste der Zurückgekehrten [vgl. o. S. 174, 1] hat bereits die Quelle des Chronisten die Geschichte der Einführung des Gesetzes Neh. 8-10 eingelegt, offenbar aus Ezras Schrift; die sehr ungeschickte Übergangsphrase 7, 73. 8, 1 a hat der Chronist irrtümlich mit nach Ezra 2, 70. 3, 1 hinübergenommen, wo er die Liste bei der Rückkehr unter Kyros schon einmal mitteilt und c. 3, 4 auch das Laubhüttenfest aus Neh. 8 anbringt. So unpassend die Geschichte der Gesetzeseinführung eingelegt ist, chronologisch steht sie am richtigen Ort: die von Nehemia berufene Versammlung 7, 5 ist dieselbe, in der 8, 1ff. das Gesetz verlesen wird. – Aus dem Schluß der Memoiren Nehemias hat der Chronist, und z.T. wohl schon sein Vorgänger, nur noch Bruchstücke erhalten: 12. 31. 32. 37-40. 13, 4-31, die er durch eigene Phantasie erweitert (12, 27-30. 33-36. 41-47; woher 13, 1-3 stammt, ist unklar). Dazwischen stehen fast völlig wertlose Bevölkerungs- und Geschlechtslisten 11, 3-19. 21-36. 12, 1-26. [Neh. 11, 1. 2. 20 gehören zur Liste der Zurückgekehrten cp. 7.]


274 Aus dieser Zeit stammt ein Teil Tritojesajas und der erbitterte Haß gegen die Samaritaner bei demselben: aber Jerusalem soll doch die große Stadt werden und Mauern bekommen (s. LITTMANN). Für die Hoffnungen auf zukünftige Vereinigung mit den Samaritanern ist sehr bezeichnend Jes. 11, 13.


275 Die lange Pause erklärt sich wahrscheinlich dadurch, daß in die Zwischenzeit (bald nach 450) der mehrjährige Aufstand des Megabyzos in Syrien fällt (s.u. S. 711), durch den die Verbindung zwischen Palästina und dem Hof von Susa unterbrochen wurde.


276 Daß er der Statthalter von Samaria war, haben wir aus dem Schreiben der Juden von Elephantine an Bagoas (vgl. u. S. 199) erfahren; s. ED. MEYER, Der Papyrusfund von Elephantine2 S. 74f.

277 Für die inneren und äußeren Zustände der späteren Zeit, die vielfach schon bis in die Perserzeit hinaufragen, wenn wir es auch im einzelnen nicht nachweisen können, ist grundlegend SCHÜRER, Gesch. d. jüd. Volks im Zeitalter Christi II, 2. Aufl. 1886, 3. Aufl. (Bd. II, III) 1898. Ermordung Josuas durch Johannes: Joseph. Ant. XI 7, 297ff. Daß Bagoas ein Nachfolger des Nehemia als Statthalter von Juda gewesen ist, hat das Schreiben der Juden von Elephantine an ihn vom Jahre 407 gelehrt. Josephus' Angabe, er sei στρατηγὸς τοῦ ἄλλου Ἀρταξέρξου gewesen, wird ganz richtig sein; er hat sein Amt noch unter Artaxerxes II. (405-359) bekleidet, und der Brudermord wird erst in diese Zeit fallen. Siehe Papyrusfund von Elephantine2 S. 70ff. Ursprung u. Anf. d. Christent. II 9f.


278 Über die Ausbreitung der Juden nach Westen geben die Angaben des Chronisten Chron. I 2, 50ff. c. 4. 8. Neh. 11, 25ff., die die Zustände seiner Zeit widerspiegeln, einige Auskunft, vgl. Entst. d. Jud. 106f. 164f. Älteste Ansiedlungen in Peräa und Galiläa Makk. I 5, vgl. Chron. II 30, 11; τεκνοτροφεῖν τ᾽ ἠνάγκαζε (Moses) τοὺς ἐπὶ τῆς χώρας. καὶ δι᾽ ὀλίγης δαπάνης ἐκτρεφομένων τῶν βρεφῶν ἀεὶ τὸ γένος τῶν Ἰουδαίων ὑπῆρχε πολυάνϑρωπον Hekatäos v. Abdera (um 300) bei Diod. XL 3, 8. Zu Deut. 23, 4ff. vgl. SCHÜRER II2 575 und über die Proselyten im allgemeinen SCHÜRER II2 549ff. BERTHOLET, Die Stellung der Israeliten und der Juden zu den Fremden, 1896, mit nicht immer ganz richtiger Auffassung, ferner m. Entst. d. Jud. 118ff. 227ff. Matth. 23, 15 οὐαὶ ὑμῖν, γραμματεῖς καὶ Φαρισαῖοι ὑποκριταί, ὅτι περιάγετε τὴν ϑάλασσαν καὶ τὴν ξηρὰν ποιῆσαι ἕνα προσήλυτον, καὶ ὅταν γένηται, ποιεῖτε αὐτὸν υἱὸν γεέννης διπλότερον ὑμῶν.


279 Über die Entstehung der samaritanischen Gemeinde ist uns leider außer der vielsagenden Andeutung Nehem. 13, 28f. nichts Authentisches überliefert; dieselbe beweist, daß die Geschichte bei Jos. Ant. XI, 302ff. von Manasse einen historischen Kern enthält, wenn sie auch Sinuballiṭ und Manasse, der daher zu Eljašîbs Urenkel gemacht wird, in die Zeit des letzten Darius versetzt und mit der Alexanderlegende verquickt [deren Ursprung nicht in den Phantasien von WILLRICH, Juden und Griechen S. 1ff. zu suchen ist]. Zur Orientierung über die Samaritaner und ihre Literatur vgl. KAUTZSCH, Art. Samaritaner in HERZOGS Realenzykl. für prot. Theol. Über den Messias (Ta'eb) MERX, Actes du huit. congrès internat. des orient. à Stockholm I 2, 119ff. – Bei den Juden heißen die Samaritaner Kuthäer nach dem ersten der Reg. II 17, 24 genannten Völker; so schon Joseph. IX 288ff., XI 302 u.a. Sich selbst nannten die Samaritaner nach Jos. XI 344 Hebräer, χρηματίζειν δ᾽ οἱ ἐν Σικίμοις Σιδώνιοι (ebenso XII 262); dagegen lehnen sie den Judennamen natürlich ab, der ja auch mit ihnen nichts zu tun hat. Die prophetische Literatur und die Geschichtswerke konnten die Samaritaner nicht übernehmen, da sie mit Ausnahme von Amos und Hosea überall von Jerusalem reden.


280 Zur Diaspora vgl. auch das Buch Tobit; zur Stellung der Juden am Hof außer Nehemia und Mardokai die Erzählung von Daniel und die von Zerubabel im griech. Ezra, die, gerade weil unhistorisch, um so mehr typisch sind. – Unter welchem Ptolemäos und welcher Kleopatra das Estherbuch ins Griechische übersetzt wurde, ist leider nicht festzustellen. Aber das Original muß vor der Makkabäerzeit geschrieben sein – dazu stimmt auch die gute Kenntnis der Zustände des Perserreichs (o. S. 4). Die Rezeption des Festes und der Sage in der Diaspora ist natürlich noch weit älter. Die Ableitung aus einem persischen Fest, welche LAGARDE, Abh. Gött. Ges. XXXIV, 1887 versucht hat, ist mißlungen. Daß Mardokai und Esther in letzter Linie aus Marduk und Ištar entstanden sind, ist evident (JENSEN, Wiener Z. f. Kunde d. Morgenl. VI 47ff. 209ff. GUNKEL, Schöpfung und Chaos 309ff.), die bisherigen Versuche aber, das zugrunde liegende babylonische Fest positiv nachzuweisen (ZIMMERN, Z. alt. Wiss. XI 127ff. MEISSNER, ZDMG. L 296ff.) scheinen mir unhaltbar (vgl. o. S. 118, 3). Der eigentliche Judenhaß ist von dem politischen Haß der Nachbarstämme gegen die Israeliten wohl zu unterscheiden; er ist vielmehr vorwiegend in der Diaspora entstanden. Bei der Stellung der Griechen und Römer und der späteren Abendländer zu den Juden könnte man den Gegensatz orientalischer und okzidentalischer Denkweise heranziehen; aber der Judenhaß ist auch im Orient allezeit herrschend gewesen. Auch reden Griechen und Römer über die Juden ganz anders als etwa über die Ägypter, die Phryger (Galli) von Pessinus, die Chaldäer. Im übrigen werden die Juden in der griechischen Literatur zuerst von Herodot erwähnt, der II 104 die Beschneidung der Phöniker und der Σύροι οἱ ἐν τῇ Παλαιστίνῃ [das sind trotz allem, was dagegen gesagt ist, die Juden] nach ihrem eigenen Eingeständnis (vgl. Josua 5, 9) aus Ägypten ableitet. Genauer hat man sie erst durch und nach Alexander kennengelernt und sie da zunächst für eine Art philosophischer Sekte der Syrer gehalten (Theophrast, Klearch, Hekatäos von Abdera); dem folgt bald genug ein ganz anderes Urteil. Vgl. auch ED. MEYER, Ursprung und Anfänge des Christentums II S. 26ff.


281 τὸν γὰρ πάντων ἐπόπτην καὶ κτίστην ϑεὸν οὗτοι (οἱ Ἰουδαῖοι) σέβονται, ἡμεῖς δὲ (die Heiden) μάλιστα προσονομάζοντες ἑτέρως Ζῆνα καὶ Δία heißt es in dem von einem Juden unter heidnischer Maske geschriebenen Aristeasbrief. Das ist zwar in sehr viel späterer Zeit geschrieben, aber die Anschauung ist weit älter. Es ist scheinbar dieselbe Auffassung, mit der die Griechen allezeit fremde Götter betrachtet haben; aber die Naivität der griechischen Identifizierung ist den Juden unmöglich. Nur verschweigen sie in solchen Äußerungen die Unterschiede, im Altertum wie gegenwärtig.


282 Anders NEUHAUS, Die Überlieferung über Aspasia von Phokaia, Rhein. Mus. 56, 272ff.


283 Daß Hiob seine Gerechtigkeit selbst verkündet, konnte bei oberflächlicher Betrachtung Anstoß erregen, und hat zur Einfügung der Elihureden geführt. Aber gesagt werden mußte es, um das Problem ganz scharf hinzustellen, und nur er selbst konnte es sagen, da außer Jahwe – der es nicht bestreitet und dadurch anerkennt – nur er selbst darüber Zeugnis ablegen konnte. – Die modernen Zweifel an der Echtheit der restitutio in integrum am Schluß oder die Meinung SMENDS (Alttest. Religionsgeschichte S. 502), sie sei lediglich durch die zugrunde liegende Sage erklärbar [ebenso DUHM in seinem Kommentar 1897, der Eingang und Schluß einem alten Volksbuch zuweist; dagegen K. KAUTZSCH, Das sog. Volksbuch von Hiob, 1900], sind mir ganz unverständlich. Gewiß wird die Lösung des Problems dadurch nicht um einen Schritt gefördert, daß Hiob wieder glücklich wird; das ist vollkommen gleichgültig geworden. Aber eben deshalb durfte sie nicht fehlen, weil der Mensch in einer Dichtung einen anderen Ausgang, den er im Leben hinnehmen muß, nicht ertragen kann – ganz abgesehen davon, daß Jahwe das Unglück selbst lediglich zu dem Zweck herbeigeführt hat, um die jetzt zum Abschluß gebrachte Diskussion zu veranlassen. Etwas ganz anderes ist es, wenn Sophokles im »Ödipus« (vgl. u. S. 778) den durch göttliches Verhängnis unschuldig Leidenden ins tiefste Elend gestoßen werden läßt; denn hier greift die Gottheit nicht vor unseren Augen ein, um die Frage des Warum zu beantworten. Und doch hat es auch dem griechischen Dichter keine Ruhe gelassen, bis er im höchsten Alter einen zweiten Teil, die Erlösung des Dulders, hinzugefügt hat. Einen Schluß des Hiob aber, wie ihn die neueren Exegeten fordern, könnte höchstens die moderne Unnatur, die sich Naturalismus nennt, fertigbringen. Für einen Skeptiker wie Qohelet wäre die Dissonanz denkbar; aber er hätte sich in den Sinnengenuß geflüchtet, oder der Verzweiflung ergeben. – Auch sonst kann ich SMENDS Auffassung des Hiob nicht zustimmen; der alte Dichter denkt größer und tiefer als sein Interpret. Richtiger urteilt WELLHAUSEN, Isr. u. jüd. Gesch. 174ff.


284 s. ED. MEYER, Ursprung u. Anfänge des Christentums, Bd. II, 1921, II, 95.


285 Denn die moderne populäre Tradition, die in jeder Beziehung die gleichen Züge trägt, analysieren wir nicht in derselben eindringenden Weise, weil hier für die Erkenntnis der geschichtlichen Vorgänge das in Fülle vorhandene authentische Material ausreicht.


286 Den epischen Charakter der Tradition hat NIEBUHR mit Recht betont, wenn er sich dadurch auch verleiten ließ, in Choirilos' Dichtung die Quelle Herodots zu suchen. Viele richtige Bemerkungen bietet WECKLEIN, Die Tradition der Perserkriege, Ber. Münch. Ak. 1876. K. W. NITZSCH, Herodots Quellen zur Gesch. der Perserkriege, Rhein. Mus. XXVII, ist den einzelnen Traditionsgruppen bei Herodot, namentlich den spartanischen, nachgegangen; aber seine Annahme, es habe in den einzelnen Staaten offizielle Versionen gegeben, war ein Mißgriff und seine Deutung des Wortes λόγος ein arges Mißverständnis. Im Anschluß an WECKLEIN und NITZSCH hat BUSOLT (Die Laked. und ihre Bundesgenossen; Griech. Geschichte) viele Fragen weiter aufgehellt. Die bedeutendste Förderung verdanken wir DELBRÜCK, Perserkriege und Burgunderkriege, 1887, der durch die Analyse der militärischen Momente eine sichere Grundlage schuf und damit zugleich die Möglichkeit eines politischen Verständnisses anbahnte. HAU VETTE, Hérodote, historien des guerres médiques, 1894, bietet wenig. Manche wertvolle Bemerkung gibt MACAN, The fourth, fifth and sixth books of Herodotus, 1895; freilich hat er die Probleme trotz der methodisch vorgehenden Einzelanalyse nicht immer scharf genug angefaßt. Die Mängel der Tradition sind verhältnismäßig leicht aufzudecken, wenn es auch vielen Erzählern schwer genug fällt, sich von ihnen wirklich zu emanzipieren. Dagegen wird oft übersehen, wie erstaunlich viel Brauchbares die Tradition trotzdem bewahrt hat. – Von anderen Arbeiten verdient vor allem NORDIN, Die äußere Politik Spartas zur Zeit der ersten Perserkriege, Upsala 1895, Erwähnung, der die politischen Zusammenhänge meist richtig beleuchtet hat. Dagegen vermag ich in den Arbeiten WELZHOFERS über die Perserkriege (Fl. Jahrb. 1891. 1892. Hist. Taschenbuch, 6. Folge, XI. XII) nur Zerrbilder wissenschaftlicher Untersuchungen zu sehen.


287 Im allgemeinen vgl. m. Abhandlung »Herodots Geschichtswerk« in Forsch. II, wo ich die oft verkannte politische Grundtendenz näher dargelegt habe. Die Annahme, daß das Werk nicht vollendet sei, ist verkehrt; H. kann nie beabsichtigt haben, über das Jahr 479/8 hinabzugehen. Von KIRCHHOFFS Untersuchungen (Die Entstehungszeit des herodot. Geschichtswerks) bleibt als einziges Ergebnis, daß die Geschichte der Perserkriege während der ersten Jahre des Archidamischen Kriegs geschrieben ist. Dies Ergebnis gilt aber für das ganze Werk, da dasselbe nach einer einheitlichen, sorgfältig entworfenen Disposition gearbeitet und durchaus aus einem Guß ist. Über den Herbst des Jahres 430 hinab führt keine sichere Spur (s. VI 91. VII 134. 233. IX 73; letztere Stelle, über die Verschonung Dekeleas durch die Spartaner, will KIRCHHOFF ohne Grund auf den Einfall von 428 beziehen).


288 Über die Vorlagen Herodots in der Geschichte des Xerxeszuges hat TRAUTWEIN, Die Memoiren des Dikaios, Hermes XXV, manches ganz Richtige bemerkt, wenn auch seine Annahme, daß eine Schrift des Dikaios zugrunde liege, zweifellos falsch ist. Vgl. auch Forsch. II 230ff.


289 An Herodots Erzählungen übt Plutarch in der [ältere gelehrte Arbeiten reproduzierenden] Schrift über Herodots Bösartigkeit vielfach eine ganz treffende Kritik, nur daß er dem Autor zuschreibt, was der Charakter der mündlichen Tradition war, und daß er die Forderung einer rhetorischen Verherrlichung der Griechen stellt, die glücklicherweise Herodot ganz fern lag.


290 [Die Delphischen Einflüsse!]


291 Im allgemeinen s. Forsch. II; über die Behandlung der Persönlichkeiten I. BRUNS, Das literarische Porträt der Griechen 71ff.


292 Bruchstücke aus Ion und Stesimbrotos haben die Biographie (Plutarch) und die Sammelwerke (Athenäos) bewahrt. Die Zweifel an ihrer Echtheit gehören einer jetzt glücklich überwundenen, wenig rühmlichen Zeit der Philologie an, als die modernen Gelehrten des Glaubens waren, den Alten vorschreiben zu können, was sie sagen durften. Vergessen ist jetzt auch AD. SCHMIDTS Annahme (Das Perikleische Zeitalter II, 1879), die gesamte Überlieferung über die Pentekontaëtie von Thukydides an sei aus Stesimbrotos geschöpft. Ebenso verschollen sind die Gewaltkuren, denen man die zuerst von ROSCHER, Leben des Thuk., gebührend gewürdigte πολιτεία Ἀϑηναίων unterzogen hat. Am wertvollsten von den zahlreichen Schriften über sie ist die Bearbeitung von MÜLLER-STRÜBING im Philologus, IV. Suppl. Bd., 1880, trotz mancher Gewaltsamkeiten. Vgl. auch Forsch. II 401ff.


293 Zu den Gedichten des Melanthios und Archelaos auf Kimon (Plut. Cim. 4, aus Didymos) s. Forsch. II 43.


294 Zu Hellanikos' Chroniken NIESE, Hermes XXIII.

295 Von den Untersuchungen über die Chronologie der Pentekontaëtie haben die sehr willkürlich und unmethodisch vorgehenden hist.-phil. Studien von K. W. KRÜGER, 1837, lange Zeit eine unverdiente Autorität genossen. Viel besser war A. SCHÄFER, De rerum post bellum Persicum gestarum tempore 1865. Von Neueren ist außer den Geschichtswerken WILAMOWITZ, Arist. und Athen II, zu nennen, der manches richtiggestellt hat. Weiteres s. bei den einzelnen Daten.


296 Für Ephoros [daß er die Quelle Diodors ist, hat lange vor VOLQUARDSEN schon E. CAUER, Quaest. de fontibus ad Agesilai hist. pertin., 1847, erwiesen] ist grundlegend HOLZAPFEL, Unters. über die Darstellung der griech. Gesch. von 489-443, 1879, eine Abhandlung, die auch sonst viel Richtiges bietet. Manche Einzelheiten s. in Forsch. II.


297 Vgl. z.B. auch de legg. I 638 über die Unzulänglichkeit der Organisation eines Staats für die Behauptung seiner Selbständigkeit mächtigeren gegenüber.


298 In der philologischen Behandlung der historischen Literatur dominiert durchaus der formale Gesichtspunkt. Derselbe führt zu einer starken Überschätzung der Bedeutung der Rhetorik, die wohl die Form der Erzählung, aber durchaus nicht notwendig Inhalt und Auffassung beherrscht. Effekthaschende Geschichtsschreiber hat auch die Neuzeit in Fülle hervorgebracht, und zu allen Mißgriffen, die die Alten begangen haben, lassen sich aus den Modernen Parallelen in Masse beibringen, oft aus den allerbedeutendsten Autoren; aber doch wäre es eine bodenlose Einseitigkeit, wollte man die moderne Geschichtsschreibung in der Literaturgeschichte nach dem Gesichtspunkte der Rhetorik abhandeln. E. SCHWARTZ hat außerdem noch den unglücklichen Terminus »historischer Roman« aufgebracht, der auf die betreffenden Werke so wenig paßt wie etwa auf MOMMSEN oder TREITSCHKE.


299 s. WILAMOWITZ, Arist. I 286 und meine »Forschungen« II 251.


300 KRECH, De Crateri psephism. synagoge, Greifswald 1888, Diss.; BR. KEIL, Hermes 30, 214ff. 229ff.


301 Plut., Cim. 12. 19.


302 Die hier gegebene Darstellung und Beurteilung der antiken Biographie beruht auf meiner Analyse der Biographie Kimons Forsch. II.


303 Ein neuer Fund erheischt hier noch Berücksichtigung. Im Herbst 1901 hat BRUNO KEIL unter dem Titel »Anonymus Argentinensis« ein Papyrusblatt veröffentlicht und mit einem an wertvollen Exkursen reichen Kommentar begleitet, dessen Rückseite Notizen über die Geschichte Athens im 5. Jahrhundert enthält. Das Blatt ist in der Mitte der Länge nach durchgerissen, so daß von den 26 Zeilen immer nur die zweite Hälfte erhalten ist. Geschrieben ist der Text etwa gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. Die Aufzeichnungen erinnern an die unter Heraklides' Namen gehenden Auszüge aus Aristoteles' Politiken; es sind zusammenhangslose Exzerpte aus einem größeren Werk, wahrscheinlich, trotz der abweichenden Ansicht des Herausgebers, doch aus einer Atthis; genauer wird sich die Vorlage schwerlich bestimmen lassen. Soweit man nach dem Erhaltenen urteilen kann, sind die Notizen, wenn auch ebenso sprunghaft, so doch sorgfältiger exzerpiert als die des sog. Heraklides; ob die Vorlage selbst einen größeren Wert beanspruchen darf, darüber kann nur die Analyse der einzelnen Angaben Aufschluß gewähren, die freilich durch die unvollständige Erhaltung, die nur in wenigen Fällen einigermaßen sichere Ergänzungen zuläßt, außerordentlich erschwert wird.

Im ersten Paragraphen war von der Einsetzung einer Baukommission die Rede, offenbar für die Akropolis, und dann heißt es: καὶ τὸν Παρϑενῶνα μετ᾽ ἔτη ί, κα[ταπολεμηϑέντων ἤδη τῶν Περ]σῶν, ἤρξαντο οἰκοδομῆσαι. Falls der Verfasser hierbei das urkundliche Datum des Beginns des Parthenonbaus, 447, im Auge hat, würden die Beschlüsse über die Bauten ins Jahr 457, in die Zeit der Schlacht bei Tanagra, fallen. Die sorgfältigen und eingehenden Untersuchungen des Herausgebers zeigen, daß allgemeine Beschlüsse über die Neugestaltung der Akropolis für diesen Zeitpunkt recht wahrscheinlich sind: so scheint der Papyrus hier eine richtige Notiz zu bewahren, oder korrekter gesprochen ehemals bewahrt zu haben. – In allen Einzelheiten kann ich KEIL freilich nicht beistimmen; am wenigsten in dem Ansatz des panhellenischen Kongresses des Perikles ins Jahr 456, mitten in den Krieg zwischen Athen und den Peloponnesiern, und ebensowenig in der Annahme, daß der Bau des Niketempels zwar um 450 beschlossen, aber erst um 435 ausgeführt worden sei.

Wesentlich anders steht es mit der nächsten Angabe, daß unter Euthydemos (korrekt Euthynos, 450/49) auf Antrag des Perikles die Verlegung des Bundesschatzes von 5000 Talenten von Delos nach der Akropolis beschlossen worden sei. Daß Perikles die Maßregel beantragt hat, mag richtig sein; aber die angegebene Summe ist einfach absurd, und das Datum völlig unmöglich. Denn wir wissen urkundlich, daß seit 454 die ἀπαρχή der eingehenden Tribute von den Hellenotamien an die Göttin auf der Burg gezahlt ist; daß trotzdem der Schatz selbst noch vier Jahre lang auf Delos geblieben sei, wird trotz allem, was BR. KEIL zur Verteidigung dieser, wenn die Angabe des Papyrus richtig ist, unvermeidlichen Folgerung ausführt, bei ruhiger Erwägung schwerlich irgend jemand für glaublich halten. Überdies ist die Verlegung des Schatzes im Jahr 450/49 ebensowenig zu erklären, wie sie 454, unmittelbar nach der ägyptischen Katastrophe, natürlich, ja notwendig war.

Die weitere Angabe, daß der Rat die Kontrolle über die alten Trieren führen und hundert neue bauen soll, wird richtig sein. – Dann folgen teils unverständliche, teils gleichgültige Exzerpte (über einen Hilfszug gegen die Thebaner innerhalb drei Tagen, über den Namen einer Triere, über die Namen der Teile des Peloponnesischen Kriegs – hier erscheint der Name »Archidamischer Krieg« zum erstenmal in der historischen Literatur –, über Adeimantos' Verrat bei Ägospotamoi), und zum Schluß eine Reihe von Angaben über die nach dem Sturz der Dreißig vorgenommenen Änderungen (darunter über die Kolakreten, deren Ersetzung durch andere Finanzbeamte berichtet sein wird, wie die erhaltenen Worte πάλαι κωλακρέται schließen lassen). Am wertvollsten darunter würde, wenn sie vollständig ergänzbar wäre, die Notiz sein, daß im Jahre des Pythodoros oder der Anarchie τὴν τῶν νομοφυλάκων ἀρχὴν [ ... ... ἀν]δρῶν ις᾽. Dazu vgl. u. S. 541, 1.


304 Die hier vorgetragene Ansicht über die Entstehung des Werkes des Thukydides steht in schroffem Widerspruch zu der herrschenden, 1845 von F. W. ULLRICH begründeten Auffassung, daß Thukydides zuerst die Geschichte des Archidamischen Kriegs als selbständiges Werk ausgearbeitet und in sein Manuskript später, als er den 27jährigen Krieg als Einheit auffaßte, nur einzelne Zusätze eingefügt habe. In der weiteren Ausmalung gehen die Ansichten weit auseinander; während nach ULLRICH das Spezialwerk über den Archidamischen Krieg nie vollendet wurde, sondern der Schluß des vierten Buchs bereits von dem späteren Standpunkt, des Thuk. aus geschrieben ist, glauben andere (so KIRCHHOFF, Th. und sein Urkundenmaterial, 1895 [Ber. Berl. Ak. 1880-1890], und in anderer Auffassung CWIKLINSKI, WILAMOWITZ und viele andere), die Geschichte des Archidamischen Kriegs sei als selbständiges Werk vollendet und publiziert und nachher entweder nur in Einzelheiten modifiziert oder aber durch umfassende Einlagen, namentlich die Geschichte der Pentekontaëtie und die Reden (CWIKLINSKI), umgestaltet worden. Ebenso halten viele die Geschichte der sizilischen Expedition für ein ursprünglich selbständiges Werk, während Buch V und VIII nur ein erster Entwurf, ein unvollständiges Brouillon mit zahlreichen Lücken und Fehlern sein sollen. Auch der Tätigkeit eines Interpolators (MÜLLER-STRÜBING) oder Redaktors und Herausgebers (WILAMOWITZ, E. SCHWARTZ) haben manche einen großen Spielraum eingeräumt. Demgegenüber habe ich meine Auffassung in Forsch. II. zu begründen gesucht. Auf vielfachen Widerspruch bin ich gefaßt; aber ich sehe nicht, wie man sich bei unbefangener Betrachtung den zahlreichen dort zusammengestellten Zeugnissen des Schriftstellers selbst entziehen, und vor allem, wie man verkennen kann, daß die gesamte Auffassung und Darstellung des Schriftstellers im ganzen wie im einzelnen nur begreiflich ist von dem Standpunkt des vollendeten Kriegs aus, nach 404. Nicht wenige Philologen haben allerdings vollkommen verlernt oder nie gelernt, Thukydides als Historiker zu betrachten. – Daß die unglückliche Einteilung des Werks in acht Bücher, neben der eine bessere in dreizehn Bücher existierte, nicht vom Schriftsteller selbst herrührt, ist bekannt. Der Text, dessen Zuverlässigkeit vielfach angegriffen ist (KIRCHHOFF), ist im allgemeinen vortrefflich überliefert, wenn es auch natürlich an einzelnen Verschreibungen und ähnlichem nicht fehlt.


305 Die Ansichten von UNGER über die Chronologie des Th., der dem klaren Wortlaut des Schriftstellers entgegen seine Jahreinschnitte auf attische Kalenderdaten bezogen hat, können jetzt wohl als erledigt gelten, so viel Verwirrung sie eine Zeitlang angerichtet haben. Thukydides' mit dem Beginn des Sommersemesters identischer Frühlingsanfang fällt ungefähr auf den 1. März julianisch, sein Winteranfang ca. 1. November.


306 Die Grundsätze, nach denen Thukydides sein Werk geschrieben hat, habe ich Forsch. II an der Hand von Einzeluntersuchungen klarzulegen versucht. Darauf muß ich hier verweisen, und daneben für seine Stellung zu den Persönlichkeiten auf I. BRUNS, Liter. Porträt, dem ich in den meisten Punkten zustimme.


307 Wie vollbewußt dem Schriftsteller wie seinen Lesern die Grundsätze gewesen sind, die Thukydides in der Auswahl des Stoffes wie in der Charakteristik streng innehält, lehren die entschuldigenden Äußerungen Xenophons, wo er diesen Grundsätzen entgegen charakteristische, aber geschichtlich indifferente Einzelheiten aufgenommen hat: Hell. II 3, 56 bei Theramenes' Tod καὶ τοῦτο μὲν οὐκ ἀγνοῶ, ὅτι ταῦτα ἀποφϑέγματα οὐκ ἀξιόλογα, ἐκεῖνο δὲ κρίνω τοῦ ἀνδρὸς ἀγαστόν cet. und V 1, 4 bei den Ehrenerweisungen der Soldaten an Teleutias, als er abberufen wird γιγνώσκω μὲν οὖν, ὅτι ἐν τούτοις οὔτε δαπάνημα οὔτε κίνδυνον οὔτε μηχάνημα ἀξιόλογον οὐδὲν διηγοῦμαι˙ ἀλλὰ ναὶ μὰ Δία τόδε ἄξιόν μοι δοκεῖ εἶναι ἀνδρὶ ἐννοεῖν, τί ποτε ποιῶν Τελευτίας οὕτω διέϑηκε τοὺς ἀρχομένους. τοῦτο γὰρ ἤδη πολλῶν καὶ χρημάτων καὶ κινδύνων ἀξιολογώτατον ἀνδρὸς ἔργον ἐστίν. Im übrigen vgl. BRUNS, Literar. Porträt.


308 Da Xenophon den Feldzug des Thrasyllos im Jahr 410 Hell. I 2 offenbar aus eigener Erinnerung schildert [so richtig SCHWARTZ, Rhein. Mus. 44, 163], muß er um 430 geboren sein. Dazu stimmen alle sonstigen Daten aus seinem Leben. Gestorben ist er in hohem Alter nach 355 (πόροι).


309 Daß der Eingang der Hellenika verstümmelt sei und die Schrift ursprünglich ein Proömion gehabt habe, ist eine ganz bodenlose Annahme, die SCHWARTZ S. 162 nicht hätte wiederholen dürfen.


310 s. ED. MEYER, Theopomps Hellenika (1909), 144.


311 Zu Kratippos vgl. ED. MEYER, Theopomps Hellenika 125ff.


312 Zu den böotischen Schriftstellern E. VON STERN, Xenophons Hellenika und die böotische Geschichtsüberlieferung, 1887.


313 Zu Isokrates s.v. Scalas Vortrag »Isokrates und die Geschichtschreibung«, 1892.


314 Daß Xenophon Hellen. III 1, 2 unter Themistogenes' Namen seine eigene Anabasis zitiert, hätte nie bezweifelt werden sollen. Die Anabasis ist geschrieben, als die spartanische Herrschaft bereits nicht mehr bestand (VI 6, 9), aber Sparta noch ein lebhaftes Interesse daran hatte, sein Bündnis mit Kyros zu vertuschen (daher wird I 4, 2 der Name des lakonischen Admirals Samios, den er Hell. III 1, 1 unbedenklich nennt, unter dem Namen Pythagoras versteckt), also vor dem Übertritt Persiens zu Theben 367. Dazu stimmt, daß Xenophon nach V 3, 7ff. noch im Besitz seines Landguts bei Skillus ist. Die Schrift ist also zwischen 379 und 371 verfaßt, wie die πολ. Λακ. Zu den Schlußparagraphen der Anabasis vgl. o. S. 8. Vgl. auch F. DÜRRBACH, L'apologie de X. dans l'anabase, Rev. des ét. grecques, 1893, der vieles richtig beleuchtet, aber die Abfassung erst um 370 setzt: Xenophon habe durch seine Rechtfertigungsschrift die Rückkehr nach Athen erlangen wollen.


315 Isokrates' Euagoras!


316 Ähnlich der Krieg des Euagoras!


317 Seit NIEBUHR zuerst Xenophons Charakter und Glaubwürdigkeit mit leidenschaftlicher Wärme vom athenischen Standpunkt aus angegriffen hat (Über X. s Hellenika, Kl. Schr. I, und in seinen Vorträgen), hat das Urteil über ihn mannigfache Wandlungen durchgemacht. Die modern-demokratische Geschichtsschreibung, die in GROTE und seinen Anhängern gipfelt, verdammte ihn unbedingt; die ruhigere Auffassung der letzten Jahrzehnte hat auch ihm wieder Gerechtigkeit zukommen lassen, so wenig sie zu der Bewunderung des späteren Altertums zurückkehren kann, die durch die Stoiker und Römer begründet ist, denen der korrekte Schriftsteller mit seiner nüchternen praktischen Moral sehr sympathisch war. Eine richtigere Würdigung Xenophons als Geschichtsquelle hat namentlich E. V. STERN, Gesch. der spartan. und theban. Hegemonie, 1884, begründet, sodann E. SCHWARTZ, Quellenunters. zur griech. Gesch., Rhein. Mus. 44, 1889. – Die aus Marcellin vit. Thuc. 45 gefolgerte Annahme NIEBUHRS, in Xenophons Hellenika seien gegen den Willen des Schriftstellers zwei verschiedene Werke, die Fortsetzung des Thuk. (lb. I. II) und die eigentlichen Hellenika (lb. III-VII) verbunden, ist weder in dieser noch in irgendeiner anderen Fassung haltbar (am meisten Eindruck hat W. NITSCHE mit dem trefflichen Programm: Über die Abfassung von X. s Hell., Berlin 1871, gemacht, der den Einschnitt nach V 1 setzt): das ganze Werk ist, wie namentlich SCHWARTZ; begründet hat, einheitlich und nach 362 geschrieben. Untrennbar von der Frage nach Entstehungszeit und Tendenz seiner Schriften ist die nach X. s Leben, die nach NITSCHE besonders WILAMOWITZ, Antigonos von Karystos (Philol. Unters. IV, 1881) 330ff. gefördert hat, der er kannt hat, daß die zuverlässigen Angaben der Biographien, soweit sie nicht aus Xenophon selbst geschöpft sind, aus Dinarchs Rede gegen Xenophons gleichnamigen Enkel [ἀποστασίου ἀπολογία Αἰσχύλῳ πρὸς Ξενοφῶντα Dion. Hal. de Dinarcho 12; Diog. Laert. II, 52 aus Demetrios Magnes] entnommen sind (hinzu kommen die Trostschriften auf den Tod seines Sohnes: Aristot. bei Diog. Laert. II 55). Sodann A. ROQUETTE, De Xen. vita, 1884, der auch die sprachstatistischen Kriterien nach der von DITTENBERGER, Hermes XVI 329f. angewandten Methode zu verwerten sucht. NITSCHE und noch ROQUETTE setzten die Abfassung seiner Werke überwiegend in den Aufenthalt in Skillus, was mehrfach, z.B. für die ersten Bücher der Hellenika, zweifellos verfehlt war; aber die jetzt herrschende Neigung, seine gesamte Schriftstellerei erst in die Zeit nach 370 zu setzen, als er, aus Skillus verjagt, in Korinth lebte, kann ich ebensowenig für richtig halten. Sicher älter ist die πολ. Λακ. (zwischen 379 und 371) und die Anabasis (o. S. 260, 1), ferner meines Erachtens die sokratischen Schriften, von denen das Symposion unter dem frischen Eindruck des platonischen Symposions unter starker Benutzung der kleineren Schriften Platos (speziell Ion. Charmides) geschrieben ist. – Zur literarischen Würdigung Xenophons vgl. I. BRUNS, Literar. Porträt, passim.

318 s. ED. MEYER, Theopomps Hellenika (1909).


319 Die durch Schreibfehler in den antiken Zitaten arg getrübte und in MÜLLERS Fragmentsammlung sehr unglücklich behandelte Ökonomie des Timäischen Werkes ist durch BELOCH, Fl. Jahrbb. 123, und SCHWARTZ, Hermes 34, aufgehellt worden.


320 [Geschrieben 1900!]


321 Einen sehr dankenswerten Überblick über die neuere Literatur mit eingehender Kritik bietet A. BAUER, Die Forschungen zur griechischen Geschichte, von 1888-1898.


322 Über Histiäos und seine Abenteuer liefen zahlreiche Anekdoten um, die wie gewöhnlich das Persönliche und Seltsame an Stelle der historischen Motive setzen; man beachte, daß Herodot V 35 die Geschichte von dem ἐστιγμένος τὴν κεφαλήν als allbekannt voraussetzt. – Weihinschrift des Histiäos in Didymoi IGA. 490. DS3. 3f.


323 Skythen auf der Chersones gegen Miltiades, angeblich 495: Herod. VI 40.


324 Heimsuchung der griech. Städte: Herod. IV 144. V 1. 26. Erweitert Strabo XIII 1, 22, der auch Abydos nennt. Zu Chalkedon vgl. Ktesias 29, 17. Arrian fr. 61.

325 Imbros und Lemnos waren nach Herodot damals noch pelasgisch; aber daß Miltiades die Inseln erst während des ionischen Aufstandes okkupiert hätte, nachdem der von den Persern eingesetzte Lykaretos gestorben war – seinen Tod als Herrscher von Lemnos erwähnt Herodot ausdrücklich – ohne einen Nachfolger zu hinterlassen (denn sonst müßte dieser doch erwähnt werden), ist so unwahrscheinlich wie möglich. Ich bleibe also dabei, daß die Inseln noch zur Pisistratidenzeit okkupiert sind und Lykaretos in Wirklichkeit über die attischen Kleruchen zum Herrscher gesetzt wurde (Forsch. I 16). BELOCHS Einwand (Griech. Gesch. I 351), daß letztere den Kleisthenischen Demen Attikas angehören, scheint mir nicht beweisend; sie sind bei der Phylenordnung in ihre Heimatgaue eingeschrieben – nach denen sich übrigens die Athener schon lange vor Kleisthenes genannt haben, z.B. Myron von Phlya Plut. Sol. 12.


326 Die Päoneranekdote Herod. V 12ff. hat Nik. Dam. fr. 71 aus ihm entlehnt (von Const. Porph. fälschlich auf Alyattes bezogen, s. Forsch. I 168).


327 Nach König Philipps Behauptung [Demosth.] 12, 21 hat Alexander das Gebiet von Amphipolis bereits im Perserkrieg besetzt und von der den Persern abgenommenen Beute eine goldene Statue nach Delphi geweiht; vgl. u. S. 505, 1.

328 Kastelle: Herod. VII 105-108.


329 Thrakische Satrapie: Herod. III 96; wahrscheinlich entspricht Skudra in Darius' Grabinschrift (o. S. 90, 1); die daneben genannten zopf(?)tragenden Ionier scheinen die europäischen Griechen (mit attischem Krobylos?, d.i. Haarbeutel) zu sein; takabara nach ANDREAS: pedasostragende Ionier = europ. Griechen und Makedonen.


330 Demokedes' Expedition Herod. III 133ff. [danach Athen. XII 522 b] mit anekdotischer Motivierung. Die Erzählung Justins (aus Timäos) über Darius’ Verhandlungen mit Karthago XIX 1 ist so abenteuerlich – er verlangt Hilfe gegen die Griechen und fordert die Abschaffung der Menschenopfer und des Genusses von Hundefleisch, sowie die Verbrennung (!) der Leichen an Stelle der Bestattung; die drei letzten Punkte werden von den Karthagern konzediert –, daß aus ihr nichts entnommen werden kann [vgl. u. S. 378, 1].


331 Die Meinung NORDINS (o. S. 226, Anm.), die Griechen hätten die Oberhoheit des Großkönigs anerkannt, Athens Teilnahme am ionischen Aufstand sei eine Empörung dagegen, der Zug von Marathon ein Versuch, die abtrünnigen griechischen Untertanen wieder zu unterwerfen, findet in der Tradition keine Stütze.

332 Unsere einzige Quelle für den ionischen Aufstand ist Herodot. Seine Erzählungen tragen vielfach einen anekdotischen Charakter (o. S. 277, 1); aber die Gesamtauffassung, die BELOCH, Griech. Gesch. I. bekämpft hat, scheint durchaus zutreffend. Der Aufstand sowohl wie die Beteiligung Athens waren kopflos und verdienen Herodots ironische Behandlung vollkommen. Für die Meinung, daß Hekatäos den Krieg dargestellt und Herodot aus ihm geschöpft habe (so auch BUSOLT), ist ein Beweis nicht zu führen. Die Herodotische Tradition über den Aufstand erweckt den Schein größerer Authentizität als die über die Perserkriege nur darum, weil die Ereignisse weniger kompliziert waren und über die einzelnen Vorgänge viel weniger Varianten vorlagen. Die entscheidenden Tatsachen werden eine Generation später noch fest im Gedächtnis gestanden haben.


333 Chronologie: Nach Herodot VI 43. 46. 48. 95 fällt Mardonios' Zug ins Jahr 492, zwei Jahre vor Marathon, nach VI 31. 42 der Fall Milets ins 2. Jahr vorher, 494. Nach VI 18 wird Milet im 6. Jahr des Aufstandes genommen; dieser hat also 499 begonnen. Danach fällt die Naxische Expedition wahrscheinlich ins Jahr 500, Aristagoras' Hilfegesuch in Sparta und Athen in den Winter 500/499, der Zug gegen Sardes und die Ausbreitung des Aufstandes ins Frühjahr 499. Cypern ist nach V 116 ein Jahr frei gewesen, also 498 unterworfen. – Zu diesen Ansätzen stimmt, daß nach Thuk. IV 102 der erste mißglückte Versuch der Athener, sich in Amphipolis festzusetzen, ins 29. Jahr vor die definitive Gründung unter Hagnon fällt [im Archontat des Euthymenes 437/6 Diod. XII 32. schol. Äsch. 2, 41], also unter den Archon Lysitheos [so ist schol. Äsch. 2, 41 zu korrigieren] 465/4, die Ansiedlung des Aristagoras 32 Jahre vorher, also 497/6. Ob im übrigen Herodots Chronologie als völlig authentisch gelten kann, ist nicht zu entscheiden; vgl. u. S. 289, 2.


334 Daß Aristagoras ernstlich an einen Zug nach Susa gedacht hätte, wie die Spartaner behaupteten (Herod. V 49ff.), mag man doch selbst ihm nicht zutrauen. Herodot benutzt die Erzählung, um die Beschreibung der persischen Königsstraße bei der Gelegenheit anzubringen. Mit Unrecht wird die spartanische Politik dieser Zeit allgemein verurteilt oder höchstens mit Rücksicht auf Argos entschuldigt; man macht sich die Absurdität einer spartanischen Expedition nach Kleinasien nicht klar.


335 Daß für Athens Hilfeleistung die Alkmeoniden verantwortlich sind, wird dadurch bestätigt, daß sie nach dem Fall Milets gestürzt wurden. Deshalb nennt Herodot, der die Alkmeoniden verteidigt (V 97), hier wie in der Geschichte des Kylonischen Frevels (V 71) keine Namen, sondern wälzt die Schuld auf die Gedankenlosigkeit der Bürgerschaft ab, die formell die Verantwortlichkeit trug. Zum Alkmeonidenstammbaum vgl. WILAMOWITZ, Arist. und Athen II 322; Hippokrates, für den Pindar einen ϑρῆνος gedichtet hat (schol. Pyth. 7, 17), wird vor 490 gestorben sein.


336 Daß Charon fr. 2 (Plut. mal. Herod. 24) von der Niederlage der Griechen auf dem Rückzug nichts erzählt, kann nichts gegen ihre Realität beweisen, wie BELOCH meint; Charon hat auch sonst (in der Paktyesgeschichte Bd. III2 S. 712, 1) zugunsten der Griechen manches verschwiegen. Die Berichte über die Taten der Eretrier bei Plut. 1. c. sind sekundäre Ausmalungen.


337 Bronzetafel von Idalion über die dem Arzt Onasilos S. d. Onasikypros und seinen Brüdern zugesicherte Entschädigung, als sie gezwungen wurden, während der Belagerung »durch Meder und Kitier« die Verwundeten ohne Entgelt zu heilen: GDI. I no. 60 [dazu u.a. MEISTER, Griech. Dial. II 150ff. mit sehr problematischen Vermutungen].


338 Dazu LEHMANN, Beitr. z. Alten Gesch. (Klio) II 1902, 334ff.


339 Das in Suidas' Katalog unter Skylax von Karyandas Schriften stehende Werk τὰ κατὰ τὸν Ἡρακλεί δην τὸν Μυλασέων βασιλέα ist von GUTSCHMID, Kl. Schr. IV 139ff. mit Recht auf die Tat des von Herodot erwähnten karischen Fürsten bezogen; Herodot hat die Schrift aber schwerlich gekannt. Über Herakleides s. jetzt das Sosylosfragment [BILABEL, Die kleineren Historikerfragmente auf Papyrus, LIETZMANNS Kl. Texte 149, 1923, 29ff., bsd. 32f.], mit der Angabe über Artemision. RÜHL, Rhein. Mus. 61, 352ff. will diese auf einen anderen Seekampf als die bekannte Schlacht beziehen! Vgl. ED. MEYER, Kl. Schr. II S. 521, 2.


340 Aristagoras gegen die Edoner (in Amphipolis) auch Thuk. IV 102 (o. S. 281, 2).


341 Wenn die Zahlen der Schiffe in dem Krieg des Xerxes zu hoch sind, so sind es die für den ionischen Aufstand gegebenen erst recht; daß es meist Pentekonteren waren, nicht Trierer, wie Herodot angibt, sagt Thuk. I 14 mit Recht.


342 Die Namen der elf samischen Kapitäne, welche im Kampf aushielten, wurden nach 479 in einem Ehrendekret aufgezeichnet: Herod. VI 14.


343 Die Zeit der Schlacht bei Lade steht nicht fest. Sie kann der Einnahme Milets kaum allzu lange vorangegangen sein, muß also etwa in den Herbst 495 gesetzt werden. Dann klafft zwischen ihr und den vorhergehenden Ereignissen eine Lücke, die Herodots Erzählungen von Aristagoras und Histiäos nur scheinbar ausfüllen. Man sieht, wie die Tradition nur die Hauptmomente bewahrt und die langwierigen Einzelkämpfe um die Städte kurz zusammengezogen hat.


344 Der Tempel von Didyma ist wahrscheinlich erst 479/8 v. Chr. zerstört worden; die Branchidische Priesterschaft soll ihn und seine Schätze den Persern in die Hände gespielt haben. Sie wurde nach Sogdiana deportiert. Die Plünderung und Zerstörung von Didyma setzt Herodot VI 19 in den ionischen Aufstand; den Verrat der Branchiden hat er wohl absichtlich verschwiegen. Kallisthenes (Strabo XVII 1, 43) und alle Späteren (Strabo XI 11, 4. XIV 1, 5. Diod. XVII arg. 2, 20. Curtius VII 5, 28ff. Plut. ser. num. vind. 12. Älian fr. 54 bei Suidas s.v. Βραγχίδαι. Pausan. I 16. 3. VIII 46, 3, vgl. II 10, 5) setzen ihn wohl richtiger unter Xerxes. REUSS, Rhein. Mus. 60, 1905, 144ff. korrigiert Ktesias' Angabe über die Plünderung von Delphi durch Xerxes nach der Flucht wohl richtig in Branchidä.


345 Ephoros (Diod. X 25) hat dem Hekatäos auch bei der Unterwerfung Ioniens eine Rolle zugeschrieben: er läßt ihn als Gesandten zu Artaphernes gehen und diesen milde stimmen.


346 Archontat des Hipparchos Dion. Hal. VI 1. Daß er der Sohn des Charmos (über diesen s. die fehlerhafte Angabe des Kleidemos bei Athen. XIII 609 d. Pausan. I 30, 1. Plut. Solon 1) ist, kann nicht zweifelhaft sein. Weiteres u. S. 320. Zu den Archonten dieser Zeit vgl. WILAMOWITZ, Arist. II 81 A. Ein junger Ἱππαρχος καλος auf attischen Vasen dieser Zeit: KLEIN, Vasen mit Lieblingsinschriften (Denkschr. Wien. Ak. phil. Cl. 39, 1891) S. 15. 29.


347 Zu Herodots Angaben vgl. o. S. 227. Die Gehässigkeit der Berichte, denen er folgt, tritt nirgends so deutlich hervor wie in der Behauptung, er sei im Jahr 480 erst vor kurzem zu höherem Einfluß gelangt (ἀνὴρ ἐς πρώτους νεωστὶ παριών VII 143). Bekanntlich hat K. W. KRÜGER deshalb die Überlieferung über das bei Dion. Hal. VI 34 angegebene Datum des Archontats des Themistokles 493/2 verworfen. Jetzt steht durch Aristoteles Pol. Ath. fest, daß Themistokles' Flottengesetz ins Jahr des Nikodemos 483/2 fällt, nicht ins Archontat des Themistokles; überdies war das Wahlarchontat seit 487/6 abgeschafft, Themistokles' Archontat muß also früher fallen. Danach kann kein Zweifel mehr sein, daß der Archon des Jahres 493/2 der berühmte Themistokles gewesen ist. Timokreons Angriffe (vgl. u. S. 374, 2) beweisen nur die selbstverständliche Tatsache, daß der gewaltige Mann viele Feinde hatte. Die Frage, ob Themistokles seine Machtstellung benutzt hat, um sich auf unrechtmäßigem Wege zu bereichern, ist juristisch nicht zu entscheiden und für die Beurteilung seiner Bedeutung gleichgültig, wenn sie auch für historisierende Dilettanten immer im Vordergrund des Interesses stehenbleiben wird [vgl. u. S. 479]. Demgegenüber hat Thukydides die überragende Genialität seiner Persönlichkeit und die auf ihr beruhende Einzigartigkeit seiner Stellung scharf ausgesprochen (I 138). Auch die populäre Auffassung konnte sich dem nicht entziehen; daher die historisch meist wertlosen Anekdoten von Themistokles' Schlauheit (so von der Verbrennung der Flotte in Pagasä, Aristoteles' Geschichte von Th. und dem Arcopag u.a.), und vor allem das Gespräch zwischen Th. und dem Seriphier (Plato Pol. I 330) oder dem Aphidnäer (Herod. VIII 125), das die Frage nach dem Verhältnis des Genies zu den Voraussetzungen und Schranken seiner Wirksamkeit mit vollem Recht an dem Beispiel des Th. illustriert. – In der Folgezeit ist Th. als Urheber der Seemacht und der radikalen Demokratie noch weiter verketzert worden, so von Kritias, Theopomp und den Peripatetikern. Die spätere Biographie sucht wie immer die Lücken der Überlieferung auszufüllen, meist mit geringem Erfolg. Einzelne ihrer Erfindungen, wie die Enterbung durch den Vater (Nepos Them. 1), verwirft Plutarch (Them. 2) mit Recht. Th.s Mutter war nach Nepos eine Akarnanerin (LOESCHCKE, De titulis aliquot atticis, 1876, p. 29), nach Phanias eine Karerin, nach Neanthes aus Halikarnaß; sonst galt sie als Thrakerin (so in den von Plutarch c. 1 und Amphikrates bei Athen. XIII 576 c zitierten Epigrammen); man wußte also positiv nichts darüber. – Von Neueren vor allem AD. BAUER, Themistokles, 1881. Ferner R. NORDIN, Studien zur Themistoklesfrage, Upsala 1893. Über die Lykomiden: TÖPFFER, Att. Geneal. 208ff. Nepos' Angabe pater eius Neocles generosus fuit ist korrekt.


348 [Verbindung mit Sparta angebahnt, die natürlich weiter zur Zurückdrängung der Alkmeoniden führen muß!]


349 Phrynichos' Μιλήτου ἅλωσις Herod. VI 21. Daß Themistokles im Jahr 476 eine Trilogie des Phrynichos auf die Bühne gebracht hat, lehrt die bei Plutarch Them. 5 (aus Didymos?) erhaltene Choregeninschrift. Die Vermutung, daß es die »Phönissen« waren, ist wahrscheinlich, wenn auch nicht beweisbar.


350 Archontat des Th.: Thuk. I 93. Datum Dion. Hal. VI 34 (o. S. 291, 2); bei Euseb. arm. unter Ol. 71, 1 = 497/6 Piraeus munitur a Themistocle mit Verschiebung des Datums. Die Errichtung des Hermes πρὸς τῇ πυλίδι im Piräus durch die neun Archonten Philoch. fr. 80. 81 (aus lb. V) gehört in die Zeit des Konon (KOUTORGA, WILAMOWITZ, Kydathen 207, WACHSMUTH, Stadt Athen II 33ff.); mit ihm ist früher fälschlich der unter Archon Kebris (vor 480) errichtete Ἑρμῆς ἀγοραῖος auf dem Kerameikos Philoch. fr. 82 (aus lb. III) zusammengeworfen worden, s. WACHSMUTH, Stadt Athen I 207ff. II 430, WILAMOWITZ, 1. c.u. Hermes XXI 600.


351 Charakter der Herrschaft des Miltiades Herod. VI 39. Prozeß VI 104. Den Namen des Anklägers kennen wir nicht; aber da die zweite Anklage 489 von Xanthippos erhoben wurde, wird er oder einer seiner Parteigänger auch die erste erhoben haben.


352 Nach Plutarch Them. 4 hat Stesimbrotos erzählt, daß Themistokles die Flotte (im Jahr 483) gegen Miltiades' Widerspruch gegründet habe: ἔπραξε δὲ ταῦτα Μιλτιάδου κρατήσας ἀντιλέγοντος, ὡς ἱστορεῖ Στησίμβροτος. Das ist unmöglich und kann auch von Stesimbrotos, der doch noch wußte, wann Miltiades gestorben ist, nicht erzählt sein, sondern nur, daß Miltiades dem Flottenplan des Themistokles entgegentrat (493/2), dieser ihn aber schließlich (483) doch durchsetzte. Daß das richtig ist, zeigt der Verlauf der Entwicklung zur Evidenz. Der scharfe persönliche Gegensatz des Miltiades gegen Th. hat sich auf seinen Sohn Kimon vererbt. Plutarch kennt hier wie überall Stesimbrotos' Angaben nur aus zweiter Hand.


353 Die Beziehungen des Philaiden zu Sparta sind offenbar damals schon begründet.


354 Die Emigranten, zu denen Dikaios S. d. Theokydes gehört (Herod VIII 65) treten beim Zug des Xerxes wiederholt hervor.


355 Die Bedeutung der tyrannenfreundlichen Partei, auf deren Anschluß Hippias 490 rechnete, wird meist sehr unterschätzt, und ebensowenig der Umstand gewürdigt, daß Herodot es für nötig gehalten hat, zu Anfang des Peloponnesischen Kriegs die Alkmeoniden gegen den Vorwurf des Verrats zu verteidigen VI 121ff. Der Versuch ist freilich sehr unglücklich ausgefallen: Herodot vergißt ganz, daß er selbst von dem Bündnis zwischen Megakles und Pisistratos erzählt hat, und seine Behauptung οὐ μὲν ὦν ἦσαν σφέων ἄλλοι δοκιμώτεροι ἔν τε Ἀϑηναίοισι ἄνδρες οὐδ᾽ οἳ μᾶλλον ἐτετιμέατο ist für die Zeit der Schlacht bei Marathon einfach unwahr. Bei Arist. Pol. Ath. 22, d. h, in der von ihm benutzten Atthidenüberlieferung, zählt Megakles S. d. Hippokrates ausdrücklich unter τοὺς τῶν τυράννων φίλους. Wie weit Xanthippos und Aristides die Schwenkung der Alkmeoniden mitgemacht haben mögen, ist nicht festzustellen.


356 Daß Herodot VI 48 die Entsendung der persischen Herolde erst nach Mardonios' Feldzug erzählt, beweist für die Chronologie sehr wenig. Die Tradition bewahrte schwerlich mehr als die Tatsache, daß sie vor Marathon geschickt waren; Herodot benutzt sie, um die Schilderung der griechischen Verhältnisse dieser Zeit daran anzuknüpfen. Den Mord der Boten in Athen und Sparta trägt er VII 133ff. nach, als das Schicksal der spartanischen Gesandten nach Persien, die im Jahr 430 in Athen hingerichtet wurden (Thuk. II 67), das Ereignis der Vergessenheit entriß und ihn mit dem Detail bekannt machte. Der Vorgang in Athen ist von den Späteren (Plut. Them. 6. Pausan. III 12, 7) in verschiedener Weise weiter ausgeschmückt und bei Aristid. Panath. I p. 198 Dind. mit den Schol. III 125 sehr mit Unrecht Mardonios' Dolmetscher Mys (Herod. VIII 133) hineingezogen, s. BUSOLT, Gr. Gesch. II2 572. Die modernen Zweifel an der Realität des Vorgangs halte ich für unbegründet.


357 Gleichzeitig mit dem Fall Milets; s. das Orakel bei Herodot und dazu BURY, Beitr. zur Alten Gesch. (Klio) II 14ff. Ist Kleomenes' Feldzug gegen Argos zugleich schon antipersisch gedacht? Vgl. nachher das Auftreten in Ägina!


358 Kleomenes gegen Argos: Herod. VI 76ff. 92. VII 148 [danach Pausan. III 4, 1. Polyän I 14. Diogen. paroem. 3, 10]; das von ihm mitgeteilte Orakel war schon den Alten unverständlich (Pausan. II 20, 10). Der Hergang ist von den zahlreichen Bearbeitern der argivischen Geschichte (speziell wird Sokrates genannt, FHG. IV 496) ausgemalt, vgl. Plut. apophth. Lac. Kleom. 2-6. 13. 17, vor allem durch Einfügung der Telesilla (Pausan. II 20 = Suid. Τελέσιλλα. Plut. virt. mul. 4. Polyän VIII 33. Clem. Alex. strom. IV 120), die zur Erklärung eines Festes Ὑβριστικά benutzt wird. Daß König Demarat in die Stadt eingedrungen und von ihr herausgeschlagen sei, ist gewiß falsch; er kann am Krieg nicht teilgenommen haben (Herod. V 75). Man hat seinen Namen eingesetzt, weil Herodot von Kleomenes nichts Derartiges erzählte. Der Schlacht gibt Aristoteles Pol. V 2, 8 die rätselhafte Bezeichnung ἐν τῇ ἑβδόμῃ; nach der Lokaltradition, die auch sonst mit der Siebenzahl spielt, hätte sie am 7. Hermaios (wahrscheinlich etwa Januar, vgl. BISCHOFF, De fastis Graec. ant., Leipziger Studien VII S. 379) stattgefunden. – Bei Herodot spielen als Motive Vorzeichen und Wunder die Hauptrolle. Das ist die offizielle Version und gewiß richtig: der Feldherr, und zumal der spartanische, muß die Kunst, die richtigen Opferzeichen eintreten zu lassen und die Omina richtig zu deuten, gründlich verstehen. Daß er selbst auch daran glaubt, ist dadurch nicht ausgeschlossen.


359 Die Demokratie in Argos zeigt Äschylos' Hiketidentrilogie, die vielleicht noch vor 480 fällt; sie überträgt die Zustände der Gegenwart in die Urzeit des Pe lasgos. Der König (vgl. Herod. VII 149) ist völlig machtlos, das Volk entscheidet über die Aufnahme des Danaos; im dritten Stück, den »Danaiden«, spricht das Volksgericht das Urteil in der Anklage gegen Hypermestra wegen Hochverrats. Ein König in Argos noch um 450: BCH XXXIV 331ff. (Vertrag mit Knossos und Tylissos): ἐπὶ Μελάντα βασιλέος. Das Volksgericht auch Eurip. Orest. 872ff. Zu Pron und Haliaia Forsch. I 101ff. Ostrakismos Arist. Pol. V 2, 4. In die Verfassungskämpfe mag auch die Bronzeinschrift gehören, welche dem Rat wegen Verwendung heiliger Gelder der Athena Indemnität erteilt und jede Klage gegen ihn vor den Rechenschaftsbeamten oder dem Volksgericht unter schwere Strafe stellt: ROBERT, Mon. ant. dei Lincei I 593ff. und dazu vor allem DANIELSSON im Eranos (Upsala) I, 1896.


360 Die Revolution in Argos stellt Herodot VI 83 als eine Erhebung der Sklaven dar, die später nach Tiryns verjagt werden. Dagegen opponiert die lokale Geschichtsschreibung mit Recht: Plut. virt. mul. 4 ἐπανορϑούμενοι δὲ τὴν ὀλιγανδρίαν οὐχ, ὡς Ἡρόδοτος ἱστορεῖ [dessen Bericht nicht genau wiedergegeben wird], τοῖς δούλοις, ἀλλὰ τῶν περιοίκων ποιησάμενοι πολίτας τοὺς ἀρίστους, συνῴκισαν τὰς γυναῖκας (woran die Erklärung eines seltsamen Ehebrauchs anschließt). Ebenso Arist. Pol. V 2, 8 ἠναγκάσϑησαν παραδέξασϑαι τῶν περιοίκων τινάς. Vgl. dazu KÖRTE in den »Mélanges NICOLE.«


361 Über die Daten der Eurypontiden bei Diodor, die durchweg um acht Jahre verschoben sind, s. Forsch. II 504ff. Die zweiundzwanzig Jahre des Leotychidas, die Diodor XI 48 (unter dem Jahr 476/5 v. Chr.) in die Jahre 498/7 – 477/6 setzt, fallen in Wirklichkeit in die Jahre 490/89 bis 469/8, mithin ist Demarat, da die Liste postdatiert, im Jahr 491/90 abgesetzt; dazu stimmt Herodot V 61ff. aufs beste.


362 Daß die Tradition bei Herodot (vgl. Charon fr. 3) den Zug des Mardonios richtig auffaßt, beweist sowohl der Zug des Datis, wie der des Xerxes; die moderne Ansicht, daß er nur eine Rekognoszierung gewesen sei, oder daß er zur Unterwerfung Thrakiens entsandt sei und seine Aufgabe erfüllt habe (WELZHOFER, Fl. Jahrb. 1891, 145ff.), verkennt die militärische wie die politische Situation vollständig. – Der Marsch an der thrakischen Küste, der vom Hellespont bis Tempe etwa 80 Meilen beträgt, hat nicht nur Xerxes, sondern z.B. auch die Heere des Scipio 190 und des Sulla 85 v. Chr. Monate gekostet, und 188 während des Sommers dem Heere des Manlius Volso schwere Verluste gebracht.


363 Herodots Angabe VI 95, daß das Heer sich in Kilikien im Ἀλήιον πεδίον gesammelt habe (wie das des Mardonios VI 43) und Datis es von hier zu Schiff längs der Küste nach Samos und dann quer über das Meer geführt habe, hat jetzt eine Bestätigung gefunden durch die Erzählung der Tempelchronik von Lindos von einem Angriff seiner Flotte auf diese Stadt und ihrer Rettung durch Athena. Denn so legendarisch die Erzählung auch ausgemalt ist, so wird doch etwas Geschichtliches zugrunde liegen, und vor allem die Weihung der Geschenke an die Göttin wird authentisch sein; aus ihnen ist dann die Legende herausgesponnen. Mit Recht hat BLINKENBERG als Gegenstück dazu das Weihgeschenk des Datis in Delos (IG. XI 161 b, 96, vgl. Herod. VI 97. 118) herangezogen: ED. MEYER, Kl. Schr. II 515, 1.


364 [50 x 600 ergäben 30000!]


365 Zahl der Schiffe: Herodot VI 95. Die attische Tradition bei Plato Menex. 240 a nennt 300 Kriegsschiffe neben den Transportschiffen. Für das Landheer hat Herodot keine Zahl gegeben [als Teilnehmer am Kampf nennt er VI 113 Perser und Saken, VI, 98 Ionier und Äoler]; die Zahlen der Späteren (200000 und 10000 Reiter bei Nepos Milt. 4 und in dem aus dem alten Epigramm Lycurg. c. Leocr. 109 gefälschten bei Suidas ποικίλη, Aristid. or. 49 p. 511 DIND. [daraus z.B. auch Zosimos I 2]; 300000 Pausan. IV 25, 5. Val. Max. V 3 ext. 3. Suidas Ἱππίας a; 500000 Lysias epit. 21. Plato Menex. 240 a; 600000, von denen 200000 fallen, Justin II 9) haben gar keinen Wert. Bei den Neueren schwankt die Schätzung von 60000 (DUNCKER u.a., was viel zu hoch ist) bis zu 10000 oder höchstens 15000 Bognern und 1000 Reitern (DELBRÜCK, Perserkriege und Burgunderkriege S. 137. 161). Hier ist die Zahl der Reiter gewiß noch viel zu hoch. Man beachte, wie gering sie z.B. in den Schlachten der römischen Zeit auch da gewesen ist, wo sie den Ausschlag gegeben hat. – Auf die verschiedenen neueren Kombinationen über Datis' Feldzug einzugehen, welche den offen vor Augen liegenden Zusammenhang durch irgendeine Hypothese zu ersetzen suchen (auch WILAMOWITZ' Meinung, Arist. und Athen I 112, Hippias sei nicht beim Heer gewesen und dies habe keine Reiterei bei sich gehabt, gehört hierher), sehe ich keinen Anlaß.


366 s. Herod. VI 95. Über den Besuch in Lindos s.o. S. 306, 1.


367 Vgl. o. S. 306, 1.


368 Zu beachten ist, daß auch von den persisch gesinnten Gemeinden wie Theben und Argos zunächst niemand sich rührt: man wartet überall die erste Entscheidung ab, die das weitere Verhalten bestimmen wird.


369 An das Hilfegesuch nach Sparta knüpft bekanntlich die Einführung des arkadischen Pankults in Athen an. Als Grund für das Zuspätkommen der Spartaner gibt Herodot ein seltsames religiöses Motiv (sie hätten nicht vor dem Vollmond ausrücken dürfen), das offenbar lediglich erfunden ist, um eine Entschuldigung vorbringen zu können; bei Plato legg. III 692 D. 698 E ist es durch die Vermutung ersetzt, sie seien durch den Krieg mit den Messeniern (u. S. 329) verhindert: οὗτοι δὲ ὑπό τε τοῦ πρὸς Μεσσήνην ὄντος τότε πολέμου καὶ εἰ δή τι διεκώλυεν ἄλλο αὐτούς, οὐ γὰρ ἴσμεν λεγόμενον, ὕστεροι δ᾽ οὖν ἀφίκοντο τῆς ἐν Μαραϑῶνι μάχης γενομένης μιᾷ ἡμέρᾳ. Im »Menexenos« (240 c) ist kein Motiv angegeben. In Wirklichkeit bedarf das Ausbleiben der Spartaner gar keiner Erklärung; sie sind gekommen, sobald sie konnten, haben aber zur Mobilmachung sechs Tage gebraucht. Das ist gewiß nicht zuviel, beweist aber, wie wenig man für den Ernst der Situation vorbereitet war.


370 Miltiades' Psephisma, durch das der Ausmarsch nach Marathon angeordnet ward, wird von den Späteren öfter erwähnt: Plut. quaest. symp. I 10, 3. Kephisodotos bei Aristot. rhet. III 10. Demosth. 19, 303.


371 Die sehr einfache topographische Frage ist durch LOLLINGS scharfsinnigen, aber verfehlten Aufsatz MAI. I unnötig verwirrt. Er nimmt an, das Herakles heiligtum, bei dem die Athener lagerten (Herod. VI 108. 116), sei in dem Seitental Avlona bei Vrana zu suchen und die Athener hätten sich hier verborgen gehalten, um, wenn der Feind den Weitermarsch versuchte, hervorzubrechen. Aber eine Stellung der Athener, von der aus sie den Feind nicht sehen konnten, ist ganz undenkbar. Die Stellung am Rande der Höhen, welche die Ebene im Süden begrenzen (Agrieliki), ist die allein natürliche und zugleich die beste Deckung der Straße nach Athen. Vom Fuß dieser Höhen bis zu dem Hügel (Soros), der jetzt als Grab der Athener erwiesen ist und vermutlich den Mittelpunkt des Schlachtfeldes bezeichnet, sind acht Stadien. Vgl. die Karte bei CURTIUS und KAUPERT, Karten von Attika Taf. 18. 19 und dazu MILCHHÖFER im erläuternden Text Heft 3-6, S. 51ff., der die Stellung von Avlona gleichfalls verwirft.


372 Zahl der Athener [vgl. Forsch. II 184]: 10000 und 1000 Platäer Justin II 9; 9000 und 1000 Platäer Nepos Milt. 5. Suidas Ἱππίας I. Pausan. X 20, 2 (σὺν ἡλικίᾳ τε τῇ ἀχρείῳ καὶ δούλοις ἐνακισχιλίων ἀφίκοντο οὐ πλείους; das ist natürlich absurd). Herodot gibt keine Zahl. Die Grundzahl ist offenbar 10000 (= 10 Phylen zu 1000 Mann), in die die viel zu hoch geschätzten Platäer entweder eingerechnet oder hinzugerechnet werden. Sichere Gewähr hat sie nicht; doch scheint sie für das den drei oberen Klassen entsprechende Hoplitenheer dieser Zeit nicht zu niedrig [DELBRÜCKS Ansicht, das Heer müsse auf 12-15000 Mann veranschlagt werden, setzt mit Unrecht voraus, daß auch die Theten an der Schlacht teilgenommen hätten, die doch für einen Hoplitenkampf unbrauchbar waren]. – Die Sklaven, die im Kampfe gefallen und gesondert bestattet waren (Pausan. I 32, 3), sind natürlich nicht mitkämpfende Krieger, wie Pausanias meint, sondern Waffenknechte der Hopliten.


373 WILAMOWITZ' öfter wiederholte Behauptung: »Marathon und Salamis ist bei einem befestigten Athen undenkbar« (Kydathen 97) verkennt die militärische und politische Situation. Die Frage, ob Athen vor dem Perserkriege eine Mauer hatte (deren Existenz für mich im Gegensatz zu den Ansichten von WILAMOWITZ und DÖRPFELD durch Thuk. I 89. 93 erwiesen wird), hat mit der Frage, ob man bei Marathon schlagen sollte, nichts zu tun. Selbst wenn die Mauer verteidigungsfähig war, was schwerlich der Fall war, war Athen verloren, wenn man den Kampf nicht wagte, wie Miltiades bei Herod. VI 109 klar und unwiderleglich ausspricht: die moralische Wirkung eines Rückzugs wäre noch schlimmer gewesen als eine in Ehren verlorene Schlacht.


374 So Nepos, Milt. 5, 4; das ist natürlich Konstruktion.


375 Die älteste Darstellung der Schlacht ist das Gemälde des Mikon und Panainos, des Bruders des Phidias, in der Stoa Poikile, das auf Grund der Beschreibung des Pausanias I 15 und sonstiger Schilderungen, namentlich bei Rhetoren, von ROBERT, Die Marathonschlacht in der Poikile (18. Hallisches Winckelmannsprogramm 1895) glänzend hergestellt ist. Außer ihm vergleiche vor allem WACHSMUTH, Stadt Athen II 505ff. Hier hatten die berühmten Episoden des Kampfes zuerst ihre Fixierung gefunden, Kallimachos' und Kynegiros' Heldentod, Epizelos' Erblindung (die Herodot VI 117 von diesem selbst gehört hat), das Eingreifen des Heros Echetlos mit dem Pfluge, ferner Miltiades' Führerschaft und das Herbeieilen der Platäer. Mit dem Bild stimmt Herodots Bericht überein, der die attische Tradition aus der Mitte des Jahrhunderts widergibt. Zur Ergänzung kommt die auf Äschylos zurückgehende Angabe Plut. quaest. conv. I 10, 3 hinzu, daß die Aiantis, der Kallimachos angehörte, auf dem rechten Flügel stand; nach Plut. Arist. 5 waren Themistokles [vgl. Justin II 9, 15] und Aristides Strategen ihrer Phylen Leontis und Antiochis gewesen und hatten im Zentrum gestanden. Alle anderen Berichte haben keinen selbständigen Wert, sondern sind Modifikationen der bei Herodot erhaltenen Tradition. Die populäre Auffassung suchte die Tat der Athener möglichst zu steigern; wie die Zahlen ins Absurde übertrieben werden, so auch der Hergang selbst: an demselben Tage, an dem die Kunde von der persischen Landung eintrifft, rücken die Athener aus und schlagen die Barbaren, erzählt Isokrates paneg. 86f. (ebenso Lysias epit. 26), so daß die sofort ausgerückten Spartaner doch zu spät kommen. Dementsprechend ist Herodots Bericht bei Justin II 9 und etwas stärker bei Nepos Milt. 4f. überarbeitet; mit Nepos stimmt Suidas' erster Artikel Ἱππίας im wesentlichen überein [man hält ohne Grund Ephoros für die Quelle des Nepos; eher ist Justin auf ihn zurückzuführen]. Die Folge war, daß vor allem die Beratung, ob man schlagen oder sich nach Athen zurückziehen solle, vom Schlachtfeld in die Stadt, vor den Ausmarsch, verlegt und mit Miltiades' Psephisma über den Ausmarsch (o. S. 308, 3) zusammengeworfen wird [was viele Neuere mitgemacht haben, ohne zu empfinden, daß sie dadurch Herodots Erzählung die Seele austreiben], und daß es sich dabei in erster Linie darum gehandelt haben soll, ob man die Hilfe der Spartaner abwarten solle oder nicht. Den Verhältnissen von Raum und Zeit wird bei Nepos wenigstens insoweit Rechnung getragen, daß die Schlacht auf den Tag nach dem Ausmarsch gelegt wird. War diese Auffassung richtig, so verdiente der Sieg der Athener in der Tat nicht das große Geschrei, das man davon machte; er war nichts als »ein kurzes Scharmützel mit den Barbaren, als diese eben gelandet waren« (πρόσκρουσμα βραχὺ τοῖς βαρβάροις ἀποβᾶσιν, ὥσπερ οἱ διασύροντες καὶ βασκαίνοντες λέγουσι Plut. mal. Her. 27; so wohl auch Theopomp fr. 153 J.). Hier wie immer bewirkt der unwahre rhetorische Aufputz das Gegenteil von dem, was er bezweckt, sobald man die Phrasen real nimmt. – Ernstlichere Bedeutung haben die Einwände und Bedenken, welche Herodots gänzlich unmilitärische Erzählung hervorrief. Hierher gehören die Angaben über das Verhalten der Spartaner (vgl. o. S. 308, 2 und Plut. mal. Her. 26); über Miltiades' Hinausziehen der Schlacht bis zum Tag seiner Prytanie; vor allem aber die Frage, warum die Perser ruhig warten, bis die Schlacht dem Miltiades genehm ist, und wo ihre vorher so stark betonte Reiterei in der Schlacht geblieben ist. Das hat die Quelle, der Nepos folgt, zu mehreren ganz richtigen Kombinationen veranlaßt: Miltiades habe am Fuß der Berge eine gedeckte Stellung gewählt, die durch zerstreute Bäume gegen die feindliche Reiterei geschützt war; Datis habe die Schlacht angenommen, um vor Ankunft der Spartaner zu schlagen. Andere zogen ein Sprichwort χωρὶς ἱππεῖς heran: Datis habe die Reiter entsandt, die Ionier in seinem Heer hätten das den Athenern durch Signale von den Bäumen mitgeteilt, darauf habe Miltiades sich zum Angriff entschlossen; daher stamme das Sprichwort (Suidas s.v. χωρὶς ἱππεῖς, aus Demon, s. CRUSIUS Rhein. Mus. 40, 316, dem aber Ephoros vorausgegangen sein mag). Auch diese recht absurde Kombination haben viele Neuere aufgegriffen, so namentlich CURTIUS, der damit eine falsche Übersetzung der Stelle Plut. mal. Her. 27 verbindet; er läßt Datis angesichts der Feinde abziehen und, als die Reiter bereits eingeschifft sind, den Miltiades zum Angriff vorgehen. [Eine Phantasie, wie Miltiades bei Nacht die Athener auf Umwegen in die günstige Position führt und Hippias täuscht, bewahrt Clem. Alex. strom. I 162.] In Wirklichkeit bietet Herodots Schilderung, da es sich um eine einfache Schlacht handelt und die Hauptmomente richtig bewahrt sind, kaum Schwierigkeiten; nur ist es natürlich arge Übertreibung, daß die Athener acht Stadien (1,5 Kilometer) durchlaufen hätten; das wird die Entfernung von ihrem Lager bis zum Brennpunkt des Kampfes gewesen sein. – Daß die persische Reiterei nach der Art der persischen Kampfweise mit den Fußtruppen der einzelnen Kontingente geschlossen in der Schlachtreihe und keineswegs ausschließlich auf den Flügeln aufgestellt war, hat J. KROMAYER, Drei Schlachten aus dem griech.-röm. Altertum, Abh. Sächs. Akad. 34, 1921, 16. 18 völlig zutreffend bemerkt. Seine Ausführungen stimmen auch zu den Kämpfen des Derkyllidas und Agesilaos. Die geschlossene griechische Phalanx wagt die persische Reiterei nicht anzugreifen, sie ist dafür nicht organisiert, wie später die Parther. – Nur ein unentbehrliches Moment fehlt bei Herodot: daß Miltiades die Schlacht nicht provoziert, sondern angenommen hat, als die Perser zum Angriff vorgingen; statt dessen erscheinen bei ihm der persönliche Ehrgeiz des Miltiades und die günstigen Opferzeichen als Motive. Daß nur für die Perser, nicht auch für die Athener ein zwingendes Interesse vorlag, eine Angriffsschlacht zu wagen, hat er nicht beachtet – solche Erwägungen liegen ganz außerhalb seines Gesichtskreises. Aber daß die Perser angriffen, geht auch aus Herodots Schilderung noch hervor, vor allem daraus, daß Miltiades die attische Schlachtreihe so lang macht wie die persische – diese standen also bereits in Schlachtordnung. – Die Unzahl moderner Untersuchungen über die Schlacht hier aufzuzählen ist überflüssig. Im allgemeinen ist es den Neueren sehr schwer geworden, sich in die einfache Situation hineinzudenken und nun gar den richtigen Standpunkt zur Beurteilung zu finden; erst H. DELBRÜCK, Perserkriege und Burgunderkriege (vgl. Hist. Z. 65, 1890, 465) hat die Probleme richtig formuliert und den Hirngespinsten ein Ende gemacht. Er hat auch richtig erkannt, daß Marathon und Platää sich gegenseitig erläutern. – Datum der Schlacht: Archon Phainippos 490/89 Aristot. Pol. Ath. 22. chron. par. 48. Plut. Arist. 5. Nach Herodot fiel die Schlacht kurz nach dem Vollmond, also auf den 15. oder 16. eines Monats, vielleicht des Metageitnion (das wäre etwa am 10. Sept. 490 julianisch; dann wäre das Fest, das die Spartaner gefeiert haben sollen, die Karneen gewesen). Dagegen nach Plut. Cam. 19. de mal. Her. 26. de glor. Ath. 7 fiel die Schlacht auf den 6. Boedromion (ca. 28. Sept. 490); an diesem wurde das Siegesfest alljährlich durch ein Opfer von 500 Ziegen an Artemis Agrotera begangen, was auf ein Gelübde des Polemarchen zurückgeführt wurde (Xen. Anab. III 2, 12. schol. Arist. eq. 660. Älian v.h. II 25). Daher richtete dieser das Fest aus (Aristot. Pol. Ath. 58. Poll. VIII 91). Diese Erklärung besagt, daß das Opfer nicht am Schlachttage, sondern an dem nach demselben folgenden Artemisfest stattfand; daher ist kein Grund, Herodots Datierung zu bezweifeln. So zuerst BOECKH, Mondzyklen 66, dem alle Späteren folgen, mit kleinen Modifikationen. Der Monat bleibt freilich unsicher. Daß die Schlacht auf den Vollmond fiel, gab den Anlaß zu der bei Herodot vorgetragenen Entschuldigung der Spartaner. – Von anderen Notizen sei noch erwähnt, daß nach Justin Hippias unter den Gefallenen war (im Widerspruch mit Suidas' Ἱππίας II), nach Ktesias 29, 18 Datis (im Widerspruch mit Herod. VI 118f.); bei Ktesias wird Datis' Zug unmittelbar an die Expedition gegen die Skythen angeschlossen. – Eine absurde rhetorische Erfindung über Datis' Forderungen an Athen gibt Diod. X 26.


376 Zum Verhalten der Alkmeoniden s.o. S. 298.


377 Daß die Spartaner gleich nach der Schlacht eintrafen, berichten wie Herod. VI 120 auch Isokr. Paneg. 87. Plato legg. III 698 e. – Grab in Marathon: Thuk. II 34. Paus. I 32, 3; seine Reste im Soros (o. S. 309, 1): WOLTERS MAI. XV 233. STAIS MAI. XVIII 46.


378 Die Weihgeschenke, die Miltiades verherrlichen (Poikile, Statuen in Delphi und Marathon), stammen alle aus der Zeit seines Sohns. Denkmal für Kallimachos IG. I 2, 609, vgl. KÖHLER, Hermes XXXI 150. – Statue eines berittenen persischen Bogenschützen auf der Akropolis: STUDNICZKA, Jahrb. Arch. Inst. VI 239ff. Dieselbe Figur auf einem Teller mit der Beischrift Μιλτιάδης καλός: KLEIN, Griech. Vasen mit Lieblingsinschriften (Denkschr. Wiener Ak. phil.-hist. Cl. 39, 1891) S. 47, vgl. S. 2. 14. [Anders HELBIG, Ber. Münch. Ak. 1897, II 279, der die Figur für den jungen Miltiades in skythischer Tracht erklärt.] Vgl. WINTER, Arch. Jahrb. 1893.


379 Daß Demarats Mitwirkung bei der Designierung des Xerxes zum Thronfolger ohne größere Bedeutung war, sagt Herodot selbst; aber in das Treiben am Hof gibt die Erzählung einen anschaulichen Einblick.


380 Aristides Archon 489/8 Plut. Arist. 5. Chron. Par. 49.


381 Über den Verlauf der Parischen Expedition folgt Herodot VI 134 einer religiös gefärbten parischen Tradition. Ephoros hat sie durch eine aus der sprichwörtlichen Redensart ἀναπαριάζειν »nach parischer Art handeln«, d.h. einen Vertrag brechen, herausgesponnene Geschichte ersetzt (fr. 63 J. bei Steph. Byz. Πάρος), die auch in Nepos Milt. 7 und die Parömiographen übergegangen ist. Vgl. Forsch. I 19 A. – Über die Zahl der Schiffe u. S. 331, 1.


382 Daß Miltiades' Prozeß ein Eisangelieprozeß vor dem Volk gewesen ist, ist nach Herodots Bericht zweifellos. [Daß ihn die Freunde vor allem mit dem Hinweis auf die Gewinnung von Lemnos verteidigten, ist lediglich stilistische Einkleidung Herodots, der die Geschichte der letzteren hier anbringen will.] Platos Angabe: Μιλτιάδην δὲ τὸν ἐν Μαραϑῶνι εἰς τὸ βάραϑρον ἐμβαλεῖν ἐψηφίσαντο, καὶ εἰ μὴ διὰ τὸν πρύτανιν, ἐνέπεσεν ἄν Gorg. 516 e ist offenbar Übertreibung. Bei Demosth. 23, 204 ist Miltiades' Prozeß mit dem des Kimon (u. S. 535, 1) zusammengeworfen. Über die späteren Ausmalungen und die Geschichten von Kimons Jugend s. Forsch. II 25ff. Historischen Wert hat keine dieser Erzählungen.

383 Onomakritos mit den Pisistratiden in Susa: Herod. VII 6.


384 Über die Ostrakismen hat erst Aristoteles Pol. Ath. 22 Licht geschafft; der allgemeine Zusammenhang, in den sie sich einreihen, ist weder von ihm berücksichtigt, noch von den Neueren bemerkt, so klar er vor Augen liegt. Ostrakon mit dem Namen des Μεγακλες: h[ιππο]κρατος: Αλοπεκεϑε IG. I2 908, zwei mit Χσανϑιππος Αρριφρονος ib. 909. Daß die nach Harpokration s.v. Ἵππαρχος aus Androtion (fr. 5) entnommene Angabe über diesen in Wirklichkeit ein Zitat aus Arist. Pol. Ath. [nicht die Quelle derselben] ist, bemerkt KAIBEL, Stil und Text der Pol. Ath. S. 174 mit Recht. – Über Hipparchs spätere Ächtung s.u. S. 473. – Kurz nach seiner Ostrakisierung gewann Megakles den Sieg in Delphi, den Pindar Pyth. 7 feiert, s. WILAMOWITZ Arist. II 324ff., der die Anspielung auf den Ostrakismos klargelegt hat; vgl. POMTOW, Rhein. Mus. 51, 577ff. 52, 124. – Die Angabe, daß neben Megakles auch Alkibiades, der Großvater des berühmten Staatsmanns, Genosse des Kleisthenes, beim Sturz der Tyrannen (Isokr. 16, 26), ostrakisiert worden sei, beide sogar zweimal (Lys. 14, 39; daraus [Andok.] 4, 34), ist schwerlich mehr als rhetorische Erfindung. Die Liste der Ostrakisierten bei Aristoteles ist für die ältere Zeit offenbar vollständig. Bekanntlich läßt Älian v.h. 13, 24 auch Kleisthenes selbst ostrakisiert werden. – Die Frage, ob ein Ostrakismos stattfinden soll, wird in der sechsten Prytanie gestellt (Arist. Pol. Ath. 43), die Ostrakophorie selbst findet, wie es scheint, in der achten statt (Philochoros fr. 79 b im lex. Cantabr. s.v.).


385 Ist diese Angabe des Aristoteles wirklich richtig? Fanden sich jedes Jahr so viele Pentakosiomedimnen und Hippeis als Kandidaten für das Archontat?


386 Auch das Gesetz über die Erlosung der Archonten (ἐπὶ Τελεσίνου ἄρχοντος 487/6; heißt das, daß es unter ihm angenommen ist, oder gehört er schon zu den erlosten Archonten?) haben wir erst durch Aristoteles kennengelernt; es macht einer alten Kontroverse ein Ende und zeigt, daß Herodots Behauptung VI 109, Kallimachos sei durchs Los gewählt, falsch ist. Die Bedeutung der Maßregel hat Aristoteles nicht gewürdigt; von ihr hätte er eine neue μεταβολή der Verfassung datieren sollen, nicht von der angeblichen Erstarkung des Areopags nach den Perserkriegen. Es ist kein Zufall, daß in demselben Jahr die staatlichen Aufführungen der Komödien beginnen (u. S. 739).


387 Wenn die Alten schon über die voreuklidische Verfassung nur dürftig unterrichtet waren, so waren ihre Kenntnisse der vorperikleischen Verfassung vollends minimal. So ist uns auch über die politische Stellung des Areopags vor Ephialtes kaum etwas wirklich Brauchbares und Anschauliches überliefert; wir sind im wesentlichen auf Rückschlüsse aus den späteren Institutionen und vor allem aus der Tatsache angewiesen, daß der letzte entscheidende Verfassungskampf eben über die Stellung des Areopags geführt ist. Wie dürftig unser Wissen ist, lehrt die aus den Inschriften erhellende Tatsache, daß die Sanktionierung der Psephismen in älterer Zeit lediglich ἔδοξεν τῶι δήμωι lautete (IG. I2 1; 41 am Schluß); das Probuleuma des Rats kann also erst seit Ephialtes obligatorisch geworden sein. Vorher hatte aber der Areopag nicht etwa ein der patrum auctoritas analoges Recht, sondern lediglich die Befugnisse, welche später durch die γραφὴ παρανόμων jedem Bürger als Kläger und den Heliasten als Gerichtshof übertragen sind. – Finanzielle Kompetenzen des Areopags ergeben sich aus Arist. Pol. Ath. 23; da die von ihm verhängten Geldstrafen ἐς πόλιν, d.h. in den Tempelschatz, gezahlt werden (ib. 8), wird er wohl überhaupt die Kontrolle über diesen geübt haben. – Die Hauptsache aber bleibt immer, daß der Areopag, aus lebenslänglichen, unverantwortlichen, hochangesehenen Mitgliedern zusammengesetzt, die einzige selbständige Körperschaft im attischen Staat bildete und daher so lange einen schwerwiegenden politischen Einfluß ausüben mußte, als es ihm überhaupt möglich war, in politischen Fragen eine Ansicht zu äußern. – Als Stütze des Themistokles erscheint der Areopag auch Cic. de off. I 75.


388 Themistokles selbst ist Areopagit!


389 Über die Strategie des 5. Jahrhunderts haben unsere Berichterstatter, z.B. Aristoteles, bereits nichts mehr gewußt. Von Neueren haben einzig DROYSEN, Hermes IX = Kl. Schr. II 182ff., und seine Ergebnisse weiter ausführend BELOCH, Att. Politik 274ff. das sehr schwierige Problem energisch angefaßt, während die übrigen, so trotz mancher richtigen Bemerkungen auch WILAMOWITZ, Arist. II 88. 108, ihm aus dem Wege gehen. [Das Material auch bei HAUVETTE-BESNAULT, Les stratèges athéniens, ohne die notwendigen Konsequenzen.] – Aristoteles' Angabe Pol. Ath. 22, 2 ἔπειτα (502/1) τοὺς στρατηγοὺς ᾑροῦντο κατὰ φυλάς, ἐξ ἑκάστης φυλῆς ἕνα, τῆς δ᾽ ἁπάσης στρατιᾶς ἡγεμὼν ἦν ὁ πολέμαρχος ist in ihrem zweiten Teil falsch aus der Geschichte des Kallimachos abstrahiert, während doch unzweifelhaft nicht dieser, sondern, Miltiades das Heer bei Marathon kommandiert hat. Ebenso haben im Heiligen Krieg Alkmeon (Plut. Sol. 11), gegen Megara Pisistratos (Herod. I 59), gegen Pisistratos Leogoras (Andok. 1, 106), im ion. Aufstand Melanthios (Herod. V 97) als Strategen, nicht als Polemarchen, das Heer geführt; die Annahme, daß der Polemarch einmal der Feldherr gewesen ist (so auch Arist. Pol. Ath. 3), ist wahrscheinlich, aber historisch nicht zu erweisen. – Auch der erste Teil des Satzes des Arist. ist falsch; denn in allen Strategenkollegien, von denen wir überhaupt etwas mehr wissen, gehören einer Phyle zwei Strategen an, während eine andere leer ausgeht. Der Versuch, diese Tatsache zu verschleiern (so WILAMOWITZ 1. c.), beruht auf unklaren Anschauungen: wenn die Athener den Perikles nur als einen den neun anderen gleichstehenden Strategen wählten, warum wählten sie aus seiner Phyle noch einen zweiten und ließen dafür eine andere Phyle unvertreten? Wie die leer ausgehende Phyle bestimmt und entschädigt wurde (etwa durch das Polemarchenamt?), wissen wir nicht. Seit Themistokles (nachweislich Stratege 481/80 in Thessalien Herod. VII 173 und 480/79 bei Salamis) ist der Oberstratege der Leiter der Expeditionen, auch wenn ihm mehrere oder alle anderen Strategen zur Seite stehen (τρίτος αὐτός, δέκατος αὐτός bei Thuk.), und wird daher fast immer von den Historikern allein genannt. Erst bei der Sizilischen Expedition werden drei Strategen mit gleicher Vollmacht entsandt. Von da an schwankt die Praxis, man versucht es bald mit einem, bald mit dreien, bald, wie bei den Arginusen, mit allen zehn (vgl. Isokr. 3, 24 ἔχοι δ᾽ ἄν τις ἐπιδεῖξαι τὴν πόλιν, ὅταν μὲν πολλοὺς ἐκπέμψῃ στρατηγούς, ἀτυχοῦσαν, ὅταν δέ δι᾽ ἑνὸς ποιήσηται τοὺς κινδύ νους, κατορϑοῦσαν). Die Historiker (auch Xenophon, namentlich Hell. I 5, 10, vgl. 5, 21. 7, 1. II 1, 16) ignorieren die übrigen, nicht mit einem selbständigen Kommando bekleideten Strategen so völlig, daß, wenn wir nur sie besäßen, niemand auf die Vermutung kommen würde, daß es in Athen jedes Jahr zehn Strategen gegeben hat; vgl. auch Lys. 21, 7. – Daß die Wahl nicht in den Phylen, sondern nur für die Phylen vom gesamten Volk vorgenommen wird, hätte angesichts des klaren Ausdrucks sämtlicher Quellen (besonders bezeichnend Xen. Mem. III 4, 1), nie bezweifelt werden sollen. – Charakteristisch ist, daß in der Grabschrift der Erechtheis IG. 12 929 der Stratege zur Phyle gerechnet wird, später IG. I2 943 nicht mehr. Durch die Institution der Taxiarchen (zuerst Äschylos fr. 182, vgl. WILAMOWITZ, Kydathen 223) hat sich die alte Verbindung zwischen Strateg und Phyle gelockert.


390 Kleomenes' Ausgang: Herod. VI 74f. 84. Daß seine Entfernung aus Sparta als Wirkung der Entdeckung seiner Umtriebe gegen Demarat gefaßt wird, ist mindestens einseitig.


391 Messenischer Krieg Bd. III2 S. 500, 1 und oben S. 308, 2. Die Angabe, daß Leotychidas den Messenischen Aufstand zur Zeit des Tyrtäos besiegt habe, ist jedoch mit BELOCH, Hermes 35, 1900, 254ff. auf einen von ihm aus Herod. VIII 131 nachgewiesenen älteren König Leotychidas zu beziehen. Dazu WILAMOWITZ, Textgesch. der griech. Lyriker, Abh. Gött. Ges. d. Wiss. 1900, 105.


392 Geschichte des Hegesistratos Herod. IX 37; ein anderer Telliade Tellias stand in phokischen Diensten VIII 27. Dagegen wurde der Iamide Tisamenos von Sparta gewonnen IX 33ff. Τεγέην ἐοῦσαν οὐκ ἀρϑμίην Λακεδαιμονίοισι τοῦτον τὸν χρόνον IX 37.


393 Herod. VI 85f.


394 Die Berichte Herodots über die Kämpfe zwischen Athen und Ägina hat erst WILAMOWITZ, Arist. und Athen II 280ff. richtig analysiert. Er hat erkannt, daß die äginetische Version über den in eine weit ältere Zeit versetzten Krieg und die von Argos geleistete Hilfe Herod. V 86f. mit dem nach athenischen Berichten erzählten Krieg VI 87-93 identisch ist. Diesen Krieg erzählt Herodot vor der Schlacht bei Marathon und läßt deshalb auch Miltiades VI 132 mit 70 Schiffen (50 der Naukrarien und 20 korinthischen; der Verlust von 4 Schiffen VI 93 bleibt unberücksichtigt) gegen Paros ziehen. Aber seine eigene Erzählung zeigt, daß der äginetische Krieg später fällt, nach Kleomenes' Tod; es ist ihm hier wie in anderen Fällen (am auffallendsten III 48; aber ebenso z.B. bei Miltiades' Zug gegen Lemnos) nicht gelungen, die isoliert erzählten Traditionen chronologisch richtig zu ordnen. Die Zeit des Krieges ergibt sich aus dem Orakel V 89, das den Athenern rät, den Krieg erst im 31. Jahre zu unternehmen; dann würden sie vollen Erfolg haben. Das bezieht sich auf die endliche Unterwerfung durch Athen im Jahr 456. – Auch die attische, ganz legendenhafte Erzählung von den Bildern der Damia und Auxesia V 82-85. 88 bezieht WILAMOWITZ mit Recht auf den Krieg von 487; dagegen möchte ich die Erzählung, daß die Ägineten 507 den Thebanern um der Verwandtschaft der Ahnfrauen willen Hilfe leisteten (V 79-81. 89. VI 87), als dem Kern nach historisch festhalten. Die Sympathie für Athen tritt in Herodots Erzählung überall deutlich hervor. – Daß KÖHLERS Versuch (Rhein. Mus. XLVI 1ff.), die Halle der Athener in Delphi (IGA. 3 a p. 169. DS.3 29) auf einen Sieg über Ägina zu deuten, unhaltbar ist, bemerkt WILAMOWITZ mit Recht; er bezieht sie wahrscheinlich richtig auf den Sieg über Chalkis. – Unterstützung durch die Korinther auch Thuk. I 41. – Daß bei Nepos der Krieg gegen die Ägineten in einen Krieg gegen die Korkyräer und die Seeräuber verwandelt ist (Them. 2), erklärt NIPPERDEY richtig als Mißverständnis von Thuk. I 13. [Aus Herodot schöpft Duris fr. 24 J. bei schol. Eurip. Hek. 934, der an Stelle der Argiver charakteristisch genug die Spartaner gesetzt hat.] Grab der gegen Ägina Gefallenen auf dem Kerameikos: Pausan. I 29, 7.


395 Athoskanal Herod. VII 22ff. 37. 117. 122. Thuk. IV 109. Überreste: LEAKE, Travels in Northern Greece III 143f. A. STRUCK, Der Xerxeskanal am Athos, Neue Jahrbücher XIX, 1907, 115ff. Die antiken (Demetrios von Skepsis bei Strabo VII fr. 35) und modernen Zweifel an der Vollendung des Kanals sind unbegründet. Von dem Bau stammt bekanntlich ein großer Dareikenfund (Num. Chron. VI 153). Herodots naive Bemerkung, Xerxes habe denselben vielmehr μεγαλοφροσύνης εἵνεκεν gebaut, ἐϑέλων τε δύναμιν ἀποδείκνυσϑαι καὶ μνημόσυνα λιπέσϑαι, da er die Flotte bequem hätte können über den Isthmos hinüberziehen lassen, ist allen Ernstes von einem neueren Gelehrten nachgesprochen worden.


396 Die Überbrückung des Hellesponts wird bei den Griechen immer besonders betont (so auch Äsch. Pers. 68. 130. 722. 745), weil in ihr der Charakter des Unternehmens am augenfälligsten hervortritt. Der Ingenieur Harpalos bei DIELS, Laterculi Alexandrini, Abh. Berl. Akad. 1904, S. 8f., für den Brückenbau.


397 Chronologie: Herod. VII 1. 3. 20. 22. 37. Die totale Sonnenfinsternis, die Herodot VII 37 beim Auszug aus Sardes im Frühjahr 480 eintreten läßt, ist wahrscheinlich nicht die vom 17. Febr. 478, die fälschlich antedatiert wurde (so ZECH, Astron. Unters. über die wichtigeren Finsternisse, Preisschr. der Jablonowskischen Ges. IV 1853, 29. 49 und WISLICENUS, Astron. Chronol. 110f.), sondern die von Susa, wo sie sichtbar war, nach Sardes verlegte vom 10. April 481 (so JUDEICH, Hist. Z. 42, 148).


398 Vgl. auch ED. MEYER, Kl. Schr. II 514.


399 Seemacht der sizil. Tyrannen Thuk. I 14.


400 Bündnis zwischen Xerxes und Karthago: Diod. XI 1. 20 (vgl. u. S. 376, 1). Ephoros fr. 186 J. bei schol. Pind. Pyth. 1, 146 soll erzählt haben, Xerxes habe den Karthagern den Angriff befohlen, und darin hat man vielfach einen Beweis der Authentizität dieser Nachricht gesehen. Gewiß hat der König zu den Karthagern wie zu Untertanen gesprochen, so wenig er ihnen in Wirklichkeit zu sagen hatte; allein das Exzerpt aus Ephoros ist zu schlecht überliefert, als daß auf den Wortlaut etwas zu geben wäre. Aber auch wenn Ephoros darüber keine Überlieferung hatte (doch ist kaum anzunehmen, daß z.B. Antiochos von Syrakus nichts davon gewußt haben sollte), hat er richtig kombiniert. Die Neueren sträuben sich vielfach, das anzuerkennen, weil sie an die antiken Verhältnisse einen ganz falschen Maßstab anlegen und sie sich viel zu primitiv vorstellen. Bei Herodot gibt die Frage, warum Gelon den Griechen nicht zu Hilfe gekommen ist, Anlaß zu einer rein rhetorischen, politisch absurden Diskussion [die von den Späteren durchweg wiederholt wird] über die Frage des Oberbefehls (VII 157-162), deren Inhalt er ebenso wie den der Diskussion zwischen Athen und Tegea IX 26f. den attischen Leichenreden entlehnte, s. Forsch. II 219ff. Die Hilfssendung, die Gelon in Aussicht stellte, wird hier auf 200 Trieren, 20000 Hopliten, 2000 Reiter, 2000 Schützen, 2000 Schleuderer, 2000 berittene Leichtbewaffnete angegeben; der Krieg gegen Karthago erscheint als Rachekrieg für Dorieus' Tod, bei dem die Griechen ihrerseits Gelon nicht unterstützt hätten. Dann folgt VII 165ff. nach sizilischen und karthagischen Quellen der historische Bericht vom Angriff der Karthager, durch den Gelons Hilfssendung unmöglich wurde. Das Bündnis zwischen Karthago und Persien ist dabei übergangen; für derartige politische Kombinationen hat weder die Tradition noch Herodot Sinn.


401 Dionysios von Phokäa Herod. VI 17. Die Hypothese von SIX und MEISTER, Philol. 49, 607ff., die ihm die autochthonen Münzen von Segesta und Eryx (KINCH, Z. f. Num. XVI 187ff.) zuweist, ist wenig wahrscheinlich [dagegen auch HOLM, Gesch. Sizil. III 599]. Eher mag ihm der phokäische Goldstater mit der Aufschrift Ζιονυ gehören.


402 Arist. Pol. Ath. 22 setzt das Flottengesetz und den Ostrakismos des Aristides unter Nikomedes 483/2. Dazu stimmt, daß nach Plut. Arist. 8 Aristides im 3. Jahr [bei Nepos Arist. 1 fälschlich sexto fere anno] zurückgerufen ist; Arist. setzt die Rückberufung unter Hypsichides 481/80, aber mit falscher Zählung τετάρτῳ ἔτει [die Herausgeber korrigieren jetzt τρίτῳ ἔτει]. In dasselbe Jahr 481/80 setzt er die Bestimmung τὸ λοιπὸν ὥρισαν τοῖς ὀστρακιζομένοις ἐντὸς Γεραιστοῦ καὶ Σκυλλαίου κατοικεῖν ἢ ἀτίμους εἶναι καϑάπαξ. An dieser Lesung hält WILAMOWITZ, Arist. I 144 und auch noch in der dritten Ausgabe des Textes gegen KAIBEL, BLASS, BUSOLT u.a. fest, obwohl Philochoros fr. 79 b (lex. Cantabr.) die allein verständliche umgekehrte Formulierung gibt, der Ostrakisierte habe innerhalb zehn Tagen Athen auf zehn Jahre zu verlassen καρπούμενον τὰ ἑαυτοῦ, μὴ ἐπιβαίνοντα ἐντὸς ‹Γ›ερα‹ιστοῦ› τοῦ Εὐβοίας ἀκροτηρίου, nach der gewiß auch Aristoteles zu korrigieren ist (so WYSE, BLASS u.a.). WILAMOWITZ meint, man habe einen Anschluß der Ostrakisierten an Persien gefürchtet. Aber für diesen Fall war ja eine derartige Bestimmung ebenso unnötig wie wirkungslos: wer zu den Persern ging, wurde dadurch Feind des Vaterlandes und geächtet (ἄτιμος). Überdies kann die Bestimmung, die ein allgemeines Gesetz für die Zukunft gibt, unmöglich im Moment der Rückberufung der Ostrakisierten erlassen sein; sie muß mithin in frühere Zeit, wahrscheinlich 482, gehören.


403 Über das Flottengesetz des Th. gibt Herod. VII 144 die älteste und einfachste Version, zugleich mit der Zahl von 200 Schiffen (ebenso Justin II 12), die von den Späteren (Arist. 1. c. = Polyän I 30, 6. Nepos Them. 2 = Plut. Them. 4) in 100 korrigiert ist, da jene Zahl beim Perserkrieg nicht erreicht war und man überdies die schon vorhandenen Schiffe in Rechnung setzte. Die Version der Atthis (Arist. Polyän) berichtet die Erschließung der Mine von Maronea (vgl. Demosth. 37, 4) und läßt das Geld an die reichsten Bürger verteilt werden, die den Schiffsbau auszuführen haben. Das wird richtig sein; dagegen ist es eine Absurdität im stereotypen Stil der Themistoklesanekdoten, wenn Th. sein Werk als Geheimnis behandelt haben soll (οὐ λέγων ὅ τι χρήσεται τοῖς χρήμασιν). Bei Herodot gewinnt Th. die Massen dadurch, daß er den äginetischen Krieg als Motiv für den Bau hinstellt; darauf hat er gewiß hingewiesen, aber worum es sich tatsächlich handelte, mußte jedermann seit zehn Jahren wissen. – Die Verteilung der Überschüsse der Bergwerke unter die Bürger findet sich ebenso auf Siphnos, Herod. III 57, und wird auch in Thasos die Regel gewesen sein, von der man auch hier beim Bau der Flotte und der Mauer eine Ausnahme machte, Herod. VI 46.

404 Über die Gestalt und Leistungsfähigkeit der Schiffe Herod. VIII 10. 60. (Vgl. VII 44. 96. 99, wonach die Schiffe von Sidon allen andern in der persischen Flotte überlegen waren.) Thuk. I 14. Plut. Cim. 12. Them. 14, wo die Angabe über die Besatzung (14 Hopl., 4 Schützen) gewiß authentisch ist. Die späteren Trieren hatten 170 Ruderer und 8 Schiffsoffiziere (IG. II2 2, 1951 und dazu KÖHLER, MAI. VIII 177); für die Schiffe der Perserkriege werden wir eine etwas geringere Zahl, ca. 150, anzunehmen haben. Vgl. auch R. HAACK, Über attische Trieren. Zs. des Vereins deutscher Ingenieure XXXIX, 1895, 165ff. – Daß die Naukrarien auch nach Kleisthenes noch bestanden, wird richtig sein, entsprechend der Angabe des Kleidemos fr. 8; aber schon Kleisthenes hat ihnen ihre sonstigen Funktionen genommen, und seit Themistokles sind sie gänzlich abgeschafft. Die von den Demen gestellten Matrosen wurden nach Trittyen geordnet, s. WILAMOWITZ, Arist. II 164ff.


405 Schützen bei Salamis Äsch. Pers. 460. Plut. Them. 14; Ktes. 29, 26 läßt sie fälschlich aus Kreta geholt sein. Bei Platää Herod. IX 22. 60, wahrscheinlich 800; denn nur so kommt die Gesamtzahl IX 29f. heraus. [Wenn 200 Trieren à 4 Schützen, so ergibt das eben 800!] Vgl. Forsch. II 157 und im allgemeinen ib. 184f.


406 Vgl. die Armada!


407 Herod. VIII 47. Pausan. X 9, 2. Plut. Alex. 34.


408 Die wahre Stimmung in Griechenland ist bei Herodot noch überall erkennbar, vor allem VII 138 οἱ δὲ οὐ δόντες (γῆν καὶ ὕδωρ) ἐν δείματι μεγάλῳ κατέστασαν, ἅτε οὔτε νεῶν ἐουσέων ἐν τῇ Ἑλλάδι ἀριϑμὸν ἀξιομάχων δέκεσϑαι τὸν ἐπιόντα, οὔτε βουλομένων τῶν πολλῶν ἀντάπτεσϑαι τοῦ πολέμου, μηδιζόντων δὲ προϑύμως.


409 [Gegensatz gegen Korinth und Abneigung gegen Anschluß an Sparta!]


410 Die Zahlen für Umfang und Einwohnerzahl des griechischen Gebiets, die natürlich nur approximative Gültigkeit beanspruchen, sind aus BELOCH, Bevölkerung der griech.-röm. Welt, entnommen, gegen dessen Ansätze die Bevölkerungszahl etwas erhöht ist.


411 Zu Theben vgl. u. S. 357, 2. Thuk. III 62.


412 Herod. VIII 27f.


413 Über die Verhältnisse Thessaliens vgl. HILLER V. GÄRTRINGEN in »Aus der Anomia« S. 1ff., der aber mit Unrecht das Vorkommen eines Gesamtkönigtums in dieser Zeit bezweifelt und unzweideutige Ausdrücke wie ὁ Θεσσαλῶν βασιλεύς auf lokale Fürstentümer deuten will. Vgl. ED. MEYER, Theo pomps Hellenika 237ff. 228ff. Im übrigen sind wir nur ganz unzulänglich unterrichtet. Die Aleuaden, Thorax und seine Brüder (Herod. IX 1. 58, vgl. Ktes. 29, 24), nennt Herod. VII 6 Θεσσαλίης βασιλέες; das waren sie schon 498 (Pindar Pyth. 10, 1ff. 99f.). Sie regierten also gemeinsam, unter Leitung des ältesten Bruders, wie die Pisistratiden in Athen und die Deinomeniden in Syrakus. Vor ihnen müssen Echekratidas (Thuk. I 111), wahrscheinlich ein Pharsalier, und sein Sohn Antiochos das Königtum innegehabt haben; denn Simonides hat auf Antiochos' Tod einen ϑρῆνος gedichtet (fr. 34), und da er jedenfalls um 468/7 starb (Chron. Par. 57, Suidas; vgl. das von einem Literarhistoriker verfaßte Epigramm fr. 147 = Anth. Pal. VIII 28 auf seinen Sieg in Athen 477/6 [Chron. Par. 54], nach dem er damals achtzig Jahre alt war), lassen sich die beiden Könige in der Zeit nach dem Perserkrieg nicht unterbringen. Im Jahre 511 war Kineas ἀνὴρ Κονιαῖος [Κονδαιος (IG. IX 2, 521. Thearodokenliste in Delphi SGDI. II 2580 c): KIP, Thessal. Studien 1910, S. 140] König, Herod. V 63; vor ihm muß Echekratidas zur Macht gekommen sein. Θεσσαλίας ἀρχὸς Ἐχεκρατίδας in dem – sicher mit Unrecht (vgl. WILAMOWITZ, Textgesch. der griech. Lyriker 36) – dem Anakreon zugeschriebenen Epigramm fr. 103 = Anth. Pal. VI 142. Ἀντιόχῳ Θετταλῷ βασιλεύοντι πάντων Θετταλῶν sagt der Sokratiker Äschines bei Philostratos epist. p. 364 KAYSER. Seine Witwe, die Hetäre Thargelia von Milet (Hippias v. Elis fr. 4; Tract. de mul. 11 bei WESTERMANN, Paradoxogr. 217 = Suidas s.v. Plut. Per. 24; die Quelle ist Äschines, vgl. NATORP, Philol. 51, 494), soll nach seinem Tod dreißig Jahre regiert (vgl. Theop. Hell. 243, 3) und für die Perser Propaganda gemacht haben. Ist daran irgend etwas richtig, so müßte sie neben Thorax nominell das Königtum geführt haben. – Echekratidas und Antiochos standen wohl mit den Skopaden in Verbindung (vgl. a.O. 244), deren von Simonides fr. 32 besungene, von der Legende ausgemalte Katastrophe schwerlich einen politischen Hintergrund hatte (vgl. Phanias bei Athen. X 438 c; an ihrer Spitze stand Skopas S. d. Kreon, vgl. Theokrit 16, 39 und die Scholien); sie hat in Pharsalos stattgefunden, obwohl Krannon Sitz des Geschlechts war (Quintilian XI 2, 14. Kallimachos fr. 71 u.a.). Durch die Katastrophe werden andere Geschlechter, schließlich die Aleuaden, zur Herrschaft gelangt sein, die sie mindestens bis auf Leotychidas' Zug 469 (u. S. 489) behaupteten. Die Erzählung bei Aristoteles Pol. V 5, 9 wird in spätere Zeit gehören. – Weiteres u. S. 573f.; Theopomps Hell. 239, 1. 242ff.


414 Die angeführten Gedichte Theogn. 757ff. 773ff. mögen von demselben Dichter herrühren; aber natürlich ist ihr Verfasser nicht der längst verstorbene Theognis.


415 Pindar über die Aleuaden: Pyth. 10, 99ff. Mahngedicht an die Thebaner fr. 109 (s. Polyb. IV 31) und wohl auch 110. Seinen Empfindungen nach der Katastrophe gibt er Isthm. 7 Ausdruck; später hat er bekanntlich die griechischen Siege verherrlicht. Die Versuche, in anderen Gedichten Anspielungen auf seine Stellungnahme zu den Ereignissen zu finden, sind unberechtigt.


416 Das Orakel an Sparta, Herod. VII 220, das den Tod des Königs verkündet, scheint spätere Mache zu sein, ebenso die Schlußverse des zweiten Orakels an Athen VII 141 über Salamis. Im übrigen aber sind die beiden Orakel an Athen VII 140f. sicher echt (aus dem ersten entlehnt Äsch. Pers. 84 einen Ausdruck). Auch die Orakel an Argos VII 148 und Kreta VII 169 zu beanstanden liegt kein Grund vor.


417 Das Verzeichnis der verbündeten Staaten ist auf der aus Delphi stammenden Schlangensäule in Konstantinopel erhalten: IGA. 70, korrekter FABRICIUS, Jahrb. Arch. Inst. I und danach DS.3 31; dieselbe Liste, nur mit Auslassung einiger Namen [vielleicht infolge von Beschädigungen], gab die Basis der Zeusstatue in Olympia (Pausan. V 23). Beide Denkmäler sind als Weihgeschenke für den Perserkrieg nach der Schlacht, von Platää errichtet und schon von Herodot benutzt (VIII 82. IX 81; vgl. Thuk. I 132). Einzelne in der Inschrift genannte Orte (Tenos, Naxos, Potidäa) haben sich erst später der nationalen Sache angeschlossen. Seriphos Herod. VIII 46. 48 (vgl. 66) und Pale auf Kephalenia (IX 28. 31; vgl. u. S. 385, 1) sind offenbar infolge von Flüchtigkeit nicht genannt und haben unterlassen zu reklamieren. DOMASZEWSKIS Versuch, Heidelb. Jahrb. I 181, die aufgezählten Staaten in Bundesgenossen von Sparta, Athen [zu denen Mykene und Elis gehören sollen] und Korinth zu zerlegen, ist nicht haltbar [s. jetzt SWOBODA, Arch.-epigr. Mitt. XX 130ff.].


418 Beschlüsse der Bundesversammlung auf dem Isthmos Herod. VII 132. 145. 172 (die von Ephoros zu einer ständigen, während und nach dem Krieg die gemeinsamen Angelegenheiten leitenden Körperschaft gemacht wird, ebenso Plut. Arist. 12, vgl. u. S. 396, 1), von den Späteren mehrfach ausgeschmückt; so sollen Themistokles und der aus Her. IX 9 entlehnte Tegeate Chileos die Versöhnung durchgesetzt haben (Plut. Them. 6); der Eid über die Rache an den Abtrünnigen [über die Bedeutung von δεκατεῦσαι DITTENBERGER, Ind. Lect. Halle 1890/91] wird vor die Schlacht bei Platää verlegt (angebl. Wortlaut Lycurg. c. Leocr. 81 und Diod. XI 28 mit kleinen Modifikationen; darin auch die unsinnige Bestimmung, die zerstörten Tempel nicht wieder aufzubauen [vgl. Cic. rep. III 15], die Isokr. Paneg. 156 auf die Ionier überträgt); dagegen Theopomp fr. 153 J. Daß Themistokles im Jahr 480/79 und jedenfalls schon im Jahr vorher attischer Oberfeldherr war (o. S. 326f.), ist nicht zu bezweifeln; die Geschichte Plut. Them. 6 hat allerdings keinen Wert.


419 Die Diskussionen bei Herodot (vgl. o. S. 229) und den Späteren über die Hegemonie sind rhetorische Machwerke, welche die Anschauungen der Zeit des Peloponnesischen Kriegs in die Verhältnisse der Perserkriege hineintragen, vgl. Forsch. II 218ff. Kl. Schr. II 517, 1. Die Neueren haben mit Unrecht auf diese Frage ein großes Gewicht gelegt; in Wirklichkeit ist sie theoretisch und praktisch ohne jede Bedeutung gewesen. Zum Feldzugsplan und dem Verhalten der Spartaner vgl. Forsch. II 206ff.


420 Die Chronologie des Xerxeszuges hat BUSOLT, Fl. Jahrb. 1887, 33 der Hauptsache nach richtiggestellt; nur überschätzt er den durchschnittlichen Tagesmarsch der Perser. Nach Herod. VIII 51 hat Xerxes vom Hellespont bis Athen drei Monate gebraucht. Nach Athen kam er etwa Mitte September; für den Marsch von den Thermopylen bis Athen (ca. 20 Meilen) sind etwa vierzehn Tage zu rechnen, von Therme durch Thessalien bis zu den Thermopylen (ca. 35 Meilen) nach Herodot VII 183, 196 etwa fünfzehn Tage. Dazu kommt der Aufenthalt an den Thermopylen. Also ist Xerxes Anfang August von Therme aufgebrochen. Dem entspricht es, daß die Schlacht bei Thermopylä in die Zeit der Olympien und der Karneen, d.i. in den attischen Metageitnion (BISCHOFF, De fast. Graec. ant. Leipz. Stud. VII 367) fiel; dieser begann im Jahr 480 am 5. August. In Therme hat Xerxes sich mehrere Tage aufgehalten (VII 131). Somit bleiben für den Marsch von Sestos bis Therme (ca. 60-65 Meilen) anderthalb Monate. Am Hellespont hat sich Xerxes einen Monat aufgehalten (VIII 51, also Anfang Mai bis Anfang Juni), für die 50 Meilen von Sardes bis Abydos hat er mindestens einen Monat gebraucht. Also ist er Anfang April aufgebrochen [vgl. o. S. 304, 1].


421 Die Heranziehung aller Völker zum Kriegsdienst schildert Äschylos ganz wie Herodot.


422 Lager in Therme Herod. VII 124. 127.


423 1200 Trieren bei Salamis: Isokr. 4, 93. 97.


424 Heereszahlen: Herod. VII 60ff. 87. 89. 184ff. VIII 66. Bekanntlich rechnet er als Gesamtsumme einschließlich des Trosses 5283220 Mann heraus. Das gleichzeitige Epigramm von den Thermopylen, Herod. VII 228, gibt 3 Millionen. Ktesias 29, 23 gibt 800000 außer den Wagen [Älian v. hist. 13, 3, der aus ihm schöpft, 700000], ebenso Diod. XI 3 (Ephoros) [dazu c. 5200000 aus Europa]; Isokr. 5, 100. 12, 49 gibt 700000, ebenso Justin 2, 10, dazu 300000 de auxiliis. Nepos Them. 2700000 zu Fuß, 400000 Reiter. Schiffe: Äsch. Pers. 341, von dem Herodot deutlich abhängig ist. Danach geben Isokr. 12, 49 1300; Isokr. 4, 93. 97. 118. Lysias 2, 27. Diod. 11, 3. Nepos Them. 2 1200 Schiffe (dazu 850 ἱππαγωγοί, 3000 Triekonteren Diod., 2000 onerariae Nepos); dagegen Ktes. 29, 23. Plato legg. III 699 b. Lys. 2, 32. 45. Demosth. 14, 29 1000 Trieren. – Zur Kritik s. vor allem DELBRÜCK, Perserkriege und Burgunderkriege. Die Annahme, daß wenigstens für Mardonios' Heer die bei Herodot überlieferte Zahl (300000 Mann außer den griechischen Truppen VIII 113. IX 32) historisch sei, wird von ihm schlagend widerlegt. Mardonios' Heer kann nicht sehr viel größer als das griechische bei Platää gewesen sein; DELBRÜCK schätzt es auf 45-55000 Mann. Da Xerxes sich von Artabazos an den Hellespont geleiten läßt, VIII 126, also gegen Herodots Anschauung wohl ein großes Gefolge, aber keine Truppen mit nach Asien genommen hat, schätzt DELBRÜCK auch Xerxes' Heer beim Auszug nicht größer. Dabei sind indessen die Verluste, die das Heer auch abgesehen von den Kämpfen während eines Jahres erlitten haben muß, nicht genügend berücksichtigt. – Zu den Zahlen vergleiche man, daß Antiochos d. Gr., dessen Reich an Umfang dem persischen nicht viel nachstand, bei Magnesia nur etwas über 70000 Mann zusammengebracht hatte. Nach Griechenland ist er im Jahr 192 gar nur mit 10000 Mann, 500 Reitern und 6 Elephanten hinübergegangen, die auf einer Flotte von 40 gedeckten, 60 offenen und 200 Lastschiffen transportiert wurden. Daß die Meinung, die Zahl der Kriegsschiffe hätten die Griechen leicht feststellen oder gar die Schiffe selbst zählen können, irrig ist, wird jeder bestätigen, der einen starkbelebten Hafen gesehen hat.


425 Der Thermopylenpaß hat sich auch jetzt kaum verändert, da der Spercheios zwar viel Land angeschwemmt hat, dies aber nur Sumpf ist und daher das alte Meerufer genau erkennen läßt. – Uneinnehmbare Stellungen existieren nur in der Phantasie; die populäre Meinung braucht aber einen schwarzen »Verräter«, der Xerxes den Weg zeigte, und wußte auch eine ganze Anzahl Schuldige (Herod. VII 213f. Ktes. 29. 24) zu nennen; in Wirklichkeit hätten die Perser den Weg gefunden, auch wenn sie keinen Führer fanden. Lokalität von Artemision: LOLLING MAI. VIII.


426 Zur Schlachtschilderung Herodots s. vor allem BURY, The Campaign of Artemisium and Thermopylae, Annual of the British School of Athens 1895/96, der den Zusammenhang beider Schlachten mit Recht betont, wenn er auch den Kampf bei Thermopylä falsch beurteilt. Die Chronologie, die bei Herodot in Verwirrung ist, hat er vielleicht richtig hergestellt, indem er annimmt, daß der Sturm an der magnesischen Küste mit dem, welcher die Euböa umsegelnde Flotte vernichtete, identisch sei; doch ist Gewißheit in solchen Dingen nicht zu erlangen, und so folge ich Herodots Erzählung. Die Bedeutung der 53 athenischen Schiffe hat BURY gleichfalls richtig erkannt; ohne eine solche Deckung hätte auch der gedankenloseste Feldherr die Stellung beim Artemision nicht einnehmen können, geschweige denn Themistokles. BURYS Vermutung, daß der erste Rückzug der griechischen Flotte in den Euripos aus der Entsendung dieser Schiffe entstanden sei, hat viel für sich. – Die Zahlen der griechischen Schiffe sind natürlich unsicher [60 attische Schiffe bei Artemision: Isokr. 4, 90], aber wir haben nichts anderes. BELOCH (Bevölkerung 508, vgl. Griech. Gesch. I 372, 3) geht in der Kritik viel zu weit.


427 4000 Peloponnesier an den Thermopylen: Epigramm bei Herod. VII 228. In seiner Aufzählung VII 202 hat er die Periöken vergessen, die Ephoros bei Diod. XI 4 nachträgt. [1000 Lakedämonier und wenige Bundesgenossen: Isokr. 4, 90 = Archid. 99.] Die Thebaner werden bei Herodot in gehässigster Weise behandelt, auf Grund einer attischen Version, die eingestandenermaßen von den Ereignissen von 431 beeinflußt ist (VII 233); die Brandmarkung durch Xerxes ist boshafte Erfindung. Sonst vgl. Plut. mal. Her. 33, der angibt, nach den Lokalschriftstellern sei nicht Leontiades, sondern Anaxandros ihr Führer gewesen. Ephoros' Behauptung (Diod. XI 4), sie hätten der antipersischen Partei angehört, ist freilich nicht richtig. Vielmehr war Theben bis dahin Mitglied des hellenischen Bundes und mußte Leonidas Heeresfolge leisten; als aber die Schlacht verloren war, sind sie so bald wie möglich zu den Persern übergegangen. Auch nach Tempe hatten sie 500 Mann zum Bundesheer entsandt (Plut. mal. Her. 31). Vgl. Forsch. II 210ff. – Eine Reihe alberner Anekdoten über den Kampf bei Thermopylä hat Ephoros bei Diod. XI 4. 6. 9. 10 = Justin. II 11 aufgenommen, die zum Teil bei Plutarch mal. Her. 32 wiederkehren (vgl. Plut. apophth. Leon.). Sonst ist völlig klar, daß Ephoros für diese Kämpfe überall nur Herodot benutzt hat [abgesehen von dem Gedicht des Simonides c. 11].


428 Daß zur Zeit der Thermopylenschlacht die Olympien und die Karneen gefeiert wurden (Herod. VII 206. VIII 26. 72), ist völlig richtig; aber daß die Spartaner und die übrigen Peloponnesier sich dadurch hätten abhalten lassen, in größerer Stärke auszurücken, ist absurd. Die Meinung, die Peloponnesier müßten in voller Stärke in Mittelgriechenland einrücken und ließen ihre Bundesgenossen schmählich im Stich, wenn sie das nicht täten, mag damals schon bestanden haben und ist später weiter ausgebildet (Her. VII 207. VIII 40); aber berechtigt ist sie nicht. Von offizieller Färbung der Berichte, von der BUSOLT, Gr. Gesch. II 677 im Anschluß an den bekannten verfehlten Aufsatz von NITZSCH (Die Tradition der Perserkriege, Rhein. Mus. 27) redet, vermag ich bei Herodot nichts zu finden.


429 Was etwa der Gesch. Herod. VIII 4f., die Euböer hätten Themistokles und dieser wieder die Admirale von Sparta und Korinth bestochen, damit sie nicht abzögen, als Tatsache zugrunde liegen mag, ist nicht festzustellen und geschichtlich ohne Bedeutung.


430 Vielleicht dürfen wir annehmen, daß die Griechen damals besondere Manöver angewandt haben, die den Phönikern unbekannt waren. Auf Derartiges läßt der durch das Fragment des Sosylos [FGrHist. II 176 F 1] bekanntgewordene Bericht über das Manöver des Herakleides von Mylasa in der Schlacht am Artemision achließen, der mit Recht auf die Schrift des Skylax über diesen karischen Dynasten zurückgeführt wird (WILCKEN, Hermes 41, 1916, 107.-119ff.): der phönikischen Taktik, die feindlichen Schiffe nicht von vorn zu rammen, sondern an ihnen vorbeizufahren, dann zu wenden und die Schiffe von der Seite zu rammen, begegnet Herakleides durch den Rat, hinter den vordersten Schiffen in gewissem Abstand eine Reserve aufzustellen, die die Phöniker dann angreift, wenn sie an jenen vorbeigefahren sind. Wie WILCKEN ausführt, weiß Herodot davon nichts, aber dies Manöver läßt sich trotzdem ganz gut sowohl in die Schlacht am ersten wie am dritten Tage einfügen. Derartige Notizen, die in die auf uns gekommene Literatur keine Aufnahme gefunden haben, auch nicht in das von Plutarch verwendete Material – Ephoros hat sich begnügt, Herodot zu überarbeiten und zu verwässern –, mag es in der zeitgenössischen Literatur noch gar manche gegeben haben; vgl. Platons Angaben über die Taktik der Griechen bei Platää Laches 191 B. – Daß die persischen Schiffe zusammengedrängt sich gegenseitig behinderten, sagt Herodot VIII 16. Vgl. ED. MEYER, Kl. Schr. II 521.


431 Zur Fahrt der Perser durch den Euripos (Megabates und Salganeus): Strabo IX 2, 9.


432 Taktisch mag die Schlacht am Artemision unentschieden gewesen und in der Hauptsache sogar den Griechen günstig verlaufen sein, wie Herodot sie darstellt; daher wird sie in der zeitgenössischen Poesie als Sieg der Griechen und speziell der Athener gefeiert (Pindar fr. 77 bei Plut. Them. 8 und De glor. Athen. 7; Simonides fr. 1-3 in τῇ ἐπ᾽ Ἀρτεμισίῳ ναυμαχίᾳ, d.i. dem Gedicht an Boreas, vgl. WILAMOWITZ, Sappho und Simonides S. 206ff.; Aristoph. Lysistr. 1250ff.). Aber strategisch war sie zusammen mit der Thermopylenschlacht, mit der sie eine Einheit bildet, eine zweifellose Niederlage, die den weiteren Gang des Krieges entscheidend bestimmte, in derselben Art, wie die strategische Niederlage der Deutschen in der Marneschlacht [1914]: Kl. Schr. II 515, 2.


433 Auf die wirklich ganz ernsthaft geführte Diskussion einzugehen, ob Leonidas, statt den Tod zu suchen, richtiger abgezogen wäre, wird man mir hoffentlich erlassen.


434 Herod. VIII 32. IX 31. Ein Teil der Armee des Xerxes (schwerlich, wie Herodot meint, die ganze) ging nicht durch die Thermopylen, sondern durch den Paß von Trachis und Doris ins Kephissostal, Herod. VIII 31.


435 Herod. VIII 35ff. Nach Ktesias hat ihn Mardonios nach der Schlacht bei Platää unternommen und dabei den Tod gefunden; dann habe Xerxes von Asien aus einen Raubzug gesandt, der den Tempel ausplünderte (29, 25. 27); vgl. dazu o. S. 290, 1. Daß die Perser Delphi hätten plündern können, es aber unterlassen haben, weiß auch die griechische Tradition Her. IX 42. Daß zahlreiche Delpher aus Furcht die Stadt verlassen haben, ist ganz glaublich. Eine Schar von Plünderern mag ja versucht haben, gegen den Tempel vorzugehen.


436 Amnestie und Rückberufung der Ostrakisierten: Andok. I 77 (Psephisma des Patrokleides von 405). 107f. mit starker Konfusion. Arist. Pol. Ath. 22 (im Jahr 481/80, vgl. o. S. 336, 1). Plut. Them. 11. Arist. 8 (vor dem Auszug). Nepos Arist. 2 (nach Salamis). Herodot VIII 79 erwähnt sie nicht. Die Aufhebung des Ostrakismos kann jedenfalls erst kurz vor dem Auszug erfolgt sein, da Aristides in der Nacht vor der Schlacht bei Salamis von Ägina kommt, also vorher nicht beim Heer war.


437 Geldbeschaffung durch den Areopag. Arist. Pol. Ath. 23 und danach Pol. V 3, 5, mit starker Übertreibung (vgl. o. S. 323). Cic. off. I 75; durch Themistokles nach Kleidemos bei Plut. Them. 10.


438 Die Aufnahme in Trözen illustriert Plutarch durch ein gewiß authentisches Psephisma des Nikagoras über ihre Verpflegung. Zum Auszug vgl. Philochoros fr. 84. Plut. Them. 10 (Xanthippos). Plut. Cim. 5 (Kimon).


439 Plan, an den Siris zu ziehen Herod. VIII 62.


440 Einnahme Athens auch Ktesias 29, 28.


441 Die Stärke der Flotte bei Salamis gibt Herodot einschließlich der beiden Überläufer auf 380 Trieren (VIII 48. 82; in den Einzelposten fehlen 12 Schiffe, wahrscheinlich bei Ägina), d.i. 180 attische [dazu 20 Chalkis geliehene] und 200 andere; nach der Rede bei Thuk. I 74 hätten die Athener von den 400 Schiffen etwas weniger als zwei Drittel gestellt. Demgegenüber gibt Äschylos Pers. 338 310 Schiffe, d.i. höchstwahrscheinlich, wie BELOCH, Bevölkerung 511 erkannt hat, 110 attische und 200 sonstige. Denn auch Ktesias 29, 26 gibt den Athenern 110 Trieren (als Gesamtzahl der griechischen Flotte freilich 700 Schiffe gegen über 1000 persische). Zu der Flotte vom Artemision sind nach Herodot hinzugekommen 6 Schiffe von Sparta, 3 von Sikyon, 2 von Epidauros, 3 von Hermione, 12 (wahrscheinlich 24) von Ägina und die oben angegebenen; daß dem starke Verluste gegenüberstanden und die Gesamtzahl niedriger gewesen sein muß als beim Artemision, hat er nicht beachtet. Über die Zahl der Perser o. S. 354. – Zu den Naxischen Schiffen Plut. mal. Her. 36, wonach Hellanikos ihnen 6, Ephoros 5 Schiffe statt der 4 bei Herodot gaben und von der ursprünglichen Absicht, die Perser zu unterstützen, nichts erzählten. Demokritos' Tapferkeit bei Salamis war in einem Simonideischen Epigramm verherrlicht.


442 Die Tradition bei Herodot übertreibt die Angst der Griechen sehr und ist überdies von dem athenischen Haß gegen Korinth beherrscht. [Dagegen zitiert Plut. mal. Her. 39 mit Recht die Grabschrift des Adeimantos, die ihm das Hauptverdienst des Sieges zuschreibt. Reste des Epigramms der Korinther von Salamis MAI. XXII 52.] In Wirklichkeit war die Hauptschwierigkeit für Themistokles nicht, die Griechen zum Bleiben, sondern die Perser zum Schlagen zu bringen. Das hebt Äschylos scharf hervor, während er vom Kleinmut der Griechen nichts weiß. Vgl. Forsch. II 202ff. In der Anekdote, daß Mnesiphilos den Themistokles darauf aufmerksam gemacht habe, man müsse bei Salamis ausharren, und daß Themistokles den klugen Gedanken dann für sein Eigentum ausgegeben habe, Herod. VIII 57, kommt die Gehässigkeit gegen Themistokles zum Ausdruck. Im übrigen wird es Hunderte von Leuten gegeben haben, die denselben Gedanken geäußert und sich nachher dessen gerühmt haben; charakteristisch ist nur die naive Meinung, daß darauf irgend etwas ankäme. Sehr instruktiv ist auch, daß Plutarch im »Leben des Themistokles«, seiner Kritik mal. Her. 37 entsprechend, die Mnesiphilosanekdote ausläßt, aber ihre Hypostase, den weisen Mnesiphilos als Lehrer des Themistokles, beibehält (c. 2). [E. CURTIUS hat dann den Roman, wie gewöhnlich, noch weiter ausgesponnen.] – Auch die Bedeutung der Aufforderung an die Ionier zum Abfall beim Rückzug von Artemision (Herod. VIII 22) wird von der Tradition sehr übertrieben.


443 Vgl. ED. MEYER, Kl. Schr. II 516, 1.


444 Aus dem persischen Kriegsrat vor Salamis kennt Herodot VIII 67 das Votum der Artemisia gegen und das des Königs von Sidon für die Schlacht. Demarat über den Angriff auf den Peloponnes VII 234ff.


445 Themistokles' Botschaft als entscheidendes Moment Äsch. Pers. 353ff. Die o. S. 366, 1 besprochene Tradition bei Herodot VIII 74ff. nimmt ihren Inhalt für Wahrheit. Thukydides, in dem Brief des Themistokles an Artaxerxes I 137, folgt der Erzählung Herodots sowohl betreffs der Botschaft bei Salamis (τὴν ἐκ Σαλαμῖνος προάγγελσιν τῆς ἀναχωρήσεως) wie betreffs der über die Verhinderung der Zerstörung der Brücken über den Hellespont (τὴν τῶν γεφυρῶν, ἣν ψευδῶς προσεποιήσατο, τότε δι᾽ αὑτὸν οὐ διάλυσιν = Herod. VIII 110): Kl. Schr. II 518, 1. Ebenda gegen die unbegreiflichen Verirrungen einer Pseudokritik, daß die Darstellung von der List des Themistokles, die Äschylos acht Jahre nach der Schlacht gegeben hat, für seine Erfindung ausgegeben wird.


446 Zur Topographie: LOLLING in den Hist. und Philol. Aufs. für E. CURTIUS 1884 und denselben vielfach berichtigend, MILCHHÖFER im Text zu CURTIUS und KAUPERT, Karten von Attika, Heft 7.


447 Daß die Perser Schiffe rings um Salamis, also vor allem in den Sund zwischen der Insel und Megara, entsandten, sagt Äsch. Pers. 368 ausdrücklich (vgl. Herod. VIII 76; ebenso hat es Ephoros verstanden, Diod. XI 17).


448 Äsch. Pers. 466. Her. VIII 90. Ktes. 29, 26. Chörilos fr. 8 KINKEL. Aristodem. 1, 2. Plut. Them. 13 [vgl. REICHEL in der Festschrift f. BENNDORF S. 63f.].


449 Datum der Schlacht: nach Plut. Cam. 19, vgl. Them. 15. Polyän III 11, 2 am 20. Boëdromion [im Jahr 480 wahrsch. 22. Sept.], d.h. am Iakchostag, wegen Herod. VIII 65. Aber BUSOLT (Fl. Jahrb. 1887 34ff.) hat scharfsinnig erwiesen, daß die Schlacht einige Tage später stattgefunden haben muß, als der Mond im letzten Viertel stand, wenige Tage vor der Sonnenfinsternis vom 2. Okt. 480, die Kleombrotos' Vorrücken hinderte (u. S. 373). Nach Plut. de glor. Athen. 7 wurde der Artemis am 16. Munychion (April) ein Dankfest für die Schlacht gefeiert. KROMAYER, Antike Schlachtfelder I 104, 4 bezieht dieses Datum auf die Schlacht von 449/8 bei Salamis auf Cypern.


450 Daß die Phöniker auf dem rechten Flügel am Aigaleos standen, wird durch die Angabe bestätigt, daß die phönikischen Kapitäne, die ihre Schiffe verloren haben, die Ionier bei Xerxes verklagen, VIII 90.


451 Über die Schlacht bei Salamis haben wir den völlig authentischen, sehr anschaulichen Bericht des Äshylos, Pers. 353ff. Herodot hat denselben benutzt und ergänzt, vor allem durch Einsetzung der Namen, die bei Äschylos nicht vorkommen durften; ferner hat er ausführliche und offenbar völlig zuverlässige Nachrichten über Artemisia und eine Anzahl zum Teil recht problematischer griechischer Traditionen eingesetzt; über die anderen hat er, wie er selbst sagt, nichts erfahren können (c. 87). Widersprüche zwischen ihm und Äschylos sind nicht vorhanden. Die Darstellungen der Späteren, so auch die des Ephoros bei Diodor (so richtig BUSOLT, Rhein. Mus. 38, 627ff. gegen LÖSCHCKE, Fl. Jahrb. 1877, 25ff.), sind lediglich Überarbeitungen der Erzählung Herodots, abgesehen von ein paar Notizen bei Plutarch [c. 13 init. c. 15 über Lykomedes nach einer Weihinschrift] ohne jeglichen historischen Wert. Die Schwierigkeiten, welche die Neueren in der Schlacht gefunden haben, haben sie selbst erst hineingetragen; durch Willkürlichkeiten aller Art und durch die Abneigung, die Dinge so zu nehmen, wie sie überliefert sind, haben sie zum Teil die seltsamste Verwirrung geschaffen. Dagegen mit Recht WECKLEIN, Themist. und die Schlacht bei Salamis, Ber. Münch. Ak. 1892, BUSOLT u.a. Vgl. auch ED. MEYER, Kl. Schr. II 520f.


452 Vgl. auch HAASE, Schlacht bei Salamis, Dissert. Rostock 1904.


453 Ich habe die Ereignisse nach Herod. VIII 96. 97. 107ff. erzählt. Es ist indessen fraglich, ob die Tradition hier den chronologischen Zusammenhang vollkommen richtig bewahrt hat; die Annahme liegt nahe, daß der Zug nach Andros und die Beratung über den Angriff auf den Hellespont erst erfolgt ist, nachdem Xerxes den Rückzug angetreten hatte und die griechische Flotte bis dahin bei Salamis blieb. Auch ist es möglich, daß die persische Flotte noch einige Tage in Phaleron blieb; dafür spricht, daß Xerxes seine Bastarde mit Artemisia über See schickte, Herod. VIII 103. – Die Diskussion zwischen Themistokles und Eurybiades, Herod. VIII 108, ist bei Plut. Them. 16 Arist. 9 auf Them. und Aristides übertragen. An dieselbe schließt Herodot die Erzählung, daß Them. in verräterischer Absicht, um sich für die Zukunft eine Zuflucht beim König zu sichern, die Athener am Zug nach dem Hellespont gehindert und dies durch Sikinnos, den er zum zweitenmal schickte [Plutarch nennt statt dessen den gefangenen Eunuchen Arnakes, während Ephoros, Diod. XI 17, die erste Sendung einem anderen überträgt; daß Sikinnos beide Male der Gefahr ausgesetzt worden sei, hat also schon bei den Alten Anstoß erregt], dem Xerxes mitgeteilt habe. Ephoros (Diod. XI 19) und ebenso alle Späteren verwandeln das in eine Kriegslist, durch die Th. den König eingeschüchtert und zum Abzug veranlaßt habe; ebenso die Neueren (z.B. DUNCKER, Der angebl. Verrat des Th., Ber. Berl. Ak. 1882), die nur darüber streiten, ob die Maßregel Erfolg gehabt habe. Auch Ktesias 29, 26 καὶ φεύγει Ξέρξης βουλῇ πάλιν καὶ τέχνῃ Ἀριστείδου καὶ Θεμιστοκλέους bezieht sich offenbar auf Sikinnos' Botschaft. Thuk. I 137 läßt den Th. in seinem Brief an Artaxerxes als Verdienst um die Perser aufzählen »die Vorausmeldung des [beabsichtigten] Rückzugs aus Salamis [die Stelle wird oft falsch übersetzt] und die Nichtzerstörung der Brücken, die er sich fälschlich zuschrieb«. Ob Thuk. damit die zweite Sendung des Sikinnos überhaupt bestreiten will oder nur ihre Deutung durch Herodot, ist unklar. Wahrscheinlich ist die ganze zweite Sendung des Sikinnos als Gegenstück zu der ersten erfunden. Sollte sie aber stattgefunden haben, so ist sie jedenfalls ohne Einwirkung auf die Ereignisse geblieben und geschichtlich daher bedeutungslos. Vgl. o. S. 368, 1. DELBRÜCK hat die Anekdote wie die ganze Situation richtig beurteilt.

454 Die Angabe, daß Xerxes nach der Schlacht (Herod. VIII 97) oder vor ihr (Ktes. 29, 26. Strabo IX 1, 13. Aristodemos 1, 2) einen Damm nach Salamis habe bauen wollen, ist absurd.


455 Vorrücken des Kleombrotos Herod. IX 10; zur Sonnenfinsternis s.o. S. 369, 3.


456 Die Gefahren und Verluste des Rückzugs sind schon bei Äsch. Pers. 480ff. stark übertrieben [darunter ein Übergang über das Eis des Strymon], dann in anderer Weise bei Herod. VIII 115-120. Daß Xerxes für die Rückkehr 45 Tage brauchte, d.h. täglich im Durchschnitt noch nicht 3 Meilen, beweist keineswegs eine überstürzte Flucht, wie Herodot meint [daher ist die Zahl bei Nepos Them. 5 auf weniger als 30 Tage verkürzt].


457 Daß die Tradition (auch Thuk. I 73, vgl. Äsch. Pers. 803, Xerxes läßt πλῆϑος ἔκκριτον στρατοῦ zurück), welche Xerxes den Hauptteil des Heeres mit sich nehmen läßt, nicht haltbar ist und schon durch die Angabe über Artabazos VIII 126 widerlegt wird, ist schon bemerkt; ebenso bleiben die Ägypter von der Flotte bei Mardonios IX 31. Die Annahme der Griechen erklärt sich sehr leicht, da der Hofstaat und der Troß fort war und das Heer auch sonst beträchtlich kleiner geworden sein muß.


458 Artabazos und Potidäa: Aen. Tact. 31, 25.


459 Herodots Bericht VIII, 111ff. 121ff. wird durch Timokreons kurz nach der Gründung des Delischen Bundes verfaßtes Gedicht bei Plut. Them. 21 ergänzt, das sich auf dieselben Ereignisse bezieht (KIRCHHOFF, Hermes XI 38. WILAMOWITZ, Arist. I 138; dagegen mit Unrecht BELOCH, Rhein. Mus. XLIII 108): Themistokles hat, durch 3 Talente bestochen, den Timokreon nicht nach Ialysos zurückführen wollen, »sondern ist zum Henker gefahren, die einen wider Recht zurückführend, andere verjagend oder tötend, vollgesogen mit Geld, und dann hat er sich auf dem Isthmos lächerlich gemacht, indem er den Gästen kalten Braten vorsetzte [ein interessanter Beleg, wie gleich sich in solchen Dingen die Verhältnisse geblieben sind]; die haben's gegessen und gewünscht, man möge Themistokles keine Beachtung schenken« – was eben dadurch, daß er die ἀριστεῖα nicht erhält, in Erfüllung geht. An Gehässigkeit gibt Herodots Erzählung dem Timokreon nichts nach: Th. habe überall Geld erpreßt, um seine eigenen Taschen zu füllen, wie er denn überhaupt nach Herodot unter dem Schein des öffentlichen Wohls immer nur seine persönlichen Interessen verfolgt. Man erstaunt, daß manche moderne Gelehrte in der Geschichte der politischen Verleumdung so unbewandert sind, daß sie das unbedenklich nachsprechen. Kritias fr. 45 D.5 (Älian var. hist. X 17) behauptet, Th. habe vom Vater 3 Talente ererbt, bei seinem Sturz aber über 100 Talente besessen. Ihm folgen Theopomp und Theophrast bei Plut. Them. 25.


460 Vgl. auch Thuk. I 74, der deutlich Herodot benutzt; von Ephoros (Diod. XI 27) zu einer seltsamen Kombination verwertet, die aber zeigt, daß er nachgedacht und die Lücken der Überlieferung empfunden hat: die Spartaner erkennen den Athenern den Preis nicht zu, um sie zu demütigen, ehren dann Them., weil sie vor ihm Angst haben; weil Th. ihre Geschenke annimmt, wird er von den Athenern abgesetzt und Xanthippos an seine Stelle gesetzt. Dies Zerwürfnis gibt den Persern Mut, Verhandlungen mit Athen anzuknüpfen.


461 Der karthagische Feldherr heißt bei Herodot Hamilkar (Ἀμίλκας) S. d. Hanno, bei Justin 19, 2 wohl richtiger S. d. Mago [obwohl vielleicht Hanno zwischen beide eingeschoben werden könnte]; dagegen bei Polyän I 27, 1. 2 Ἰμίλκων, Himilco, und ebenso bei Diod. XI, 20 [von VOGEL fälschlich korrigiert], während er nachher Ἀμίλκας schreibt. Auf welchen Schriftsteller geht die Form Himilco und die Anekdote bei Polyän zurück?


462 Die einzige brauchbare Quelle ist Herodot VII 165. Diodor XI 20ff. schöpft aus Timäos, dessen Stil unverkennbar ist (vgl. auch XIV 67); auch die Ausführungen c. 23 geben Timäos' Verherrlichung Siziliens wieder, von der Polyb. XII 26 b berichtet [ebenso stammt Diod. X 33 über das Scheitern des Bündnisses mit den Griechen und den daraus Gelon zufließenden Ruhm, wie Polybios zeigt, aus Timäos]. Diodor nimmt c. 20 mit den Angaben über die Heerzahlen den Schluß von c. 1 wieder auf; also stammt auch dies Kapitel aus Timäos, sowohl die mit Ephoros nicht genau stimmende Angabe über das Bündnis zwischen Persien und Karthago (o. S. 335, 1), wie die über die karth. Werbungen, in der Galatien und karth. Bürgertruppen vorkommen. Die Zahl des Heers wird hier wie bei Herodot auf 300000 Mann, dazu mehr als 200 Kriegsschiffe und 3000 Lastschiffe angegeben; dazu sei drei Jahre gerüstet worden [wie bei den Persern]. Die Schlacht an der Himera ist nach Herodot und Arist. Poet. 23 gleichzeitig mit Salamis, nach Diod. mit Thermopylä, damit für Gelon noch Zeit bleibt, den Plan eines Hilfszugs nach Griechenland zu fassen.


463 Nach Diodor XI 21 hatte Gelon 50000 Mann und 5000 Reiter. Die Überlegenheit in der Reiterei tritt auch bei Diodor noch hervor; sie zu erklären, ist ein Sturm erfunden, in dem Reiterei und Kriegswagen der Karthager zugrunde gehen.


464 Damarete schol. Pind. Ol. II init. und v. 29. Δα μαρέτειον νόμισμα, nach Pollux IX 85. Hesych. s.v. von dem zum Krieg gegebenen Schmucke, nach dem späteren Zusatz zu der Weihinschrift [Simonides] fr. 141 und Diod. XI 26 [dazu WILAMOWITZ, Gött. Nachr. 1897, 314] von dem Golde geprägt, das die Karthager ihr nach dem Frieden geschenkt hatten. Jetzt hält man das Damareteion allgemein für ein silbernes Dekadrachmon (vgl. HOLM, Gesch. Sic. III 570).


465 Der aus Timäos stammende Bericht Diodors ist so phantastisch, daß aus ihm nichts mehr entnommen werden kann. Das Opfer im Lager, bei dem Hamilkar durch die als Selinuntier verkleideten Reiter Gelons umgebracht wird, ist das Opfer bei Herod. VII 167. Dasselbe Opfer erscheint in anderer, aber ebenso törichter Umgestaltung bei Polyän I 27, 2 (vgl. o. S. 375, 2). Weitere Anekdoten aus dem Krieg Polyän I 28, 1. Frontin I 11, 18. Vgl. BUSOLT, Rhein. Mus. 40, 156ff., der aus den Berichten noch einiges retten möchte.


466 Selinus für Karthago auch Diod. XIII 55. Bei Polyän I 28, 2 dagegen kämpfen die Selinuntier unglücklich gegen die Karthager, und dann macht sich hier ein gewisser Theron S. d. Miltiades zum Tyrannen. Mit der Geschichte ist nichts anzufangen.


467 Wie Herodots Angabe, dem Hamilkar werde in Karthago und allen seinen Kolonien geopfert, zu erklären ist, ist gänzlich dunkel.


468 Diod. XI 26 (auf die Zahlen, 2000 Tal. Silber, zwei Tempel, und den goldenen Kranz von 100 Tal. an Damarete, ist nichts zu geben), aus Timäos fr. 89 (schol. Pind. Pyth. II 3, wonach Theophrast erzählte, Gelon habe ihnen die Menschenopfer verboten [ebenso Plut. apophth. Gelon 1. ser. num. vind. 6], also die Anekdote, die Justin XIX 1 von Darius erzählt (o. S. 280, 1), auf Gelon übertrug).


469 Beute und Weihgeschenke Pausan. VI 9, 4f. (vgl. IGA. 359). 19, 7. Diod. XI 25f. Weihgeschenk in Delphi: HOMOLLE BCH. XXI, 589. DS.3 34. Athen. VI 231f.


470 Diod. XI 66. schol. Pind. Pyth. I 112.


471 Daß Sparta im Jahr 479 im Seekrieg die Initiative hat, hat zuerst NITZSCH erkannt, die richtige Erklärung DELBRÜCK gegeben. Daß Herodots Erzählung VIII 132, die Griechen hätten sich nicht über Delos hinausgewagt, weil ihnen alles weitere Gebiet völlig fremd gewesen und Samos so fern vorgekommen sei wie die Säulen des Herakles, historisch gänzlich verkehrt ist, ist allgemein anerkannt. Waren doch die Spartaner schon vor einigen vierzig Jahren gegen Samos gezogen. Es ist aber nicht etwa eine offizielle spartanische Version, wie NITZSCH meint, sondern populäre Phantasie.


472 Von dem Umschwung in Athen hat die Überlieferung keine Kunde bewahrt, wie sie überhaupt die wirkenden Motive durchweg ignoriert und persönliche Momente an ihre Stelle setzt. Aber in den Tatsachen spricht er sich deutlich aus, und es gehört eine seltsame Befangenheit des Urteils dazu, wenn neuere Forscher auch jetzt noch die Ersetzung des Themistokles durch seinen erbittertsten Gegner als einen harmlosen Vorgang betrachten oder gar mit GROTE ganz unbedenklich behaupten, ein derartiger Wechsel im Kommando sei in Athen die Regel gewesen. Da hat Ephoros doch schon richtiger gedacht (o. S. 375, 1; soll übrigens bei Herod. VIII 125 die Anekdote von Them. und dem neidischen Timodemos von Aphidna [vgl. o. S. 291, 2] die Verdrängung des Them., der fortan nicht wieder erwähnt wird, andeuten?). Da die Strategenwahlen im Frühjahr stattfinden und die Strategen im Hochsommer ihr Amt antreten, Aristides und Xanthippos aber für das Jahr 480/79 noch nicht gewählt sein können, haben sie entweder ihr Amt erst mit dem nach BR. KEIL, Hermes XXIX zu S. 358 am 25. Skirophorion = 19. Juli beginnenden Amtsjahr angetreten, so daß Herodot, der Xanthippos schon im Frühjahr Strategen nennt, VIII 131, ungenau wäre, oder es ist ihnen durch einen außerordentlichen Akt schon früher übertragen. Für das erstere spricht, daß Xanthippos im Skirophorion 479 als Gesandter nach Sparta ging (u. S. 383). Der Archon 479/8 Xanthippides oder Xanthippos (Flut. Arist. 5. Diod. Chron. Par.) hat mit dem Strategen nichts zu tun, wenn er auch demselben Hause angehört haben mag. – Die Angabe Plut. Arist. 11, daß Aristides für den Feldzug von Platää zum στρατηγὸς αὐτοκράτωρ gewählt worden ist, ist jedenfalls richtig und vielleicht urkundlich. Als weitere Strategen nennt Plut. Arist. 20 Leokrates und Myronides.


473 Hinhalten der Verhandlungen mit Alexander: Herod. VIII 141.


474 Mardonios hat Athen zehn Monate nach Xerxes besetzt: Herod. IX 3; die athenischen Gesandten werden bis zu dem dramatisch geschilderten Auszug der Spartaner zehn Tage hingehalten IX 8. Danach fällt der Ausmarsch der Spartaner etwa Mitte Juli, um die Zeit des attischen Amtsneujahrs. Dem entspricht es, daß die Spartaner zur Zeit der attischen Gesandtschaft die Hyakinthien feierten, die wahrscheinlich (BISCHOFF, De fast. Gr. ant. 369f.) in den attischen Skirophorion fielen, der im Jahr 479 um den 26. Juni begann.


475 Vgl. Lykurg. c. Leocr. 122.


476 Herodots Bericht über die Verhandlungen mit Athen ist von Idomeneus, aus dem Plut. Arist. 10 stammt, in späterem Geschmack überarbeitet und entstellt; dabei werden die Reden der Athener dem Aristides in den Mund gelegt, was nicht unmöglich ist, aber natürlich durch diese Erzählung nicht erwiesen wird. Auch das von ihm angeführte renommistische Psephisma des Aristides ist handgreiflich spätere Mache. Dagegen wird zum Schluß das authentische Psephisma des Aristides mit den Namen der drei Gesandten nach Sparta zitiert [während Idomeneus den Aristides selbst nach Sparta gehen läßt], offenbar aus Krateros.


477 Über Mardonios' Rückmarsch aus Attika a. DELBRÜCK S. 143f. Vordringen persischer Reiter bis Megara Herod. IX 14. Paus. I 44, 4.


478 Dem Mardonios gibt Herodot 300000 Asiaten; die griechischen Truppen in seinen Diensten schätzt er mit maßloser Übertreibung auf 50000 (IX 31; bei Diod. XI 28: 200000); Nepos Paus. 1 gibt Mardonios 200000 Mann zu Fuß, 20000 Reiter. Ktesias, der die Schlacht bei Platää vor die bei Salamis stellt, gibt ihm dagegen nur 120000 Mann. Weiteres o. S. 354, 2. – Das griechische Heer bestand nach Herodot IX 28f. aus 38700 Hopliten, 35000 Heloten und 34500 sonstigen leichtbewaffneten Knechten [die Zahl ist wahrscheinlich dadurch entstanden, daß die attischen Bogenschützen IX 22. 60 mitgerechnet und auf 800 Mann veranschlagt sind]; total 108200; dazu 1800 unbewaffnete Thespier (deren Stadt zerstört war), macht 110000. Diese Abrundung zeigt die Mache besonders deutlich. Olympiodor ὁ Λάμπωνος als Quelle Herodots IX 21, offenbar Vater des bekannten Lampon, Führer der 300 λογάδες der Athener. BELOCH, Fl. Jahrb. 1888, 324ff. hat vollkommen recht, wenn er die Zahlen hier so gut wie bei der Flotte und im Heere des Xerxes auf Schätzung beruhen läßt, mag er auch in einzelnen Vermutungen zu weit gehen. Über die Zahl der Athener vgl. Forsch. II 184, über die Spartaner u. S. 441ff.; zu den Leichtbewaffneten, Heloten und Sklaven vgl. DELBRÜCK, Perserkriege 3ff., 163. [Ktesias 29, 25 gibt 3000 Spartiaten, 1000 Periöken, 6000 aus den anderen Städten.] – Daß die Potidäaten an der Schlacht teilnahmen, ist sehr unwahrscheinlich: Herodot wird sie (und vielleicht auch manche andere, z.B. die Euböer) nur nennen, weil sie auf dem Platäischen Siegesdenkmal in Delphi verzeichnet waren, vgl. o. S. 349, 1. Daß aber, wie BELOCH annimmt, auch die Paleer nur durch Verlesung und falsche Deutung der αλειοι in seine Aufzählung gekommen seien, ist wenig wahrscheinlich. Die Elier sind trotz ihrer Verspätung (Herod. IX 77) auf dem Denkmal genannt, die Mantineer nicht. Die Späteren haben daraus die absurde, von Ephoros (Strabo VIII 3, 33. Diod. VIII 1) aufgenommene Erzählung gemacht, daß die Elier als Bewohner eines heiligen Landes keine Kriege fuhren durften.


479 Der Bericht Herodots läßt zwar im Entscheidungskampf die maßgebenden Momente sehr deutlich erkennen, ist aber im übrigen ganz unmilitärisch gehalten, so daß der großartige, auf genialer Verbindung strategischer Überlegung und entschlossenen Mutes beruhende Kampf wie ein Werk des Zufalls erscheint. – Die übrigen Berichte (Diodor. Plut. Arist. usw.) sind lediglich freie Bearbeitungen Herodots: nur das Orakel an Athen Plut. Arist. 12 könnte historisch sein (ebenso c. 13, vgl. o. S. 381, 1); c. 17 ist ein spartanischer Festbrauch in die Schlacht hineingetragen. – Die entscheidenden Gesichtspunkte hat DELBRÜCK gegeben; doch zeigt hoffentlich die hier gegebene Darstellung, daß sich aus Herodots Bericht noch beträchtlich mehr gewinnen läßt, vgl. Forsch. II 206ff. Über die Topographie ist grundlegend die sehr gründliche Untersuchung von GRUNDY, The topogr. of the battle of Plataeae, 1894, mit vortrefflicher Karte. Doch vermag ich manchen Annahmen GRUNDYS, namentlich über die verschiedenen Phasen der zweiten Stellung der Griechen und über die Quelle Gargaphia, nicht beizustimmen; hier scheint mir KIEPERTS Ansatz (Atlas von Hellas V) richtiger zu sein. Daß Herodot IX 30. 31 unter dem Asopos einen andern Bach verstehe wie sonst, scheint mir unmöglich.


480 Zu dem Iamiden Tisamenos Herod. IX 33ff., dem die Spartaner mit seinem Bruder das Vollbürgerrecht geschenkt haben, vgl. Pindar Ol. 6, der deshalb das Geschlecht von Pitana ableitet, und dazu WILAMOWITZ, Isyllos von Epidauros 178ff.


481 Ich habe ihn Anfang Juni hier fast ohne Wasser gefunden. Die Ufer sind ganz flach.


482 Das wird der Sinn des sonst ganz rätselhaften Manövers Herod. IX 46 sein, das die Tradition mit der Erklärung motiviert, die Spartaner hätten es vorgezogen, gegen die Griechen zu kämpfen und den Athenern wegen ihrer Erfahrung von Marathon den Kampf mit den Persern zu überlassen. So kann man natürlich nur in Athen erzählt haben; wenn die Spartaner von dem Manöver noch etwas wußten, werden sie es ganz anders erklärt haben. Daß das Manöver auf den letzten Tag vor der Entscheidungsschlacht fällt, ist wenig wahrscheinlich.


483 Zur Stimmung der Perser vgl. die authentische Mitteilung des Thersandros über das Gastmahl in Theben, Herod. IX 16.


484 Gegen Herodots Erzählung IX 53 von Amompharetos λοχηγέων τοῦ Πιτανητέων λόχου richtet sich bekanntlich Thuk. I 20, dieser Lochos habe nie existiert; die Anekdote wird aber doch einen wahren Kern enthalten.


485 In etwas anderer Beleuchtung erscheint der entscheidende Moment bei Plato Laches 191 B: »als die Lakedämonier bei Platää an die persischen Schildträger (γερροφόροι) herankamen, entschlossen sie sich, nicht stehenzubleiben und den Kampf zu beginnen, sondern zu fliehen; als aber die Schlachtreihen der Perser sich lösten, wendeten sie um zum Kampf wie (skythische) Reiter und erfochten so den Sieg«. Ein derartiges Manöver ist gewiß bei dem Sturm auf den Schildwall vorgekommen; es zeigt, wie fest Pausanias seine Truppen in der Hand hatte.


486 Daß die Truppen des griechischen Zentrums (außer Megarern und Phliasiern) nicht in den Kampf gekommen und ihre Gräber Kenotaphien seien (Herod. IX 85), ist gewiß Erfindung, wenn die Angabe, daß die Gräber zum Teil erst später errichtet sind, auch ganz richtig sein wird.


487 Die Verluste der Perser sind bei Herodot IX 70 sinnlos übertrieben; den Hauptteil des Heeres (angeblich 40000 Mann) hat offenbar Artabazos gerettet. Verluste der Griechen: nach Herodot IX 70 91 Spartaner, 16 Tegeaten, 52 Athener [nach Kleidemos bei Plut. Arist. 19 alle aus der Aiantis – dann müßte man mit BUSOLT annehmen, daß nur von dieser Phyle der Grabstein erhalten, der attische Verlust also weit größer war], dazu 600 Phliasier und Megarer (c. 69); nach Plutarch Arist. 19 Gesamtverlust 1360; nach Ephoros Diod. XI 33 über 10000.


488 Datum der Schlacht: Nach Plut. Arist. 19 wird das Siegesfest in Platää am 27. Panemos (= Metageitnion Plut. Cam. 19) gefeiert, das wäre im Jahr 479 am 19. September. Das Totenfest fand freilich am 16. Alalkomenios = Maimakterion (Nov./Dez.) statt: Plut. Arist. 21; und so könnte auch das Siegesfest auf ein späteres Datum fallen als die Schlacht. Aber nötig ist dies nicht. Wenn Herodots Erzählung auf ein beträchtlich früheres Datum (etwa Anfang August) führen würde, so mag eben das Intervall zwischen dem Ausrücken und der Schlacht größer gewesen sein, als Herodot meint. BUSOLT, Gr. Gesch. II2 726 hat mit Recht hervorgehoben, daß das fortwährend wiederkehrende Intervall von zehn Tagen (so lange halten die Spartaner die Athener beim Auszug hin, liegen die Heere sich bei Platää untätig gegenüber, bleibt das Heer nach dem Sieg auf dem Schlachtfeld; zwanzig Tage wird Theben belagert) die griechische Woche (ein Drittel des Monats) ist. Die Athener scheinen das Siegesfest noch acht Tage später, am 3. oder 4. Boedromion, gefeiert zu haben (Plut. de glor. Ath. 7. Arist. 19, wo er dies Datum fälschlich mit dem böotischen für identisch hält). – Die Entscheidung in dem Kampf zwischen Spartanern und Persern ist nach Phrynichos erst am frühen Nachmittag gefallen: ἐς δὲ πρωίην δειέλην πλείονες δισμυρίων ἄνδρες ἐκτείνοντο, die Erstürmung des Lagers am späten Nachmittag: καὶ τρὶς ὀψίην ἐς δειέλην. Die Ergänzungen nach DIELS, Rhein. Mus. 56, 1901, 33f.; dazu dessen Bemerkungen. Die Entfernung des Perserlagers vom Schlachtorte beträgt etwa 10 Kilometer. KROMAYER, Drei Schlachten, Abh. Sächs. Akad. 1921, 22, 1.


489 Altar des Zeus ἐλευϑέριος und Eleutherien: Weihinschrift des Simonides fr. 140. Strabo IX 2, 31. Plut. Arist. 21. Pausan. IX 2, 5. Posidippos fr. 29 KOCK bei [Dikäarch], Deskr. Gr. 11. IGSept. I. 1667. 1672. Ehren der Platäer: Thuk. II 71. 74. III 58. 68. Die weiteren Beschlüsse bei Plut. Arist. 21 über eine jährliche hellenische Ratsversammlung in Platää und die Aufstellung eines Heeres zur Fortführung des Kriegs sind Erfindung so gut wie der Eid vor der Schlacht (Diod. XI 29), bei dem das Fest der Eleutherien im voraus gelobt wird (vgl. o. S. 350, 2).


490 Herodots Bericht über den Feldzug von Mykale ist sehr kurz und läßt uns über wichtige Punkte im unklaren. Ephoros hat in der Vorgeschichte wie in den Ereignissen nach der Schlacht lediglich Herodot über arbeitet, schildert dagegen die Schlacht selbst sehr abweichend, aber doch wohl nur nach freier Konstruktion. Die Tendenz ist, den kleinasiatischen Griechen größeren Ruhm zukommen zu lassen und die Bedeutung des Kampfes zu steigern.


491 Über die Heereszahlen läßt sich gar nichts sagen. Nach Herodot war die griechische Flotte 110, die persische vor der Entlassung der Phöniker [an der die Neueren mit Unrecht Anstoß genommen haben, so DOMASZEWSKI, Heidelb. Jahrb. I 187; Ephoros bei Diod. XI 19. 27 läßt die Phöniker schon von Salamis nach Hause gehen, weil Xerxes ihnen Strafe gedroht hat] 300 Schiffe [Diod. über 400], das persische Landheer 60000 Mann [Diod. XI 34100000] stark.


492 Vielleicht ist allerdings diese ganze Erzählung nur spätere Erfindung aus der Zeit des Archidamischen Kriegs, die den Ioniern vorhält, was sie Athen verdanken und wie töricht es ist, von Sparta Schutz zu hoffen.


493 Ephoros hat die hellenische Bundesversammlung, die er für die Perserkriege annahm, auch nachher weiterbestehen lassen und für Themistokles' Katastrophe verwertet (Diod. XI 55; ebenso Plut. Them. 23. epist. Them. 18). Das ist ein völlig unhistorischer Reflex des hellenischen Bundes Philipps.


494 Über die von den Späteren fälschlich auf Simonides zurückgeführten Epigramme (die Wurzel dieser Annahme ist Herod. VII 228) vgl. WILAMOWITZ, Ber. Gött. Ges. 1897. [Ferner A. WILHELM, Jahreshefte des österr. arch. Inst. II, 1899, 227ff.]


495 [Vgl. o. S. 307.]


496 Die Schlußworte »aber fällt von Zeus ein Schein hinein, so liegt ein lichter Glanz auf den Menschen und das Leben wird lieblich« schränken den Gedanken nicht ein, sondern lenken nur wieder in die Festesfreude zurück, der das Lied gilt.


497 WILAMOWITZ' Auffassung der »Choephoren« (in der Einleitung zu seiner Ausgabe) und seine Ansicht, daß Äschylos das Verhalten des Delphischen Apollo nicht billige, daß er »seine Sittlichkeit gewogen und zu leicht befunden habe«, kann ich nicht für zutreffend halten. Äschylos glaubt, daß die Lösung des Eumenidenprozesses richtig sei, und damit ist Apollos Verhalten gerechtfertigt. Aber in Wirklichkeit ist das allerdings keine Lösung, und so führt sie innerhalb der Trilogie selbst zu einem inneren Widerspruch. Nach unserem Gefühl, und zweifellos schon nach dem der folgenden Generation, macht der Schluß der »Choephoren« das ganze folgende Drama unmöglich. Trotzdem müssen wir die Dichtung und die Lösung nehmen wie sie ist: zu allen Zeiten ist es den größten Dramatikern nicht selten begegnet, daß die psychologische Gestaltung des Stoffs die Voraussetzungen aufhebt, auf denen er beruht und in die der Dichter doch wieder einmünden muß.


498 μόϑακες (auch μόϑωνες schol. Arist. Plut. 279 = Harpokr. Hes. Etym. magn. [sehr ungenau] s.v. μόϑων): Phylarch b. Athen. VI 271 e εἰσὶ δ᾽ οἱ μόϑακες σύντροφοι τῶν Λακεδαιμονίων, die mit den Kindern zusammen aufgezogen werden ... εἰσὶν ἐλεύϑεροι μέν, οὐ μὴν Λακεδαιμόνιοί γε, μετέχουσι δὲ τῆς πάσης παιδείας˙ τούτων ἕνα φασὶ γενέσϑαι καὶ Λύσανδρον. Ebenso Älian v.h. XII 43, der Lysander, Kallikratidas und Gylippos nennt; sie waren τῶν εὐπόρων δοῦλοι, οὓς συνεξέπεμπον τοῖς υἱοῖς οἱ πατέρες συναγωνιουμένους ἐν τοῖς γυμνασίοις. ὁ δὲ συγχωρήσας τοῦτο Λυκοῦργος τοῖς ἐμμείνασι τῇ τῶν παίδων ἀγωγῇ πολιτείας Λακωνικῆς μεταλαγχάνει. Für Lysander bestätigt durch Isokr. Paneg. 111, der ihn einen Heloten nennt. Bei Xen. Hell. V 3, 9 erscheinen sie als ξένοι τῶν τροφίμων καλουμένων καὶ νόϑοι τῶν Σπαρτιατῶν, μάλα εὐειδεῖς τε καὶ τῶν ἐν τῇ πόλει καλῶν οὐκ ἄπειροι, die sich freiwillig zum Kriegsdienst stellen. Die meisten von ihnen sind also nicht Bürger. Die Frage, ob diese Institution alt ist, kann man wie bei so vielen Dingen in Sparta wohl aufwerfen, aber nicht entscheiden. Doch ist sie schwerlich eine Neuerung des 5. Jahrhunderts; Herod. IX 35: μοῦνοι πάντων ἀνϑρώπων ἐγένοντο οὗτοι (Tisamenos und s. Bruder) Σπαρτιήτῃσι πολιῆται spricht keineswegs gegen sie. In idealer Fassung erscheint diese Einrichtung der μόϑακες und umgekehrt die Ausstoßung der Verarmten bei Teles Stob. 40, 8 Λακεδαιμόνιοι ... τὸν μὲν μετασχόντα τῆς ἀγωγῆς καὶ ἐμμείναντα, κἂν ξένος κἂν ἐξ εἵλωτος, ὁμοίως τοῖς ἀρίστοις τιμῶσι˙ τὸν δὲ μὴ ἐμμείναντα ... εἰς τοὺς εἵλωτας ἀποστέλλουσι, καὶ τῆς πολιτείας ὁ τοιοῦτος οὐ μετέχει. Ähnlich Plut. inst. Lac. 21. 22; vgl. Heraklit epist. 9. Dagegen Arist. Pol. II 6, 12 λέγουσι δ᾽ ὡς ἐπὶ τῶν προτέρων βασιλέων μετεδίδοσαν τῆς πολιτείας hat hiermit nichts zu tun, sondern bezieht sich auf die angebliche Zulassung aller [dorischen, nicht etwa achäischen, wie die Modernen meinen] Bewohner Lakoniens zum Bürgerrecht in der Urzeit: Ephoros bei Strabo VIII 5, 4. Isokr. 12, 177f.


499 Im allgemeinen s. vor allem Aristoteles Pol. II 6. Großes Vermögen der Kyniska, der Schwester des Agesilaos: Xen. Ages. 9, 6 = Plut. Ages. 20. Pausan. III 8, 1.


500 ὅμοιοι: Xen. rep. Lac. 10, 7. 13, 1. 7. Anab. IV 6, 14. Hell. III 3, 5. Arist. Pol. V 6, 1. Demosth. 20, 107 [dagegen nicht Herod. VII 234].


501 Teilnahme an den Syssitien ὅρος τῆς πολιτείας Arist. Pol. II 6, 21.

502 ὑπομείονες nur Xen. Hell. III 3, 6. Über Wesen und Zusammensetzung der μικρὰ καλουμένη ἐκκλησία Xen. Hell. III 3, 8 wissen wir gar nichts. Ein anschauliches Bild gibt die Kinadongeschichte Xen. Hell. III 3.


503 So mit Recht KROMAYER, Beitr. zur Alten Gesch. (Klio) IV 176, 2 [im Anschluß an BELOCH]; vgl. 197.


504 Über die Geschichte und die ökonomische Entwicklung des spartanischen Staats sowie über die angebliche Gesetzgebung des Lykurgos sehe ich keinen Grund, meine früheren Aufstellungen in irgendeinem wesentlichen Punkte zu ändern. Das angebliche Gesetz des Epitadeus, welches die Verschenkung und testamentarische Verfügung über die Grundstücke freigibt (Plut. Agis 5), halte ich für eine Erfindung; Aristoteles Pol. II 6, 10 weiß nichts davon; und es bezeichnet eine legale Fiktion, eine Umgehung des Gesetzes, ist also selbst kein Gesetz. Sollte aber etwas Tatsächliches zugrunde liegen, so muß es jedenfalls in eine weit frühere Zeit gehören, als Plutarch (d.i. Phylarch) annimmt. Denn daß die Folgen der wirtschaftlichen Entwicklung sich schon im 6. und 5. Jahrhundert in stets steigendem Maße geltend machten, zeigt die gesamte innere und äußere Geschichte des Staats und die Schwäche seiner Bürgerzahl.

505 Die Grenzen des Spartiadenlands (= ἡ εἰς τὸ ἄστυ τὴν Σπάρτην συντελοῦσα χώρα, Plut. Lyc. 8) werden bei Plut. Agis 8 angegeben ἀπὸ τοῦ κατὰ Πελλήνην χαράδρου πρὸς τὸ Ταύγετον καὶ Μαλέαν καὶ Σελασίαν; dazu stimmt das Verzeichnis der späteren Eleutherolakonenstädte, Pausan. III 21, 7, die aus den alten Periökenstädten des Taygetos- und Parnongebiets hervorgegangen sind. In Messenien ist u.a. Thuria am Ostrande der Pamisosebene periökisch (Thuk. I 101; wo das daneben erwähnte Aithaia lag, das Steph. Byz. eine der »hundert« Lakonenstädte nennt, wissen wir nicht; seinen Abfall 464 erwähnte auch Philochoros lib. III); ferner Pherä (Nep. Con. 1 colonia Lacedaemoniorum, vgl. Xen. Hell. IV 8, 7), Mothone und Asine (Bd. III2 S. 502, ebenso offenbar Aulon, Xen. Hell. III 3, 8. Vgl. Pausan. III 3, 4: die Messenier werden zu Heloten gemacht πλὴν οἱ τὰ ἐν τῇ ϑαλάσσῃ πολίσματα ἔχοντες. Skiriten: Thuk. V 68. Xen. Hell. V 2, 24. rep. Lac. 12, 3. Kythera: Thuk. IV 53 Λακεδαιμόνιοι δ᾽ εἰσὶ τῶν περιοίκων (VII 57, 6 Λακεδαιμονίων ἄποικοι), καὶ Κυϑηροδίκης ἀρχὴ ἐκ τῆς Σπάρτης διέβαινεν αὐτόσε κατὰ ἔτος, ὁπλιτῶν τε φρουρὰν διέπεμπον ἀεί. [Die Identität des in einer Weihinschrift der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts genannten Μένανδρος ἁρμοστὴρ Τινδαρίδαις von Kythera MAI. V 231 mit dem Κυϑηροδίκης ist höchst unwahrscheinlich; vgl. ED. MEYER, Theopomps Hellenika (1909) S. 269, 3]. Die Notiz schol. Pind. Ol. 6, 154 ἦσαν δὲ ἁρμοσταὶ Λακεδαιμονίων εἴκοσι deutet man schwerlich mit Recht auf die Vögte der Periökenstädte: vgl. Theop. Hell. a.O. Recht der Ephoren, die Periöken ἀκρίτους hinrichten zu lassen: Isocr. Panath. 181. Im allgemeinen Isocr. Panath. 179: man erzählt, daß die Spartiaten τῆς χώρας ... αὐτοὺς μὲν λαβεῖν ὀλίγους ὄντας οὐ μόνον τὴν ἀρίστην ἀλλὰ καὶ τοσαύτην ὅσην οὐδένες τῶν Ἑλλήνων ἔχουσι, τῷ δὲ πλήϑει [den Periöken, die nach Isokrates nicht etwa Achäer, sondern ein Teil der dorischen Eroberer sind, was die Modernen immer ignorieren] τηλικοῦτον ἀπονεῖμαι τῆς χειρίστης, ὥστ᾽ ἐπιπόνως ἐργαζομένους μόλις ἔχειν τὸ καϑ᾽ ἡμέραν˙ μετὰ δὲ ταῦτα διελόντας τὸ πλῆϑος αὐτῶν ὡς οἷόν τ᾽ ἦν εἰς ἐλαχίστους εἰς τόπους κατοικίσαι μικροὺς καὶ πολλούς, ὀνόμασι μὲν προσαγορευομένους ὡς πόλεις οἰκοῦντας, τὴν δὲ δύναμιν ἔχοντας ἐλάττω τῶν δήμων τῶν παρ᾽ ἡμῖν cet. Nach diesen Zeugnissen halte ich es für ausgeschlossen, daß es innerhalb des Gebiets von Sparta Periökenstädte gegeben hat. Die Periöken, die hier wohnten, z.B. in Amyklä (Xen. Hell. IV 5, 11), werden Handwerker [die eventuell ein paar Morgen Gemüseland besaßen] gewesen sein, so gut wie die in Sparta selbst ansässigen (Xen. rep. Lac. 11, 2). Hier gab es natürlich zahlreiche Periöken: Kinadon zeigt nach Xen. Hell. III 3, 5 dem Denunzianten auf dem Markt von Sparta über 4000 Männer, darunter außer den Ephoren und Geronten etwa 40 Spartiaten. Die übrigen waren z.T. wohl Heloten, aber größtenteils offenbar Periöken.


506 Die Zahl der Heloten war größer als die Zahl der Sklaven von Chios oder Athen, Thuk. VIII 40; so schätzt BELOCH, Bevölk. 146ff. sie wohl mit Recht auf etwa 175000 Seelen. Die Periöken dagegen setzt er mit 18000 erwachsenen Männern oder 55000 Seelen gewiß zu niedrig an; die 15000 waffenfähigen Periöken, die Agis mit Landlosen ausstatten will (Plut. Agis 8), führen auf mindestens etwa 70000 Seelen, wenn nicht noch mehr; und vor dem Verlust Messeniens und Kynuriens muß ihre Zahl noch größer gewesen sein. Wir werden für das 5. Jahrhundert mindestens etwa 80000 Periöken annehmen dürfen.


507 Über den Bestand des Heeres von Mantinea 418 s. BUSOLT Hermes 40, 387ff. – Bekanntlich schätzt Isocr. 12, 255 die Spartiaten auf »nicht mehr als 2000«; für die Zeit von Leuktra ergeben sich aus Xen. Hell. VI 4, 15, vgl. 17 für die Jahrgänge 20-55 nicht viel mehr als 1000 Spartiaten (vgl. Arist. Pol. II 6, 11 οὐδὲ χίλιοι τὸ πλῆϑος ἦσαν), insgesamt also höchstens 1500 erwachsene Männer. Im 3. Jahrhundert waren es 700 (Plut. Agis 5). Die ὀλιγανϑρωπία wird oft erwähnt, z.B. Xen. rep. Lac. 1, 1.


508 Über die κρυπτεία Plut. Lyc. 28 nach Aristoteles. Heracl. Pol. 2, 4. Plut. Cleom. 28. Idealisiert Plato legg. I 633 b, vgl. VI 763 b.


509 Aushebung der Periöken: λογάδες Herod. IX 11. τῶν περιοίκων ἐϑελονταὶ καλοὶ κἀγαϑοί Xen. Hell. V 3, 9, vgl. Plut. Cleom. 11. Vgl. auch Thuk. IV 8, 1.


510 Die Altersgrenze von 60 Jahren (Xen. Hell. V 4, 13. VI 4, 17) wird durch das für die Gerusia erforderliche Alter bestätigt; sie besteht ebenso in Athen und Rom.


511 Die Polemarchen sind höhere Offiziere, die auf selbständige Expeditionen ausgeschickt werden (wie 480 Euainetos nach Tempe usw.), die Lochagen die Obersten der λόχοι.


512 Die fünf landschaftlichen λόχοι hat Aristoteles aufgeführt: Hesych. Phot. [mit Korruptel] λόχοι. schol. Thuc. IV 8. schol. Arist. Lys. 453, s. RINGNALDA p. 10; der landschaftliche Charakter wird durch Herodots λόχος Πιτανάτης (dagegen Thuk. I 20) bestätigt. Auf ihm beruht offenbar Herodots Zahl von 5000 Spartiaten bei Platää.


513 Herod. IX 11. 28f.


514 Die zahlreichen modernen Untersuchungen über das spartanische Heerwesen (STEHFEN, De Spart. re mil., Diss. Greifswald 1881. BELOCH, Bevölkerung 131ff. RINGNALDA, De exerc. Lac., Diss. Groningen 1893, ferner in den Handbüchern der Staats- und Kriegsaltertümer von GILBERT. SCHÖMANN-LIPSIUS, A. BAUER, H. DROYSEN und bei BUSOLT, Griech. Gesch. I2), sind durch BUSOLT (Spartas Heer und Leuktra, Hermes 40, 1905, 387ff.) überholt worden, der die Fragen fast durchweg abschließend erledigt hat. Er weist die allmähliche Entwicklung nach (s. bsd. S. 432f.); die λόχοι sind erst nach dem Korinthischen Krieg wieder eingeführt. Neben ständiger Vermehrung der Periöken steht ein unaufhaltsames Zusammenschrumpfen der Spartiaten. Die Grundlage unserer Kenntnis bilden Thuk. V 64ff. über die Schlacht bei Mantinea, Xenophon rep. Lac. und seine Angaben in den Hellenika. Festzuhalten ist, daß Xenophon in der rep. Lac. die Heeresorganisation seiner Zeit als lykurgisch schildert, obwohl sie so moderne Elemente enthält wie die Kavallerie (11, 2. 4. 12, 2. 13, 6), die 424 zuerst eingeführt ist (Thuk. IV 55).


515 Über die spartanischen Finanzen Arist. Pol. II 6, 23: οὔτε γὰρ ἐν τῷ κοινῷ τῆς πόλεως ἔστιν οὐδὲν ... εἰσφέρουσί τε κακῶς˙ διὰ γὰρ τὸ τῶν Σπαρτιατῶν εἷναι τὴν πλείστην γῆν οὐκ ἐξετάζουσιν ἀλλήλων τὰς εἰσφοράς. Daß das schon von der älteren Zeit gilt, lehrt Archidamos' Rede Thuk. I 80: τῶν χρημάτων πολλῷ ἔτι πλέον ἐλλείπομεν καὶ οὔτε ἐν κοινῷ ἔχομεν οὔτε ἑτοίμως ἐκ τῶν ἰδίων φέρομεν. Die leider sehr schlecht überlieferte Liste freiwilliger Beiträge der Bundesgenossen auf der Inschrift von Sparta IGA. 69 (DS.3 84; M. FRÄNKEL, Rhein. Mus. 57, 534ff.; ED. MEYER, Theop. Hell. 266, 1) gehört wohl in die Zeit des Dekeleischen Kriegs.


516 Da Lakonien nach BELOCHS Arealberechnung noch einmal so groß ist wie Attika, ist Aristoteles' Angabe Pol. II 6, 11 δυναμένης τῆς χώρας χιλίους ἱππέας τρέφειν καὶ πεντακοσίους καὶ ὁπλίτας τρισμυρίους ganz zutreffend.


517 Als Typus des Konservatismus erscheint Sparta schon bei Pindar Pyth. I 120ff. Vgl. auch fr. 199.


518 Über Bevölkerung und Wehrkraft Athens zur Zeit der Perserkriege: Forsch. II 183f.


519 Entwicklung der Reiterei: Andoc. 3, 5ff. schol. Arist. eq. 627.


520 Salamis (vgl. Bd. III2 S. 615f. IG. I2 1 und p. 302), die Oropia (Ἀϑηναίων ὑπήκοοι Thuk. II 23. IV 99. VIII 60), Eleutherä (IG. I2 943) und Panakton (Thuk. V 3. 42) sind bekanntlich Untertanengebiete, die nicht zu den Phylen und Demen Attikas gehören.


521 Daß das 507 auf Euböa gewonnene Kleruchenland (Bd. III2 S. 742, das 490 geräumt wurde (Herod. VI 100), nach den Perserkriegen an Chalkis und Eretria zurückfiel und erst 446 wieder von Athen annektiert wurde, nimmt SWOBODA, Zur Gesch. d. att. Kleruchien, Serta Harteliana S. 30f. mit Recht an.


522 Zum Bestande des Schatzes der Athena s. Forsch. II 125f.


523 Die aus einer oligarchischen Parteischrift geschöpfte Behauptung des Aristoteles, daß nach den Perserkriegen Themistokles und Aristides [über diesen u. S. 462, 3] zusammen den Staat geleitet hätten, beruht außer auf ihrem Zusammenwirken beim Mauerbau auf der Anekdote, Th. habe den geheimen Plan entworfen, die nach Xerxes' Abzug bei Pagasä liegende griechische Flotte zu verbrennen; auf Befehl des Volks habe er denselben dem Aristides mitgeteilt, und dieser ihn zwar bewundert, aber als unmoralisch verworfen (Plut. Them. 20. Arist. 22). Diese Anekdote ist ohne jeden historischen Wert; der Plan ist kindisch, und eine griechische Flotte hat niemals bei Pagasä gelegen [deshalb wird bei Cic. off. III 49. Val. Max. VI 5 ext. 2 die spartanische Flotte in Gythion an ihre Stelle gesetzt]; es ist unkritisch, eine Situation zu erfinden, in der das doch möglich gewesen sein soll. Bereits Ephoros hat sie verworfen und durch eine analoge Beratung über den Bau des Piräeus ersetzt (Diod. XI 41ff.), bei dem man einen ähnlichen Einspruch der Lakedämonier besorgt habe, wie beim Mauerbau – was natürlich völlig absurd ist; denn wie hätten die Spartaner den Hafenbau hindern können, selbst wenn sie es wünschten. Erfunden ist die Anekdote von der Verbrennung der Flotte als Charakterisierung der politischen Auffassung, die Themistokles vertrat, und ausstaffiert nach dem Muster der Geschichten vom Flottenbau und vom Mauerbau. Trotzdem ist es richtig, daß Themistokles und Aristides eine Zeitlang Hand in Hand gegangen sind; das hat namentlich BELOCH betont. – Bei Plut. Arist. 22 ist die Auffassung des Aristides als προστάτης τοῦ δήμου weiter dahin entwickelt, er habe nach der Schlacht bei Platää ein Psephisma verfaßt, κοινὴν εἶναι τὴν πολιτείαν καὶ τοὺς ἄρχοντας ἐξ Ἀϑηναίων ἁπάντων αἱρεῖσϑαι. Die Angabe zeigt, wie so viele im »Leben des Aristides«, grobe Unkenntnis der Tatsachen; die demokratische Reform von 487 [die durch die Ausdehnung des Zutritts zum Archontat auf die Zeugiten im Jahre 457 ergänzt wird] besteht ja gerade darin, daß die Wahl abgeschafft und durch das Los ersetzt wird. Die Angabe ist völlig wertlos. – Daß Themistokles 476 in Olympia gefeiert wurde (Plut. Them. 17), mag richtig sein; die daran angeknüpften Anekdoten ib. 5. 25 [vgl. u. S. 492, 2] sind wertlos.

524 Über den Mauerbau gibt Thukydides I 89ff. (die Erzählung hat anekdotische Färbung: ED. MEYER, Hermes 40, 1905, 568) die Tradition seiner Zeit, die von den Späteren (z.B. Demosth. c. Leptin, 73. Diod. XI 39) weiter ausgemalt ist, namentlich indem der Gegensatz verschärft wird: die Spartaner befehlen, den Bau zu unterlassen, u.ä. Ob Polyarchos (nach SCHÄFERS Konjektur Rh. Mus. XXXIV, 616 Polykritos, nach Herod. VIII 92) von Ägina, der die Athener in Sparta denunziert, bei Plut. Them. 19 auf Überlieferung oder Ausmalung beruht, ist nicht zu entscheiden. An der Thukydideischen Tradition haben, wie BELOCH, Gr. Gesch. I, 458, schon Andokides in der Friedensrede 3, 38 und dann Theopomp (bei Plut. Them. 19) Anstoß genommen; sie meinen, Themistokles habe die Ephoren bestochen, der offizielle Hergang sei also Komödie gewesen. BELOCHS politische Auffassung scheint mir ebensowenig berechtigt wie die HOLMS, Gr. Gesch. II 104. 136. Aber das Bedenken bleibt, daß den Spartanern unmöglich lange verborgen bleiben konnte, was in Athen vorging. Darum ist aber die Erzählung, wenn sie auch einzelne Momente übertreiben mag, noch nicht zu verwerfen; Themistokles hielt durch sein Ableugnen die Sache hin und hinderte dadurch die Spartaner, die ihm zunächst vertrauten und glauben mußten, es sei möglich, durch Verhandlungen zum Ziele zu kommen, den Entschluß einer bewaffneten Intervention auch nur in Erwägung zu ziehen. Meine Auffassung des Mauerbaus habe ich im Hermes 40, 1905, 561ff. dargelegt und die Überlieferung gegen moderne Anfechtungen verteidigt; s. Kl. Sehr. II 522, 1.


525 Auf die Schwierigkeiten der Thuk. Beschreibung der Piräeusmauern kann ich hier nicht eingehen; ich halte (mit JUDEICH, Fl. Jahrb. 1890, 723ff.) gegen WACHSMUTH, Stadt Athen II 13ff. den Text für richtig überliefert und jede Korrektur für unmöglich; ob aber Thukydides' Beschreibung wirklich korrekt ist, kann zweifelhaft erscheinen. Die λίϑοι σιδήρῳ πρὸς ἀλλήλους τὰ ἔξωϑεν καὶ μολίβδῳ δεδεμένοι sind ziemlich rätselhaft; und doch ist gerade ἔξωϑεν durch den Zusammenhang gegen jede Änderung geschützt, und bei einer so augenfälligen Sache ein Irrtum am wenigsten zu erwarten.


526 Die Chronologie ist durch Arist. Pol. Ath. 23 definitiv festgestellt, der den Hegemoniewechsel ins Archontat des Timosthenes 478/7 setzt.


527 Daß Kimon während des Feldzugs von Byzanz und beim Hegemoniewechsel neben Aristides Strateg war (Plut. Cim. 6. Arist. 23), wird durch die Anekdote Ions (Plut. Cim. 9) bestätigt, die weiter keinen historischen Wert hat, so vielfach sie auch von den Neueren mißbraucht worden ist; vgl. Forsch. II 63f.

528 Das Epigramm auf dem Delphischen Dreifuß auch [Demosth.] 59, 97.


529 Ruhmredige Inschrift des Pausanias auf dem Krater am Eingang des Bosporos Nymphis fr. 15 (Athen. XII 536a), vgl. Herod. IV 81.


530 Daß schon unter der spartanischen Führung eine ἀποφορὰ εἰς τὸν πόλεμον gezahlt sei (Plut. Arist. 24), ist wenig wahrscheinlich.


531 Die Namen des Uliades und Antagoras Plut. Arist. 23 stammen offenbar aus zuverlässiger Überlieferung, vermutlich in lokalen Chroniken; ebenso die beim Eid ins Meer versenkten μύδροι ib. 25, die auch Arist. Pol. Ath. 23 kennt. Im übrigen sind die späteren Berichte lediglich Überarbeitungen des Thukydides (mit dem Herod. VIII 3 übereinstimmt).


532 Ephoros' Erzählung (Diod. XI 50), daß die Spartaner nach dem Abfall der Bundesgenossen den Beschluß gefaßt haben würden, Krieg gegen Athen zu beginnen, wenn nicht der alte Hetoimaridas sie veranlaßt hätte, davon abzustehen, widerspricht dem Zeugnis des Thukydides I 95 und der Natur der Tatsachen und trägt die späteren Anschauungen in eine Zeit, wo die Gegensätze noch latent waren. Überdies macht sie aus Kimons Äußerung aus dem Jahr 464, Athen dürfe nicht zulassen, daß Hellas lahm werde (Ion bei Plut. Cim. 16), eine ἀρχαία μαντεία, Sparta müsse sorgen ὅπως μὴ χωλὴν ἔχωσι τὴν ἡγεμονίαν. Vgl. auch u. S. 483, 1.


533 Die Frage nach der Dienstpflicht der Bündner schien gegen WILAMOWITZ, Kydathen 71ff. durch BUSOLT, Rhein. Mus. 37, 627ff. definitiv erledigt. Sagt doch Thuk. II 9 in der Übersicht der Bundesgenossen ausdrücklich: τούτων ναυτικὸν παρείχοντο Χῖοι, Λέσβιοι, Κερκυραῖοι, οἱ δ᾽ ἄλλοι πεζὸν καὶ χρήματα, ohne irgendwie Verschiedenheiten innerhalb der ὑποτελεῖς anzudeuten. Neuerdings hat BOISSEVAIN, De dienstpflicht der leden van hat eerste Attisch Zeeverbond, Versl. Ak. Amsterdam IV 4, 1900, WILAMOWITZ' Behauptung wieder aufgenommen, nur eine Anzahl in späterer Zeit unterworfener Bündner seien kriegspflichtig gewesen. Mir scheinen die von ihm besprochenen Stellen das Gegenteil zu erweisen, daß alle Bündner kriegspflichtig waren (vgl. Thuk. III 6), aber von Athen nur in beschränktem und durch die lokalen Verhältnisse bedingtem Umfang zu größeren Unternehmungen herangezogen wurden. Wie wenig die allgemeinen Wendungen beweisen, lehrt Thuk. VI 84, wo Chalkis als ἀπαράσκευος ὢν καὶ χρήματα μόνον φέρων bezeichnet wird, und doch hat gerade Chalkis zur Sizilischen Expedition Truppen gestellt VII 57, 2.


534 Über die erste Einrichtung des Bundes wiederholen die Späteren lediglich die Angaben des Thukydides, nur daß sie Aristides' Namen [in Plut. Cim. wird daneben Kimon eingedrängt] hinzufügen, der durch die Urkunde des Nikiasfriedens (τὰς δὲ πόλεις [auf der Chalkidike] φερούσας τὸν φόρον τὸν ἐπ᾽ Ἀριστείδου αὐτονόμους εἶναι Thuk. V 18) bestätigt wird.


535 Die richtige Auffassung des πρῶτος φόρος ταχϑείς von 460 Tal. [bei Diod. XI 47 verschrieben 560] als Gesamtsumme, die auf die einzelnen Bündner verteilt wird, ergibt sich daraus, daß diese Summe bis auf Kleon festgehalten wird. KIRCHHOFF, Der Delische Bund im ersten Dezennium seines Bestehens, Hermes XI, hat unter gewaltsamster Umdeutung des Thuk. Textes [die dann schließlich dazu geführt hat, daß man sich durch Athetesen zu helfen suchte] die Geschichte der älteren Zeit des Bundes von Grund aus umzugestalten gesucht und darin viele Nachfolger gefunden; dagegen vor allen BELOCH, Rh. Mus. XLIII 104ff.; vgl. Forsch. II 82ff. – Sonst vgl. o. S. 458, 2. An der Authentizität der von den Ioniern den Athenern geschworenen Eide ὥστε τὸν αὐτὸν ἐχϑρὸν εἶναι καὶ φίλον zweifelt BUSOLT ohne Grund.


536 Daß Aristides' Beiname ὁ δίκαιος auf seiner Organisation der Bundessteuern beruht, ist auch bei Plato Gorg. 526 noch erkennbar; von hier aus ist die Bezeichnung für ihn eine Art Beiname geworden und auf sein früheres politisches Leben in Athen übertragen, von dessen Inhalt man gar nichts wußte; so schon bei Herodot VIII 79. 95. Die oligarchische Schrift, der Aristoteles folgt, verurteilt freilich auch ihn als Urheber der attischen Herrschaft und der Ausbeutung der Bundesgenossen zugunsten des Demos; und Theophrast (offenbar im πολιτικὸς πρὸς τοὺς καιρούς) bei Plut. Arist. 25 hat dies Urteil dahin modifiziert, Aristides sei im Privatleben ἄκρως δίκαιος gewesen, habe aber in der großen Politik die Moral dem Interesse der Heimat opfern müssen, was durch einige törichte Anekdoten belegt wird, die voraussetzen, daß Aristides noch 454 gelebt habe.


537 Die Feldzüge Kimons werden bei Thuk. und danach bei Diod. XI 60 und Plut. Cim. 7 [über die Verjagung des Pausanias s.u. S. 488, 1] unmittelbar an den Hegemoniewechsel angeknüpft. Ephoros hat den Stoff in folgenden Kapiteln geordnet: 1. Mauerbau und Piräeus; 2. Pausanias' Feldzug und Katastrophe; Gründung des Bundes durch Aristides; Hetoimaridas; 3. Katastrophe des Themistokles; 4. Kimons Feldzüge von Eion bis zum Eurymedon. Diodor hat diese Kapitel willkürlich auf die einzelnen Jahre verteilt, und zwar so, daß 476/5 und 474/3-472/1 leer bleiben; Kimons Feldzüge setzt er sämtlich unter Demotion 470/69. Aber in den Chroniken stand Eions Einnahme unter Phaidon 476/5: schol. Aesch. 2, 31 in einer Liste der 9 Unglücksfälle der Athener bei Enneahodoi: τὸ πρῶτον μὲν Λυσιστράτου καὶ Λυκούργου καὶ Κρατίνου στρατευόντων ἐπ᾽ Ἠιόνα τὴν ἐπὶ Στρυμόνι διεφϑάρησαν ὑπὸ Θρᾳκῶν, εἰληφότες Ἠιόνα, ἐπὶ ἄρχοντος Ἀϑήνησι Φαίδωνος. Dies Ereignis wird sonst nicht erwähnt, aber dadurch bestätigt, daß nach Pausan. I 29 4 die älteste Grabstele auf dem Kerameikos die der in Thrakien gegen die Edoner Gefallenen war. Pausanias bezieht das auf die Niederlage bei Drabeskos 464; aber da selbst wir noch eine ältere Grabstele besitzen (IG. I2 928, aus dem Jahre 465), muß die Katastrophe von 475 gemeint sein. Vgl. WILAMOWITZ, Arist. II 292. Dazu stimmt, daß Plut. Thes. 36 die Einholung der Gebeine des Theseus nach der Einnahme von Skyros unter Phaidon setzt. Mit Recht führt mithin BLASS, Rh. Mus. 29, 481 die genaue Bekanntschaft mit Thrakien in Äschylos' Persern 493ff. 866ff. auf Kimons Feldzug zurück. Daß die Annahme, Plut. Cim. 8 setze die Einnahme von Skyros unter Apsephion 469/8, auf Mißverständnis beruht, hat WILAMOWITZ, Arist. I 146 gezeigt: die Übertragung des Schiedsspruchs im tragischen Wettkampf an die Strategen hat mit den vorher erzählten Feldzügen gar nichts zu tun.


538 Thrakischer Feldzug: Herod. VII 106f. Weiteres offenbar authentisches Detail bei Plut. Cim. 7. Dazu die Inschriften der drei Hermen auf dem Markt (Äschin. 3, 183. Dem. 20, 112. Plut. Cim. 7) und WILAMOWITZ, Arist. I 155f., der mit Recht die Erzählung Pausan. VIII 8, 9 für Erfindung erklärt. Unterstützung durch Menon von Pharsalos: Demosth. 13, 23. 23, 199. – Der Zug gegen Skyros wird durch Seeraub der Doloper (Nepos Cim. 2. Plut. Cim. 8) und durch ein Orakel (Plut. Cim. 8. Thes. 36. Paus. III 3, 7. Aristid. II 315 und schol. III 688 Dind.) motiviert. – Karystos: Herod. IX 105. Vgl. die Namen Σκυροκλῆς und Καρυστόνικος auf den Grabstelen IG. I2 949. 22 und 943, 27.


539 Die Bedeutung der Bundessynode ist von den Neueren oft überschätzt worden; unberechtigt ist z.B. die Meinung SWOBODAS, Arch.-epigr. Mitt. XVI 67, Athen hätte die Ächtung des Arthmios von Zeleia (u. S. 571, 2) für das Bundesgebiet nicht verhängen können, solange die Synode noch bestand. [Analog ist das Schutzdekret für Leonidas von Halikarnaß IG. I2 56 für Athen und das Bundesgebiet ὅσης Ἀϑηναῖοι κρατοῦσι erlassen.] Die Bundesgenossen standen zu Athen nicht anders als die Latiner zu Rom, die auch eine lokale Autonomie besaßen.


540 Einführung der Maße und Gewichte: Aristoph. av. 1040. WILHELM im Anzeiger d. phil. Kl. der Wiener Ak. 7. Dez. 1897 S. 5. Vgl. IG. XII 5, 48 (Siphnos): Teile des athenischen Beschlusses über das Geldwesen; eingeführt in der Mitte des Jahrhunderts.


541 Die einzige erhaltene Darstellung der Entwicklung des Bundes, die kurze Skizze Thuk. I 99 [daraus entstellt Plut. Cim. 11], redet vom Gerichtszwang überhaupt nicht. Den späteren Zustand schildert [Xen.] Pol. Ath. 1, 16ff. Die Tragweite dieser Stelle hat man sehr mit Unrecht abzuschwächen gesucht; jedes Wort zeigt, daß hier nicht nur von Prozessen zwischen Bundesgenossen und Athenern, sondern von einem für alle Prozesse der Bundesgenossen durchgeführten Gerichtszwange die Rede ist. Vgl. Isokr. Paneg. 104 τοῖς αὐτοῖς νόμοις ἁπάσας τὰς πόλεις διῳκοῦμεν, συμμαχικῶς ἀλλ᾽ οὐ δεσποτικῶς βουλευόμενοι περὶ αὐτῶν; ferner 113: die Mitglieder der von Lysander eingerichteten Dekarchien περὶ τῶν δικῶν καὶ τῶν γραφῶν τῶν ποτε παρ᾽ ἡμῖν γενομένων λέγειν τολμῶσιν, ebenso Panath. 63. 66; vgl. Chamäleon bei Athen. IX 407 b. Vgl. auch den Sykophanten, der als κλητήρ in Privatprozessen die Städte heimsucht Arist. av. 1422ff. [es gab natürlich auch δημόσιοι κλητῆρες in Staatsprozessen IG. I2 63. 65]. – Genauere Bestimmungen enthielt das ganz verstümmelte Psephisma für Milet (um 450) IG. I2 22, wo, wie es scheint, für Zivilsachen eine Summe als untere Grenze bestimmt war, die Zahlung der πρυτα νεῖα (Gerichtsgelder, vgl. Pol. Ath. I. c.) geregelt wurde und es dann weiter heißt: αἱ δ]ὲ δίκαι Ἀϑήνησι ὄντων ἐν τ[ῇ ἡλιαίᾳ?, woran die weiteren Ausführungen anschlossen. Analoge Satzungen für die Kolonie in Histiäa, wo für Bagatellsachen (bis zu 10 Drachmen) lokale Gerichtshöfe in den einzelnen Ortschaften des Gebietes eingesetzt, die größeren Prozesse nach Athen überwiesen werden: IG. I2 40. 41. Früher waren ähnliche Bestimmungen für Erythrä erlassen IG. I2 10. Im Psephisma über Chalkis IG. I2 39 ist nur von der Kapitalgerichtsbarkeit die Rede, weil die Zivilgerichtsbarkeit offenbar lange vorher geregelt war und keiner neuen Bestimmungen bedurfte. In den Bestimmungen über Mytilene 427 IG. I2 60 = DS.3 76 heißt es δί]κας διδόν[τα]ς πρὸς Ἀϑην[αίων τοὺς ἐπισκόπους (?) κα]τὰ τὰς ξυ[μβο]λὰς αἳ ἦσαν [πρὸς Μυτιληναίους]; vgl. das Psephisma für Samos aus dem Jahre 405 IG. I2 126, II2. 1 = DS.3 116 καὶ περὶ τῶν ἐγκλημάτων, ἃ ἂγ γίγνηται πρὸς ἀλλήλους διδόναι καὶ δέχεσϑαι τὰς δίκας κατὰ τὰς συμβολὰς τὰς οὔσας. In dem Psephisma für Phaselis IG. I2 16 (vgl. p. 302) = DS. 272, das, wie WILHELM erkannt hat (vgl. Forsch. II 5 und u. S. 497), in die Zeit der Eurymedonschlacht gehört, heißt es: ἂμ μὲν Ἀϑήνησι ξυμβόλαιον γένηται πρὸς Φασηλιτῶν τινα, Ἀϑήνησι τὰς δίκας γίγνεσϑαι παρὰ τῷ πολεμάρχῳ [der für die Fremden der regelmäßige Gerichtsvorstand ist] καϑάπερ Χίοις, καὶ ἄλλοϑι μηδὲ ἁμοῦ τῶν δὲ ἄλλων (sc. δικῶν) ἀπὸ ξυμβόλων κατὰ [τὰς Χίων, so richtig SAUPPE] ξυμβολὰς πρὸς Φασηλίτας τὰς δίκας εἶναι, τὰς [δὲ ... ...]ο[.] ἀφελεῖν. Wenn ein (athenischer) Archon einen Prozeß gegen einen Phaseliten über ein anderswo geschlossenes Rechtsgeschäft annimmt, soll das Urteil ungültig sein und der Beamte eventuell bestraft werden. Daß für Chios nur ein beschränkter Gerichtszwang bestand und dieser auch dem entlegenen Phaselis gewährt wird, hindert nicht, sondern macht sogar sehr wahrscheinlich, daß schon damals für andere Gemeinden viel weitergehende Bestimmungen bestanden. Im Psephisma für Selymbria 409 (IG. I2 116 DITTENBERGER Syll. 3112) wird dagegen bestimmt, daß alle aus Schuldverträgen (ξυμβόλαια) zwischen Privaten oder zwischen der Gemeinde und Privaten erwachsenen Prozesse als δίκαι ἀπὸ ξυμβόλων behandelt (ὅτι δ᾽ ἂν ἀμφισβητῶσι, δίκας εἶναι ἀπὸ ξυμβόλων), d.h. nach den früheren Verträgen zwischen Athen und Selymbria entschieden werden sollen; und es ist nicht zu bezweifeln, daß diese die attischen Gerichte für zuständig erklärten. Weil die Prozesse auf Staatsverträgen (ξυμβολαί oder ξύμβολα) beruhen, werden sie als δίκαι ἀπὸ ξυμβόλων bezeichnet: Arist. fr. 380 ROSE (BEKKER, Anekd. 436, 1) Ἀϑηναῖοι ἀπὸ συμβόλων ἐδίκαζον τοῖς ὑπηκόοις. Hesych. ἀπὸ συμβόλων δικάζειν. ἐδίκαζον Ἀϑηναῖοι ἀπὸ συμβόλων τοῖς ὑπηκόοις˙ καὶ τοῦτο ἦν χαλεπόν. Pollux VIII 63. Was für Bestimmungen über die in jedem Falle zuständigen Gerichte der Vertrag enthielt, ist aus dem Terminus nicht zu ersehen; auch mit den Angehörigen selbständiger Staaten, wie den Peloponnesiern, gab es δίκαι ἀπὸ ξυμβόλων Antiphon 5, 78, die in der Regel das Forum des Beklagten für zuständig erklärt haben werden und daher diesen den attischen Gerichten entzogen. Dagegen gehören in den untertänigen Gemeinden alle dem Obligationenrecht angehörigen Prozesse (ξυμβόλαιαι δίκαι, d.h. Prozesse, die aus ξυμβόλαια, Kontrakten, entstehen [der Ausdruck ist mit δ. α. ξ nicht zu verwechseln!]) vor das attische Gericht; daher die oft mißverstandene Stelle Thuk. I 77 καὶ ἐλασσούμενοι γὰρ ἐν ταῖς ξυμβολαίαις πρὸς τοὺς ξυμμάχους δίκαις καὶ παρ᾽ ἡμῖν αὐτοῖς ἐν τοῖς ὁμοίοις νόμοις ποιήσαντες τὰς κρίσεις φιλοδικεῖν δοκοῦμεν, d.h.: »denn auch wenn wir in den Schuldprozessen mit den Bundesgenossen den kürzeren ziehen und obwohl wir ihnen bei uns gleiches Recht eingeräumt haben [d.h. uns unseres Vorteils freiwillig begeben; es ist weder von zwei verschiedenen Prozeßformen noch von zwei Klassen von Bundesgenossen die Rede, wie schon der Wechsel der Tempora lehrt], gelten wir doch für händelsüchtig.« Die angeführten Belege zeigen, daß die Grundzüge der späteren Gerichtsordnung für die Bundesgenossen weit über die Perikleische Zeit hinaufragen, wenn auch vielleicht diese erst die Organisation zum Abschluß gebracht hat. – Langsamer ist die Entwicklung der Kapitalgerichtsbarkeit gewesen. Der Rat von Erythrä muß schwören, keinen der zu den Persern geflüchteten Bürger aufzunehmen, οὐδὲ τῶν μενόντων ἐξελῶ ἄνευ τῆς γνώμης τῆς Ἀϑηναίων καὶ τοῦ δήμου (nämlich von Erythrä); dagegen bleibt ihm die Gerichtshoheit in Mordprozessen (IG. I2 10, 25ff.). Das nächste Stadium zeigt das Psephisma für Chalkis. Ein lebendiges Bild der späteren Zustände gibt Antiphons fünfte Rede. Vgl. auch IG. I2 56 = DS.3 54 um 440: Λεωνίδην ἐάν τις ἀποκτείνῃ ἐν τῶν πόλεων, ὦν Ἀϑηναῖοι κρατοῦσι, τὴν τιμωρίαν εἶναι καϑάπερ ἐάν τις Ἀϑηναίων (vgl. Arist. av. 1035).


542 Der alte Gegensatz war: Naxos auf Seite Athens, Paros feindlich [daher Verbindung mit Milet].


543 Naxos: Thuk. I, 98. 137. Arist. vesp. 355; bei Diodor und in den Kimonbiographien übergangen. Vgl. Ναξιάδης IG. I2 943, 31. Zur Chronologie s.u. S. 492, 2. – Erythrä IG. I2 10 (DS. 341). Kolophon ib. 14/15. Ein analoges Dekret ib. 20. Die Zeit ergibt sich aus der Schrift.


544 Zur Stele über die Ächtung der Tyrannen vgl. SWOBODA, Arch.-epigr. Mitt. 16, 56ff. WILAMO WITZ, Arist. I 114f., der bei Lycurg. c. Leocr. 117 mit Recht (nach Harpokration) Ἵππαρχον τὸν Χάρμου hergestellt hat.


545 Statuen der Tyrannenmörder: Chron. Par. 54; vgl. WACHSMUTH, Stadt Athen II 393ff. u.a.


546 Das von Themistokles als Choregen 476 auf die Bühne gebrachte Stück des Phrynichos (Plut. Them. 5) waren wahrscheinlich die »Phönissen«.


547 Daß die Verse Il. B 546ff. in Wirklichkeit die Zustände der Pisistratidenzeit reflektieren und ein junger Einschub sind, der den ursprünglichen Text verdrängt hat, hatte man vergessen. Sie galten in ganz Griechenland als authentisch, bis die Forschung und vor allem die Opposition des in ihnen zu Attika gerechneten Megara ihre Unechtheit erkannte.


548 Daneben waren sie allerdings Nachkommen des Ion und durch ihn des Apollo. Aber das empfand man nicht als Widerspruch gegen die Autochthonie. Man dachte sich den Hergang so, daß Ion zu Erechtheus gekommen und dem Volk nach sich und seinen Söhnen, den Eponymen der alten Phylen, den Namen gegeben habe. Seine Vaterschaft war also nur eine Fiktion – genau wie die Angehörigen der zehn neuen Phylen zugleich Nachkommen der von Kleisthenes eingesetzten Phylenheroen waren und daneben ihre Sonder stammbäume hatten.


549 Zu den Leichenreden Forsch. II 219f.; ihre stereotypen Erzählungen aus der Sagenzeit hat Herodot VII 161. IX 27 (o. S. 229) verwertet, während Thukydides sie II 36 (vgl. I 73) kurz ablehnt, weil sie allbekannt sind. Die Bezugnahme auf Menestheus findet sich bereits in den Hermen von Eion (o. S. 464, 1), die Bestattung der Sieben bei Äschylos in den »Eleusiniern«, das Gericht des Areopags in der »Orestie«; danach sind die analogen Hineindrängungen Athens in die Sagengeschichte gewiß gleichaltrig und nicht erst Schöpfungen des Sophokles und Euripides.


550 Die Späteren, Historiker wie Biographen, wissen über die innere Geschichte Athens nach 477 und über den Anlaß zum Sturz des Themistokles gar nichts. Thukydides geht in dem Exkurs I 135ff. darauf nicht ein, sondern erzählt nur die Schicksale des Themistokles nach seiner Verurteilung. Bei Plutarch wird der Versuch gemacht, die Lücke durch die gar nicht hierhergehörige Klage über Themistokles' Feldzug gegen die Inseln im Herbst 480 und durch ein paar Anekdoten auszufüllen; selbst daß Themistokles der Artemis Aristobule einen Tempel baute, muß zur Motivierung der Erbitterung der Athener herhalten (Plut. Them. 22). Die oligarchische Geschichtsfälschung, der Arist. Pol. Ath. 25 folgt, schreibt dem Themistokles sogar die Führerschaft im Kampf gegen den Areopag zu, unbekümmert um alle Chronologie.


551 Über Aristides' Schicksale nach 477 weiß vollends [abgesehen von dem Preis seiner Armut, den Äschines der Sokratiker bei Plut. Arist. 25 durch eine abgeschmackte Erfindung illustriert hat] niemand etwas anzugeben, selbst nicht über seinen Tod; nach Plut. Arist. 26 wäre er nach den einen auf einer Fahrt in den Pontos πράξεων ἕνεκα δημοσίων [das sieht wenig nach authentischer Überlieferung aus], nach anderen in Athen gestorben, während Krateros erzählte, er sei wegen Bestechung verurteilt und in Ionien gestorben. [Das bezog sich vielleicht, wie KRECH, De Crateri pseph. p. 64ff. vermutet, auf einen anderen sonst unbekannten Aristides, der als Steuereinsammler, ὅτε τοὺς φόρους ἔπραττε, verklagt und verurteilt wurde.] Erfunden ist die Erzählung des Idomeneus Plut. c. 4, welche ihm das in der Zeit Lykurgs entstandene Amt eines Finanzministers überträgt. Zu Aristoteles' Auffassung des Aristides s.o. S. 462, 3. Nepos' Angabe Arist. 3 decessit autem fere post quartum annum quam Themistocles Athenis erat expulsus [471/0], also 468/7, ist vielleicht nur Folgerung aus der Anekdote (Plut. Arist. 3), bei der Aufführung von Äschylos' »Thebais«, die in dies Jahr fällt, habe bei der Schilderung des Amphiaraos von 592 das ganze Theater sich nach Aristides umgewendet [so auch BUSOLT III 1, 113].


552 Kimons Persönlichkeit läßt sich aus den zahlreichen gleichzeitigen Angaben, die Plutarch bewahrt hat [darunter Kratinos fr. 1 in cp. 10), sehr wohl fassen; namentlich in Ions Erzählung c. 9 tritt sie, und im Gegenbilde auch Themistokles, deutlich hervor. Ähnlich im Gegensatz zu Perikles Plut. Per. 5. Daß Kimon musikalisch nicht ungebildet war, bezeugt Ion (c. 9) gegen die Übertreibungen des Stesimbrotos (c. 4) als Augenzeuge. Theopomp hat seine Freigebigkeit übertrieben (fr. 89 J.; daraus die Biographie bei Nepos 4 und Plut. Cim. 10), während Aristoteles Pol. Ath. 27, 3, der bei Plutarch zitiert wird, das Richtige gibt. Im übrigen bedarf es kaum der Bemerkung, daß die oligarchische Auffassung der Stellung Kimons, der Aristoteles Pol. Ath. 26 folgt, grundfalsch ist.


553 Die Geschichte des Pausanias erzählt Thuk. I 128ff. [dem Ephoros und Nepos folgen] unter Benutzung der bei seiner Katastrophe aufgefundenen Briefe, von denen er die beiden ersten Schriftstücke mitteilt. Ihre Echtheit ist evident, selbst wenn sie vom Schriftsteller etwas stilisiert sein sollten; wahrscheinlich sind sie beim Prozeß des Themistokles nach Athen mitgeteilt worden. Der Unterhändler Gongylos von Eretria erhielt später ein Fürstentum in Teuthranien: o. S. 57. – Herodot V 32 hat von den Vorgängen nur unsichere Kunde und möchte sie möglichst vertuschen. Nach ihm hätte Pausanias ἔρωτα σχὼν τῆς Ἑλλάδος τύραννος γενέσϑαι die Tochter des Megabates, eines Neffen des Darius, heiraten wollen, εἰ δὴ ἀληϑής γε ἐστὶ ὁ λόγος, während nach Thuk. Megabates aus der Satrapie von Daskylion abberufen und an seine Stelle Artabazos, S. d. Pharnakes, der Führer des Rückzugs der Perser im Jahr 479, gesetzt wird, dem der König größeres Vertrauen schenkte.


554 Schlachten bei Tegea und Dipaia: Herod. IX 35. Isokr. 6, 99. [Vielleicht mit Recht bezieht O. MÜLLER das Epigramm Simonides fr. 102 BERGK auf die Schlacht bei Tegea; es könnte allerdings auch auf den Kampf bei Mantinea Thuk. IV 134 gehen.] Mit Recht folgert WILAMOWITZ, Isyllos S. 182 aus Pindar Ol. 6, die ins Jahr 468 gehört [später kann das Gedicht keinenfalls gesetzt werden], wo ein Stymphalier die Beziehungen des Iamidenhauses [dem der Seher Tisamenos angehört, dessen sich Sparta in diesen Kämpfen wie bei Platää bediente] zu Sparta (Pitana) genealogisch verherrlicht, daß die Insurrektion Arkadiens damals bereits überwunden war. Die beiden Schlachten gehören also etwa in die Jahre 473-470. Für die Geschichte der Überlieferung ist höchst charakteristisch, daß kein Späterer von diesen Kämpfen etwas weiß, weder Diodor noch Justin noch Aristodemos; auch die Lokalschriftstellerei bei Pausan. III 11, 7. VIII 8, 6. 45, 2 kennt sie nur aus Herodot. Eine auch nur oberflächliche Kunde von diesen Ereignissen hätte genügt, um die Hetoimaridasgeschichte, die Ephoros auftischt (o. S. 459, 1), unmöglich zu machen. Auch von Leotychidas' Expedition nach Thessalien hat Ephoros nichts berichtet, und den Krieg der Argiver gegen Tiryns setzte er nach fr. 56 J. (Steph. Byz. Ἁλιεῖς) in weit frühere Zeit [daher wird er auch bei Diod. XI 65, 2 ausdrücklich ignoriert]. Dagegen kannte er den Krieg von Argos gegen Mykene: mit dem Erdbeben von 464 und dem messenischen Aufstand setzt seine Kunde der peloponnesischen Geschichte ein, vorher wußte er nur, was bei Thukydides steht.


555 Kleandridas und Tegea: Polyän II 10. 3 [das Strategem des Archidamos bei Frontin I 11, 9. Polyän I 41, 1 deutet BUSOLT dagegen richtig auf einen Kampf im Jahre 369, s. Xen. Hell. VII 1, 29].


556 Die Einführung der ξεναγοί Thuk. II 75. Xen. Hell. 5, 7 u.a. hat BUSOLT wohl mit Recht in diese Zeit gesetzt.


557 Zakynthos und Hegesistratos: Herod. IX 37, vgl. VI 70.


558 Synoikismos von Elis: Strabo VII 3, 2. Diod. XI 54 nach chronographischer Quelle (nicht Ephoros) unter dem Jahr 471/0, was richtig sein wird. Ol. 77 (472) werden die Hellanodiken nach der Zahl der Phylen von 9 auf 10 vermehrt (Hellanikos fr. 113 J. Harpokr. Ἑλλανοδίκαι. Pausan. V 9, 5). Sturz der Oligarchie: Arist. Pol. V 5, 8. Rat der Fünfhundert neben dem δᾶμος πληϑύων IGA. 113 c = Olympia V (Inschr.) 7; später Sechshundert Thuk. V 47; an der Spitze der Beamten stehen Damiurgen und ϑεσμοφύλακες. – BUSOLTS Annahme III 1, 118 (ebenso schon DUNCKER), daß der Synoikismos von Mantinea in diese Zeit falle, ist wenig wahrscheinlich. Mantinea ist jetzt und noch im messenischen Aufstand (Xen. Hell. V 2, 3) eifrig spartanisch, während Tegea noch im Krieg gegen Mykene auf argivischer Seite steht. Der Umschwung kann also erst in den nächsten Krieg zwischen Argos und Sparta fallen, s.u. S. 555.


559 Herod. VI 83 vgl. VII 137. Strabo VIII 6, 11. In der neugefundenen Olympionikenliste (GRENFELL and HUNT, Oxyrhynchos papyri II. ROBERT, Hermes 35) siegt ein Tirynthier Ol. 78, 468; kurz nachher muß die Zerstörung fallen.


560 Korinth gegen Kleonä: Plut. Cim. 17. Gegen Mykene leistet Kleonä den Argivern Hilfe, Strabo VIII 6, 19, ebenso bei Tanagra Paus. I 29, 7; in der Folgezeit sind Kleonäer und Orneaten untertänige Bundesgenossen der Argiver, Thuk. V 67, vgl. 47, wie vor Alters. – Der Helm aus Olympia mit der Aufschrift Τἀργεῖοι ἀνέϑεν τῶι Διί τῶν Κορίνϑοϑεν und der zugehörige Schild IGA. 32. 33 = Olympia V (Inschr.) 250. 251 gehört in diese Zeit.


561 Daß für Spartas Verhalten gegen Pausanias die Rücksicht auf Athen maßgebend war, hat NORDIN, Die äußere Politik Spartas S. 89f. erkannt.


562 Chronologie. Nach Thukydides ist Themistokles zur Zeit der Belagerung von Naxos nach Asien geflohen und kurz nach Artaxerxes' I. Antritt (Sommer 465) zum König gekommen. Sein Ostrakismos fällt also mehrere Jahre vorher [wodurch die Anekdote bei Arist. Pol. Ath. 25 auch chronologisch unhaltbar wird]. Wie Aristoteles lehrt, waren die Ostrakismen in der attischen Chronik verzeichnet; er hat es jedoch nicht mehr für der Mühe wert gehalten, sie nach 480 zu berücksichtigen. Aber in jeder Atthis war das Datum des Ostrakismos des Themistokles zu finden. Daß dagegen auch das Datum seiner Verurteilung aufgezeichnet war, ist sehr unwahrscheinlich. Mithin sind die überlieferten Daten auf seinen Ostrakismos zu beziehen [gegen WILAMOWITZ und BUSOLT]. Nach diesem datiert Nepos Arist. 3 Aristides' Tod. Dies Datum scheint auf das Jahr 471/0, also Frühjahr 470 zu führen (o. S. 477, 1). Unter diesem Jahre hat Diodor den zusammenfassenden Bericht des Ephoros über Th.s' letzte Schicksale eingelegt, nachdem er aus den drei vorhergehenden Jahren nichts von griechischer Geschichte erzählt hat; offenbar fand er das Datum in der von ihm benutzten Chronik und stellte daher das betreffende Kapitel des Ephoros hierher. Auf dasselbe Datum führt Cicero Lael. 42: Themistocles ... propter invidiam in exilium expulsus ... fecit idem quod viginti annis ante (im Jahr 491) apud nos fecerat Coriolanus. Bei Eusebius steht Themistokles' Flucht zu den Persern [die in der Chroniknotiz für den Ostrakismos eingetreten ist] unter Ol. 77, 1 472/1 [cod. R. 76, 3]. Das Datum 470 wird dadurch bestätigt, daß bei der Aufführung von Äschylos' »Persern«, 472, Th. unmöglich ostrakisiert gewesen sein kann. – Pausanias' Katastrophe fällt später als Th.s' Ostrakismos, unmittelbar vor seinen Prozeß, also, da Th. einige Zeit in Argos gelebt haben muß, frühestens 469, wahrscheinlicher 468. Zwischen seiner Rückberufung und seinem Tod mag etwa ein Jahr gelegen haben. Mithin ist er in Byzanz und Kolonä zusammen von 478 bis etwa 469 gewesen. In welches Jahr dieses Zeitraums seine Verjagung aus Byzanz fällt, ist aus Thukydides' Worten: ἐπειδὴ ... ἐκ τοῦ Βυζαντίου βίᾳ ἐκπολιορκηϑεὶς εἰς μέν τὴν Σπάρτην οὐκ ἐπανεχώρει, ἐς δὲ Κολωνάς cet. nicht zu entnehmen. Bei Plutarch Cim. 6 ist daraus gemacht: οἱ σύμμαχοι μετὰ τοῦ Κίμωνος ἐξεπολιόρκησαν αὐτόν, ὁ δὲ ἐκπεσὼν τοῦ Βυζαντίου ...; diese Worte sind von Plutarch in die Erzählung von seinem Frevel an Kleonike (Pausan. III 17, 7. Aristodem. 8) und dem Versuch ihn zu sühnen eingeschoben. Seine Quelle knüpfte die Einnahme von Byzanz unmittelbar an den Hegemoniewechsel an. Das ist aber unmöglich. Nun gibt Justin IX 1 an, daß Pausanias sieben Jahre im Besitz von Byzanz gewesen sei, also bis 472. Es hindert nichts, dies Datum, das auf byzantinischer Lokalüberlieferung beruhen wird, für historisch zu halten. Vgl. Forsch. II 59f.


563 Für die Alten wie für uns ist, abgesehen von den chronologischen Daten, Thukydides die einzige Quelle. Ephoros [den Ursprung des Diodorischen Berichts aus Ephoros bestätigt die wörtliche Übereinstimmung von XI 54, 4 mit fr. 189 J. bei Plut. de mal. Her. 5; auch bei Plut. Them. 23 liegt dieselbe Darstellung zugrunde] hat ihn sehr ungeschickt verarbeitet, indem er Pausanias' Katastrophe unmittelbar an den Hegemoniewechsel anschloß und die des Themistokles erst weit später erzählte (o. S. 463, 1). Dadurch war er gezwungen, eine doppelte Anklage des Themistokles durch die Spartaner zu erfinden, eine gleich nach Pausanias' Katastrophe, von der er freigesprochen wird, eine zweite mehrere Jahre später nach dem Ostrakismos, die er vor dem angeblichen Synedrion der Hellenen (o. S. 396, 1) stattfinden läßt. Thukydides' Bericht über Pausanias ist offenbar im wesentlichen authentisch; einzelnes, wie die Geschichte des Argiliers, mag von der Tradition legendarisch ausgeschmückt sein.


564 Das Datum von Leotychidas' Absetzung steht durch die Königsliste fest, s. Forsch. II 507. Daraus ergibt sich der politische Zusammenhang, der von den Neueren, die auf Grund der durchgehenden falschen Datierung der Eurypontiden bei Diodor das Ereignis meist 476 setzen, nicht erkannt werden konnte. Vgl. ED. MEYER, Theop. Hell. 245f. Den Hergang, von dem Ephoros nichts wußte (o. S. 483, 1), erzählt Herod. VI 72, der durch Plut. de mal. Her. 21 und Pausan. III 7, 9 ergänzt wird. – Die Neueren haben wie die Geschichte von der geplanten Verbrennung der hellenischen Flotte in Pagasä (o. S. 453, 1) auch die weitere, bei Plut. Them. 20 erzählte Anekdote mit dem thessalischen Unternehmen in Verbindung gebracht, daß Sparta beantragt habe, die Staaten, welche nicht am Krieg gegen Persien teilgenommen hatten, aus der Amphiktionie auszuschließen; Themistokles habe das vereitelt. Ich halte die eine Erzählung für ebenso wertlos wie die andere. Die Amphiktionie hat erst durch den Heiligen Krieg politische Bedeutung gewonnen, und auch da nur scheinbar; damals ist die Erzählung erfunden.


565 Perkote und Palaiskepsis fügen Phanias und Neanthes bei Plut. Th. 29, Athen. I 29f. offenbar mit Recht den von Thuk. genannten Städten hinzu. Nach ep. Them. 20 hätte Th. Lampsakos die Freiheit gegeben, was, wie WILAMOWITZ bemerkt, eine Einkleidung der Tatsache sein mag, daß er sich hier nicht behaupten konnte und in den Eintritt der Stadt in den Delischen Bund willigte. – Die Legende von Th.s' Tod durch Stierblut erwähnt Aristoph. eq. 83 und setzt Thukydides voraus [falsch Cic. Brut. 43]. Statue auf dem Markt in Magnesia (Nepos Them. 10) auf einer Münze der Kaiserzeit: RHOUSOPULOS, MAI. XXI 18; vgl. WACHSMUTH, Rhein. Mus. 52, 140. Bild in Athen in dem von ihm gestifteten Tempel der Artemis Aristobule: Plut. Them. 22. – Münzen des Th. aus Magnesia: WADDINGTON, Rev. num. 1856. BABELON, Les Perses achém. LXVIII 55. – Stiftung von Festen in Magnesia: Possis bei Athen. XII 533 e. – Zeit seines Todes: u. S. 496, 2.


566 Wohl mit Recht vermutet WILAMOWITZ, Arist. I 151, daß Thukydides hier wie für die Pisistratidengeschichte (VI 59) Lampsakenische Überlieferungen benutzt hat; hier waren wie in Magnesia Themistokles' Andenken und seine Nachkommen in Ehren geblieben (Inschrift bei LOLLING, MAI. VI 103). Auch Charon von Lampsakos hatte von seinen letzten Schicksalen erzählt (Plut. Them. 27). Dieser wie Thukydides ließen Th. zu Artaxerxes kommen; die Späteren, von Deinon und Ephoros an, rückten die Katastrophe in frühere Zeit und setzten daher Xerxes an seine Stelle. Außerdem haben sie die Geschichte im Geschmack der späteren Zeit mannigfach weiter ausgemalt, so Ephoros, Phanias, Neanthes u.a. Der Niederschlag all dieser Erzählungen, verbunden mit einer Anzahl zeitgenössischer und urkundlicher Notizen und Angaben über seine Nachkommen, Monumente cet. ist in die Biographie übergegangen, die bei Plutarch vorliegt und vom Verfasser der Themistoklesbriefe, eines nicht ungeschickten historischen Romans in Briefen, benutzt ist. Wert haben neben Thukydides nur diese Notizen, darunter 1. der Name des Anklägers, den Krateros fr. 5 (Lex. rhet.) den Akten entnahm [aus ihm bei Plut. Them. 23 (irrtümlich Arist. 25) und ep. Them. 8 mit mehreren hinzu erfundenen Namen], Krateros lehrt zugleich, daß es sich um eine Eisangelie handelt, wie bei Miltiades' Prozeß. [WILAMOWITZ' Behauptung Arist. I 140: »notorisch hat der Areopag das Urteil wegen Landesverrats gegen Th. gefällt«, ist mir unverständlich, wenn schon die törichte Anekdote bei Arist. Pol. Ath. 25 dieselbe Auffassung hat; vielmehr ist kein Zweifel, daß das Urteil von der Volksversammlung gefällt ist.] 2. Stesimbrotos' Angabe über Epikrates Plut. Them. 24. 3. Desselben Angabe, Them. habe zu Hieron gehen, dessen Tochter heiraten und ihm die Griechen unterwerfen wollen, Hieron aber habe ihn abgewiesen, Plut. Them. 24 (ep. Them. 20, vgl. 7, ist fälschlich Gelon an Stelle Hierons gesetzt). Plutarch verwirft die Angabe auf Grund einer Anekdote Theophrasts, der Themistokles in Olympia gegen Hieron so reden läßt, wie später Lysias gegen Dionys (auch Älian v.h. 9, 5). In Wirklichkeit wird Stesimbrotos' Angabe ganz richtig sein, da nur so Th.s' Flucht nach Westen sich erklären läßt. Da diese aber jedenfalls nahezu in dieselbe Zeit mit Hierons Tod gefallen sein muß – denn sonst wäre Th. zu Xerxes, nicht zu Artaxerxes gekommen –, ist es wahrscheinlich, daß dies Ereignis Th.s' Absicht durchkreuzt hat. – In Thukydides' Erzählung ist die Anekdote von Th. bei Admetos aus der Telephossage entlehnt. Auch daß er auf der Fahrt nach Asien bei dem attischen Geschwader vorbeigekommen sei, welches Naxos belagerte [WILAMOWITZ' Versuch Arist. I 150, dafür bei Plut. 25 die Lesung Θάσον zu verteidigen, ist unhaltbar, da Plutarch gerade hier ein Zitat aus Thukydides gibt], mag legendarisch sein; doch sehe ich keinen Grund, mit WILAMOWITZ die Angabe zu verwerfen und die Belagerung von Naxos vor 467 anzusetzen. [Ephoros setzt an Stelle der Seefahrt den Landweg durch Thrakien, offenbar vor allem aus chronologischen Bedenken, Diod. XI 56.] Den Brief des Th. an den König gibt Thuk. selbst nicht als authentische Urkunde, wie die Schreiben in der Pausaniasgeschichte, sondern als Referat über die von Th. vorgebrachten Argumente.


567 Kritik der Überlieferungen über die Schlacht am Eurymedon: Forsch. II 1ff. Thukydides I 100 gibt nur die nackte Tatsache. Plutarch Cim. 12f. erzählt den Hergang im wesentlichen nach Kallisthenes. Ephoros (bei Diod. XI 60f. und in Zitaten bei Plutarch) gibt den karisch-lykischen Feldzug offenbar richtig (aus dem bei Plutarch die sicher authentische Angabe über Phaselis bewahrt ist – solche Züge werden auf kleinasiatische und attische Chroniken zurückgehen), hat aber eine ganz absurde Schlachtschilderung entworfen, weil er ein auf Kimons letzten cyprischen Feldzug bezügliches Siegesepigramm, wie seine Zeitgenossen (Lykurg c. Leocr. 72), fälschlich auf die Eurymedonschlacht bezog; daher wird auch die Zahl der erbeuteten Schiffe von 200 auf 100 reduziert (ebenso Aristodem 11). Ein authentisches Zeugnis für die Schlacht ist auch das Epigramm auf die Gefallenen Anthol. Pal. VII 258 (Simon. 10, 5 BERGK), dessen Echtheit BR. KEIL, Hermes XX sehr mit Unrecht bestritten hat. Kallisthenes' Schlachtschilderung, die natürlich auf ältere Quellen zurückgeht, stimmt damit überein und erscheint durchaus glaubwürdig. [Die Behandlung dieser Fragen durch SCHWARTZ, Kallisthenes' Hellenika, Hermes 35, 1900, kann ich nicht für richtig halten.]


568 Chronologie: Die Schlacht fällt, da ein längerer Feldzug vorherging, in den Hochsommer oder Herbst, und zwar wahrscheinlich in das Jahr vor dem Aufstand von Thasos (465), also 466, vielleicht auch schon 467, jedenfalls also noch unter Xerxes. Eusebius setzt sie Ol. 79, 4 461/0 unter Artaxerxes [ebenso Aristodem 11, weil er sie nach Themistokles' Flucht zu Artaxerxes erzählt]; Diodor mit dem Feldzug gegen Eion und Skyros ins Jahr 470/69 (u. S. 502, 2). Mit Unrecht hat man Themistokles' Tod (nach Euseb. Ol. 78, 2 oder 3 467/6 oder 466/5) mit der Eurymedonschlacht in Verbindung gebracht (so Aristodem 10. Suidas Κίμων); die Biographie setzt ihn dagegen in die Zeit von Kimons cyprischem Feldzug Plut. Them. 31. Cim. 18.


569 Zur Urkunde über Phaselis IG. I2 16 (vgl. p. 302) (DS.2 72) vgl. o. S. 470 Anm.


570 Fahrten des Perikles und Ephialtes: Plut. Cim. 13.


571 Halikarnaß: Suidas s.v. Πανύασσις und Ἡρόδοτος. Seit 454 erscheint die Stadt in den Tributlisten; Lygdamis wird nicht genannt. Aber das unter seiner Herrschaft beschlossene Gesetz der Doppelgemeinde Halikarnaß und Salmakis über den Prozeß in Grund besitzstreitigkeiten (IGA. 500. DS.3 45. Anc. Greek inscr. in the British Museum IV 886; SWOBODA, Arch.-epigr. Mitt. XV 115ff.) scheint erst gegen die Mitte des Jahrhunderts erlassen zu sein. Beziehungen auf den Sturz der Tyrannis hat man mit Unrecht darin gesucht, s. RÜHL, Philol. 41, 54ff.


572 In den Tributlisten des Krateros kam allerdings nach MEINEKES sicheren Verbesserungen (Steph. Byz. p. 715) auch Adramytion vor, ebenso die Markäer im Ida (Μαρκαῖοι, Ἤσσιοι); aber das beweist nicht, daß sie wirklich Tribut gezahlt haben.


573 Die Ausdehnung des Gebiets von Kyme erweist die Höhe seines Tributs (12 und seit 450 9 Tal.); bei Diod. XV 18 streiten Kyme und Klazomenä um den Besitz von Leuke an der Hermosmündung.


574 Zu Daskylion vgl. Steph, Byz. Βρύλλιον, πόλις ἐν τῇ Προποντίδι (seit 432 Mitglied des Bundes), das Ephoros Ib. V mit Kios identifizierte ... Βρυλλὶς ἡ χώρα, ἐν ᾗ Δασκύλειόν ἐστι μικρὸν πολισμάτιον, womit nur der tributzahlende Ort, nicht der Satrapensitz gemeint sein kann. Oder kauft sich der Satrapensitz damit los?


575 Feldzug auf der Chersones: Plut. Cim. 14 und die von KÖHLER, Hermes XXIV 85 vortrefflich erläuterte Totenliste IG. I2 928, die auch die Gefallenen aus den Bundesstädten (erhalten Madytos und Byzanz) aufführt. Sie beweist, daß der Aufstand von Thasos während des Kriegs am Hellespont ausgebrochen ist.


576 Thasos und Drabeskos: Thuk. I 100. IV 102 [daraus Ephoros bei Diod. XI 70. XII 68]. Plut. Cim. 14. Herod. IX 75. Isokr. 8, 86. Vgl. Polyän II 33 (kann auch 408 sein). Als Datum der Niederlage bei Drabeskos steht durch Thuk. IV 102 und schol. Äsch. 2, 31 das Jahr 465/4 fest (vgl. o. S. 281, 2), d.i. wahrscheinlich das Frühjahr 464. Die ersten Kämpfe auf Thasos fallen nach IG. I2 928 in dasselbe Kriegsjahr mit den Kämpfen auf der Chersones, haben also wahrscheinlich im Sommer 465 begonnen. Die Kapitulation τρίτῳ ἔτει fällt somit 463 (Diod. XI 70 setzt sie richtig unter 464/3).


577 Erdbeben in Sparta: Thuk. I 101. Details bei schol. Arist. Lysistr. 1144, wahrscheinlich nach Philochoros (vgl. schol. 1138), Plut. Cim. 16 = Polyän I 41, 3 (ähnlich Älian var. hist. VI 7, vgl. Pausan. IV 24, 5), und aus Ephoros (der charakteristisch genug Messenier und Heloten scheidet, was dem alten Sprachgebrauch, z.B. Thuk. I 101, widerspricht und erst seit 370 möglich ist) bei Diod. XI 63, vgl. 84. Ferner Herod. IX 35. 64 (daraus Pausan. III 11; 8; vgl. WILAMOWITZ, Arist. 11 296 A). Bei Cic. div. 112 prophezeit Anaximander (!) die Katastrophe und rettet dadurch die Spartaner, die die Stadt verlassen und bewaffnet auf offenem Felde lagern. – Das Erdbeben fällt nach Plut. Cim. 16 ins 4. Jahr des Archidamos, d.i. 465/4 (vgl. Forsch. II 508). Pausan. IV 24, 5 gibt Ol. 79, 1 = 464/3, womit nach der in seiner Zeit üblichen Gleichung das römische Jahr 464 gemeint ist. Damit stimmt Thukydides genau. Trotz WILAMOWITZ, Arist. II 295 ist es gänzlich unmöglich, das Erdbeben mit schol. Arist. Lys. 1144 ins 12. Jahr nach Platää unter den Archon Theagenides 468/7 zu setzen; da muß eine Verwechslung vorliegen. [BUSOLT, Griech. Gesch. III 1, 300 glaubt in der verstümmelten Überschrift eines Volksbeschlusses über die Messenier IG. I2 37 οκλες Φι .. den Archon Philokles 459/8 finden zu können, unter den das Ende des Kriegsfalle; aber das ist unmöglich, hier kann nur der Name des γραμματεύς gestanden haben.] Diodor erzählt den Beginn des 10jährigen Messenischen Kriegs XI 63 unter 469/8, sein Ende XI 84 unter 456/5. Letzteres wird richtig sein, aber ersteres hat gar keine Bedeutung. Ephoros hatte die Geschichte in folgende Kapitel geordnet: 1. Themistokles' Ausgang (Diod. XI 54-59 unter 471/0); 2. Kimons Feldzüge bis Eurymedon (XI 60-62 unter 470/69); 3. Erdbeben in Sparta, Bruch mit Athen, Argos gegen Mykene (XI 63-65 unter 469/8 und 468/7 – die drei folgenden Jahre füllt Diodor dann durch sizilische Dinge und den Thronwechsel in Persien); 4. Feldzüge gegen Thasos und Ägina, die unter dem Gesichtspunkt des Kriegs gegen zwei abtrünnige (!) Inseln vereinigt werden, obwohl sie chronologisch weit auseinander lagen (Diod. XI 70 unter 464/3); 5. Ägyptische Expedition (XI 71. 74. 75. 77 [dazwischen Sizilisches] unter 463/2-460/59); 6. Sturz des Areopags (XI 77 unter 460/59); 7. Krieg gegen die Peloponnesier und Böoter bis zum 5jährigen Frieden (XI 78-86 unter 459/8-454/3 [c. 88 wird Perikles' Fahrt unter 453/2 nach anderer Quelle zum zweiten Male erzählt]); 8. Kimons cyprischer Feldzug, Kalliasfriede (XII 3. 4 unter 450/49 und 449/8); 9. die Kriege bis zum 30jährigen Frieden (XII 5-7 unter 448/7-446/5). Diese Übersicht zeigt, daß Diodors chronologische Ansätze völlig willkürlich und bedeutunglos sind. Fest stand ihm nur Kimons Zug nach Cypern 450/49, mit dem er den Bucheinschnitt macht, und Xerxes' Tod 465/4. Den 5jährigen Frieden setzt er 454/3, weil er den Wiederausbruch des Kriegs unmittelbar nach dem Kalliasfrieden 448/7 eintreten läßt.


578 Makedonien: Herod. V 17. Thuk. II 99. Plut. Cim. 14.


579 Ehren der Athener für den König, der mit seinem Vater Perdikkas verwechselt wird: Demosth. 23. 200. Nach Justin VII 4 hätte Xerxes dem Alexander das ganze Land zwischen Olympos und Hämos geschenkt.


580 Therme und Pydna: Thuk. I 61. 137.


581 Nach Philipps Behauptung [Demosth.] 12, 21 hat Alexander daß Gebiet von Amphipolis bereits im Perserkriege besetzt und von der den Persern abgenommenen Beute eine goldene Statue nach Delphi geweiht; vgl. o. S. 279, 2.


582 Die innere Umwandlung Athens nach den Perserkriegen wird auch von den Alten berücksichtigt, aber statt auf die spontane ökonomische Entwicklung, die durch das Eingreifen der Staatsmänner höchstens gefördert werden konnte, auf die bewußte Initiative dieser zurückgeführt, so die Anlockung der Metöken auf Themistokles (Diod. XI, 43), die Übersiedlung vom Lande in die Stadt auf Aristides (Arist. Pol. Ath. 24). Zu den Metöken vgl. Pol. Ath. 1, 10ff.


583 Da die von den Spartanern und ihren Bundesgenossen für den Sieg von Tanagra 457 geweihte Nike (Pausan. V 10, 4. IGA. 26a = Olympia Inschr. 253) auf dem Ostgiebel des Tempels von Olympia errichtet wurde und demselben organisch eingefügt ist, muß der Tempel damals im wesentlichen fertig gewesen sein. Danach ist es wahrscheinlich, daß die Zeusstatue des Phidias bald nachher, etwa seit 451, und vor dem Beginn der großen Bauten in Athen, gearbeitet ist. Das hat namentlich LÖSCHCKE auch sonst höchst wahrscheinlich gemacht, im Gegensatz zu der Angabe des Philochoros (schol. Arist. pac. 605), nach der Phidias erst nach seinem Prozeß in Athen 437 nach Elis kam, die Zeusstatue anfertigte und dann von den Eliern gleichfalls der Unterschlagung angeklagt und hingerichtet wurde. Vgl. ROBERT, Hermes 23. LÖSCHCKES Ansicht stimmt dazu, daß Phidias, als er die Athenastatue arbeitete, bereits ein älterer, kahlköpfiger Mann war, und scheint von den Archäologen jetzt allgemein angenommen [die Frage des Prozesses des Perikles in Athen ist dabei ganz beiseite zu lassen, vgl. Forsch. II 500]. Im übrigen kann ich auf die verwickelten Fragen der Chronologie der griechischen Künstler dieser Zeit hier nicht eingehen; durch die von ROBERT, Hermes XXXV behandelte Olympionikenliste ist sie wesentlich gefördert und geklärt worden. – Weiteres u. S. 807f.


584 Kimons Anlagen: Plut. Cim. 13. Nepos Cim. 2. Πεισιανάκτειος στοά (= Ποικίλη) Plut. Cim. 4. Diog. Laert. VII 1, 6. Suidas Ζήνων; Polygnots Uneigennützigkeit auch Harpokr. Phot. Suid. s.v. Πολύγνωτος. Über die Gemälde ROBERT, Die Marathonschlacht (18. Hall. Winckelmannsprogr. 1895).


585 Die Hypothesen FURTWÄNGLERS, Meisterwerke der griechischen Plastik (vgl. Ber. Münch. Ak. 1898) über die Geschichte der Tempelbauten scheinen mir wenig wahrscheinlich. Kann der ältere Parthenon (über denselben DÖRPFELD, MAI. XVII), den er auf Themistokles statt auf Kimon zurückführen will (ebenso in weiterer Ausführung BR. KEIL, Anon. Argent.), von der großen Aufschüttung und der Südmauer getrennt werden? Daß der Bau erst anderthalb Jahrzehnte nach den Perserkriegen in Angriff genommen wird, scheint ebensowenig auffällig, wie ich glauben kann, daß an der Verlegung des Hekatompedon irgend jemand Anstoß genommen hat, oder gar, daß das eine revolutionäre Idee war, die nur auf Themistokles zurückgehen könne. Es ist nicht geraten, in die athenische Baugeschichte möglichst viel hineinzugeheimnissen. Die Unterbrechung des Baus ist nicht durch eine politisch-religiöse Gegenströmung, sondern deutlich durch den Krieg veranlaßt worden; sobald wieder Friede war, hat man den Bau wieder aufgenommen, nur in glänzenderer Gestalt.


586 Über die Grundlagen der agrarstatistischen Berechnung s. Forsch. II 189ff.; über den Import fremder Produkte vor allem die Zitate bei Athen. I 27ff.


587 Arist. Pol. Ath. 24 (nach der oligarchischen Quelle): Aristides συνεβούλευε ... καταβάντας ἐκ τῶν ἀγρῶν οἰκεῖν ἐν τῷ ἄστει˙ τροφὴν γὰρ ἔσεσϑαι πᾶσι, τοῖς μὲν στρατευομένοις, τοῖς δὲ φρουροῦσι, τοῖς δὲ τὰ κοινὰ πράττουσι (vgl. o. S. 506, 1). Für die größeren landwirtschaftlichen Betriebe ist es durchaus die Regel, daß der Besitzer, wie in der homerischen Zeit, ein Stadthaus hat, wie Ischomachos in Xenophons Ökon., auch wenn er wie dieser oder der wackere Mann bei Eurip. Orest. 917ff., der selbst sein Land bestellt (αὐτουργός), nur selten in die Stadt kommt.


588 Über ἔμποροι, κάπηλοι, Handwerker, Lastträger usw. s. außer Plut. Pericl. 12 vor allem Plato Rep. 370ff. Soph. 223d, Stellen, die allein genügen, um die seltsamen Vorstellungen solcher Wirtschaftshistoriker wie BÜCHER zu widerlegen; vgl. u. S. 516, 2.


589 Die Bevölkerungszahl nach Forsch. II 181ff.


590 Von den Nationalökonomen wird vielfach die Anwendung der Begriffe Kapital und Kapitalismus auf die antiken Verhältnisse für unzulässig erklärt, vor allem von KARL MARX und den vielen, die bewußt und unbewußt von ihm abhängig sind, um ganz zu schweigen von den Phantasien von RODBERTUS und BÜCHER, die eine antike Oikenwirtschaft erfunden haben und eine naive Unkenntnis des weltgeschichtlichen Entwicklungsprozesses stolz zur Schau tragen. Wer die Anwendbarkeit des Kapitalbegriffs auf das antike Leben leugnet, vermag, geblendet durch die abweichenden rechtlichen Formen, die wahre Gestalt des wirtschaftlichen Lebens der Zeit nicht zu erkennen. In Wirklichkeit steht Athen im 5. und 4. Jahrhundert ebensosehr unter dem Zeichen des Kapitalismus wie England seit dem 18. und Deutschland seit dem 19. Jahrhundert. Die Vorherrschaft der Sklaverei ist aus denselben Wurzeln erwachsen wie die der freien Arbeit der Neuzeit. Vgl. meinen Vortrag in der Gehestiftung: Die Sklaverei im Altertum, Dresden 1898 (Kl. Schr. I 171ff.).


591 Zum Zinsfuß vgl. BILLETER, Gesch. des Zinsfußes bis auf Justinian 1898; ferner BELOCHS Griech. Gesch. u.a.


592 Sklaven auf Chios: Thuk. VIII 40.


593 Einen Nachhall des großen Entscheidungskampfes geben Äschylos' »Eumeniden«, aufgeführt Frühjahr 458, mit der scharfen Betonung des Satzes μήτ᾽ ἄναρκτον βίον μήτε δεσποτούμενον αἰνέσῃς 526, was in Athenas Rede bei Einsetzung des Areopags 693-708 weiter ausgeführt wird. [Nach dem demokratischen Ideal bei Thuk. II 37, 3 liegen dagegen δέος und αἰσχύνη im δῆμος selbst; Äschylos dagegen fordert μὴ τὸ δεινὸν πᾶν πόλεως ἔξω βαλεῖν˙ τίς γὰρ δεδοικὼς μηδὲν ἔνδικος βροτῶν;]


594 ἰσηγορία und ἰσονομία Herod. III 80. 142. V 78. Eurip. Hiket. 429ff.


595 Es bedarf kaum der Bemerkung, daß die hier gegebene Schilderung der Ideale der Demokratie durchweg fast wörtlich aus Thukydides' Leichenrede (vgl. u. S. 661, 1) und ihrem Gegenbilde, der πολιτεία Ἀϑηναίων, entnommen ist. Im übrigen ist die gesamte poetische und prosaische Literatur der Zeit von diesen Gedanken und Gegensätzen beherrscht; vor allem sind Euripides' »Hiketiden« zu vergleichen. Die Diskussion über die drei Idealverfassungen bei Herodot III 80-82 (vgl. V 78) zeigt, daß diese Fragen in der Zeit des Perikles in derselben Weise diskutiert worden sind wie in der des Sokrates und Plato.


596 Preisgericht unter Apsephion: Plut. Cim. 8 [dazu WILAMOWITZ, Arist. und Athen I 146, vgl. o. S. 463, 1]; vgl. Chron. Part. 56.


597 Kimons Söhne: Forsch. II 48f.


598 Damonides oder Damon (Δάμων Δαμονίδου Ὄαϑεν St. Byz. s.v. Ὄα; bei Arist, und Plut. Οἴηϑεν), als Cheiron, der Perikles aufgezogen hat, angeredet Plato com. bei Plut. Per. 4; als Musiker und pol. Theoretiker bei Plato Laches 180 d. 197 d. 200 a. b [wo er zum Schüler des Prodikos gemacht und sein Verhältnis zu Perikles auf Nikias übertragen wird]; Rep. III 400 b. IV 424 c (οὐδαμοῦ γὰρ κινοῦνται μουσικῆς τρόποι ἄνευ πολιτικῶν νόμων τῶν μεγίστων, ὥς φησί τε Δάμων καὶ ἐγὼ πείϑομαι). Dementsprechend ist bei Isokr. 15, 235 Perikles Schüler des Anaxagoras und des Damon τοῦ κατ᾽ ἐκεῖνον τὸν χρόνον φρονιμωτάτου δόξαντος εἶναι τῶν πολιτῶν. Als Lehrer und Vertrauter des Perikles neben Pythokleides (vgl. Plut. Per. 4) und Anaxagoras auch [Plat.] Alk. I 118 c. – Arist. Pol. Ath. 27: Damon, ὃς ἐδόκει τῶν πολλῶν εἰσηγητὴς εἷναι τῷ Περικλεῖ˙ διὸ καὶ ὠστράκισαν αὐτὸν ὕστερον; daraus Plut. Per. 9. Genaueres wußte man nicht; die oligarchische Schrift, der Aristoteles folgt, führt auf ihn speziell die Köderung des Volks durch die Richterdiäten zurück, zu der Perikles gegriffen habe, weil sein Vermögen nicht ausreichte, mit Kimons Freigebigkeit zu wetteifern. Das hat Aristoteles ganz ernsthaft nacherzählt! – Im allgemeinen vgl. WILAMOWITZ, Hermes XIV 318. Arist. I 134 und über Damons musikalisch-politische Schrift in Form einer Rede an die Areopagiten, an deren Echtheit zu zweifeln kein Grund vorliegt, BÜCHELER, Rhein. Mus. 40, 309.


599 Ephialtes: αὐξανομένου δὲ τοῦ πλήϑους γενόμενος τοῦ δήμου προστάτης Ἐφιάλτης ὁ Σοφωνίδου, καὶ δοκῶν ἀδωροδόκητος εἶναι καὶ δίκαιος πρὸς τὴν πολιτείαν ἐπέϑετο τῇ βουλῇ Arist. Pol. Ath. 25. Die törichte Anekdote von seinem Zusammenwirken mit Themistokles gegen den Areopag wird doch den Kern haben, daß E. mit Th. in Verbindung gestanden hatte, wie er sein Werk fortsetzte. Jedenfalls muß er 462 schon lange politisch tätig gewesen sein. Auf Aristoteles gehen die Daten der biographischen Literatur zurück (Plut. Cim. 10. 15. Pericl. 7. 10); selbständig und gewiß authentisch ist nur noch Plut. Cim. 16, seine Opposition gegen das spartanische Hilfegesuch. Eine anekdotische Erweiterung ist seine Armut Älian v.h. XIII 39. XI 9 (= II 43. III 17). Plato erwähnt ihn nie, Isokrates schweigt mit Absicht von ihm, weil er sein Werk haßt. Isokrates' Auffassung gibt Ephoros bei Diod. XI 77, 6 wieder δημαγωγὸς ὢν καὶ τὸ πλῆϑος παροξύνας κατὰ τῶν Ἀρ. cet.; seine Ermordung ist die gerechte Strafe.


600 Prozeß Kimons: Plut. Cim. 14 = Per. 10 (die Intervention der Elpinike nach Stesimbrotos; dazu eine schlecht erfundene Verteidigungsrede Kimons); Arist. Pol. Ath. 27 mit völlig verschobener Chronologie; in arger Konfusion, mit Miltiades' Prozeß vermengt, bei Demosth. 23, 205.


601 Gesandtschaft der Spartaner unter Perikleidas: Aristoph. Lysistr. 1137, mit starker Übertreibung.


602 Äußerungen des Kimon (nach Ion) und des Ephialtes (aus derselben Quelle?) Plut. Cim. 16.


603 Hilfszug Kimons πλήϑει οὐκ ὀλίγῳ Thuk. I 102, mit 4000 Hopliten Aristoph., μετὰ πολλῶν ὁπλιτῶν Kritias bei Plut. l. c., nach dem Kimon τὴν τῆς πατρίδος αὔξησιν ἐν ὑστέρῳ ϑέμενος τοῦ Λακεδαιμονίων συμφέροντος die Hilfe durchsetzt; ungenau Xen. Hell. VI 5, 33. Hilfsleistung der Ägineten Thuk. II 27. IV 56, der Mantineer Xen. Hell. V 2, 3; auch Platää sandte ein Hilfskorps Thuk. III 54. – Bei Plut. Cim. 17 ist durch Flüchtigkeit Kimons Hilfszug nach Sparta verdoppelt; außerdem ist derselbe aber identisch mit der στρατεία, zu der Kimon c. 15 auszieht (ἐξέπλευσε, mit ungenauem Ausdruck; zu einem unbekannten Feldzug, den WILAMOWITZ annimmt, ist weder zeitlich Raum, noch könnte er sonst gänzlich verschollen sein), währenddessen der Areopag gestürzt wird. Nach der Rückkehr macht Kimon den Versuch, die Aristokratie wiederherzustellen; da wendet sich der Demos gegen ihn. Letzteres ist identisch mit seinem Ostrakismos nach der Rückkehr aus Messenien c. 17; dazwischen ist aus Didymos ein langer Exkurs über sein Verhältnis zu Sparta eingeschoben; s. weiter Forsch. II 50ff. Dazu stimmt die Angabe des Eupolis bei Plut. Cim. 15. Der Sturz des Areopags, der durch Aristoteles Pol. Ath. 25 auf das Jahr des Konon 462/1 festgelegt ist, fällt also in die Zeit der lakonischen Expedition, diese mithin 462 und Kimons Ostrakismos ins Frühjahr 461. Dazu stimmt ebensowohl die Chronologie der vorhergehenden Jahre wie die Angabe Theopomps fr. 88 J. = Nepos Cim. 3, daß er οὐδέπω πέντε ἐτῶν παρεληλυϑότων, post annum quintum quam expulsus erat, zurückgerufen sei. Das war nach der Schlacht bei Tanagra 457. Also fällt der Ostrakismos 461 (im übrigen vgl. u. S. 559, 1). Zu gleichen Ergebnissen sind PHILIPPI, ONCKEN, AD. SCHMIDT und vor allem BUSOLT gelangt.


604 τοὺς Ἐφιάλτου καὶ Ἀρχεστράτου νόμους τοὺς περὶ τῶν Ἀρεοπαγιτῶν, von den Dreißig aufgehoben, Arist. Pol. Ath. 35, vgl. WILAMOWITZ, Arist. I 68.


605 Diod. XI 77; Arist. Pol. Ath. 25 nennt Aristodikos von Tanagra als Mörder; nach Antiphon 5, 68 wurde der Mörder nie entdeckt; vgl. [Plato] Axiochos 368 d. Nach einem Einfall des Idomeneus (Plut. Per. 10) hätte Perikles den Mord veranlaßt, um den Konkurrenten loszuwerden.


606 Kimons Durchzug durch Korinth Plut. Cim. 17.


607 Nur die Schatzmeister der Athena wurden nach wie vor lediglich aus den Pentakosiomedimnen erlost, können also unmöglich eine Besoldung erhalten haben.


608 Die von Aristoph. vesp. 662 gegebene Zahl von 6000 jährlich bestellten Geschworenen, die natürlich nur in seltenen Fällen sämtlich tagten, ist gegen die Bestreitung FRÄNKELS (Die att. Geschworenengerichte, 1877) durch Arist. Pol. Ath. 24 bestätigt worden.


609 Richtergeld bis auf Kleon 2 Obolen: schol. Aristoph. vesp. 88. Die späteren Diäten s. Aristot. Rep. Ath. 62. Die 9 Archonten erhielten auch damals nur 4 Obolen εἰς σίτησιν für sich und ihren Herold und Flötenbläser – dies Amt blieb also wesentlich Ehrenamt.


610 Im allgemeinen vgl. πολ. Ἀϑ. 1, 3 ἔπειτα ὁπόσαι μὲν σωτηρίαν φέρουσι τῶν ἀρχῶν χρησταὶ οὖσαι, καὶ μὴ χρησταὶ κίνδυνον τῷ δήμῳ ἅπαντι, τούτων μὲν τῶν ἀρχῶν οὐδὲν δεῖται ὁ δῆμος μετεῖναι [korrupt], οὔτε τῶν στρατηγιῶν [em. COBET] οἴονταί σφισι χρῆναι μετεῖναι οὔτε τῶν ἱππαρχιῶν˙ ... ὁπόσαι δ᾽ εἰσὶν ἀρχαὶ μισϑοφορίας ἕνεκα καὶ ὠφελείας εἰς τὸν οἶκον, ταύτας ζητεῖ ὁ δῆμος ἄρχειν. Plato Gorgias 515 ταυτὶ γὰρ ἔγωγε ἀκούω, Περικλέα πεποιηκέναι Ἀϑηναίους ἀργοὺς καὶ δειλοὺς καὶ λάλους καὶ φιλαργύρους, εἰς μισϑοφορίαν πρῶτον καταστήσαντα. Plut. Per. 9 ἄλλοι δὲ πολλοὶ (im Gegensatz zu Thukydides' Urteil) πρῶτον ὑπὸ Πεικλέους φασὶ τὸν δῆμον ἐπὶ κληρουχίας καὶ ϑεωρικὰ καὶ μισϑῶν διανομὰς προαχϑῆναι. ib. καὶ ταχὺ ϑεωρικοῖς καὶ δικαστικοῖς λήμμασιν ἄλλαις τε μισϑοφοραῖς καὶ χορηγίαις συνδεκάσας τὸ πλῆϑος. Perikles als Einführer der Theorika: auch Ulpian zu Demosth. Olynth. 1, 1 (mit der bekannten in den Lexicis wiederkehrenden Anekdote, daß das Geld zur Bezahlung der Plätze gedient habe). Die Neueren bestreiten die Einführung der Theorika durch Perikles, weil sie an der von BÖCKH auf Grund des damaligen unzureichenden Materials angenommenen Identität von Theorikon und Diobelie festhalten. In Wirklichkeit hat die von Kleophon eingeführte Diobelie (Arist. Pol. Ath. 28), die nur während des Dekeleischen Kriegs bestand, mit dem Theorikon nichts zu tun. Da Philochoros die Einrichtung des Theorikon im dritten Buche erwähnt (fr. 85 bei Harpokr. τὸ δὲ ϑεωρικὸν ἦν τὸ πρῶτον νομισϑὲν δραχμὴ τῆς ϑέας, ὅϑεν καὶ τοὔνομα ἔλαβε), ist an der Richtigkeit der Überlieferung, die es auf Perikles zurückführt, nicht zu zweifeln.


611 Über die Funktionen des Rats genügt der Verweis auf Aristoteles und auf die anonyme Pol. Ath. 3, 2, die 3, 3ff. auch über die Gerichte das Wichtigste gibt. – Ursprüngliche Strafgewalt des Rats, die abgeschafft wurde, als er einen Verbrecher Lysimachos summarisch hinrichten lassen wollte: Arist. Pol. Ath. 45, vgl. 41, 2. Diese Neuerung muß wohl älter sein als die Kodifikation des bestehenden Verfassungsrechts aus der Zeit nach 411, von der IG. I2 114 Bruchstücke vorliegen, da es hier heißt ἄνευ τοῦ δήμου τοῦ Ἀϑηναίων πληϑύοντος [der δῆμος πληϑύων ist = 6000, Wuchergesetz!] μὴ εἶναι ϑάνατον ... und μὴ εἶναι ϑωὰν ἐπιβαλεῖν Ἀϑηναίων μηδὲ ἑνί; als Vertreter des Demos haben hier die Gerichte zu gelten. Im übrigen werden todeswürdige, auf der Tat ertappte Verbrecher, wenn sie geständig sind, immer durch die Polizei (die ἕνδεκα) ohne Gerichtsverfahren hingerichtet (Arist. Pol. Ath. 52), ebenso wie in Rom.


612 Daß die γραφὴ παρανόμων erst durch Ephialtes an Stelle der νομοφυλακία des Areopags eingeführt ist, scheint mir gegen WILAMOWITZ, Arist. II 193 nicht zweifelhaft. Die sieben νομοφύλακες dagegen, die das Lex. Cantabr. in einem stark verkürzten Exzerpt aus Philochoros lb. 7 (ebenso Harpokr.) in die Zeit des Ephialtes zu setzen scheint, werden mit Recht von allen Neueren der Verfassung des Demetrios von Phaleron zugewiesen, von der Philochoros im 7. Buch handelte. Wertvoll würde, wenn sie vollständig ergänzbar wäre, die Notiz in dem von BR. KEIL unter dem Titel »Anonymus Argentinensis« 1901 veröffentlichten Papyrus sein, daß im Jahre des Pythodoros oder der Anarchie τὴν τῶν νομοφυλάκων ἀρχὴν [. .... ἀν]δρῶν ις᾽. Es ist anerkannt, daß diejenigen Nomophylakes, von denen Philochoros erzählte, erst in die Zeit des Demetrios von Phaleron gehören; möglich aber bleibt es, daß (wie BR. KEIL an nimmt) die anschließende Angabe καὶ κατέστησαν, ὡς Φιλόχορος, ὅτε Ἐφιάλτης μόνα κατέλιπε τῇ ἐξ Ἀρείου πάγου βουλῇ τὰ ὑπὲρ τοῦ σώματος doch eine richtige Nachricht enthält, wenn die Nomophylakes auch im 5. Jahrhundert eine größere Rolle im öffentlichen Leben gewiß nicht gespielt haben. Zu einem sicheren Resultat ist aber auch mit der fragmentarischen Notiz unseres Papyrus nicht zu kommen. In derselben scheint von einer Behörde von 16 Nomophylaken die Rede zu sein. So unwahrscheinlich wie möglich ist jedoch BR. KEILS Annahme, hier sei ihre Aufhebung unter der Anarchie berichtet worden. Viel wahrscheinlicher ist, daß von der Einsetzung einer derartigen Behörde durch die Dreißig die Rede war, die dann natürlich den Sturz der Oligarchie nicht überlebt hat.


613 Die Frage nach der Gesetzgebung im 5. Jahrhundert gehört zu den schwierigsten Problemen des attischen Staatsrechts. Das spätere Recht hat R. SCHÖLL, Über att. Gesetzgebung, Ber. Münch. Ak. 1886 auf Grund der Urkunden der Timokratea (Dem. 24, 20-23. 33) vortrefflich dargelegt. Daß dieselben nicht älter sind als das 4. Jahrhundert, lehrt ihre Fassung; aber SCHÖLL behauptet mit Recht, daß im 5. Jahrhundert gleichartige Bestimmungen gegolten haben müssen. [Von Solon freilich können sie schwerlich stammen, da sonst nicht berichtet werden würde, er habe die Athener auf zehn oder hundert Jahre eidlich an die Beobachtung seiner Gesetze gebunden.] Unter den Geschäften des Rats nennt Pol. Ath. 3, 2 πολλὰ περὶ νόμων ϑέσεως, unter denen der Richter 3, 5 αἱ τάξεις τοῦ φόρου, in der Regel alle vier Jahre. Die τάξις φόρου von 425 IG. I2 63 ist nach SCHÖLLS richtiger Ergänzung von Zl. 47f. von βουλή und ἡλιαία unter Vorsitz der εἰσαγωγεῖς vorgenommen. (Was aber in dem Fragment einer Tributquotenliste IG. I2 218 die besondere Kategorie [πόλεις ἅς ἡ] βουλὴ καὶ οἱ πεντακόσιοι [. ...ἔτ] αξαν bedeutet, hat noch niemand wirklich zu erklären vermocht.) Im Psephisma des Tisamenos 403 (Andoc. 1, 84) wirken bei der Wiederherstellung der Gesetze ἡ βουλὴ καὶ οἱ νομοϑέται οἱ πεντακόσιοι, οὓς οἱ δημόται εἵλοντο, ἐπειδὴ ὀμωμόκασιν zusammen. νομοϑέται finden wir zuerst erwähnt im Jahr 411 nach dem Sturz der Vierhundert Thuk. VIII 97; von da bis zum Ende des Kriegs dauert die Gesetzesrevision und Gesetzgebungstätigkeit ununterbrochen. Aber auch vorher wird wiederholt Anlaß dazu gewesen sein; es liegt kein Grund vor, die νομοϑέται von 411 für eine Neuerung zu halten.


614 Einsetzung der ἱεροποιοί für die Hephästien: IG. I2 84, 10 aus den δικασταί, 10 aus der βουλή erlost, einer aus jeder Phyle. Eid der βουλή und der δικασταί im Psephisma für Chalkis IG. I2 39. – Nichts mit der Gesetzgebung zu tun haben die ξυγγραφεῖς, welche allgemeine reglementarische Bestimmungen gaben: IG. I2 22 Zl. 2 über Milet; IG. I2 45, 15ff. ξυγγραφαί περὶ τῶν πόλεων τῶν ἐπὶ Θράικης; über die Abgabe nach Eleusis IG. I2 76 (τάδε οἱ ξυγγραφῆς ξυνέγραψαν); Aristoph. Ach. 1150: Ἀντίμαχον τὸν Ψακάδος τὸν ξυγγραφῆ, der Bestimmungen über die Chöre bei den Lenäen erlassen hat; ebenso verfaßt der Baumeister Kallikrates mit drei erwählten Bauleuten die ξυγγραφαί über den Bau des Tempels der Athene Nike Εφ. αρχ. 1897; spätere συγγραφεῖς Thuk. VIII 67; IG. I2 109; τάδε Δημόφαντος συνέγραψεν Andoc. 1, 96. συγγραφαί über die Vollziehung der gesetzlichen Opfer Lys. 30, 17. 21. Das alles sind nicht Gesetze, wie WILAMOWITZ, Arist. II 193 meint, sondern im Auftrag des Volkes ausgearbeitete Regulative; sie werden von der Volksversammlung angenommen wie jedes andere Psephisma, nicht etwa von den geschworenen νομοϑέται als Gesetz dem Volk auferlegt. Vgl. GANTZER, Verfassungs- und Gesetzrevision in Athen vom Jahr 411 bis Eukleides, Diss. Halle 1894.


615 Mit diesen Büroschreibern ist der mit der Kommission erloste, für das Jahr (oder die Prytanie) bestellte Sekretär (γραμματεύς), der die Aktenstücke durch seine Unterschrift ausfertigt, nicht zu verwechseln.

616 Hinrichtung von neun Hellenotamien wegen falschen Verdachts: Antiphon 5, 69.


617 Zu den Logisten vgl. Forsch. II 131.


618 Leitung des Finanzwesens durch den Demagogen: Xen. Memorab. III 6, 4ff. Arist. rhet. I 4.


619 Über Myronides' Stellung Aristoph. Lys. 801. Eccl. 302, vgl. auch Eupolis bei Plut. Per. 24. Er war bereits 479 Gesandter (o. S. 383) und bei Platää Stratege gewesen, wie Leokrates: Plut. Arist. 11. 20.


620 Über die Motive zur Wiederaufnahme des Perserkriegs erfahren wir gar nichts: die Athener operieren mit 200 Schiffen auf Cypern, als das Hilfegesuch des Inaros eintrifft Thuk. I 104. Die hier vorgetragene Erklärung der vielleicht verhängnisvollsten Wendung der griechischen Geschichte scheint mir evident; der Hinweis auf den äußeren Krieg und die Erfolge, die er bringen wird, im Gegensatz zu dem drohenden Bürgerkrieg, bei Äsch. Eum. 858ff. (speziell 864f.), vgl. 913f. 976ff., dient ihr zur Bestätigung.


621 Zur Chronologie vgl. Forsch. II 482ff.


622 Ermordung des Xerxes und seines Sohnes, Beseitigung des Artabanos: Ktes. Pers. 29, 29f., von dem Justin III 1 wenig [aber die Quelle ist Deinon, wie die vortreffliche Namensform Bagabaxus für Megabyzos bestätigt, vgl. Deinon fr. 21], Diod. XI 69 etwas stärker abweicht, während Aristoteles Pol. V, 8, 14 einer ganz anderen Version folgt. [Ermordung durch den Sohn Älian v.h. 13, 3]. Die Tatsache auch auf der Stele Ptolemäos' I. o. S. 155, 2. Artabanos mag sieben Monate als Wesir des Artaxerxes gewaltet haben; daraus machen die Chronographen eine siebenmonatliche Regierung des Artabanos als König, was natürlich Unsinn ist, vgl. Forsch. II 499.


623 Artaxerxes I. mag das ihm bei Diod. XI 71 (vgl. Nepos de reg. 1) erteilte Lob verdienen.


624 Abfall Baktriens: Ktes. 29, 31.


625 Ägyptischer Aufstand, Schlacht bei Papremis: Herod. III 12. 15. VII 7. Thuk. I 104. Ktes. 29. 32. Ephoros (Diod. XI 71. 74) hat Thukydides und Ktesias benutzt und entstellt und läßt die Athener an der Schlacht teilnehmen, wovon die anderen Quellen nichts wissen. Das ist gewiß falsch; nach Thuk. ruft Inaros die Athener, nachdem er Αἰγύπτου τὰ πλέω zum Abfall gebracht hat καὶ αὐτὸς ἄρχων γενόμενος. Chronologisch bestimmen lassen sich nur die sechs Jahre der athenischen Expedition = 459-454 (u. S. 556, 1). – Ob König Chabbaš (o. S. 155, 1) in diese oder eine noch spätere Zeit gehört, ist nicht zu entscheiden.


626 Thukydides' kurzer Bericht I 104 wird durch Ktesias 29, 32 ergänzt, der allerdings im einzelnen, so in der Schiffszahl, unzuverlässig ist; den Namen des Feldherrn Charitimides korrigiert BUSOLT wohl mit Recht in Charmantides. Diodor ist wertlos. Um so wichtiger ist die Grabschrift der Phyle Erechtheis IG. I2 929, welche die im Jahr 460/59 (u. S. 556, 1) ἐν Κύπρῳ, ἐν Αἰγύπτῳ, ἐν Φοινίκῃ [die Ordnung ist chronologisch] und auf den griechischen Schlachtfeldern Gefallenen aufzählt.


627 Argos gegen Mykene: Strabo VIII 6, 19 μετὰ δὲ τὴν ἐν Σαλαμῖνι ναυμαχίαν Ἀργεῖοι μετὰ Κλεωναίων καὶ Τεγεατῶν ἐπελϑόντες ἄρδην τὰς Μυκήνας ἀνεῖλον καὶ τὴν χώραν διενείμαντο, vgl. 6, 10. Nach Paus. VII 25, 6 ward die Stadt durch Hunger bezwungen, die Bewohner flüchteten großenteils nach Makedonien, ein Teil nach Kleonä und nach Keryneia in Achaia. Ephoros (Diod. XI 65) hat den Krieg im Anschluß an den messenischen Aufstand erzählt [daß Diodor ihn ins Jahr 468/7 setzt, hat gar keine Bedeutung, vgl. o. S. 503 Anm.] – deshalb kann Sparta keine Hilfe leisten – und in seiner Weise durch die Motivierung mit der Teilnahme Mykenes am Perserkrieg, sowie durch eine Schlacht und Erstürmung ausgeschmückt; ebenso Pausan. II 16, 5.


628 Die Schlacht bei Oinoë ist nur durch die Denkmäler bei Pausan. I 15, 1. X 10, 4 bekannt; zur Lokalität Pausan. II 25, 2. Daß sie nicht ein unbekanntes Scharmützel des Korinthischen Krieges ist, wie man früher meinte, sondern in diese Zeit gehört, hat ROBERT, Hermes XXV 412 Marathonschlacht (Winckelmannsprogramm Halle 1894) 4ff., vgl. Hermes XXXV 193f. unwiderleglich erwiesen. Das Gemälde in der Stoa Poikile ist von den übrigen nicht zu trennen, und von den Künstlern des delphischen Weihgeschenks Hypatodoros und Aristogeiton besitzen wir eine Inschrift (IGA. 165. POMTOW, Klio VIII, 1908, 188ff.: Original der Künstlerinschrift), deren archaische Schrift ihre Zeit festlegt. Dann fällt die Schlacht vor die mit Halieis beginnenden Kämpfe. Daß Thukydides sie nicht erwähnt, ist nicht auffallend; sie gehört der argivischen Geschichte an, die Athener kämpfen nur als ἐπίκουροι; das ist durch den Satz Ἀργείοις τοῖς ἐκείνων (τῶν Λακ.) πολεμίοις ξύμμαχοι ἐγένοντο für den Abriß der attischen Geschichte genügend angedeutet. KÖPP, Gemälde der Schlacht bei Oinoë, Rhein. Mus. 69 (1914) 160ff. bietet nichts Neues, sondern nur die Auffassung ROBERTS, die auch ich vertrete. [Wie POMTOW sucht er das Gegenstück in dem spartanischen goldenen Schild für Tanagra in Olympia, will aber Oinoë mit BUSOLT nach Tanagra, ins Jahr 456, setzen, was ganz unbegründet ist.]

629 Μαντίνεια ἐκ πέντε δήμων ὑπ᾽ Ἀργείων συνῳκίσϑη Strabo VIII 3, 2, vgl. Xen. Hell. V 2; über die Zeit s.o. S. 485, 1. BR. KEIL, Das Gottesurteil von Mantinea, Gött. Nachr. 1895, S. 358f. sucht aus dem noch immer sehr dunklen Text BCH. XVI 569 nachzuweisen, daß die einzelnen Mantineischen Gemeinden vor dem Synoikismos rechtlich selbständig waren. – Gehört hierher die Gesetzgebung des Nikodoros in Mantinea, bei der ihm Diagoras geholfen haben soll? Älian var. hist. II 22. 23. Vgl. WILAMOWITZ, Textgesch. der Lyriker S. 83. – Mantinea als Musterverfassung bei Polybios VI 43, 1. Phylen: LEBAS II 352 p = GDI. 1203.


630 Zur Stellung Mantineas und Tegeas in der Folgezeit Thuk. IV 134. V 29. 32. Vielleicht gehören Kleandridas' Operationen gegen Tegea (o. S. 483f.) erst in diese Zeit.


631 Korinth gegen Megara: Plut. Cim. 17. Thuk. I 103. – Chronologie: Da der Messenische Krieg zehn Jahre dauerte Thuk. I 103 = Diod. XI 64 [die Korrektur von δεκάτῳ ἔτει in τετάρτῳ ist ganz unzulässig], kann sein Ausgang nur ins Jahr 455 fallen, vgl. o. S. 503 Anm. Mithin hat Thuk. I 103 seine Beendigung und die Ansiedlung der Messenier in Naupaktos vorweggenommen; mit προσεχώρησαν δὲ καὶ Μεγαρῆς Ἀϑηναίοις (plusquamperfektisch) nimmt er den chronologischen Faden wieder auf. Daß der Messenische Krieg bis 455 dauerte, bestätigt sich auch dadurch, daß Naupaktos offenbar erst nach Unterwerfung der Opuntischen Lokrer athenisch geworden ist (u. S. 563), und daß bei Tanagra Nikomedes, nicht Archidamos, die Spartaner führt (u. S. 559). Anderseits lehrt IG. I2 929, daß die Schlachten bei Halieis, Ägina, Megara [bei Kekryphaleia sind offenbar keine Angehörigen der Erechtheis gefallen] und die gleichzeitigen cyprischen und ägyptischen Kämpfe in dasselbe Jahr fallen (τοῦ αὐτοῦ ἐνιαυτοῦ). Dies Jahr kann nur das Kriegsjahr sein, von einer Totenfeier (im Spätherbst) bis zur nächsten, nicht das Amtsjahr. Das wird dadurch bestätigt, daß unter den Gefallenen der Phyle ein στρατηγῶν Φρύνικος und ein στρατηγὸς Ἱπποδάμας ist, d.h. der vorjährige Stratege, von 460/59, und der diesjährige, von 459/8. Daß die Grabschrift aus dem Herbst 459 stammt, also die Schlachten in den Sommer 459 zu setzen sind, ergibt sich aus der sechsjährigen Dauer der ägyptischen Expedition, deren Ende spätestens in den Sommer 454, das Jahr der Übertragung der Bundeskasse von Delos nach Athen, gesetzt werden kann; vgl. u. S. 568, 1. Möglich wäre höchstens, ein Jahr früher hinauf, nicht aber, mit WILAMOWITZ ein Jahr weiter hinabzugehen. – Diodor hat die Belagerung von Ägina bereits unter dem Jahr 464/3 erzählt (XI 70, vgl. o. S. 503 Anm.), dann folgt sie nochmals XI 78 unter 459/8 im Zusammenhang mit den Kämpfen bei Halieis und Kekryphaleia; Ägina wird nach neunmonatlichem Kampfe unterworfen, was ganz unmöglich ist. Der Anschluß von Megara an Athen, die Schlacht bei Megara und die Schlacht bei Tanagra folgen dann unter 458/7, die bei Oinophyta unter 457/6, Tolmides' Fahrt um den Peloponnes 456/5, Perikles' Fahrt 455/4 [und nochmals XI 88 unter 453/2], der fünfjährige Friede unter 454/3. Man sieht, Diodor ist chronologisch völlig wertlos; es ist Zufall, daß die Daten für Tanagra, Oinophyta und Tolmides' Zug im wesentlichen richtig sind. Im übrigen hat Ephoros die ersten Kämpfe im engen Anschluß an Thukydides erzählt, nur mit einigen Entstellungen zugunsten Athens. Justins Auszug aus Trogus III 6 ist völlig verwirrt. Auch Lysias Epitaph. 48ff. erzählt im wesentlichen wie Thukydides. Ganz entstellt ist der Abriß der Geschichte dieser Zeit bei Andoc. 3, 3ff. = Äschines 2, 172ff.; besser sind die Notizen in Platos Menexenos 242. Aristodem ist völlig wertlos.


632 Daß die Schlacht bei Tanagra in den Sommer 457 fällt, scheint ziemlich festzustehen; ins Jahr 459/8 (Forsch. II 511), d.h. wahrscheinlich 458, fällt Pleistarchos' Tod. Es ist begreiflich, daß nach den großen Kämpfen von 459 im nächsten Jahr eine Ruhepause eintrat. Auch die Angabe über Kimons Rückberufung (o. S. 535, 4) führt auf 457.


633 Von dem Bündnis zwischen Sparta und Theben spricht Thukydides nicht; aber es ergibt sich aus den Tatsachen, und die Angaben des Ephoros (Diod. XI 81 = Justin III 6) sind offenbar korrekt, vgl. ED. MEYER, Theopomps Hellenika 100, ferner WILAMOWITZ, Ber. Berl. Ak. 1921, 589: Erbauung der Stadtmauer nach Tanagra (Diod. XI 81) und Erweiterung des Gebiets an der Küste und am Asopos nach der Schlacht bei Tanagra [Keramopoullos' Ausgrabungen]; diese Dinge hatte z.B. Hellanikos unzweifelhaft viel ausführlicher berichtet als Thukydides. Zur Bestätigung dienen die Angaben, daß innere Kämpfe in Böotien Athen nachher den Sieg ermöglichten: Thuk. III 62, 5: Ἀϑηναίων τὴν ἡμετέραν χώραν πειρωμένων ὑφ᾽ αὑτοῖς ποιεῖσϑαι καὶ κατὰ στάσιν ἤδη ἐχόντων αὐτῆς τὰ πολλὰ; IV 92, 6 ὅτε τὴν γῆν ἡμῶν στασιαζόντων κατέσχον in Reden von Thebanern, Plato Menex. 242 a vom attischen Standpunkt συνέβαλον μὲν ἐν Τανάγρᾳ ὑπὲρ τῆς Βοιωτῶν ἐλευϑερίας Λακεδαιμονίοις μαχόμενοι, der Kampf bleibt unentschieden, aber die Spartaner ᾤχοντο ἀπιόντες, καταλείποντες Βοιωτοὺς οἷς ἐβοήϑουν, οἱ δ᾽ ἡμέτεροι τρίτῃ ἡμέρᾳ ἐν Οἰνοφύτοις νικήσαντες τοὺς ἀδίκως φεύγοντας δικαίως κατήγαγον. Mit Recht bezieht wohl BUSOLT die Äußerung des Perikles über den inneren Hader der Böoter, in dem sie sich aufreiben, Arist. rhet. III 4, auf diese Zeit. Daß Athen die Aristokraten unterstützte, sagt Pol. Ath. 3, 11 und wird aus der historischen Situation vollkommen begreiflich; danach ist die Andeutung Arist. Pol. V 2, 6 ἐν Θήβαις μετὰ τὴν ἐν Οἰνοφύτοις μάχην κακῶς πολιτευομένοις ἡ δημοκρατία διεφϑάρη zu erklären.


634 Wenn die Peloponnesier im Mai ausgerückt sind, wie im Pelop. Kriege, kann die Schlacht bei Tanagra frühestens in den Juli fallen. Auf Ephoros' Schilderung der Kämpfe (Diod. XI 80, ebenso Pausan. I 29, 9), die zu einer Verdoppelung der Schlacht führt, ist nichts zu geben. Ebenso ist der von ihm behauptete Abschluß eines viermonatlichen Waffenstillstands nach derselben sehr problematisch; denn vor die Verwüstung von Megaris kann er nicht fallen, und nachher hat er keinen Sinn mehr. Die angebliche Friedensvermittlung Kimons, da man für das nächste Jahr (εἰς ὥραν ἔτους) einen Einfall der Peloponnesier erwartet habe (Plut. Cim. 17, Per. 10), ist notorisch falsch und aus der von Theopomp fr. 88 J. (= Nepos Cim. 3. Plut. Cim. 18, vgl. o. S. 535, 4) vorgenommenen tendenziösen Heraufrückung des Waffenstillstands von 450 an die Schlacht bei Tanagra entstanden. Damals dachten aber die Athener gar nicht an Frieden, wie die Ereignisse beweisen, und hatten auch keinen Anlaß dazu. Die Realität der Angabe über das Verhalten der Freunde Kimons in der Schlacht und seine Rückberufung nach derselben auf Antrag des Perikles (Plut. Cim. 17 = Per. 10) ist darum aber nicht zu bezweifeln. Nur die Angabe von dem durch Elpinikes Vermittlung geschlossenen Abkommen zwischen Kimon und Perikles (Plut. Per. 10) ist unhistorisch (Forsch. II 34); sie stammt nicht aus Stesimbrotos. Daß die Athener angriffen, sagt Thuk. (ἐπεστράτευσαν αὐτοῖς). Zur Schlacht Herod. IX 35. Den attischen Oberfeldherrn kennen wir nicht; unter den Strategen wird Perikles gewesen sein (Plut. Pericl. 10). Grabdenkmäler der gefallenen Kleonäer (IG. I2 931) und Argiver in Athen Paus. I 29, 7f. Das Grabepigramm der attischen Reiter hat A. WILHELM, Jahreshefte des Österr. Arch. Inst. II 221ff., in Simonid. epigr. 108 (Anthol. VII 254) erkannt und ein Bruchstück desselben in IG. II 1677 entdeckt. Siegesdenkmal in Olympia: IGA. 26 a = Olympia 253.


635 Schlacht bei Oinophyta – die Lage ist leider unbekannt – am 62. Tage nach Tanagra Thuk. I 108; am dritten Plato Menex. 242 b. Ephoros bei Diod. XI 81-83 hat die Schlacht verdoppelt und ein schwerlich historisches Detail über das Ausbleiben eines Teils der Athener hinzugefügt. Außerdem überschätzt er die militärische Leistung bedeutend, auf Grund der Stellung Thebens zu seiner Zeit. Daß Myronides ganz Böotien πλὴν Θηβῶν unterworfen und die Phoker bekriegt habe, ist falsch; außerdem ist der thessalische Feldzug (u. S. 573f.) irrtümlich gleich hier angeschlossen. – Zwei Strategeme Frontin II 4, 11. IV 7, 21. Dazu Polyän I 35, 1. 2. Stimmung in Theben nach der Schlacht, in der der Thebaner Strepsiades gefallen war: Pindar Isthm. 7.


636 Vgl. ED. MEYER, Theopomps Hellenika S. 93.


637 ἔποικοι der Opuntier und Chaleier nach Naupaktos IGA. 321 = IGS. III 334 mit DITTENBERGERS Kommentar, vgl. Forsch. I 291ff. Naupaktos blieb Mitglied des Stammbundes der Λοκροὶ εσπαριοι Zl. 10, vgl. § 2; daher Thuk. I 103: Ansiedlung der Messenier in Naupaktos, ἣν ἔτυχον ᾑρηκότες (οἱ Ἀϑ.) νεωστὶ Λοκρῶν τῶν Ὀζολῶν ἐχόντων.


638 s. Bd. III2 S. 257. In Trözen wird das ionische Apaturienfest gefeiert (Pausan. II 33, 1); vgl. auch die Verbindung mit Athen in der Theseussage.


639 Thuk. I 115. IV 21; Andoc. 3, 3 ἡνίκα ... Μέγαρα εἴχομεν καὶ Πηγὰς καὶ Τροιζῆνα, vgl. Forsch. II 133.


640 Die Stellung der einzelnen Gemeinden zeigt ihre Haltung im Korkyräischen und Peloponnesischen Kriege Thuk. I 26ff. 46. 47. 55. II 9. 30. 68. 80.


641 Zur Topographie von Leukas (Thuk. III 80. IV 8) s. PARTSCH, Die Insel Leukas, in PETERMANNS Mitt. Ergänzungsheft 95. 1889.


642 Molykreion, Κορινϑίων μὲν ἀποικίαν, Ἀϑηναίων δὲ ὑπήκοον Thuk. III 102.


643 Thuk. I 108, vgl. II 83.


644 Thuk. II 30. III 95. V 30.


645 Ferner Astakos in Akarnanien.


646 Zu Ätolien Thuk. I 5. III 94.


647 Stellung und Macht Korkyras: Thuk. I 25ff. Da Korkyra die Demokraten von Epidauros abweist und die Aristokraten unterstützt (I 24. 26), wird die Verfassung gemäßigt gewesen sein; daher beginnen die Kämpfe zwischen Demos und Aristokratie infolge des Anschlusses an Athen. – Sklaven als Matrosen Thuk. I 55. – Themistokles εὐεργέτης der Korkyräer Thuk. I 136, was bei Plut. Them. 24 durch einen Schiedsspruch zugunsten Korkyras in einem Streit mit Korinth über Leukas, von den Scholien durch ein törichtes Autoschediasma erklärt wird. Dem Admetos τὶ ἀντεῖπεν Ἀϑηναίων δεομένῳ ib. – Beim Konflikt mit Korinth gewinnt Korkyra Sparta und Sikyon zu einem Vermittlungsversuch und erklärt, wenn dieser scheitere, werde es gezwungen φίλους ποιεῖν οὓς οὐ βούλονται, ἑτέρους τῶν νῦν ὄντων μᾶλλον, ὠφελίας ἕνεκα Thuk. I 28.

648 Tolmides' Zug fällt nach schol. Äschyl. II 75 unter den Archon Kallias 456/5, also Sommer 455. Dazu stimmt Thukydides und ebenso (zufällig) Diodor. Mit ihm würde man die Ansiedlung der Messenier in Naupaktos verbinden, auch wenn es bei Diodor nicht geschähe. Von den weiteren Zusätzen zu Thukydides' Bericht bei Diodor XI 84 (ebenso Pausan. I 27, 5. schol. Äschyl. l.c.; übertrieben Äschines 2, 75) scheint das bei Polyän III 3 wiederholte Strategem, wie er sich eine starke Bemannung verschafft, phantastisch. Das übrige aber, sowohl die Angriffe auf Boiai, Kythera, Methone, wie die Gewinnung von Zakynthos und Kephallenia, kann ich nicht mit BUSOLT III 1, 326 für unhistorisch halten. Es sind dieselben Vorgänge, die sich zwanzig Jahre später im Korkyräischen und Archidamischen Kriege wiederholen.


649 Die Messenier bildeten in Naupaktos mit den alten Einwohnern eine Doppelgemeinde, wie ehemals die Epiknemidischen ἔποικοι; s. die Inschrift des olympischen Weihgeschenks (Nike des Paionios) IGA. 348 = Olympia 259 Μεσσάνιοι καὶ Ναυπάκτιοι ἀνέϑεν Διὶ Ὀλυμπίωι δεκάταν ἀπὸ τῶν πολεμίων, von DITTENBERGER mit Recht in die Zeit nach dem Nikiasfrieden gesetzt. – Die Zeusstatue der Spartaner in Olympia mit der Weihinschrift Pausan. V 24, 3 = IGA. 75. Olymp. 252 hat, wie DITTENBERGER bemerkt, mit dem Messenischen Krieg nichts zu tun, sondern gehört ins 6. Jahrhundert.


650 Chronologie. Die ägyptische Katastrophe fällt, wie Thukydides' Angaben lehren, ins Frühjahr 454; dementsprechend ist die Bundeskasse seit Anfang des Archontenjahrs 454/3, das nach BR. KEIL, Hermes XXIX am 22. Juli begann, in Athen. Die Einschließung von Prosopitis dauerte ein Jahr sechs Monate, begann demnach Ende 456; Megabyzos' Angriff gehört mithin ins Frühjahr 456. Die Rüstungen der Perser haben also spätestens 457 begonnen, Megabazos' Sendung nach Sparta, wo er geraume Zeit verweilt hat, fällt spätestens 458.


651 Thuk. I 109f. ist fast die einzige Quelle; Ktesias bietet einige sehr unzuverlässige Daten mehr (Achämenides ist bei ihm Bruder des Artaxerxes, der Untergang der Armee findet in Byblos statt, nicht auf Prosopitis [Herod. II 41]), dazu wie immer sinnlose Zahlen für das Perserheer. Ephoros (Diod. XI 74. 75. 77) erzählt im wesentlichen nach Thuk., doch mit Benutzung des Ktesias, und mit starker Färbung zugunsten Athens. Vernichtung der 200 Schiffe αὐτοῖς τοῖς πληρώμασι in Ägypten Isokr. 8, 86. In Wirklichkeit mag ein Teil der Flotte nach den ersten Erfolgen heimgekehrt sein. Zu Megabyzos Herod. III 160; Amyrtäos in den Sümpfen auch Herod. II 140, vgl. III 15.

652 Verlegung der Bundeskasse: das Datum steht durch die sog. Tributlisten fest; bei Justin III 6 (wahrsch. Ephoros) wird sie fälschlich an den Anfang des Kriegs mit Sparta gesetzt. Das Motiv wird bei Plut. Pericl. 12 richtig angegeben: τὸν δῆμον ... δείσαντα τοὺς βαρβάρους ἐκεῖϑεν (von Delos) ἀνελέσϑαι καὶ φυλάττειν ἐν ὀχυρῷ τὰ κοινά. Antrag der Samier: Theophrast bei Plut. Arist. 25, fälschlich in die Zeit des Aristides gesetzt.


653 Die von den Rednern des 4. Jahrhunderts vielbehandelte Ächtung des Arthmios von Zelea ist von SWOBODA, Arch.-epigr. Mitt. XVI vortrefflich klargestellt (doch vgl. o. S. 466, 1). Den Wortlaut des Ächtungsdekrets gibt Demosth. 9, 41: Ἄρϑμιος Πυϑώνακτος Ζελείτης ἄτιμος καὶ πολέμιος τοῦ δήμου τοῦ Ἀϑηναίων καὶ τῶν συμμάχων αὐτὸς καὶ γένος, ὅτι τὸν χρυσὸν τὸν ἐκ Μήδων εἰς Πελοπόννησον ἤγαγεν. Antragsteller Kimon: Krateros im schol. Aristid. bei WILAMOWITZ, Progr. Göttinger Sommersem. 1884, 10; bei Plut. Them. 6 wird es fälschlich Themistokles zugeschrieben und in den Zug des Xerxes gesetzt. Da Kimon der Antragsteller war, muß Arthmios' Sendung später sein als die des Megabazos. [Gehört die Anekdote von dem abgefallenen Perser Rhoisakes Plut. Cim. 10, der mit Geld nach Athen kommt, in diese Zeit?]


654 Perikles' Zug Thuk. I, 111 wird bei Plut. Pericl. 19 übertrieben verherrlicht [die Angabe über die Lokalität der Schlacht gegen die Sikyonier ἐν Νεμέᾳ deutet man mit Recht auf den Nemeabach, die Grenze zwischen Sikyon und Korinth], ebenso bei Diodor, der ihn zweimal erzählt, XI 85 unter dem Jahr 455/4 im Zusammenhang der Kriegsgeschichte offenbar nach Ephoros – vorher geht die Bemerkung, daß Tolmides damals in Böotien stand –, und XI 88 unter 453/2 wohl nach der Chronik. Hier wird die Aussendung von Kleruchen nach der Chersones durch Perikles (vgl. Plut. Per. 19), nach Euböa und Naxos durch Tolmides (ebenso Pausan. I 27, 5) daran angeschlossen, was chronologisch vielleicht richtig, aber für die Kriegsgeschichte ohne Bedeutung ist (vgl. u. S. 672). Angebliche Besetzung von Öniadä durch die Naupaktier, die es nach einem Jahr wieder verlieren, Pausan. IV 25, vgl. V 26, 1; derartige Kämpfe sind gewiß vorgekommen. Achaia athenisch auch Thuk. I 115. IV 21. – Chronologie: Der thessalische Feldzug fällt wahrscheinlich noch 454; mit ihm hängt unzweifelhaft der Vertrag mit den Phokern ἐπ᾽ Ἀρ[ίστωνος ἄρχοντος 454/3 IG. I2 26, Zl. 13 zusammen. Mithin fällt Perikles' Zug 453. Darauf folgen drei inhaltlose Jahre (διαλιπόντων ἐτῶν τριῶν Thuk. I 112) 452-450 und dann der fünfjährige Waffenstillstand und der cyprische Feldzug von 449. Diodor verteilt denselben auf die beiden Jahre 450/49 und 449/8, aber er füllte nur einen Sommer (vgl. Forsch. II 19, 1). Der fünfjährige Vertrag fällt offenbar mit dem dreißigjährigen Frieden zwischen Sparta und Argos zusammen, der im Sommer 421 ἐπ᾽ ἐξόδῳ war (Thuk. V 14. 28), aber Anfang 420 (Thuk. V 40) noch nicht abgelaufen zu sein scheint; er muß also im Sommer oder Herbst 450 geschlossen sein. Dann haben die Spartaner allerdings bei dem Angriff auf Attika 446 den Waffenstillstand gebrochen; doch scheint es kaum möglich, seinen Abschluß, und dann auch alle vorhergehenden Ereignisse bis zum Beginn der ägyptischen Expedition und des griechischen Kriegs, um ein Jahr hinaufzurücken.


655 Vgl. ED. MEYER, Theop. Hellenika 236f.


656 Über die Zustände in Thessalien und Echekratidas II. s. ED. MEYER, Theop. Hellenika 236f., 246.


657 Der kurze Bericht des Thuk. I 111 (den Ephoros bei Diod. XI 83 an den Feldzug von Oinophyta angeschlossen hat; daß Myronides das Heer führte, mag richtig sein) gibt uns nur völlig unzureichenden Aufschluß. Mit dem Orestes, Sohn des Pherekrates, in der bekannten thessalischen Bronze MAI. XXI 110, 248 und Taf. 7 (IG. IX 2, 257. DS.3 55. ED. MEYER a.O. 232f.) hat der Sohn des Echekratidas schwerlich etwas zu tun; aber in diese Zeit gehört die Inschrift, in der einem Korinther Sotairos von der Gemeinde der Θητωνιοι [so richtig KEIL] Ehrenrechte verliehen werden. Über die Bestimmung, daß dieselben gültig sind κἐν ταγᾶ κἐν ἀταγίαι, s. ED. MEYER a.O. 231f. – Vertrag mit den Phokern o. S. 572, 1.


658 Die Bedeutung der Verluste an Menschenleben speziell für den Niedergang der Besitzenden wird bei Arist. Pol. Ath. 26 mit Recht hervorgehoben, mit im übrigen grundfalscher Auffassung der Ereignisse.


659 Über die Tributsätze grundlegend BUSOLT, Der Phoros der attischen Bündner, Philol. XLI 652ff., ferner PEDROLI, I tributi degli alleati d'Atene, in Studi di storia antica pubbl. da G. BELOCH I, 1891.


660 Abfall von Milet: Pol. Ath. 3, 11. IG. I2 22, mit dem auf 450/49 [s. KIRCHHOFF] zu beziehenden Datum ἐπ᾽ [Εὐϑ]ύνου ἄρχοντος. – Hängt das mit dem cyprischen Feldzug zusammen?


661 Verbindung von Argos mit Kreta in dieser Zeit: Verträge mit Knossos und Tylissos: VOLLGRAFF BCH. XXXIV 331ff. (Inschrift aus Argos; hier hat Argos noch einen βασιλεύς Melantas); J. CHATZIDAKIS, Ἐφ. 1914, 94ff. (Inschrift aus Tylissos).


662 Argos und Persien: Herod. VII 151. Forsch. II 75. 214ff.


663 Zur Chronologie (o. S. 572, 1).


664 Kimon als Friedensvermittler: Andoc. 3, 3 (= Äsch. 2, 172), der ihn mit Miltiades zusammenwirft; Ephoros (Diod. XI 86 mit Übergehung der drei tatenlosen Jahre); ferner Theopomp fr. 88 J. und die Biographie Plut. Cim. 18. Nepos Cim. 3, in unmittelbarem Anschluß an die Schlacht bei Tanagra (vgl. o. S. 561, 1).


665 Über den cyprischen Krieg Forsch. II 14ff. Neben Thukydides bietet das von Ephoros und seinen Zeitgenossen auf die Eurymedonschlacht bezogene berühmte Siegesgedicht Diod. XI 62, Anth. Pal. VII 296 cet. [von BR. KEIL, Hermes XX sehr mit Unrecht für unecht erklärt] verwertbare Angaben. Schon früh ist der Sieg in Kimons Lebzeiten versetzt worden; dadurch ist der ganze Feldzug von Ephoros (Diod. XII 3f., auch bei Plut. Cim. 18 mit Vorsicht benutzt) vollständig umgestaltet worden; seine Erzählung hat, von einzelnen vielleicht zu verwertenden Detailangaben (Einnahme von Marion, Namen der persischen Feldherrn, Tod des Anaxikrates) abgesehen, historisch gar keinen Wert. – Zum Datum vgl. o. S. 369, 3. – Verkehrt ist auch, daß bei ihm das Friedensanerbieten von den Persern ausgeht, noch bei Kimons Lebzeiten, und darauf erst Kallias nach Susa geschickt wird; die Tatsachen lehren deutlich das Gegenteil. – Nach Isokr. 8, 86 (= Älian v.h. 5, 10) hätten die Athener auf Cypern 150 Trieren verloren, was übertrieben ist.


666 Über den Kalliasfrieden s. Forsch. II 71ff. Die Benennung »Kimonischer Friede« ist spät und absurd. Die Bedingungen nach Thuk. VIII 56. Isokr. 4, 120. 7, 80. 12, 59. Dem. 19, 273. Lyc. c. Leocr. 73. Plut. Cim. 13. Suidas s.v. Κίμων u.a. Daß der Perserkönig auf die griechischen Gebiete in Asien nicht verzichtet hat, bestätigen Herod. VI 42. Thuk. VIII 5. 6. Daher kann er auch ihre Autonomie nicht bewilligt haben, wie bei Diod. Lyc. Suidas behauptet wird. Ephoros (Diod. XII 4) läßt die Initiative zum Friedensschluß von Persien ausgehen und setzt die Gesandtschaft des Kallias vor Kimons Tod; die Tatsachen lehren das Gegenteil.


667 Prozeß des Kallias: Dem. 19, 273.


668 Durch ein Mißverständnis hat der Schriftsteller, dem Plut. Cim. 13 folgt, aus Kallisthenes gefolgert, daß dieser eine Tradition anführe und bekämpfe, welche den Frieden nach der Schlacht am Eurymedon geschlossen sein ließ. In Wirklichkeit hat Kallisthenes ohne Zweifel den Frieden von 449/8 selbst erwähnt, s. Forsch. II 3f. – Die Urkunde des Friedens hatte Krateros mitgeteilt (Plut. Cim. 13); aber die Inschrift war in ionischen Buchstaben abgefaßt, also erst im 4. Jahrhundert angefertigt; deshalb hat Theopomp fr. 153. 154 J. den Frieden für eine Erfindung der Athener erklärt, und ihm sind bekanntlich seit DAHLMANN und KRÜGER viele Neuere gefolgt, namentlich weil Thukydides in der Pentekontaëtie den Frieden nicht erwähnt, obwohl seine spätere Geschichtserzählung ihn überall voraussetzt. Die Zweifel an der Realität des Friedens sind ganz unbegründet.


669 Heiliger Krieg: Thuk. I 112. Plut. Per. 21. Vgl. Strabo IX 3, 15: Κατοπτήριος χῶρος (auch Ἀνεμώλεια genannt), Grenze zwischen Delphern und Phokern, ἡνίκα ἀπέστησαν τοὺς Δελφοὺς ἀπὸ τοῦ κοινοῦ συστήματος τῶν Φωκέων Λακεδαιμόνιοι καὶ ἐπέτρεψαν καφ᾽ αὐτοὺς πολιτεύεσϑαι. Philochoros fr. 88 bei schol. Arist. av. 556, wonach die athenische Intervention τρίτῳ ἔτει nach der spartanischen erfolgt ist. Ist das richtig, so wird der spartanische Zug ins Jahr 450/49, der athenische ins Jahr 448/7 gehören. In diese Zeit gehört die Erneuerung des Bündnisses mit den Phokern IG. I2 26; und wahrscheinlich die Usurpation eines Weihgeschenks des Krösos in Delphi für die Spartaner durch einen Delpher Herod. I 51. – Die folgenden Ereignisse sind bei Diodor falsch geordnet [1. Abfall von Megara; 2. Peloponnesier nach Attika und Schlacht bei Koronea; 3. Abfall Euböas und Friede] und auf die Jahre 448/7-446/5 verteilt. Daß der Friede Ende 446 geschlossen ist, steht durch Thuk. I 87. 115. II 2. 21 fest. Mithin fällt die Schlacht bei Koronea wahrscheinlich noch 447.


670 Böot. Krieg: Thuk. I 113. Hellanikos fr. 81 J. bei Steph. Byz. Χαιρώνεια. Plut. Per. 18. Zur Schlacht bei Koronea Thuk. III 62. 67. IV 92. Plut. Ages. 19; ἡ σὺν Τολμίδῃ τῶν χιλίων ἐν Λεβαδείᾳ συμφορά Xen. Mem. III 5, 4; bei Haliartos Paus. I 27, 5. Tod des Kleinias, Vaters des Alkibiades: [Plato] Alk. I 112 c. Isokr. 16, 28. Plut. Alc. 1.


671 Über die Verfassung Böotiens, wie sie seit der Befreiung von der athenischen Herrschaft 447/6 bis zum Königsfrieden 387/6 bestand, hat erst die Auffindung der Hellenika von Oxyrynchos Klarheit gebracht. Siehe die ausführliche Behandlung bei ED. MEYER, Theop. Hellenika 92ff., der die Verfassung mit den niederländischen Generalstaaten vergleicht (S. 93).


672 Die Verfassung war Oligarchie Thuk. V 31, 6, aber eine ὀλιγαρχία ἰσόνομος, keineswegs eine δυναστεία ὀλίγων ἀνδρῶν μὴ μετὰ νόμων wie zur Zeit der Perserkriege Thuk. III 62.


673 Gesinnung der Phoker Thuk. III 95; aber sie sind im Archidamischen Kriege Bundesgenossen Spartas II 9, ebenso die Lokrer von Opus.


674 Der Bericht des Thuk. 1, 114 wird ergänzt durch die von KÖHLER, Hermes XXIV 92 (dazu BE LOCH ib. 479) gedeutete Grabinschrift des Python IG. I2 1085, eines Megarers, der die attischen Truppen auf dem Wege von Pagä durch Böotien führte, wobei Andokides zahlreiche Gefangene machte. Diodor und Plut. Pericl. 22 bieten wenig von Bedeutung.


675 Ob die drei Phylen noch in Pagä abgeschnitten waren oder bereits den beschwerlichen Rückzug durch Böotien über den Kithäron zurückgelegt und die Vereinigung mit der Hauptmacht gewonnen hatten, ist nicht erkennbar. Auf alle Fälle hat nicht die Rücksicht auf sie, sondern die allgemeine Situation die Entscheidung des Perikles bestimmt.


676 Bestechung des Pleistoanax und Kleandridas (vgl. u. S. 676) Thuk. II 21. V 16. Die von Perikles ἐς τὸ δέον ausgegebene Summe (Aristoph. nub. 859), angeblich 10 Talente, wird von Ephoros fr. 193 J. (= Diod. XIII 106. Plut. Per. 23. Nic. 28; entstellt Theophrast bei Plut. l.c.) auf diesen Vorgang gedeutet.


677 Perikles auf Euböa auch Aristoph. nub. 213. Philochoros fr. 89. Weiteres u. S. 668.


678 Friedensbedingungen: Thuk. I 115, ferner I 35. 40. 67. 140. 144. IV 21. VII 18. Pausan. V 23, 4 (Stele in Olympia). Über das Schicksal von Chalkis in Ätolien (o. S. 567) erfahren wir nichts; Molykreion ist 426 athenisch (Thuk. III 102). – Unter den zehn athenischen Gesandten werden genannt Andokides von seinem Enkel 3, 6, Kallias und Chares von Diod. XII 7.


679 Zu Gelons Tod und Chronologie Arist. fr. 216; Pol. V 9, 23.


680 Das anerkennende Urteil über Gelon (vgl. Plut. Timol. 23) ist von Timäos weiter ausgestaltet, im Gegensatz zu Hieron. Er erzählt auch, daß Gelon nach dem Siege von Himera unbewaffnet unter das Volk getreten sei und angeboten habe, seine Herrschaft niederzulegen; da das Volk das ablehnt, wird sein Regiment legitim (Diod. XI 26, vgl. 38. 67. XIV 66. Polyän I 27, 1. Älian v.h. 6, 11. 13, 37). Daran ist schwerlich irgend etwas historisch, als daß unter den sizilischen Tyrannen wie unter den Pisistratiden, in Sikyon, Halikarnaß und sonst die verfassungsmäßigen Formen beobachtet wurden. Zur Persönlichkeit des Gelon und Hieron Älian v.h. IV 15.


681 Gelons Sohn Arist. Pol. V 8, 19.


682 Kämpfe auf Sizilien, an denen er selbst teilnimmt: Pind. Pyth. 1, 96 (hierher Polyän I 29, 1?) im Jahre 470 oder kurz vorher; vielleicht im Krieg gegen Thrasydäos (u. S. 599).


683 Schol. Pind. Pyth. 2, 34 (gewiß Timäos), vgl. 1, 98. 112; von Pindar Pyth. 2, 35 erwähnt.

684 Diod. XI 48 = schol. Pind. Ol. 2, 29. 37 (Timäos).


685 Polyän I, 29, 2.


686 Schlacht bei Kyme: Diod. XI 51 [seine Chronologie scheint hier wie überhaupt für Sizilien durchweg korrekt; Timäos gab ja genaue Daten]. Pind. Pyth. I 140 (wohl auch Nem. I 80. 102). Siegeshelm in Olympia IGA. 510. DS.3 35. Olympia, Inschriften 249.


687 Drohen eines karthagischen Krieges: Pindar Nem. 9, 67 (472?). Pyth. 1, 137 (470 v. Chr.).


688 Strabo V 4, 9 (Timäos).


689 Angebliche Getreidesendung nach Rom: Liv. II 34. Dionys. VII 1. 20 (= Plut. Cor. 16).


690 Timäos fr. 84 (schol. Pind. Nem. 9, 95) über Aristonus und Chromios ist von SCHWARTZ, Hermes 34, 485 richtig gedeutet: sie waren Vormünder des Sohnes Hierons Deinomenes als Königs von Ätna, nicht wie man bisher interpretierte, Vormünder eines Sohnes Gelons; vgl. u. S. 598.


691 Theron und Xenokrates: Pind. Ol. 2, 88, vgl. Pyth. 6. Isthm. 2.


692 Söhne des Deinomenes: Bakchyl. 5, 11. 32. 35, vgl. Pind. Pyth. 1, 94. 153. Epigramm in Delphi schol. Pind. Pyth. 1, 155. Anthol. 6, 214 (Simon. ep. 141 BERGK), dazu WILAMOWITZ, Gött. Nachr. 1897, 314. Weihinschriften BCH. XXI 589. DS3 35.


693 Konflikt Diod. XI, 48, schol. Pind. Ol. 2, 1. 29. 57. 173. Pyth. 6, 4 (Timäos fr. 86. 90).


694 Heimliche Gegner Hierons Pind. Pyth. 1, 162 u.a. Spione: Arist. Pol. V 9, 4. Sehr schlecht hat ihn Timäos bei Diodor behandelt, im Gegensatz zu den Lobsprüchen Pindars; in viel besserem Licht erscheint er in Plutarchs Apophth. reg. – Verbannte aus Gela, Agrigent, Himera u.a. Diod. XI 76.


695 Im allgemeinen s. HOLM, Sizilien I.


696 Ein Peloponnesier im Dienst des Tyrannen ist Phormis Ἀρκὰς Μαινάλιος, νῦν δὲ Συρακόσιος auf einem Denkmal in Olympia (vgl. u. S. 619) bei Paus. V 27; etwas älter ist Praxiteles von Mantinea Συρακόσιος καί Καμαριναῖος [d.i. von Hippokrates bei der Neugründung (Thuk. VI 5. Philistos schol. Pind. Ol. 5, 19) in Kamarina angesiedelt und von hier bei der Zerstörung durch Gelon nach Syrakus übergeführt] IGA. 95 = Olympiainschr. 266. Ihr Beispiel zeigt, zu welchem Wohlstande manche dieser Reisläufer gelangten.


697 Syrakus: Diod. XI 25. 26. 72 u.a. CAVALLARI und HOLM, Die Stadt Syrakus im Altertum, deutsch von LUPUS.


698 Agrigent: Diod. XI 25. XIII 82. Polyb. IX 27. SCHUBRING, Hist. Topogr. von Akragas, 1870.


699 Himera und Ätna: Diod. XI 49; vit. Äsch.; Pind. Pyth. 3, 121. Nem. 1 und schol. Pyth. 1, 58. 112ff. fr. 105. Äschyl. fr. 6ff. NAUCK.


700 Hierons Sohn Deinomenes auch Pausan. VI 12, 1. VIII 42, 9, vgl. o. S. 592, 1.


701 Vor allem ist Hieron in Ätna βασιλεύς: s. WILAMOWITZ, Ber. Berl. Ak. 1901, 1278f.


702 Untergang des Thrasydäos: Diod. XI 53. Als Pindar Ol. 12 für den Kreter Ergoteles dichtete, der nach Himera gegangen war und 472 in Olympia, 470 in Delphi gesiegt hatte, war Himera frei (παῖ Ζηνὸς Ἐλευϑερίου, σώτειρα Τύχα). S. auch WILAMOWITZ, Ber. Berl. Ak. 1901, 1281. 1305. Therons Neffe Thrasybulos, der Sohn des Xenokrates, lebte später unbehelligt in Himera (Isthm. 2).


703 Sturz Thrasybuls: Diod. XI 67f., wesentlich ergänzt durch Aristot. Pol. V 8, 19; zur Chronologie ib. V 9, 23. Bei dieser Gelegenheit fand auch der von Pindar Ol. 6 besungene Agesias den Tod: schol. v. 165 bei WILAMOWITZ, Isyllos 172.

704 Mikythos: Herod. VII 170. Diod. XI 48. 52. 59. 66. Justin 4, 2 [die Geschichte von der Besetzung Rhegions durch die Himeräer Justin 4, 3 ist wohl aus der Zankles durch die Samier entstellt]. Weihgeschenk in Olympia Pausan. V 24, 6. 26, 2ff. IGA. 532 = Olympiainschr. 267ff.


705 VII 170. Arist. Pol. V 2, 8. Diod. XI 52 mit unhistorischen Zügen.


706 Pyxus auch Strabo VI 1, 1.


707 Anaxilaos' Sohn Leophron: Dion. Hal. XIX 4. schol. Pind. Pyth. 2, 34. Justin 21, 3 [Bedrängnis durch die Lokrer]. Athen. I 3 e [wo Simonides' Gedicht auf Anaxilaos auf ihn übertragen ist].


708 Sturz der Tyrannis Diod. XI 76. Im allgemeinen vgl. die scharfsinnigen Kombinationen von PAIS, Atakta, Pisa 1891; indessen ist das Material zu dürftig, um zu sicheren Schlüssen zu gelangen.


709 Battos IV. kennen wir nur aus Herakl. Pol. 4, 3.


710 Besiedlung von Euhesperides: schol. Pind. Pyth. 5, 33. vgl. 4, 455.


711 Siege und Sturz des Arkesilaos arg. Pyth. 4 (die 200jährige Dauer des Königtums ist übertrieben). Herakl. Pol. 4, 4 (wo Battos für Arkesilaos genannt wird; nach dem Orakel Herod. IV 163 herrschten 4 Battos und 4 Arkesilaos über Kyrene).


712 Spätere Kämpfe: Diod. XIV 34. Zu den Messeniern (in Euhesperides) vgl. Pausan. IV 26, 2. 5 [gehört hierher Arist. Pol. VI 2, 10?]. – Sonst wird Kyrene wohl nur noch Thuk. VII 50 genannt.


713 Timäos, der fanatische Tyrannenfeind, hat die Verhältnisse Siziliens nach dem Sturz der Tyrannis, die Friedenszeit und den anwachsenden Wohlstand in glänzenden Farben geschildert Diod. XI 68, 6. 72, 1. Wie sehr damit seine eigenen Erzählungen im Widerspruch stehen, hat er nicht empfunden. – Daß keineswegs überall reine Demokratien eingerichtet wurden, lehrt der weitere Verlauf.


714 Zu Syrakus vgl. Arist. Pol. V 2, 11: Συρακούσιοι μετὰ τὰ τυραννικὰ τοὺς ξένους καὶ τοὺς μισϑοφόρους πολίτας ποιησάμενοι (das war vielmehr in der Tyrannenzeit geschehen) ἐστασίασαν καὶ εἰς μάχην ἦλϑον.


715 Münzen von Messana mit der Legende Δανκλαιον aus dieser Zeit: HOLM, Gesch. Sizil. III 576f.


716 Zu Kamarina Thuk. VI 5 [schol. Pind. Ol. 5, 16. 19 ist korrupt]. In der Ode auf Psaumis von Kamarina Ol. 4 = 452 v. Chr. preist Pindar den Sieger als πρὸς ἁσυχίαν φιλόπολιν καϑαρᾷ γνώμᾳ τετραμμένον v. 26, und in Ol. 5 wird v. 19 die Neugründung erwähnt (νέοικον ἕδραν).


717 Ätna und Inessa auch Strabo VI 2, 3. Im Jahr 426 ist Inessa ein Σικελικὸν πόλισμα Thuk. III 103.


718 Das Gebiet von Megara bleibt syrakusisch: Thuk. VI 75. 94. Zu Euböa Strabo VI 2, 6.


719 Einzige Quelle ist Diod. XI 72. 76, der die Ereignisse, die offenbar viele Jahre füllen, auf die beiden Jahre 463/62 und 461/0 verteilt, so daß die Chronologie im einzelnen nicht feststeht.


720 Hauptquelle Diod. XI 86f. unter dem Jahr 454/3.


721 Agrigent: Diog. Laert. VIII 66 nach Timäos, aus dem auch die Anekdoten über Empedokles' Auftreten gegen angebliche Usurpatoren ib. 64f. stammen [vgl. Neanthes ib. 72]. Mit Recht bemerkt BIDEZ, La biographie d'Empédocle, Gand 1894, daß diese Erzählungen im wesentlichen geschichtlich sein werden. Er hat überhaupt das Material in vortrefflicher Weise behandelt; Sicherheit ist aber bei der Beschaffenheit der Quellen nur in wenigen Fällen zu gewinnen. Unklar bleibt VIII 67 (Timäos): ὕστερον μέντοι τοῦ Ἀκράγαντος οἰκιζομένου (korrupt) hätten Empedokles' Feinde seine Rückkehr von der Reise nach Olympia verhindert. Den Widerspruch zwischen Empedokles' persönlichem Auftreten und politischen Ansichten hebt Timäos mit Recht hervor. Aristoteles bezeichnet ihn als ἐλεύϑερον καὶ πάσης ἀρχῆς ἀλλότριον (ib. 60); daß ihm das Königtum angeboten sei (Xanthos ib. 60, vgl. Favorinus ib. 73), ist Schwindel.


722 Die Zustände in Syrakus zur Zeit der Sizilischen Expedition ergeben sich aus Thuk. VI 32-41. 72. VII 55. Daß Aristoteles die damalige Demokratie im Gegensatz zu der nach 413 eingeführten als gemäßigt (πολιτεία) bezeichnet Pol. V 3, 6, beruht darauf, daß nach 413 das Los an Stelle der Wahl trat.


723 Münzen haben nach HOLM, Gesch. Sizil. III 603 in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts von Sikelerstädten geprägt: Longana, Abakainon, Hipana an der Nordküste, Henna, Galaria, Morgantina im Binnenlande.


724 Die Geschichte des Duketios kennen wir nur aus Diod. XI 78. 88ff. 91f., der sie unter den Jahren 459/8, 453/2, 451/0 erzählt; seine späteren Schicksale und die damit zusammenhängenden Kämpfe XII 8. 29 unter 446/5 und 440/39. Deutlich sieht man, daß ein zusammenhängender Bericht zugrunde liegt [in den die gleichzeitige Geschichte von Syrakus c. 86f. 88 eingefügt war], bei dem Timäos nur die Hauptereignisse chronologisch fixiert hatte.


725 Die Identität von Μέναινον (später Menai) c. 78 und Μινέας (Cod. Patm., vulg. Νέας) c. 88 wird durch Apollodor fr. 5 J. bei Steph. Byz. Μεναί, πόλις Σικελίας ἐγγὺς Παλικῶν bestätigt; daß Diodor die von Duketios gegründete Stadt seine πατρίς nennt, ist begreiflich [gegen HOLM]. Ebenso findet sich der Ort der Entscheidungsschlacht Νομαί Diod. XI 91 bei Apollodor fr. 6 J. (Steph. Byz.) als Νόαι.


726 Der Kult der Paliken war auch von Ätna übernommen; Äschyl. fr. 6. 7.


727 Von den Kämpfen um Motyon hat Philistos im 5. Buch erzählt: Μοτύη ... φρουρίον Σικελίας παραϑαλάττιον. Steph. Byz. identifiziert es fälschlich mit dem phönikischen Motye, ebenso die Quelle des Pausanias V 25, 5 bei der Beschreibung des von Agrigent aus der Beute nach Olympia geweihten Denkmals, das Kalamis gearbeitet hat. Es waren Knaben von Erz, die die Rechte betend emporstreckten; das paßt auf die Befreiung von Motyon vorzüglich.


728 Quelle: Diod. XII 8. 26. 29. 30. Archonidas, τῶν ταύτῃ [im Norden] Σικελῶν βασιλεύων τινῶν, unterstützt die Athener, † 415: Thuk. VII 1. – Die Bewohner der von Syrakus eroberten Sikelerstadt Τρινακίη Diod. XII 29 nennt das argum. Πικηνούς, wozu PAIS die Notiz bei Steph. Byz. Πίακος, πόλις Σικελίας. οἱ πολῖται Πιακηνοί und die Kupfermünzen des 5. Jahrhunderts mit Πιακιν (HOLM, Gesch. Siz. III 638) zieht.

729 Sikelische Untertanen von Syrakus Thuk. VI 20, 4. 45. 48. Die spätere Gruppierung der sizilischen Gemeinden zeigt Thuk. III 86: im Jahre 427 standen auf Syrakus' Seite alle dorischen Städte (zu denen auch Himera III 115. VII 58 gehört, ebenso Messana und Lipara III 88. 115) außer Kamarina (zu dessen Stellung vgl. IV 25. 58. VI 88), ferner Lokri; Leontini wird von den übrigen Chalkidiern (Naxos, Katana) und Rhegion unterstützt. Agrigent wird sich wie im späteren Kriege möglichst neutral gehalten haben (V 3. VII 32f. 58, vgl. 46. 50). Herrschaft von Syrakus über die Sikeler, Besatzung in Inessa (Ätna) III 103, ebenso in Kentoripa, Hybla u.a. VI 94, vgl. 45; im Gebirge waren die Sikeler zum Teil noch unabhängig VI 88 (gegen Diod. XII 29), vgl. 34. 45; Archonidas von Herbita!


730 In dem von Diodor XI 86 unter 454/3 erzählten Grenzkrieg zwischen Segesta und Lilybäum ist für letzteres, wie KÖHLER, MAI. IV 32 erkannt hat, Halikyai zu lesen; von den Verträgen mit Athen unter dem Archon Ἀρ[ίστ]ων IG. I2 20. 19 erwähnte der erstere den Krieg mit den Ἁλι]κυαίοις. Halikyai wird sich an Selinus angelehnt haben.


731 Verträge mit Rhegion und Leontini IG. I2 51. 52 Vgl. u. S. 731.


732 Etruskerkrieg: Diod. XI 88. Philistos hat davon offenbar im 5. Buch erzählt: fr. 23 Αἰϑαλία. Feindschaft zwischen Etruskern und Syrakus: Thuk. VI 88. VII 57. Pithekusai aufgegeben, von Neapel besetzt: Strabo V 4, 9 (πόλις Ἑλληνίς Skyl. 10).


733 Über die Münzen s. HOLM, Geschichte Siziliens III.


734 Hippias in Inykon: Plato Hipp. mai. 282 e. 284 b; die Lage des Orts läßt sich aus Herod. VI 23f. nicht genügend bestimmen. Nach Pausan. VII 4, 6 und Steph. Byz. war es eine Sikelerstadt, und daran wird (gegen HOLM I 60. 358) festzuhalten sein, obwohl Pausanias und Charax bei Steph. Byz. s.v. Καμικός den Urkönig Kokalos aus der Dädalossage hierher setzen, der sonst in der Sikanerstadt Kamikos lokalisiert ist.


735 Diod. XIII 81, 4f.


736 Über die wirtschaftlichen Verhältnisse geben neben den geschichtlichen Nachrichten besonders bei Diodor die Schilderungen des Lebens in Selinus und Agrigent Diod. XIII 55. 81ff. (der Luxus wird auch in den Angaben über Empedokles geschildert, ebenso Herakl. Pol. 37) einige Auskunft. Die Anekdoten (z.B. die Erzählung von dem Sohne des Antisthenes, der einen Bauer zwingen will, ihm seinen Acker zu verkaufen, worauf der Vater ihm rät, denselben reich zu machen, dann werde er einen größeren Besitz haben wollen und sein Grundstück losschlagen) dürfen zur Charakteristik verwertet werden, auch wenn sie im einzelnen nicht historisch sind. Vgl. ferner Thuk. VI 17. 20 u.a. Plato ep. 7, 326 und sonst über die Lebensweise der italischen und sizilischen Griechen (Kochkunst Gorg. 518 b. Rep. III 404 d). – Sizilische Wagen: Pindar fr. 106. Kritias eleg. fr. 2 DIELS5. – Für Selinus vor allem BENNDORF, Metopen von Selinunt, 1873.


737 Über die sizilische Komödie s. [jetzt KAIBEL, Comicorum Graec. fragmenta I 1. 1899. Von älteren vor allem] BERGK, Griech. Literaturgesch. IV. Aristoxenos von Selinus: Epicharm bei Hephästion 8, 1, vgl. KAIBEL bei PAULY-WISSOWA II 1056. ἰαμβισταί in Syrakus: Athen. V 181 c.


738 Für Epicharm: LORENZ, Leben und Schriften des Koers Epicharmos, 1864. Die Notizen der Biographie bei Suidas und Diog. Laert. VIII 3 sind meist ganz unsicher. Als Begründer der Komödie Plato Theät. 152 e. Arist. Poet. 3. 5, neben Phormis; de com. III 4f. in BERGKS »Aristophanes« p. XXXII [KAIBEL p. 7]. Daß er auch ein philosophisches Lehrgedicht verfaßt habe, ist höchst unwahrscheinlich. Ψευδεπιχάρμεια: Athen. XIV 648 d. Wie Plato hat Euripides den Epicharm gekannt und benutzt, s. WILAMOWITZ, Herakles I 29; gegen seine [auch von KAIBEL akzeptierte] Annahme, die Sentenzen, auf die dieser anspielt, stammten aus einem untergeschobenen Werk, s. ROHDE, Psyche 551.


739 Über Korax und Tisias genügt der Verweis auf BLASS, Att. Beredsamkeit.


740 Gorgias' Auffassung des λόγος als δυνάστης μέγας, ὃς σμικροτάτῳ σώματι καὶ ἀφανεστάτῳ ϑειότατα ἔργα ἀποτελεῖ kennen wir nicht nur aus Plato, sondern aus seinen eigenen Worten in der »Helena« 8ff., deren Echtheit mir nicht zweifelhaft ist. Die Schrift περὶ τῆς φύσεως ἢ περὶ τοῦ μὴ ὄντος ist bekannt; vgl. Isokr. Hel. 3: Γοργίαν τὸν τολμήσαντα λέγειν, ὡς οὐδὲν τῶν ὄντων ἔστιν. Darin, daß er sich auch, im Anschluß an Empedokles, mit physischen Erklärungen der Sinneswahrnehmungen beschäftigt hat, vermag ich nicht mit DIELS, Gorgias und Empedokles, Ber. Berl. Ak. 1884, der seine Lehren erläutert und zugleich seine stilistische Abhängigkeit von Empedokles nachgewiesen hat, einen Widerspruch gegen die in dieser nihilistischen Schrift vorgetragenen Grundanschauungen zu sehen, der dazu zwänge, diese Lehren in eine ältere Periode zu setzen und einen Bruch in Gorgias' Entwicklung anzunehmen. Platos »Menon« zeigt, daß er diese Lehren noch am Ende seines Lebens in Thessalien vorgetragen hat. Wenn er auch die Realität aller Dinge leugnete, so konnte er wie Parmenides doch δόξαι über die Entstehung der Sinneswahrnehmungen vortragen, sei es auch nur als παίγνια, wie das Lob der Helena. Weiteres u. S. 893ff.


741 Über Empedokles vgl. außer den Geschichten der Philosophie (zuletzt vor allem GOMPERZ, Griech. Denker I 183ff.) E. ROHDE, Psyche 465ff., KERN, Empedokles und die Orphiker, Archiv f. Gesch. d. Philos. I, 498ff., und vor allem BIDEZ (o. S. 606, 1) und DIELS, Über die Gedichte des E., Ber. Berl. Ak. 1898. Warum ich von ihren Auffassungen abweichen muß, ist im Texte angedeutet. Wenn man zwischen den mystisch-prophetischen Lehren der καϑαρμοί und den physikalischen des Gedichts περὶ φύσεως einen tiefen Widerspruch statuiert, den BIDEZ und DIELS durch verschiedene Abfassungszeit zu erklären suchen, so übersieht man, daß der Gegensatz nur ein logischer, aber kein psychologischer ist. Die Tendenz beider Gedichte ist ganz die gleiche, praktische: die Begründung der Stellung des inspirierten Wundermanns. – Vgl. auch u. S. 872f.


742 Sieg der Tarentiner über die Peuketier und den ihnen zu Hilfe gekommenen Iapygerkönig Opis: Pausan. X 13, 10. Da das Weihgeschenk von Onatas gearbeitet ist, der schon für Hieron tätig war, werden wir ihn nicht zu tief herabsetzen dürfen.


743 Von den Lukanern hören wir zuerst nach der Gründung Thuriis Polyän II 10 (u. S. 678).


744 Die Abhängigkeit des Zwölftafelrechts vom griechischen Recht ist von manchen Neueren sehr mit Unrecht bestritten worden


745 Luxus in Kroton: Timäos fr. 82.


746 Hauptstelle Polyb. II 39. Die vielfach in Pythagoras' Lebzeiten gesetzte Katastrophe (vgl. Bd. III2 S. 761, 2) kennen wir genauer nur aus Aristoxenos bei Iamblich (Vit. Pyth. 248ff.) und dem von ihm abhängigen phantastischen Bericht des Apollonios von Tyana ib. 254ff., in dem die von Polybios erwähnte Vermittlung der Achäer 263 bei der Rückkehr der Pythagoreer wiederkehrt. Sonst s. noch Plutarch, De gen. Socr. 13: ἐπεὶ γὰρ ἐξέπεσον αἱ κατὰ πόλεις ἑταιρίαι τῶν Πυϑαγορικῶν στάσει κρατηϑέντων, wo aber die Verbrennungskatastrophe nach Metapont verlegt und Philolaos für Archippos eingesetzt wird. Über den Bericht Iamblichs ist grundlegend ROHDE, Rhein. Mus. 26, speziell S. 564ff. Aus den Trümmern der Überlieferung hat UNGER, Ber. Münch. Ak. 1883 mit großem Scharfsinn, aber mit übermäßigem Vertrauen auf die Zuverlässigkeit der zersprengten Daten eine zusammenhängende Geschichte der Pythagoreer herzustellen versucht. Für die Zeit der Katastrophe ist der einzige Anhalt, daß der nach allen Angaben bei der Verbrennung entkommene Lysis Lehrer des Epaminondas gewesen ist, also noch um 400 gelebt haben muß. – In welche Zeit der Tyrann Kleinias von Kroton Dion. Hal. XIX 4 gehört, wissen wir nicht.


747 Verfassung von Tarent: Arist. Pol. V 2, 8. VI 3, 5, vgl. IV 4, 1.


748 Rhegion und Lokri: Thuk. IV 1. 24 u.a.; zu den Verhältnissen in Lokri Pind. Ol. 10, 13ff. 118ff. 11, 16ff. (ἀτρέκεια, Tapferkeit).


749 Kriege im Westen: Thuk. V 5. Strabo VI 1, 5, vgl. Pausan. VI 6. Astylos: Pausan. VI 13, 1, vgl. ROBERT, Hermes 35, 163f.


750 Elea: Strabo V 1, 1. Die Anekdote von Zeno und dem Tyrannen Diog. Laert. IX, 26 u.a. ist schwerlich geschichtlich; eher die Angabe des Speusippos ib. 23, daß Parmenides Elea Gesetze gegeben habe.


751 Pythagoras bezeichnet sich selbst als Samier: Inschr. v. Olympia 144. 145 (IGA. 388. 388 a); Pausanias dagegen nennt ihn VI 6, 6 aus Anlaß desselben Denkmals und auch sonst durchweg Rheginer; die Kunsthistoriker (Plin. 34, 59f. Diog. Laert. VIII 47) scheiden fälschlich einen Rheginer und einen Samier. Vgl. u.a. ROBERT, Archäol. Märchen S. 33. Hermes 35, 184f.


752 Hauptquelle: Strabo IV 1, 4f. Dazu der sehr phantastische Abriß einer Geschichte Massalias bei Justin XLIII 3ff. Ferner für die Kolonien die Notizen bei Avien (vgl. Bd. III2 S. 635, 3), Skylax, dem sog. Skymnos, Strabo IV, 1, 9f.


753 Aus Antipolis besitzen wir eine Inschrift bereits aus dem 5. Jahrhundert IG. XIV 2424.


754 Zur Verfassung Arist. Pol. Vl 4, 5. V 5, 2. Val. Max. II 6, 7ff.


755 Kolonien im Rhonegebiet: Strabo IV 1, 5. 8. Skymn. 268. Steph. Byz. Nach Avien 689 wäre Arelate die ehemalige Griechenstadt Theline, was schwerlich genau ist.


756 Polyb. bei Strabo IV 2, 1.


757 Veneter: Skymn. 193 (Ephoros), vgl. BERGER, Gesch. d. wiss. Erdkunde der Griechen II 6.


758 Sturmfluten: Ephoros bei Strabo VII 2, 1. Aristot. Eth. Nic. 3, 10 und die abgeleiteten Stellen, s. MÜLLENHOFF, Deutsche Altertumskunde I 231ff. BERGER II 62.


759 Kultur und Philhellenismus der Kelten: Ephoros bei Strabo IV 4, 6 und Skymn. 183ff. Strabo IV 1, 5.


760 Heraklesstraße: [Arist.] Mir. ausc. 85 (Timäos).


761 Strabo IV 1, 6. Steph. Byz.


762 Emporiä und Rhodä (daneben bei Strabo XIV 2, 10 und Skymnos nach Timäos fälschlich auf Rhodus und dessen angebliche Seeherrschaft [Bd. III2 S. 440, 3] zurückgeführt): Strabo III 4, 8 Skylax. Skymn. 203. Plin. III 22. Liv. 34, 9. Daß von ihnen auch Avien 559ff. die Rede ist, haben CHRIST und UNGER erkannt.


763 Zu Emporiä vgl. Bd. III2 S. 640, 4; FRICKENHAUS, Zwei topogr. Probleme, Bonner Jahrb. 118, 1909. Griech. Vasen aus Emporion im Institut d'Estudis Catalans. 1908. Die griech. Ansiedlung auf der Insel fällt nach den Vasenscherben auf der zugehörigen Nekropole auf dem Festland in die Mitte des 6. Jahrhunderts. Dann Übergang aufs Festland; die Mauern wie die von Velia (Arch. Jahrb. IV 169ff.) das schönste Beispiel phokäischen Festungsbaus. Die Indiketenstadt daneben stammt erst aus der Zeit von 218f. unter römischem Einfluß. Die Angaben des Livius haben seine Vorlage verdeckt und fälschlich die den Griechen befreundeten Indiketen mit den fremden Hispani des Binnenlandes zusammengeworfen. Die Anlage der Indiketenstadt, rechteckig, ist römisch; die Tonschalen aus rötlich hartgebranntem Ton, mit mattem, fast violettem Firnis überzogen, meist dünnwandig zylindrisch, geometrische Dekoration; Metopen-und Triglyphenteilung, konzentrische Halbkreise, Netzwerk usw., wie in Numantia; das ist nicht uralt, wie P. PARIS meint (Nachahmung des griechisch-geometrischen Stils), sondern der letzte Ausläufer altiberischer Keramik. [SCHULTEN, Neue Jahrb. 1907, 334ff. falsch.]


764 Hemeroskopion: Strabo III 4, 6. Avien 476. Eine andere dieser Städte ist wahrscheinlich Ἀλωνίς, νῆσος καὶ πόλις Μασσαλίας Steph. Byz., Mela II 6.


765 Mainake Strabo III 4. 2. Avien 427ff. Skymn. 146. Vgl. Bd. II 2, 93, 1. Vielleicht gehören auch die griechisch klingenden Orte Kallipolis und Kypsela Avien 514. 527 hierher. Daß die Kolonien in Spanien in den Fragmenten des Hekatäos nicht erwähnt werden, scheint zu beweisen, daß sie jünger sind als dieser.


766 Euthymenes: s. Bd. II 2, 99, 2. – Daß die Behauptung der Späteren, Sagunt sei eine griechische Stadt, Kolonie von Zakynthos, lediglich aus dem Anklang des Namens gefolgert ist und geschichtlich falsch ist, bedarf kaum der Bemerkung.


767 Über Olbia (bei Pausan. X 17, 5 als Gründung des Iolaos und der Thespiaden) vgl. PAIS, Intorno alla storia d'Olbia (Bibiotheca Sarda VI) 1895. Sicherheit ist allerdings nicht zu gewinnen. Statue des Sardus: Pausan. X 17. – Massalioten in Tharros: IG. XIV 609. 610.


768 Strabo IV 1, 5 ἀνάκειται δ᾽ ἐν πόλει συχνὰ τῶν ἀκροϑινίων, ἃ ἔλαβον καταναυμαχοῦντες ἀεὶ τοὺς ἀμφισβητοῦντας τῆς ϑαλάττης ἀδίκως ist wohl so zu deuten, wie im Text angenommen, wenn daneben auch an die Kämpfe mit Karthago gedacht sein wird.


769 Die Beziehungen zu Rom sind bekannt; das Weihgeschenk Diod. XIV 93.


770 Karthago und Gades: Justin 44, 5. Athenäos περὶ μηχαν. p. 9 ed. WESCHER (poliorcétiques) = Vitruv X 19, wonach damals der Sturmwidder erfunden worden wäre. Später werden die Gaditaner socii atque amici der Karthager bezeichnet (Liv. 28, 37, 1 aus Polybios) wie die übrigen untertänigen Phönikerstädte.


771 43, 5.


772 Pausan. X 8, 6. 18, 7 (ἀπὸ τῆς πρὸς Καρχηδονίους ἀπαρχὴ ναυμαχίας).


773 Anwerbung iberischer Söldner: Diod. XIV 44. 54. 80; ebenso schon beim Feldzug von 480.

774 ἐμπόρια πολλὰ Καρχηδονίων in Spanien jenseits der Säulen des Herakles Skylax 1; Λιβυφοίνικες (d.h. Phöniker aus Afrika, wie bei Hanno) ἐκ Καρχηδόνος ἀποικίαν λαβόντες in Spanien am Σαρδῷον πέλαγος Skymn. 196; ebenso Avien 114. 310f. Erytheia, d.i. die Insel von Gades, karthagisch; 376 ultra has columnas propter Europae latus vicos et urbis incolae Carthaginis tenuere quondam (d.h. zur Zeit der Vorlage); 421 Libyphoenices. Zahlreiche Phönikerstädte an der Südküste östlich von Gibraltar 438ff. Die Quelle erwähnte Mainake als noch bestehend; Avien 426f. identifiziert es fälschlich mit Malaka, s. Strabo III 4, 2. vgl. Bd. II2 2, S. 93, 1. Daß Ephoros, wie Skymn. 146 zeigt, Mainake noch erwähnte, beweist nicht, daß die Stadt damals noch bestand (gegen NIESE, Gesch. d. griech. und mak. Staaten I 492).


775 Absperrung des Westens: Strabo XVII 1, 19 (Eratosthenes). III 5, 11. Die fabelhafte Insel: Mir. ausc. 84. Diod. V 20 (Timäos).


776 Vgl. Bd. II2 2, S. 99.


777 Fahrten des Himilko und Hanno: Plin. II 169. Periplus des Himilko: Avien 117ff. 380ff. 404ff. Benutzt bei Skylax 1. [Arist.] Mir. ausc. 136, d.i. Timäos. – Der erhaltene Periplus des Hanno ist offenbar nur ein Auszug aus dem Originalbericht; das beweist auch Arrian Ind. 43. Seine Einwirkung findet sich schon in Herodots Angabe, daß die Karthager die Umschiffbarkeit Afrikas behaupten (IV 43), sodann bei Skylax 112 durchweg. Primitiver Tauschhandel auf Kerne Herod. IV 196; der entwickelte Handel bei Skylax 112. Über die Fahrt des Hanno (von den Älteren vor allem C. MÜLLER in den Geogr. Gr. min.) hat zuletzt C. TH. FISCHER, Unters. zur alten Länder- und Völkerkunde I, 1893 eingehend gehandelt, dessen auf SIEGLIN zurückgehende Lokalisierungen zum Teil wohl zweifellos richtig sind, wenn er auch mit der Annahme starker Änderungen der geographischen Verhältnisse in historischer Zeit zu weit gehen dürfte.


778 Justin XIX 2 itaque et Mauris bellum inlatum et adversus Numidas pugnatum et Afri compulsi stipendium urbis conditae Karthaginiensibus remittere; Trogus prol. 19 res Karthaginiensium in Africam per Sabellum Annonem gestae [was der Beiname bedeutet, ist ganz unklar].


779 Ackerbauende libysche Stämme: Herod. IV 191ff.; vgl. Hekatäos fr. 335 J. Μέγασα, πόλις Λιβύης˙ Ἑκ. περιηγήσει Ἀσίας˙ ἐξ αὐτῆς σιτοφάγοι καὶ ἀροτῆρες; die Lage des Ortes ist unbekannt.


780 Drückende Steuererhebung Polyb. I 72 u.a.


781 Aushebungen bei den Libyern und ebenso in den Phönikerstädten und unter der Bürgerschaft der Hauptstadt: Diod. XIV 44. 54. 80, im Gegensatz zu der Anwerbung von Söldnern bei den Iberern und den maurischen und numidischen Königen und Stämmen und »einigen der in der Richtung nach Kyrene wohnenden Völkerschaften«. Das wird durch die spätere Geschichte überall bestätigt.


782 Aber vgl. Diod. XIII 81, 5: im Jahr 406 Libyen οὔπω πεφυτευμένη; großer Import von Feldfrüchten aus Agrigent nach Karthago!


783 Schilderung der Provinz Diod. XX 8.


784 Über den Umfang der Provinz läßt sich Sicheres nicht ermitteln. Grenzgräben: Phlegon mirab. 18 Εὔμαχός [Geschichtschreiber Hannibals, Athen. XII 577 a] φησι ἐν περιηγήσει, Καρχηδονίους περιταφρεύοντας τὴν ἰδίαν ἐπαρχίαν. Das sind wohl die Φοινικίδες τάφροι bei Thenä, die Südgrenze von Byzacium und der römischen Provinz Afrika (Plin. 5, 25), welche die gefälschte Überlieferung bei Appian Lib. 32. 54. 59 von Scipio im Frieden 201 als Grenze gegen Massinissa gesetzt werden läßt. TISSOTS Versuch, Reste desselben nachzuweisen (Géogr. comparée de la prov. rom. d'Afrique II 12. 18), beruhte auf einem Irrtum, wie S. REINACH zu der Stelle bemerkt.


785 Dio Chrys. or. 25 p. 313 DINDORF. Über die Verhältnisse der Untertanen und die Organisation des Reichs s. die trefflichen Ausführungen MELTZERS, Gesch. d. Karth. II.


786 Die Iolaer frei: Diod. V 17 (Timäos).


787 Timäos' Angabe über Sardinien: Mir. ausc. 100.


788 Anwerbungen auf den Balearen: Diod. XIV 80; vgl. V 18 (Timäos). Die Bewohner der Balearen, καίπερ εἰρηναῖοι ὄντες, gelten für vortreffliche Schleuderer, καὶ τοῦτ᾽ ἤσκησαν, ὥς φασι, διαφερόντως ἐξ ὅτου Φοίνικες κατέσχον τὰς νήσους Strabo III 5, 1.


789 Im Jahr 206 sagt Livius 28, 37 (aus Polybios) von Pityusa (Ebusos): Poeni tum eam incolebant, während Mago auf Mallorca feindlich abgewiesen wird, und sich Menorcas mit Gewalt bemächtigen muß. Die späteren Hauptstädte auf Mallorca sind römische Gründungen, während Bocchorum und ebenso Mago auf Menorca, dem Namen nach zu urteilen, phönikisch gewesen zu sein scheinen.


790 Liv. 34, 62.


791 Aufsichtsbeamte ἐπὶ τὰς πόλεις oder πρὸς τὰς περιοικίδας Arist. Pol. II 8, 9. VI 3, 5. – Suffeten in Malta: CISem. I 124, in Gades: Liv. 28, 37.


792 Die weit verbreiteten Anschauungen von der Opposition der Phönikerstädte gegen Karthago hat MELTZER mit Recht bekämpft und auch hervorgehoben, daß sie im Gegensatz zu den offenen libyschen Orten (Justin 22, 5. 5) durchweg befestigt waren. – Die vier Kategorien der Bewohner des karthagischen Gebiets werden bei Diod. XX 55 (Timäos) aufgezählt: 1. Phöniker von Karthago; 2. Libyphöniker in den Seestädten καὶ κοινωνοῦντες τοῖς Καρχηδονίοις ἐπιγαμίας; 3. die Masse der libyschen Untertanen; 4. Nomaden – die eigentlich nicht zum karthagischen Gebiet gehören. Die drei anderen Kategorien erscheinen im Vertrage zwischen Hannibal und Philipp Pol. VII 9 als: 1. Karthager; 2. οἱ Καρχηδονίων ὕπαρχοι, ὅσοι τοῖς αὐτοῖς νόμοις χρῶνται, von denen die Uticenser noch besonders genannt werden; 3. ὅσαι πόλεις καὶ ἔϑνη Καρχηδονίοις ὑπήκοα.


793 Bd. III2 S. 646, 1.


794 Über die karth. Institutionen s. Arist. Pol. II 8, sowie die Notizen III 1, 7. IV 5, 11. V 10, 4. VI 3, 5 und die zusammenfassende Darstellung MELTZERS, die aufs neue beweist, wie traurig es um unsere Kunde bestellt ist. Seine Annahme, daß es in Karthago eine Geschlechteraristokratie und eine Vertretung von Geschlechtsverbänden im Rat gegeben habe, kann ich nicht für richtig halten.


795 Hauptquelle: Justin XIX 2. Der Gerichtshof der 100 oder 104 auch Arist. Pol. II 8, 2. 4. Richter und Feldherrn Diod. XX 10 (310 v. Chr.). iudicum ordo Carthagine ea tempestate (um 200 v. Chr.) dominabatur, eo maxime, quod idem perpetui iudices erant res fama vitaque omnium in illorum potestate erat: Liv. 33, 46 (d.i. Polybios).


796 Hannos Verurteilung, motiviert damit, daß er einen gezähmten Löwen bei sich führt (vgl. Älian hist. nat. 5, 39. var. hist. 14, 30): Plin. 8, 55. Plut. praec. reip. ger. 3. Gisgo verbannt: Diod. XIII 43 (Timäos), διὰ τὴν τοῦ πατρὸς ἧτταν, was so nicht richtig sein kann. – Der Hanno bei Aristot. Pol. V 6, 2 ist der Usurpator der Zeit des Dionys.


797 Siehe nachher die Schilderungen zur Zeit des Dionys über die karthagischen Kaufleute in allen sizilischen Städten.


798 Über karthagische Kultur des 4./3. Jahrhunderts s. die karthagischen Sarkophage mit Priestern und Priesterinnen, griechische Arbeit: DELATTRE, Sarcophages anthropoids du Musée Lavigerie; Acad. des Inscr., Comptes rendus 1903, 12ff. Gaz. des Beaux Arts 1903, XXIX p. 312. GAUCKLER, Rev. arch. 1902, II, 369ff. PETERSEN, Arch. Jahrb. XVIII, 1903, Anz. S. 21ff. [KAHRSTEDT in MELTZERS Gesch. der Karthager III, 1913, 41f.].


799 Ledergeld: [Plato] Eryxias 400 ἐν δερματίῳ σμικρῷ ἀποδέδεται ὅσον γε στατῆρος τὸ μέγεϑος˙ ὅτι δέ ἐστι τὸ ἐναποδεδεμένον, οὐδεὶς γιγνώσκει, εὶ μὴ οἱ ποιοῦντες [es war wohl gar nichts darin, gewiß kein Wertobjekt]. εἶτα κατεσφραγισμένῳ τούτῳ νομίζουσι, καὶ ὁ πλεῖστα τοιαῦτα κεκτημένος, οὗτος πλεῖστα δοκεῖ χρήματα κεκτῆσϑαι καὶ πλουσιώτατος εἶναι.


800 Das heilige Zelt neben dem Feldherrnzelt Diod. 20, 65, 1 bei der Opferung der Gefangenen. Vgl. ϑεοὶ οἱ συστρατευόμενοι Polyb. VII 9, 2.


801 Plut. Per. 7. 16. Val. Max. VIII 9 ext. 2.


802 Hierher gehört auch der Ostrakismos des Athleten Kallias S. des Didymios [vgl. IG. I2 6 6], [Andok.] 4, 34, und damit steht dann doch wohl die bekannte Stelle der Pol. Ath. in Zusammenhang. – Beim Dipylon sind 44 Ostraka gefunden: BRÜCKNER, Πρακτικά 1910, vgl. Arch. Anz. 1911, 122: 11 des Thukydides S. d. Melesias, 26 Kleippides S. des Deinias (429/8 gegen Lesbos) [dazu 5 unsicher], 1 Teisandros S. des Epilykos (Schwiegervater von Perikles' Sohn Xanthippos), 1 Eucharios. – Dazu ferner Ἀνδο]κίδες [Λεογ]όρο (der Großvater, bei Friedensschluß mit Sparta 446/5 tätig, o. S. 588, 1). ROSENBERG, Perikles und die Parteien in Athen, Neue Jahrb. 1915, setzt die Scherben mit Recht (gegen BRÜCKNER, BELOCH u.a.) in die Zeit vor 443, nimmt aber mit Unrecht als selbstverständlich an, daß der Ostrakismos Erfolg gehabt haben müsse, also Kleippides (den er als Anhänger des Perikles betrachtet, Vorstufe zu seinem Ostrakismos) ostrakisiert worden sei.


803 Plutarchs Angabe über den Plan des Friedenskongresses Pericl. 17 stammt, wie allgemein anerkannt, aus dem von Krateros mitgeteilten Psephisma. Die historischen Notizen, die er dazu gibt, haben keinen Wert (gegen BUSOLT), und so ist die Zeitbestimmung lediglich nach dem Inhalt möglich. Dieser führt unwiderleglich (trotz BR. KEIL, o. 8. 243, 2) auf die Zeit zwischen dem Kalliasfrieden 448 und dem Beginn des Parthenonbaus 447. So auch BUSOLT, Gr. Gesch. III 1. 445ff.


804 Wenngleich die Leichenrede des Perikles eine freie Komposition des Thukydides ist, gibt sie doch zweifellos die Gedanken des Perikles wieder, nicht selten in Worten, die er selbst gesprochen haben wird (vgl. Forsch. II 394ff.). Wir müßten dasselbe Bild des Perikles entwerfen, auch wenn uns zur Rekonstruktion seiner Anschauung lediglich seine Taten zur Verfügung ständen. Vgl. o. S. 525, 1.


805 Das ist die Zeit des Kampfes mit Thukydides!


806 Im allgemeinen O. MÜLLER, Unters. zur Gesch. des attischen Bürger- und Eherechts, Fl. Jahrb. 25. Suppl.-Bd. 1899, der das Material umsichtig bearbeitet hat. – Das früher vielfach, so von DUNCKER, für erfunden erklärte Bastardgesetz des Perikles ist jetzt durch Arist. Pol. Ath. 26 festgelegt; weiteres Plut. Pericl. 37 u.a. Daß das Gesetz keine rückwirkende Kraft erhielt, ergibt sich daraus, daß Kimons Söhne ihr Bürgerrecht behielten, obwohl ihnen Perikles ihre Abstammung von einer arkadischen Frau oft vorhielt (Stesimbrotos bei Plut. Cim. 16. Per. 29), während Perikles' Söhne von der Milesierin Aspasia erst 429 durch ein Ausnahmegesetz legitimiert sind. – Epigamie mit den Euböern Lys. 34, 3. – Kornspende Psammetichs: Philochoros fr. 90 (schol. Aristoph. vesp. 718); danach Plut. Pericl. 37. Vgl. BELOCH, Bevölkerung 75ff.; BUSOLT, Gr. Gesch. III 1, 500ff.; meine Forsch. II 178; O. MÜLLER l.c. 816ff., dem ich nicht in allem beistimmen kann. Philochoros gab als Zahl der Getreideempfänger 14240, als ausgestoßene ξένοι παρέγγραφοι 4760; letztere Zahl ist durch Subtraktion von 19000 gewonnen, was dem Philochoros als Gesamtzahl, vermutlich der Theten dieser Zeit, überliefert gewesen sein muß. Doch haben natürlich nicht alle Berechtigten wirklich Korn erhalten. Wie viele tatsächlich verurteilt sind, ist nicht zu sagen; zu gering darf man die Wirkung der Maßregel nicht schätzen. – Ähnliche Prozesse bei Getreideverteilungen: Aristoph. vesp. 718; zum Verfahren Aristot. Pol. Ath. 42. – Mit Recht nimmt O. MÜLLER an, daß das Gesetz von 411-403 aufgehoben war, vgl. Isokr. 8, 88. Lys. 30, 2 u.a.


807 Außer den Angaben der Pol. Ath. und Thuk. II 9. VII 57 u.a. [für Lesbos III 18] geben die Volksbeschlüsse über die Regelung der Verhältnisse in Milet IG. I2 22 und Chalkis IG. I2 39 [DS.3 64; zur Interpretation s. Forsch. II 141ff.] Aufschluß, ferner das Privileg für Leonidas von Halikarnaß IG. I2 56, DS. 54. ἄρχοντες im Bundesgebiet finden sich hier Zl. 5 (οἵτινες Ἀϑηναίων ἄρχουσι ἐν τῇ ὑπερορίᾳ), ebenso no. 118, DS. 114) Zl. 19 τὸν ἄρχοντα τὸν ἐν Σκιάϑῳ, no. 108 DS. 107) Zl. 44 τοὺς ἄρχοντας τοὺς Ἀϑηναίων οἳ ἂν ἑκ[άστοτε ἄρχωσι ἐν ταῖς πόλεσὶ ταῖς τῶν συμμάχ]ων. Vgl. Arist. Pol. Ath. 24 ἀρχαὶ ὑπερόριοι εἰς ἑπτακοσίους [die Zahl ist korrupt]. Aristoph. av. 1050 ἐάν τις ἐξελαύνῃ τοὺς ἄρχοντας [die von Athen geschickt sind] καὶ μὴ δέχηται κατὰ τὴν στήλην.


808 Zölle (vgl. Forsch. II 104): BEKKER, Anecd. 185 δεκάτη καὶ εἰκοστή [der seit 414 eingeführte Zoll] οἱ Ἀϑηναῖοι ἐκ τῶν νησιωτῶν ταῦτα ἐλάμβανον. Harpokr. δεκατευτὰς ἀντὶ τοῦ τελώνας τοὺς τὴν δεκάτην ἐκλέγοντας, Ἀντιφῶν ἐν τῇ πρὸς Δημοσϑέ νους γραφὴν ἀπολογίᾳ. Verpachtung der δεκάτη IG. I2 91 IG. XII 5, 480 (Siphnos) Beschluß über das Geldwesen: τοὺς ἄρχοντας ἐν ταῖσι πόλεσιν – das sind aber die einheimischen Behörden der Stadt, die von Athen Anweisung erhalten. In diesem Psephisma die Einführung von athen. Geld, Maß, Gewicht, wie schon vorher im Psephisma des Klearchos. Vgl. dazu Z. f. Num. 25, 52 und WEIL, Das Münzrecht der ξύμμαχοι in Z. f. Num. 28, 1910. Ferner die Arbeiten von CAVAIGNAC, Etudes sur l'histoire financ. d 'Athènes au V siècle I und II.


809 ἐπίσκοποι in Erythrä IG. I2 10 Zl. 13 bei der Neuordnung (vgl. o. S. 472), no. 11 vielleicht beim Gericht, wie wahrscheinlich auch in Mytilene no. 60, (DS. 376, vgl. o. S. 469, 1); ein erloster ἐπίσκοπος mit zwei Stimmurnen (κάδω), also als Gerichtsbeamter, der in die Vögelstadt geschickt ist, Arist. av. 1021ff. 1053. Antiphon und Theophrast (ἐπίσκοποι καὶ φύλακες) bei Harpokr. s.v. (= Suidas).


810 Strafgericht über Hestiäa und Kolonie (offiziell Hestiäa, gewöhnlich aber Oreos genannt) nach Diod. von 1000, nach Theopomp von 2000 Ansiedlern: Thuk. I 114. VII 57. VIII 93. Diod. XII 7. 22. Philoch. fr. 89. Plut. Per. 23. Theopomp fr. 387 J. bei Strabo X 1, 3; vgl. Xen. Hell. II 2, 3. Fragmentarische Bestimmungen IG. I2 40-43. Beteiligt bei der Anlage war der auch IG. I2 39 genannte χρησμολόγος Hierokles Arist. pac. 1047. 1125. Psephisma über den Eid der Chalkidier IG. I2 39 (DS.3 64), in dem auf den Eid von Eretria Rücksicht genommen wird. Verjagung der Hippoboten: Plut. Per. 23. Älian v.h. VI 1, und dazu SWOBODA, Zur Gesch. der att. Kleruchien, in Serta Harteliana 30ff, –ἐπὶ Διφίλου ἄρχοντος 442/1 ἔγραψαν ψήφισμα τοὺς ὁμήρους καταλέξαι ἐξ᾽ Ερετριακῶν πλουσιωτάτων Phot. v. v. Ἐρετρικὸς κατάλογος. – Die Athener besitzen Εὐβοίας πλέον ἢ τὰ δύο μέρη Andoc. 3, 9, bestätigt durch Arist. vesp. 715, wo Landanweisungen auf Euböa (τὴν Εὔβοιαν διδόασιν ὑμῖν) und Getreidespenden in Aussicht gestellt werden.


811 KIRCHHOFFS Annahme Abh. Berl. Ak. 1873 [dagegen BELOCH, Rhein. Mus. 39, 46. Bevölkerung 81], die Kleruchien hätten keinen Tribut gezahlt, gilt nur für die Neugründungen seit 477, aber nicht für die alten Kolonien, die sämtlich regelmäßig in den Tributlisten erscheinen, nicht nur Lemnos und Imbros, sondern auch Sigeon und Νεάπολις ἀπὸ Ἀϑηνῶν auf der Chersones (IG. I2 195. 203. 205 = Νεαπολῖται παρὰ Χερρόνησον no. 37 fr. z). Für Lemnos und Imbros ist es ebenso zweifellos, daß sie nach der Eroberung durch Miltiades von Athen besiedelt sind (vgl. Forsch. I 15), wie daß sie um 447 neue Kolonisten erhielten und deshalb der Tribut ermäßigt wurde; vgl. BUSOLT, Gr. Gesch. III 1, 415, dessen Erklärung ich aber nicht für richtig halten kann.


812 Die beiden Klassen der Kolonien, die zuerst BELOCH, Bevölk. 87 bestimmt geschieden hat, erkennt auch SWOBODA, Zur Gesch. der attischen Kleruchien, Serta Harteliana 28ff. an, bekämpft aber mit Recht BELOCHS Ansicht, daß in den Kleruchien der zweiten Klasse die Ansiedler ihren legalen und größtenteils auch ihren faktischen Wohnsitz in Athen gehabt und hier die Einkünfte des ihnen zugewiesenen Grundbesitzes verzehrt hätten. Dadurch wäre der politische Zweck der Ansiedlung vereitelt worden. Vgl. auch Forsch. II 182f. Natürlich schließt das nicht aus, daß auch in Athen ansässige Bürger auswärtige Besitzungen erwarben, wie Charmides Xen. symp. 4, 31. – Wie die nach attischen Phylen geordneten neuen Ansiedler auf Lemnos (IG. I2 947. 948) kämpfen die Bewohner von Imbros, Hestiäa, Ägina (Thuk. III 5. IV 28. V 8. VII 57) in eigenen Kontingenten. Dagegen wird IG. I2 950 14, Κάλλιππος Ἐρετριεύς, d.h. ein Kleruch in Eretria, unter den Gefallenen der Erechtheis aufgezählt. Im 4. Jahrhundert schicken die Athener Beamte nach Salamis, Samos, Skyros, Imbros, Lemnos, nach Lemnos auch einen Hipparchen (Arist. Pol. Ath. 61, 6. 62, 2); entsprechende Beamte wird es im 5. Jahrhundert in allen nicht völlig selbständigen Kleruchien gegeben haben.

813 Für die Zeit der Kleruchien hat BUSOLT, Philol. 41. Gr. Gesch. III 1 mit Recht die Sätze der Tributlisten herangezogen; s. die Übersicht bei PEDROLI, I tributi degli alleati d'Atene, in BELOCHS Studi di storia antica fasc. I, 1891; hinzu kommen die Fragmente IG. I2 214. 224. 63 und bei KÖHLER, Hermes XXXI 142. 147. Eine erneute Durcharbeitung würde für manche Einzelheiten noch eine lohnende Nachlese ergeben. Die Schriftsteller bieten nichts Ausreichendes; Plut. Per. 11 gibt eine unvollständige und nicht chronologisch geordnete Liste, Diodor XI 88 erwähnt unter 453/2 Perikles' Kolonie auf der Chersones und die des Tolmides auf Euböa und Xaxos, die auch bei Pausan. I 27, 5 in einer Biographie des Tolmides vorkommt. Vgl. Andoc. 3, 9 καὶ Χερρόνησόν τε εἴχομεν καὶ Νάξον καὶ Εὐβοίας πλέον ἢ τὰ δύο μέρη˙ τάς τε ἄλλας ἀποικίας καϑ᾽ ἕκαστον διηγεῖσϑαι μακρὸς ἂν εἴη λόγος.


814 Kleruchen auf Naxos: Plato Euthyphron 4 c [wo fingiert wird, daß sie noch 399 dort bestehen]. Mit der Kleruchie nach Andros mag die Herabsetzung des Tributs im Jahr 450 (o. S. 575) von 12 auf 6 Tal. zusammenhängen, ebenso der geringe Satz von 62/3 Tal., den wir bei Naxos von 447/6 an finden (ältere Daten sind nicht erhalten).


815 Chersonesische Expedition: Plut. Per. 19. Die Χερρονησῖται zahlen von 454-448/7 gemeinsam 18 Tal., daneben wird nur Alopekonnesos und die attische Kolonie Neapolis (o. S. 669, 1) besonders genannt. Dann wird der Verband aufgelöst, und die einzelnen Orte Agora (= Χερρονησῖται), Alopekonnesos, Limne, Elaius, Madytos, Sestos zahlen nur geringe Summen. Auch Neapolis wird von 1000 auf 300 Drachmen herabgesetzt. Im Jahre 437/6 tritt Kallipolis freiwillig bei. Kardia dagegen muß sich völlig ferngehalten haben (wenn es nicht irgendwie mit Agora verbunden war), da es nie genannt wird.


816 Auf den Auszug der Kolonisten nach Lemnos bezieht FURTWÄNGLER, Meisterwerke der griech. Plastik, die Weihung der von ihm wiederentdeckten Athena Lemnia des Phidias (Pausan. I 28, 2).


817 Über Hestiäa, Chalkis, Eretria o. S. 668. Basis eines Weihgeschenks τῆς ἀποικίας τῆς ἐς Ἐρ[έτριαν] IG. I2 396 Disponibles Land hat Athen auf Euböa und anderswo immer noch übrig gehabt, das vermutlich verpachtet und gelegentlich zu Schenkungen verwendet wurde. So erhielt Lysimachos, Sohn des Aristides, auf Alkibiades' [das ist Alkibiades II., Vater des Kleinias, s. DITTENBERGER, Hermes 37, p. 7f.] Antrag auf Euböa 100 Plethren (9,5 ha) Wein-und Ölland und ebensoviel Ackerland (Demosth. 20, 115 = Plut. Arist. 27).

818 Kolonie nach Brea IG. I2 45, DS. 67; erwähnt von Kratinos fr. 395 bei Hesych.; Steph. Byz. Βρέα πόλις ›Θράκης‹, εἰς ἣν ἀποικίαν ἐστείλαντο Ἀϑηναῖοι; Theopomp fr. 145 J. Mit der Kolonie bei den Bisalten Plut. Per. 11 kann Brea nicht identisch sein, da es von Thuk. bei den thrakischen Feldzügen nie erwähnt wird. Es ist wohl zwischen Nestos und Hebros zu suchen. – Auf eine unbekannte Kolonie bezog sich IG. I2 46.


819 Zur Gründung von Amphipolis vgl. Polyän VI 53.


820 Attischer Import aus dem Westen: Hermippos fr. 63 KOCK (um das Jahr 428 v. Chr.) bei Athen. I 27. Kritias fr. 2 DIELS5 u.a.


821 BELOCH, Hermes 29, 604ff. hat gezeigt, daß die Ableitung der Stadt Siris aus Kolophon spätere Erfindung und Siris vielmehr eine Achäerstadt war, die um 530/20 zerstört wurde (danach ist Bd. III2 S. 448 zu berichtigen): aber warum die Angaben über Themistokles' Plan (Herod. VIII, 62) und nun gar die Namen seiner Töchter (Plut. Them. 32) unhistorisch und ein Reflex der Gründung Thuriis sein sollen, kann ich nicht einsehen.


822 Die Geschichte der Gründung und Entwicklung von Thurii gibt Diod. XI 90. XII 9ff. nach Timäos, dem wie überall im Detail wenig zu trauen ist; daß die flüchtigen Sybariten sich nicht nur nach Athen, sondern auch nach Sparta gewandt hätten, aber hier abgewiesen seien, ist wenig wahrscheinlich. Sonst haben wir nur kurze Erwähnungen, vor allem bei Strabo VI 1, 13, ferner Plut. Per. 11. Als Datum wird der Archon Praxiteles 444/3 genannt: [Plut.] vit. X or. Lysias = Dion. Hal. Lys. 1. Plin. XII 18 (als Datum für Herodot, vgl. Forsch. II 196, wie bei Gell. 15, 23); danach ist Diodors Datierung XII 7. 10 unter Kallimachos (446/5) offenbar falsch. [Die Konstruktion von zwei Zügen nach Thurii ist ein schlechter moderner Ausgleichsversuch.] Die Münzen von Sybaris mit ionischer Schrift ΣΥΒΑΡΙ und auf der einen Seite dem Kopf der Pallas (Lemnia), auf der anderen dem Stier, dem alten Wappen der Stadt, gehören offenbar den ersten Jahren der Neugründung an, vor der Verjagung der Sybariten; erst da wird die Namensänderung in Θουρία (so Thuk.), später Θούριοι, eingetreten sein (daß die Umnennung erst später stattfand, berichten Strabo und vit. X or. ausdrücklich; auch wird die Kolonie Athens oft als Neugründung von Sybaris bezeichnet).


823 Θουριομάντεις Aristoph. nub. 332, in den Scholien (= Hes. Suid. s.v., vgl. schol. Arist. av. 521) und reichhaltiger bei Phot. s.v. erklärt, wo die Kommission der Zehn unter Führung Lampons [auch Plut. praec. reip. ger. 15, 18] erwähnt wird; neben diesem nennt Phot. [wie Diod. XII 10; vgl. die korrupte Stelle der anonymen Vita des Thukydides 7] Xenokritos, ferner Dionysios ὁ Χαλκοῦς (= Plut. Nic. 5), Καϑάριος ὁ Λάκων (?), Plexippos von Athen.


824 Protagoras: Heraklides Pont. bei Diog. Laert. IX 50, ὃς καὶ Θουρίοις νόμους γράψαι φησὶν αὐτόν; MENZEL, Protagoras als Gesetzgeber von Thurii, Ber. Sächs. Ges. ph. Kl. LXII 1910; Empedokles: Glaukos und Apollodor bei Diog. Laert. VIII 51; Euthydemos und Dionysodoros: Plato Euthyd. 271 c; Tisias und Nikias: vit. X orat. Lysias [daß Lysias bei der Gründung hingegangen sei, ist falsch; er war viel jünger]; Kleandridas Thuk. VI 104. Diod. XIII 106, weiteres u. S. (678; Herodot nannte sich selbst Thurier, Forsch. I 196. Hippodamos: Hesych. s.v., vgl. schol. Arist. eq. 327; die Bauanlage Diod. XII 10.


825 In den Θουριοπέρσαι schilderte der Komiker Metagenes Thurii als Schlaraffenland (Athen. VI 269f., Fr. Com. I p. 706 KOCK); das nicht aufgeführte Stück gehört wohl erst dem Ende des Pelop. Kriegs an.


826 Die Gesetze sind nach Ephoros bei Strabo VI 1, 8 die überarbeiteten des Zaleukos, ebenso Athen. XI 508 a und Suid. Ζάλευκος, dagegen nach Diod. XII 11ff. (d.i. Timäos) die des Charondas, der hier als Bürger von Thurii erscheint, ebenso Val. Max. VI 5 ext. 4. schol. Plato Rep. X 599 e. Auch Plato selbst l.c. hielt wohl Charondas für den Gesetzgeber von Thurii. Eine sichere Entscheidung ist unmöglich. Weiteres Bd. III2 S. 522, 2.


827 Hauptquelle Diod. XII 11, woran die von ihm in die folgenden Jahre gesetzten Notizen über Sybaris am Traeis [auch Strabo VI 1, 15; die von Diodor erwähnte Zerstörung durch die Bruttier fällt erst in viel spätere Zeit] und der Krieg mit Tarent XII 22. 23 unmittelbar anschließen. Arist. Pol. V 2, 10 καὶ ἐν Θουρίοις Συβαρῖται τοῖς συνοικήσασιν (διεστασίασαν)˙ πλεονεκτεῖν γὰρ ἀξιοῦντες ὡς σφετέρας τῆς χώρας ἐξέπεσον. Ebenso Strabo VI 1, 13.


828 Auswanderung Herodots: Forsch. I 156. II 196f.; Euthydemos und Dionysodoros Plato Euth. 271 c φεύγοντες ἐκεῖϑεν (aus Thurii) πόλλ᾽ ἤδη ἔτη περὶ τούσδε τοὺς τόπους διατρίβουσιν.


829 Kämpfe des Kleandridas: Polyän II 10, 1. 2. 4. 5.


830 Thuk. VII 33.


831 Krieg mit Tarent und Gründung Herakleas: Antiochos bei Strabo VI 1, 1, 14. Diod. XII 23. 36. Drei nach Olympia geweihte Lanzenspitzen σκῦλα ἀπὸ Θουρίων Ταραντῖνοι ἀνέϑηκαν Διὶ Ὀλυμπίῳ δεκάταν IGA. 548 – Inschr. v. Olympia 254-256.

832 Die Grundlage jeder Darstellung des attischen Finanzwesens bildet BÖCKHS »Staatshaushalt«. Im einzelnen sind seine Ergebnisse freilich vielfach überholt. Eine Reihe wichtiger Fragen habe ich Forsch. II behandelt. Einen Überblick gibt mein Artikel »Griech. Finanzen« im Handwörterbuch der Staatswissenschaften, II. Suppl.-Bd. = Bd. III der 2. Aufl. – Eine systematische Darstellung der Finanzämter und ihrer Funktionen bietet Aristoteles, dessen Angaben für das 5. Jahrhundert durch die Angaben der Inschriften, der Pol. Ath. u.a. vielfach erläutert und ergänzt werden.


833 Eine Übersicht aller Staatseinnahmen gibt Aristoph. vesp. 657ff.: 1. τέλη Zölle und ähnliche Abgaben, darunter τὸ τέλος τῶν ἀνδραπόδων Xen. vect. 4, 25; 2. τὰς πολλὰς ἑκατοστάς (dazu gehört ἡ ἑκατοστὴ ἡ ἐν Πειραιεῖ Pol. Ath. 1, 17 und wahrscheinlich noch andere Verkaufssteuern); 3. πρυτανεῖα Gerichtsgelder; 4. μέταλλα Pachtgelder von Bergwerken; 5. ἀγοράς Marktsteuern; 6. λιμένας Hafensteuern; 7. μισϑούς Pachtgelder von Grundstücken u.a.; 8. δημιόπρατα Erträge der Staatsauktionen von Konfiskationen u.a.


834 Die Einnahmen des Staats schätzt Aristoph. vesp. 656ff. im Jahr 422 aus den damals etwa 1000 Talente ergebenden Tributen und aus den o. Anm. 1 aufgezählten Einnahmequellen auf gegen 2000 Talente, ebenso Xen. Anab. VII 1, 27 die Einnahmen Athens ἀπὸ τε τῶν ἐνδήμων καὶ ἐκ τῆς ὑπερορίας, also ohne die Tribute, auf 1000 Talente. Daß die Staatseinnahmen, im Gegensatz zu den Reichseinnahmen, für die Kriegsführung nicht in Betracht kamen, lehrt auch der Umstand, daß Thuk. II 13 sie nicht berücksichtigt. Über die Höhe der Tribute s. BUSOLT und PEDROLI o. S. 672, 1.


835 ἑξήκοντα τριήρεις καϑ᾽ ἕκαστον ἐνιαυτὸν ἐκπέμπων (Perikles), ἐν αἷς πολλοὶ τῶν πολιτῶν ἔπλεον ὀκτὼ μῆνας ἔμμισϑοι Plut. Per. 11. Arist. Pol. Ath. 24 nennt während des Krieges 20 νῆες φρουρίδες, und daneben andere, welche den Tribut einholen.


836 Zur εἰσφορά vgl. IG. I2 92 Zl. 15. Sie wurde seit Kleisthenes nicht mehr von den Naukraren (vgl. o. S. 337), sondern von den Demarchen eingetrieben, die IG. I2 79 eine unbekannte Steuer, und ebenso die Ernteabgaben für die Göttinnen von Eleusis IG. I2 76 Zl. 8 erheben.


837 Zur Geschichte des Schatzes s. Forsch. II.


838 Die kleinen Summen, welche sich im Besitz der übrigen Götter fanden, kamen neben dem Schatz der Athena nicht in Betracht, wenn der Staat auch gelegentlich bei ihnen Vorschüsse erhoben hat, wohl meist für Kultuszwecke; diese Anleihen betrugen im Jahr 434 alles in allem einschließlich der Zinsen noch nicht 200 Talente.


839 Die ταμίαι finden sich bereits in der Weihinschrift IG. I2 393 aus dem Anfang des 6. Jahrhunderts, die zugleich lehrt, daß das Kollegium damals schon aus mehr als fünf Mitgliedern bestand. Es ist sicher weit älter als Solon. – Bei der Einnahme Athens durch Xerxes sind allerdings ταμίαι τοῦ ἱροῦ [ob alle?] auf der Burg geblieben und umgekommen Herod. VIII 51; aber den Schatz kann man unmöglich den Feinden zur Beute zurückgelassen haben.


840 Übersicht der Bauten: Plut. Per. 13, auf Grund des durch einzelne Zeugnisse aus Kratinos und Plato erläuterten urkundlichen Materials. Vgl. auch Isokr. 7, 66. Demosth. 22, 76 über den Ruhm, den die Bauten Athen brachten.


841 Zu den Baurechnungen s. Forsch. II 98ff. Die Bauzeit des Parthenon steht durch die Rechnungen IG. I2 339-353 fest. Über die eleusinischen Bauten ist nur das kleine Bruchstück IG. I2 336 erhalten, das für die Zeit nichts ergibt. Dagegen lehrt die Urkunde Εφ. αρχ. 1897 Taf. 11. DS.3 63, daß der Bau des Niketempels vor 446 beschlossen und jedenfalls auch in Angriff genommen ist (gegen FURTWÄNGLER, Ber. Münch. Ak. 1898, 380ff., vgl. Forsch. II 118).

842 Ob die sog. Athena Promachos, errichtet als ἀριστεῖον τοῦ πρὸς τοὺς βαρβάρους πολέμου Demosth. 19, 272 [von Pausan. I 28, 2. IX 4, 1 u.a. fälschlich auf den Sieg von Marathon bezogen], aus der Zeit des Perikles oder schon aus der Kimons stammt, steht so wenig fest, wie ob sie das Werk eines älteren Praxiteles ist (so schol. Aristid. III 320 DIND.) oder des Phidias, wie die meisten berichten. Für Praxiteles tritt FURTWÄNGLER, Meisterwerke 53ff. ein, der sie in die Zeit um 445 setzt. Daß nach Demosthenes die große Erztafel mit den Namen der Geächtesten, darunter des Arthmios (o. S. 571, 2), rechts neben dem Götterbild stand, beweist nicht, daß dies älter sein muß.


843 Das Odeon kennt Kratinos in den »Thrakerinnen« (Plut. Per. 13) als eben vollendet – Perikles trägt es auf seinem Zwiebelkopf – in Versen, die (trotz WILAMOWITZ) eine deutliche Anspielung auf den Ostrakismos von 443 enthalten.


844 Bau des διὰ μέσου τεῖχος (= τὸ τεῖχος τὸ μακρὸν τὸ νότιον Andoc. 3, 7) auf Perikles' Antrag Plato Gorg. 455 e, durch Kallikrates Plut. Per. 13; wegen des langsamen Fortschreitens wird Perikles durch Kratinos verspottet [vgl. Plut. de glor. Ath. 8]. Daß der Bau in die Zeit gleich nach dem spartanischen Einfall 446 fällt, ist evident und wird dadurch bestätigt, daß sich in den Jahren 444/3 und 443/2 τειχ[οποιοί] finden, die ihre Überschüsse zum Parthenonbau abgaben (IG. I2 342/3, vgl. Forsch. II 100). – Weiteres u. S. 708.


845 Über die Grundzüge des Finanzsystems der Perikleischen Zeit, die sich vor allem aus dem Psephisma des Kallias vom Jahre 434 IG. I2 91f. (DS.3 91) ergeben, s. Forsch. II 88ff. Daß die 3000 Talente aus denselben Quellen gezahlt sind, aus denen nach diesem Volksbeschluß die Schulden an die andern Götter gezahlt werden sollen, nämlich τά τε παρὰ τοῖς Ἑλληνοταμίαις ὄντα νῦν καὶ τἆλλα ἅ ἐστὶ τούτων τῶν χρημάτων καὶ ἐκ τῆς δεκάτης ἐπειδὰν πραϑῆι, wird man nicht bezweifeln. Nur bei der hier gegebenen Erklärung wird die Angabe der Schriftsteller verständlich, daß die Tempel aus den Tributen der Bundesgenossen gebaut sind, die in den erhaltenen Rechnungen offiziell nur eine geringe Rolle spielen.


846 Mehrere Bauten, wie der unbekannte Bau IG. I2 338, der vielleicht noch der Zeit vor 449 angehört, haben nur aus der Staatskasse (Kolakreten) Geld erhalten, ebensowohl der Bau IG. I2 335, bei dem die Einnahmen nicht spezialisiert sind. Auch in dem Fragment der eleusinischen Rechnung IG. I2 336 zahlen nur die Kolakreten. Für die Bauten in der Unterstadt und im Piräeus haben wir natürlich keine Rechnungen.


847 Philochoros fr. 97 bei schol. Arist. pac. 605 (44 Tal. Gold); Thuk. II 13 (40 Tal. Gold). Bruchstücke der Rechnungen IG. I2 355 a 358/9, vgl. KÖHLER, Ber. Berl. Ak. 1889. – Über die Propyläen u. S 709.


848 Die Hauptargumente der Diskussion zwischen Perikles und Thukydides sind bei Plut. Per. 12 [die Anekdote c. 14 hat schwerlich historischen Wert] in zweifellos authentischer Fassung erhalten, die auf Quellen wie Stesimbrotos [natürlich nicht Theopomp!; ebensowenig ist an Ion zu denken] zurückgehen muß, welche von der Biographie verarbeitet sind. Es ist begreiflich, daß sich dabei kleine Versehen eingeschlichen haben, wie die Perikles in den Mund gelegte Behauptung, die Bundesgenossen stellten οὐχ ἵππον, οὐ ναῦν, οὐχ ὁπλίτην, während sie doch im Kriegsfall Kontingente stellen mußten (vgl. o. S. 460, 1). Und trotzdem ist selbst die Behauptung, wie sie bei Plutarch steht, seit dem Frieden in allem Wesentlichen richtig: die Bündner können in Frieden leben, ohne Truppen stellen zu müssen, einzig die Macht Athens hält die Barbaren von ihnen ab. – Im übrigen gibt Thuk. eine Zusammenfassung der Argumentationen des Perikles in der Rede, die er ihn 430 halten läßt, II 63: τῆς ἀρχῆς οὐδ᾽ ἐκστῆναι ἔτι ὑμῖν ἔστιν, εἴ τις καὶ τόδε ἐν τῷ παρόντι δεδιώς ἀπραγμοσύνῃ ἀνδραγαϑίζεται (d.h. für die einzig anständige Politik ausgibt). ὡς τυραννίδα γὰρ ἤδη ἔχετε αὐτήν, ἣν λαβεῖν μὲν ἄδικον δοκεῖ εἷναι, ἀφεῖναι δὲ ἐπικίνδυνον.


849 Die Zeit des Ostrakismos ergibt sich aus Plut. Per. 16, wonach P. nach demselben fünfzehn Jahre ununterbrochen Stratege war, also 443/2 bis 429/8. Bestätigt wird das dadurch, daß 443/2 die Provinzeinteilung eingeführt wird IG. I2 202; vgl. Forsch. II 82ff.


850 Hilfeleistung κατὰ τὰς ξυγγραφάς, αἳ ἐπὶ τοῦ γραμματεύοντος ἐγένοντο περὶ τῶν πόλεων τῶν ἐπὶ Θράικης IG. I2 45, Zl. 15. – Von den späteren Schicksalen des Thukydides wissen wir nichts Sicheres; weder mit dem Strategen 440 (Thuk. I 117) noch mit dem Aristoph. Ach. 702ff. genannten Thukydides kann er identisch sein [mit letzterem identifiziert ihn wieder KIRCHNER, Beitr. zur Gesch. attischer Familien, Progr. Berlin 1897, der sonst viel Richtiges bietet]. Satyros' Angabe bei Diog. Laert. II 12, er sei der Ankläger des Anaxagoras gewesen, ist dagegen vielleicht richtig. Über seine Familie Plato Menon 94. Laches 179 a.


851 Für die Staatsmänner der Perikleischen Zeit vgl. die keineswegs immer richtigen Angaben Plutarchs praec. reip. ger. 15, 6-18 = – Per. 7 (zu Menippos c. 13). Weiteres geben die Urkunden und die Strategenliste (zusammengestellt bei BELOCH, Attische Politik).


852 Zu Sophokles vgl. Ion fr. 1 und Plut. Per. 8.


853 Die meisten Daten stammen aus Plutarch; dieselbe biographische Überlieferung liegt bruchstücksweise z.B. in den Angaben über Aspasia bei Athen. XIII 589. schol. Plato Menex. Harpocr. s.v. vor; vgl. auch Val. Max. VIII 9 ext. 2.


854 Choregie IG. II2 2318.


855 Die Angaben Plutarchs Per. 31 über Phidias' Darstellung auf dem Schild der Parthenos werden durch die Nachbildungen, so mangelhaft sie sind, aufs beste bestätigt; daß die Athener darin einen Frevel gesehen und Phidias deshalb zur Verantwortung gezogen hätten, ist freilich eine alberne Fabelei.


856 Perikles und Lampon: Plut. Per. 6. Aristot. rhet. III 18, wo Perikles ihn ironisch behandelt.


857 Perikles und Protagoras: Plut. Per. 36 aus Stesimbrotos, und consol. ad Apoll. 33 aus Protagoras selbst. Der Vorfall hat zu Antiphons zweiter Tetralogie das Thema gegeben; vgl. WILAMOWITZ, Hermes XXII.


858 WILAMOWITZ' Beurteilung des Perikles Arist. II 99f. u.a. scheint mir recht verfehlt; wie man zur Illustration seines Verhältnisses zu Phidias das Friedrich Wilhelms III. zu Schinkel heranziehen kann, verstehe ich nicht.


859 Gegen WILAMOWITZ' Beurteilung der Aspasia Arist. II 99f. s. JUDEICH, Art. Aspasia bei PAULY-WISSOWA und Forsch. II 55f.; vgl. auch BRUNS, Frauenemanzipation in Athen, Kiel 1900.


860 Pol. Ath. 2, 6ff.


861 Thuk. II 38.


862 Hermippos fr. 63 bei Athen. I 27. vgl. Kritias fr. 2 DIELS5 ib. 28. Phönikischer und ägyptischer Handel: Thuk. II 69. VIII 35, 2s.


863 Über Bevölkerung und Heerwesen Athens s. Forsch. II. Die Grundlage der Berechnung bilden die völlig richtig überlieferten und sachlich vollkommen korrekten Angaben des Thukydides II 13.


864 Die im Privatbesitz befindlichen Sklaven kamen für den Ruderdienst nicht in Betracht, es sei denn, daß auch der Herr sich auf dem Schiffe befand; aber die Theten besaßen keine Sklaven. Die übrigen für die Arbeit unentbehrlichen Sklaven heranzuziehen wäre ein Eingriff in das Eigentum gewesen, den höchstens die äußerste Not rechtfertigen konnte, wie vor der Ar ginusenschlacht.


865 Zu den Bauten vgl. o. S. 685. und Plut. Per. 13. Strabo IX 1, 9. 16ff. u.a. Ferner Forsch. II 98ff. über die Baurechnungen.


866 Kallikrates auch Εφ. Αρχ. 1897 Taf. 11 (DS. 363) als ξυγγραφεύς für den Bau des Niketempels, IG. I2 44, DS. 362 für den eines Wachlokals auf der Burg.


867 Weihung der Παρϑένος Philoch. fr. 97 (schol. Arist. pac. 605), vgl. Bd. IV1 S. 275f.


868 Auf den Streit über den Opisthodomos kann ich hier nicht eingehen; vgl. Forsch. II 137f.


869 Propyläen: IG. I2 364-66. Philochoros fr. 98 und Heliodor [vgl. WILAMOWITZ, Kydathen 210 und BR. KEIL, Hermes XXX 235] bei Harpokr. Προπύλαια.


870 Pausan. I 3, 5. Plin. 1. c.


871 Über Agorakritos' Nemesis, die meist fälschlich dem Phidias zugeschrieben wurde (so Pausan. I 33), vgl. die Lexika und Parömiographen sowie Plin. 36, 17.


872 Pausan. X 10, 1.


873 Über den Piräeus im allgemeinen WACHS MUTH, Stadt Athen II 1. Anlage durch Hippodamos: Arist. Pol. II 5, 1. Ἱπποδάμειος ἀγορά Andoc. 1, 45. Xen. Hell. II 4, 11 u.a. στοὰ ἀλφιτόπωλις des Perikles schol. Arist. Ach. 548. Der Bau der Schiffshäuser, den Andoc. 3, 7 in die Zeit nach 445 verlegt, der aber der Hauptsache nach schon in die ältere Zeit gehören muß, hat nach Isocr. 8, 66 »nicht weniger als 1000 Talente« gekostet.


874 Das Theater im Piräeus existierte schon 403: Xen. Hell. II 4, 32.


875 Herod. III 15. Ein anderer Dynast Psammetich ὁ τῆς Λιβύης βασιλεύς Philoch. fr. 90, bei Plutarch Per. 37 βασιλεὺς τῶν Αἰγυπτίων genannt, sandte Athen 445 Getreide (o. S. 665). Eine Goldsendung aus Ägypten: Kratin. fr. 73.


876 Megabyzos: Ktes. 29, 37ff. (vgl. o. S. 194. 1).


877 Die Grundlage der Geschichte des Samischen Kriegs bildet Thuk. I 115ff., der von Ephoros (Diod. XII 27f.) durch einige Zusätze (Erhebung von 80 Tal. durch Perikles bei der ersten Intervention; Maschinen des Artemon bei der Belagerung = Ephoros bei Plut. Per. 28, mit einer verfehlten Polemik des Heraklides Pont.; Höhe der Kriegskontribution), von der Biographie bei Plutarch durch Heranziehung aller Parallelversionen ergänzt ist. Zu letzteren gehört namentlich Duris in seiner Samischen Geschichte (vgl. fr. 65-67 J.), der die Begebenheiten dramatisch aufputzte und Athen sehr schlecht behandelte (die gegenseitige Brandmarkung fr. 66 J. = Plut. Per. 27. Hes. Suid. Phot. s.v. Σαμίων ὁ δῆμος, Älian II 9 mit Heranziehung einer Aristophanesstelle), auch die Aspasia zur Anstifterin dieses wie des Peloponnesischen Kriegs machte, ebenso wie Theophrast (Harpokr. Ἀσπασία); ferner die Angaben über den Philosophen Melissos (auch Plut. Them. 2. adv. Colot. 32, 6. Älian v.h. VII 14), die meist auf Aristoteles (in der πολιτεία Σαμίων?) zurückgehen. Ferner bewahrt er eine Notiz aus Stesimbrotos, Perikles sei von Samos nach der ersten Schlacht ἐπὶ Κύπρον gefahren, worin die Biographie in einer für ihre rein mechanische Auffassung sehr charakteristischen Polemik eine Abweichung von der Angabe der πλεῖστοι (d.i. Thukydides) sieht, er sei gegen die erwartete phönikische Flotte gefahren. Ferner Angaben über Perikles' Verhalten und Leichenrede aus Ion u.ä. Aus Ion gehört auch die Erzählung über Sophokles' Strategie fr. 1 hierher.


878 Priene erscheint in den Tributlisten zuletzt 443/2, dann nur noch in der Schatzung von 425/4 IG. I2 64. Ebenso hat Milet seit spätestens 432, vermutlich aber schon früher, Leros und Teichiussa erhalten; seitdem zahlt es 10 Talente Tribut anstatt 5.


879 Die Chronologie steht durch Thuk. fest; der Krieg verteilt sich auf die beiden attischen Jahre 441/0 und 440/39, wie schol. Arist. vesp. 283 (das auch sonst einige Notizen gibt) richtig angegeben wird. Diodor setzt ihn unter 441/0. Die Strategenliste des ersten Jahres (darunter Sophokles) geben schol. Aristid. III 485 (vollständig bei WILAMOWITZ, De Rhesi scholiis, Progr. Greifswald 1877, p. 13), die des zweiten sind größtenteils bei Thuk. genannt. Bruchstücke der Kriegskostenrechnung aus beiden Jahren IG. I2 293.


880 Byzanz hat 441/0 noch Tribut gezahlt, und dann wieder 438/7; die Liste 439/8 ist verstümmelt.


881 Ablehnung des Hilfegesuchs in Sparta Thuk. I 40. 41; ebenso des der Mytilenäer III 2. 13, das wohl in eins der folgenden Jahre fällt.


882 Die Lage von Tragia und die Bedeutung der Schlacht als Durchbruchsschlacht hat zuerst PFLUGK-HARTUNG, Perikles als Feldherr, 1884, erkannt, so verfehlt im übrigen seine Auffassung ist. Vgl. DELBRÜCK, Strategie des Perikles, 1890.


883 1200 Talente Kriegskosten gibt Nepos Timoth. 1 und ist bei Diod. XII 28 sicher herzustellen. Isokr. 15, 111 läßt Perikles mit 200 Schiffen und 1000 Talenten operieren. Grenzsteine des Grundbesitzes der Eponymen und des Ion von Athen auf Samos: IGA. 8. BCH. VIII 160.


884 Thuk. III 19. 32. IV 75. Vgl. Vita Sophocl. ὁ πρὸς Ἀναίους πόλεμος.


885 Daß Lykien und der Hauptteil Kariens abgefallen sind, zeigt auch Thuk. II 69. III 19. Im Jahr 412 leisten die Lykier den Persern Heeresfolge: Zum Abfall von Lykien und der Stele von Xanthos vgl. BENNDORF, Jahreshefte d. Österr. Arch. Inst. III, 1900, 98ff.


886 Neben den angeführten Bezeichnungen finden sich in den Jahren 438/7 und 437/6 ein paar Orte als ἄτακται πόλεις, die später in die Kategorie der πόλεις αὐταὶ φόρον ταξάμεναι kommen. Wunderbar ist, daß unter diesen Städten die Orte Pharbelos und Chedrolos schon vorher regelmäßig Tribut gezahlt haben; ebenso Othoros, das jetzt unter den πόλεις, ἃς οἱ ἰδιῶται ἀνέγραψαν φόρον φέρειν erscheint. Die erste der beiden Kategorien erscheint in Nr. 266 als πόλεις ἃς ἔταξαν οἱ τακταὶ ἐπὶ [ ...]ου γραμματεύοντος, die zweite unter der ganz rätselhaften Bezeichnung πόλεις, ἃς ἡ βουλὴ καὶ οἱ πεντακόσιοι [οἱ ἡλιασται?] ἔταξαν.


887 Für die Wirtschaftsgeschichte hat bisher einzig BELOCH, Griech. Gesch. I 402ff. die Tributlisten ausgenutzt, so offenkundig das Material in ihnen vorliegt.


888 Teres und Sitalkes: Thuk. II 29. 96-98. IV 101; vgl. Aristoph. Ach. 134ff. Hermippos fr. 63, 7 bei Athen. I 27.


889 Teres und die Thyner: Xen. Anab. VII 2, 22.


890 Sitalkes und die Skythen: Herod. IV 80. Vgl. HÖCK, Das Odrysenreich, Hermes XXVI 76ff. 453ff.


891 Die Sitte, dem König Geschenke zu bringen (Thuk. II 97, 3), illustriert Xen. Anab). VII 3, 26ff. sehr anschaulich.


892 Daß Tyrodiza und die in den Listen nie erscheinende Stadt Bisanthe in dem Schatzungsdekret von 425 IG. I2 64 eingeschätzt werden (vgl. Krateros bei Steph. Byz. Τυρόδιζα), beweist natürlich nicht, daß sie damals athenisch waren. Hilfstruppen von Änos Thuk. IV 28. VII 57, wo sie als ὑποτελεῖς bezeichnet werden. Lage von Galaia: Herod. VII 108. – Für diese und viele ähnliche Fragen ist es sehr empfindlich, daß uns von der Mitte des Archidamischen Kriegs an von den Tributlisten nur noch ganz wenige Bruchstücke vorliegen.


893 Verhältnisse Makedoniens: Thuk. II 99f., vgl. II 80. IV 79. 83ff.


894 Das richtige Datum für Perdikkas II., 41 Jahre = 454-413 v. Chr., geben Nikomedes von Akanthos bei Athen. V 217 d und Chron. Par. 58. 61 (unter falschen Jahren); 40 Jahre Anaximenes bei Athen. 1. c. Die sonstigen Angaben sind irrtümlich: Theopomp (Athen. 1. c.) gab 35, Hieronymos von Kardia 28, Marsyas von Pella und Philochoros 23 Jahre. Letzteres Datum hat auch Sync. p. 469; Diodor bei Euseb. I 227 gibt 22 Jahre [in der Liste p. 229: 23]. Im Kanon gibt ihm Euseb. dagegen 28 Jahre. Die Varianten mögen, wie ABEL, Makedonien vor König Philipp 166ff. annimmt, auf die Beseitigung der Teilherrschaften zurückgehen; seine Konstruktionen sind aber nicht haltbar.


895 Von den Brüdern des Perdikkas erscheinen Menelaos (auch Justin VII 4, 3 und Älian v.h. XII 43 als Vater des Amyntas II.) und Alketas (auch Älian v.h. II 13 als φιλοπότης) an der Spitze der Eidesleister im Vertrage mit Athen 423 IG. I2 71; sie lebten also an seinem Hof. Dem Alketas versprach nachher Archelaos, sein Fürstentum zurückzugeben, brachte ihn aber mit seinem Sohne um: Plato Gorg. 471. Ein anderer Sohn Amyntas bei Sync. p. 500 beruht wohl auf Verwechslung mit seinem Vater Menelaos.


896 Thuk. II 100.

897 Die Späteren lassen Makedonien unter Perdikkas den Athenern Tribut zahlen, was gewiß nicht richtig ist: [Demosth.] de Halones. 7, 12; in ep. Phil. 11, 16; Diodoros in den schol. zu Demosth. Olynth. 3. 24 (Demosth. selbst sagt nur ὑπήκουε ὁ ταύτην τὴν χώραν ἔχων αὐτοῖς βασιλεύς); Arrian VII 9, 4.


898 Handel mit Ruderholz IG. I2 71. 105. Andoc. 2, 11.


899 Thuk. I 57. 59. 61. II 95. Δέρδας, Ἀριδαίου παῖς, ἀνεψιὸς Περδίκκα καὶ Φιλίππου schol. Thuk. I 57. Pausanias Thuk. I 61, 4 κατὰ μέν τινας υἱὸς τοῦ Δέρδου, κατὰ δὲ ἄλλους ἀδελφός schol.


900 Plut. Per. 20. Die Zeit ergibt sich, wie BELOCH, Gr. Gesch. I 504 mit Recht bemerkt, aus der Erwähnung des Lamachos, der vor 440 nicht zur Strategie gelangt sein kann.


901 Amisos: Theopomp bei Strabo XII 3, 14 und die Münzen, ferner Plut. Luc. 19. App. Mithr. 8. 83. Arrian Peripl. 22.


902 In der Schatzungurkunde IG. I2 63 findet sich Κερ[ασοῦς] fr. ?''''' erkannt von KÖHLER; hat es und andere benachbarte Orte wirklich Tribut gezahlt, so sind dieselben jedenfalls vor 425 nicht zum Bundesbezirk gerechnet worden und erscheinen daher in den Urkunden über die ἀπαρχῄ nicht; vgl. o. S. 694.

903 Thuk. IV 75 (= Diod. XII 72). Justin XVI 3.


904 Über Bithynien vgl. meinen Artikel bei PAULY-WISSOWA.


905 Memnon Hist. Her. 20. Strabo XII 4. 2. Diod. XII 34, wo Λέτανον von NIESE und DE SANCTIS, Hermes XXIX 479 mit Recht in Ἄστακον korrigiert ist; weiteres TÖPFFER, Hermes XXXI 124ff.


906 Diod. XII 82.


907 Vgl. dazu E. VON STERN, Die griechische Kolonisation am Nordgestade des Schwarzen Meeres im Lichte archäologischer Forschg. Beitr. z. Alten Gesch. (Klio) IX, 1909, 139ff.


908 Die Stellung von Olbia und die Verhältnisse der Skythen hat Herodot lb. IV sehr anschaulich gezeichnet.


909 Zu den Mäoten und Skythen vgl. Xen. Mem. II 1, 10.


910 Über die Geschichte Pantikapäons und des Bospor. Reichs s. den vortrefflichen Artikel Bosporos von BRANDIS bei PAULY-WISSOWA; er weist nach, daß die Macht der ersten Fürsten nur Pantikapäon und sein Gebiet umfaßte. Königsliste: Diod. XII 31. 36, wo Seleukos für Satyros (XIV 93) verschrieben ist; vgl. Lysias or. 16. Isokr. or. 17.

911 Nach Äschines III 171 hat Gylon, Demosthenes' Großvater von Mutterseite, Nymphaion, τότε τῆς πόλεως ἐχούσης τὸ χωρίον τοῦτο, an die Feinde verraten – er muß also wohl Kommandant gewesen sein – und ist deshalb von Athen zum Tode verurteilt worden, während »die Tyrannen« des Bosporos ihn mit dem Ort Κῆποι in Asien beschenkten. Beim Zusammenbruch der Macht Athens konnte er nicht viel anderes tun; aber etwas Wahres muß an der Sache sein, da Demosthenes 28, 2 zugibt, daß Gylon Staatsschuldner war. – Tribut von Nymphaion nach Krateros bei Harpokr. 1 Talent, IG. I2 63 ?''''' 2 Talente (erhalten N Y, erkannt von KÖHLER).


912 Eine große Anzahl pontischer Orte hat KÖHLER in dem fr. Fußnoten''''' erkannt, die von BUSOLT, Gr. Gesch. III 1, 587 vermehrt ist. Mit ziemlicher Sicherheit kann ergänzt werden Τύ[ρας], Τα[ναίς?], Κα[ρκίνη] am Isthmus der Krim, Κιμ[μερικόν], Νικ[ωνία], Πατ[ραεύς] oder Πατ[ρασύς] Hekat. bei Steph. Byz. und Strabo XI 2, 8 auf der asiatischen Seite des Kimmerischen Bosporos, Κερ[ασοῦς]. Es folgt Δα[..], zu Anfang stand vielleicht Ὀ[λβία] (BUSOLT).


913 Plut. Per. 20: τἆλλα δ᾽ οὐ συνεχώρει (ὁ Περικλῆς) οὐδὲ συνεξέπιπτεν, ὑπὸ ῥώμης καὶ τύχης τοσαύτης ἐπαιρομένων Αἰγύπτου τε πάλιν ἀντιλαμβάνεσϑαι καὶ κινεῖν τῆς βασιλέως ἀρχῆς τὰ πρὸς ϑαλάσσῃ. πολλοὺς δὲ καὶ Σικελίας ὁ δύσερως ἐκεῖνος ἤδη καὶ δύσποτμος ἔρως εἶχεν ... ἦν δὲ καὶ Τυρρηνία καὶ Καρχηδὼν ἐνίοις ὄνειρος οὐκ ἀπ᾽ ἐλπίδος cet.; vgl. Alcib. 17. Im Jahr 425 wurde der Gedanke eines Kriegs gegen Karthago eifrig ventiliert, s. Aristoph. Eq. 1302, vgl. 174.


914 Zopyros' Geschichte ist bei Ktes. Pers. 43 durch Schuld des Photios oder des Autors selbst sehr entstellt überliefert, da hier Kaunos als persische Stadt erscheint, während es nach Ausweis der Tributlisten bis 412 (Thuk. VIII 39ff.) athenisch war. Da Zopyros von Herodot III 160 erwähnt wird (ὃς ἐς Ἀϑήνας ηὐτομόλησε ἐκ Περσέων), muß seine Flucht vor den Ausbruch des Pelop. Kriegs fallen.


915 Die Zeit der Kämpfe um Argos (Thuk. II 68) läßt sich genauer nicht bestimmen.


916 Bruch Thuriis mit Athen: Diod. XII 35. Zur Verfassung Arist. Pol. V 6. 6. 8. Parteikämpfe Plato legg. I 636 b. Aufnahme von Feinden Athens: Andoc. 4, 12; so Dorieus, Sohn des Diagoras von Rhodos, Thuk. III 8. VIII 35. Pausan. VI 7, 4. Im Jahre 415 verhält sich Thurii gegen Athen noch ablehnend Thuk. VI 44; erst 414 siegt vorübergehend die athenische Partei VII 33. 35. 57. VI 104.


917 IG. I2 51. 52. DS.3 70. 71.

918 Diotimos in Neapel, wo er den attischen Fackellauf zu Ehren der Nymphe Parthenope einführt: Timäos fr. 99 bei den schol. und Tzetzes zu Lykophron 732 [daß er vorher mit den Sikelern gekämpft habe, ist wenig wahrscheinlich, vgl. Forsch. II 321f.]. Athener in Neapel Strabo V 4, 7. Im allgemeinen BELOCH, Campanien S. 30.


919 Die Angabe der Pol. Ath. 1, 13 τοὺς γυμναζομένους αὐτόϑι καὶ τοὺς μουσικὴν ἐπιτηδεύοντας καταλέλυκεν ὁ δῆμος ist rätselhaft und scheint mir auch durch WILAMOWITZ Eurip. Herakl. I 77 nicht erklärt; wörtlich gefaßt steht sie nicht nur mit den notorischen Tatsachen, sondern auch mit 2, 10 im Widerspruch.


920 FOUCART, Le culte de Bendis en Attique (seit ca. 426 eingeführt). Zwei attische Reliefs mit Darstellung der Göttin: hohe Fellstiefel, Tierfell über dem Hemd, Mantel, Lanze, Pelzkappe ähnlich der phrygischen Mütze. Zuerst publiziert von P. HARTWIG, Bendis, Berlin 1897. Inschrift von Orgeonen BCH 1899, 370. Neben ihr der Gott Δηλόπτης, ferner die Nymphen.


921 χοροὶ ἀνδρῶν seit 508/7: Chron. Par. 46.


922 ὁ Περικλῆς τότε πρῶτον ἐψηφίσατο μουσικῆς ἀγῶνα τοῖς Παναϑηναίοις ἄγεσϑαι καὶ διέταξεν αὐτὸς ἀϑλοϑέτης αἱρεϑεὶς καϑότι χρὴ τοὺς ἀγωνιζομένους αὐλεῖν ἢ ᾄδειν ἢ κιϑαρίζειν. Seine ξυγγραφή darüber lag offenbar Plutarchs Urquelle noch vor. Nach Plutarch schloß sich diese Ordnung an den Bau des Odeons an; da aber Phrynis schon 456 unter Kallias bei den Panathenäen als κιϑαριστής gesiegt hat (schol. Arist. nub. 971), muß sie früher fallen, vermutlich also 461/0. – Im übrigen können Belege hier natürlich nur ausnahmsweise gegeben werden; sonst verweise ich auf A. MOMMSENS Feste der Stadt Athen (2. Aufl. der Heortologie), STENGEL, Griech. Kultusaltert. im Handbuch der klass. Altertumsw. V, und vor allem auf die vortrefflichen Artikel Chor, Choregie, χορικοὶ ἀγῶνες von REISCH bei PAULY-WISSOWA, ferner auf das reiche inschriftliche Material, von dem das Wichtigste DS.3 1055ff. zusammengestellt ist.


923 Sicher nachweisbar sind Tragödien an den Lenäen zuerst durch Agathons Sieg 416 (Athen. V 217 a); doch scheint sich bereits Aristoph. Ach. 9ff. auf die Lenäen zu beziehen, und noch höher hinauf führt vielleicht das Verzeichnis der tragischen Siege an den Lenäen und Dionysien IG. II2 2325. DS. 2723.


924 Ursprung der Komödie ἀπὸ τῶν (ἐξαρχόντων) τὰ φαλλικά, ἃ ἔτι καὶ νῦν ἐν πολλαῖς τῶν πόλεων διαμένει νομιζόμενα (vgl. Athen. XIV 621) Arist. Poet. 4. Aristoteles' weitere Angabe Poet. 5 χορὸν κωμῳδῶν ὀψέ ποτε ὁ ἄρχων ἔδοκεν, ἀλλ᾽ ἐϑελονταὶ ἦσαν hat viele Irrtümer erzeugt. Die Zeitangabe ist lediglich relativ zu verstehen, im Verhältnis einmal zur Tragödie, und sodann zu der verhältnismäßig ausgebildeten Form bereits der ältesten Komödien, von denen man wußte (ἤδη δὲ σχήματά τινα αὐτῆς ἐχούσης οἱ λεγόμενοι αὐτῆς ποιηταὶ μνημονεύονται), d.h. der Komödien des Chionides und Magnes (c. 3, wo die Behauptung, Epicharm sei πολλῷ πρότερος als diese beiden, keinesfalls genau ist). Nun wissen wir aus IG. II2 2318 nicht nur, daß Magnes an den Dionysien 467 gesiegt hat, sondern auf Grund der neuen Fragmente auch, daß die Liste noch beträchtlich weiter hinaufragte. Mithin liegt gar kein Grund vor, die Urkundlichkeit der Angabe bei Suidas Χιωνίδης, .. ὃν καὶ λέγουσι πρωταγωνιστὴν γενέσϑαι τῆς ἀρχαίας κωμῳδίας, διδάσκειν δ᾽ ἔτεσιν η᾽ πρὸ τῶν Περσικῶν, d.h. 488/7, zu bezweifeln; mit vollem Recht hat BERGK sie für historisch gehalten, während sie sonst in den zahlreichen Untersuchungen über die Anfänge der Komödie beiseitegelassen ist [KAIBELS Deutung bei PAULY-WISSOWA III 2285, das Epochendatum Epicharms sei auf Chionides übertragen, scheint mir sehr willkürlich]. – Der Zusammenhang mit der Verfassungsänderung ist evident und bestätigt die Zuverlässigkeit des Datums.

925 Gesetz gegen die Freiheit der Komödie: schol. Arist. Ach. 67, vgl. 1150. – Über die Parodienaufführungen WILAMOWITZ, Hermes 40, 173f.: Hegemon von Thasos.


926 καινοῖς τραγωιδοῖς findet sich als Datierung im Jahr 423 in dem von KÖHLER, Hermes 31, 139 publizierten Volksbeschluß; also wurden damals bereits regelmäßig auch alte Tragödien wiederholt. Danach liegt kein Grund vor, die Angabe bei Älian v.h. II 13, Sokrates sei im allgemeinen nur ins Theater gegangen εἴ ποτε Εὐριπίδης ἠγωνίζετο καινοῖς τραγῳδοῖς, für jüngere Erfindung zu halten. Wiederholung Äschyleischer Stücke: Aristoph. Ach. 10 mit den schol. u.a. – Staatliche Choregien gab es nach Pol. Ath. 3, 4 alljährlich für die Dionysien, Thargelien, Panathenäen, Prometheen, Hephästien (vgl. IG. I2 84 und dazu SCHOELL, Ber. Münch. Ak. 1887, 3f.; WILHELM hat erkannt, daß CIA. I 46 den Eingang der Urkunde bildet und dadurch die Zeit bestimmt).


927 Von Äschylos zählten die Alten 90, von Sophokles 130, von Euripides 92 Stücke. Von diesen waren einige damals bereits verloren, andere unecht; dafür waren aber auch nicht wenige schon so früh verschollen, daß die Alexandriner keine Kunde mehr von ihnen hatten. So mögen die drei zusammen beträchtlich über 300 Stücke verfaßt haben.

928 Dafür wären aber die Pyrrhichistenchöre am richtigsten hier mitzurechnen.


929 Genauere Kenntnis der attischen Erziehung, deren Tendenzen von Thukydides in der Leichenrede charakterisiert sind, verdanken wir bekanntlich namentlich Aristophanes, vor allem den »Wolken« (daß die Diskussion der beiden λόγοι Licht und Schatten einseitig verteilt, bedarf kaum der Erwähnung), aber auch sonst zahlreichen Andeutungen in jedem Stück, z.B. pac. 1265ff. Für das niedere Volk ist die Aussage des Wursthändlers eq. 188 bezeichnend: οὐδὲ μουσικὴν ἐπίσταμαι πλὴν γραμμάτων, καὶ ταῦτα μέντοι κακὰ κακῶς; in Wirklichkeit ist das sehr viel, ein Zustand, wie ihn nur die fortgeschrittensten Kulturvölker im 19. Jahrhundert erreicht haben. – Vgl. auch Plato Crito 50 d: οἱ νόμοι .. παραγγέλλοντες τῷ πατρὶ τῷ σῷ σε ἐν μουσικῇ καὶ γυμναστικῇ παιδεύειν.


930 Die Gesellschaft der Renaissancezeit und des 18. Jahrhunderts umfaßte zwar räumlich einen sehr viel weiteren, aber sozial einen ebensoviel engeren Kreis; das 19. Jahrhundert dagegen hat auf den Trümmern der alten aristokratischen eine neue homogene Gesellschaft nicht zu schaffen vermocht. Hier ist die Druckerschwärze hemmend dazwischengetreten; die Lektüre populärer Schriften und Journale sucht zu ersetzen, was ehemals der freie Verkehr leistete.

931 Vgl. I. BRUNS, Frauenemanzipation in Athen, Kiel 1900.


932 Über die Vorstellungen vom Tode s. die Grabschrift auf die 432 bei Potidäa Gefallenen IG. I2 945 sowie Euripides' »Hiketiden« (um 422), wo die populären Anschauungen wiedergegeben werden, v. 531ff. 1139f. Ähnliche Wendungen finden sich bei Euripides häufig namentlich auch über das Fortleben der ἀρετή und des κλέος.


933 Diagoras' Ächtung stand auf der ehernen Stele über die Tyrannen (o. S. 473), deren Formeln regelmäßig vor dem Volk verlesen wurden: Aristoph. av. 1073, vgl. nub. 830 Σωκράτης ὁ Μήλιος. Daher auch [Lys.] c. Andoc. 6, 17. Den Text hatten Melanthios und Krateros mitgeteilt: schol. Arist. av. 1073. ran. 320; wer ihn tötete, sollte 1 Talent, wer ihn lebend einbrachte, 2 Talente erhalten, ἔπειϑον δὲ καὶ τοὺς ἄλλους Πελοποννησίους (Krateros). Die Angabe Μελάνϑιος ἐν τῷ περὶ μυστηρίων πρυφέρεται τῆς χαλκῆς στήλης ἀντίγραφον, ἐν ᾖ ἐπεκήρυξαν καὶ αὐτὸν καὶ τοὺς ἐκδιδόντας Πελλανεῖς ist in den letzten Worten unklar; hatten die Pellanier (in Achaia) ihm Schutz gewährt [WILAMOWITZ, Arist. I 287 vermutet τοὺς ‹μὴ› ἐκδόντας Πελλανεῖς]? Nach der Biographie bei Suidas, die sonst viel Verkehrtes enthält, hätte er in Korinth Zuflucht gefunden. Nach Krateros hätte er die Mysterien profaniert. Titel seiner Schrift ἀποπυργίζοντες λόγοι Suidas, Φρύγιοι λόγοι Tatian adv. gent. 27. Reste seiner Dichtungen, mit religiösen Aussprüchen, bei Philodem de piet. p. 85 GOMPERZ (BERGK III 562f.), vgl. Älian v.h. II 23. Sonstige Notizen: schol. Arist. nub. 830. Sext. empir. adv. math. IX 53. Joseph. c. Ap. II 266. Clem. Alex. Protr. 24 u.a. – Bei Suidas und Euseb. Chron. wird er mit Bakchylides in Ol. 78 (468ff.) gesetzt, und das wird ungefähr richtig sein; seine Ächtung muß geraume Zeit vor die des Protagoras fallen. Bei Diod. XIII 6 wird sie fälschlich ins Jahr 415/4 gesetzt. [WILAMOWITZ' Ausführungen, Textgesch. der griech. Lyriker, Abh. Gött. Ges. 1900, S. 80ff. haben mich nicht überzeugt; er folgert aus Aristoph. nub. 831, daß er damals noch nicht geächtet war, aus av. 1071, daß die Ächtung kurz vorher erfolgt sei, und hält daher an Diodors Datum fest. Meines Erachtens beweisen beide Stellen zur Evidenz das Gegenteil: der Name war den Athenern nur aus den alten Ächtungsformeln bekannt, die so absurd geworden sind wie die gegen die Tyrannen (vgl. auch Thesm. 335ff.); mithin ist die Ächtung in sehr viel früherer Zeit erfolgt.]


934 Das rationalistische Gewand, in dem uns zahlreiche Erzählungen bei Herodot entgegentreten, ist keineswegs von ihm geschaffen, sondern schon von seinen (mündlichen) Quellen, s. Forsch. II 239f.

935 Diese kühne Generalisierung illustriert in drastischer Weise die allbekannte Tatsache, daß der Empirismus, und mag er noch so zuversichtlich auftreten, sich ebenso leicht zu Postulaten verführen läßt wie jede andere Weltanschauung.


936 Im allgemeinen s. I. BRUNS, Das literarische Porträt der Griechen, 1896. Für Themistokles: Herod. VIII 125, variiert Plato Rep. I 330; Xen. Mem. IV 2, 2. Herod. VIII 57. Plut. Them. 1, und dazu Thuk. I 138.


937 Die grundlegende Bedeutung der Weltanschauung der Perikleischen Zeit wird gewöhnlich übersehen; man knüpft die Sophistik und ihre Gegnerin, die Sokratische Philosophie, gleich an die Aufklärung Ioniens und an die älteren philosophischen Systeme, ohne das ganz entscheidende Moment zu beachten, welches Athen selbst zu der Entwicklung beigesteuert hat, und ohne sich klarzumachen, was es bedeutet, daß Athen weder Aufklärung noch Sophistik erzeugt und daß es sich gegen die modernen Gedanken und die negative Weltanschauung mit allen Kräften gewehrt hat. Einzelnes habe ich Forsch. II 252ff. in dem Aufsatz über Herodots Weltanschauung eingehender besprochen; man möge entschuldigen, daß ich daraus hier einige Sätze mit geringen Modifikationen wiederholt habe.

938 Nach Diod. XIII 103, bestätigt durch den Katalog der Siege bei den Dionysien IG. II2 2325 DS2 723 Zl. 5, hat Sophokles 18mal gesiegt; daß Suidas ihm 24 Siege gibt, wird wohl richtig dadurch erklärt, daß die lenäischen Siege mitgezählt sind.


939 Daß in der Biographie ἔσχε δὲ καὶ τὴν τοῦ Ἄλωνος ἱερωσύνην, ὃς ἥρως ἦν μετ᾽ Ἀσκληπιοῦ der korrupte Name in Ἀμύνου zu korrigieren ist, ist durch die Aufdeckung des Heiligtums des Amynos so gut wie erwiesen, s. KÖRTE, MAI. XXI, 287ff., speziell S. 311f.; ebenda über die Einführung des Asklepioskults (IG. II2 4960. 4961) S. 313ff. Kult des Sophokles: Istros in der »Vita«, vgl. Plut. Numa 4 u.a., und zwar als Δεξίων Et. magn. s.v.; nach den Inschriften bei KÖRTE l.c.p. 299f. 302 werden Amynos, Asklepios und Dexion zusammen verehrt.


940 Über Herodots Leben und Anschauungen s. Forsch. I 196ff. II 196ff. und oben S. 226ff.


941 Bekanntlich ist dieser Fluß etwas ganz anderes als das Weltmeer, auf das die Griechen allerdings den Namen übertragen haben.


942 Auch die Einteilung der Erde in zwei oder drei Kontinente, die noch dazu nach sehr problematischen Frauenzimmern benannt sind, ist eine Willkür, die keine innere Berechtigung hat; die Erde ist eine Einheit (IV 45).


943 Daß es unter seinem Namen eine Orakelsammlung gab (Herod. V 43), von der hier die Rede ist, führt WILAMOWITZ, Hermes 34, 75 weiter aus.


944 Im allgemeinen vgl. WILAMOWITZ, Exkurse zum »Ödipus« des Soph., Hermes 34, 1899, und in der Einleitung zu seiner Übersetzung; ferner Forsch. II 259ff. 268, und oben S. 216 Anm. – WILAMOWITZ' Polemik gegen die Anwendung des Schicksalsbegriffs auf den »Ödipus« und überhaupt auf das antike Drama kann ich nicht billigen; zwar nicht für den Glauben, wohl aber für die Tragödie (und im Grunde auch für die Geschichtsauffassung, vgl. RANKE) ist es gleichgültig, ob man das Verhängnis als Wirkung einer unpersönlichen Macht oder als Schickung der Gottheit auffaßt; überdies bekennt wenigstens der »Ödipus«, wie W. selbst ausführt, diese letztere Ansicht nirgends. Eine Schicksalstragödie im Sinne SCHILLERS ist er zweifellos.


945 Zur »Antigone« und speziell auch zu diesem Chorlied vgl. W. SCHMID, Probleme aus der sophokl. Antigone, Philol. 62, 1903, 1ff.


946 Zu den Anschauungen über den Selbstmord vgl. WILAMOWITZ, Eur. Herakles II 266. Wie Euripides denkt Agathon fr. 7: φαῦλοι βροτῶν γὰρ τοῦ πον εῖν ἡσσώμενοι ϑανεῖν ἐρῶσιν.


947 φιλόσοφοι ἄνδρες sagt schon Heraklit. fr. N 35 DIELS5; φιλοσοφεῖν Herod. I 30 von Solon; φιλοσοφίη zuerst bei Hippokrates περὶ ἀρχ. ἰατρ. 20. Dann folgt Thukydides II 40 (u. S. 794). Aristoph. Eccles. 571 sagt πυκνὴν φρένα καὶ φιλόσοφον, wo man früher σοφήν (oder etwa περισσὴν u.ä.) gebraucht haben würde; damals war das Wort also bereits ganz geläufig. In demselben Sinne verwendet es Xen. Anab. II 1, 13 im Munde eines Zakynthiers in persischen Diensten.


948 Für Euripides' Leben und Anschauungen ist grundlegend WILAMOWITZ, Analecta Euripidea, 1875 und Euripides' Herakles I. Von anderen vgl. z.B. ROHDE, Psyche 539ff.


949 Auch in der »Helena« verherrlicht das Chorlied, welches auf das oben Angeführte folgt, die Orgien der mit Demeter identifizierten Göttermutter und des Dionysos (1301ff.), und auch hier taucht der Wunsch auf, als Zugvogel durch die Lüfte zu schweifen (1478ff.), wie in den »Bakchen« die Sehnsucht nach Entrückung in ferne Lande (402ff.).


950 Die Hauptquelle für unsere Kunde der Meister der Übergangsepoche und vielfach auch noch der späteren Künstler sind die kunsthistorischen Angaben bei Plinius, Quintilian XII 10, 3ff., Cicero Brut. 70 u.a., für die im Anschluß an O. JAHN vor allem ROBERT, Archäol. Märchen 28ff. grundlegend ist. Für die Werke sind wir im wesentlichen auf Plinius und Pausanias angewiesen; Zusammenstellung in BRUNNS Künstlergeschichte. Einzelne Statuen und Repliken, wie die Hestia Giustiniani, der sog. Apollo auf dem Omphalos aus Athen, die Stephanosfigur der Villa Albani u.a. können mit Sicherheit auf die Meister der Übergangsepoche zurückgeführt werden; ein charakteristisches Originalwerk ist in dem Wagenlenker aus Delphi zutage gekommen. Für die Chronologie gibt jetzt das Fragment der Olympionikenliste von Oxyrhynchos eine sichere Grundlage; s. ROBERTS Kommentar, Hermes XXXV. – Im allgemeinen vgl. die Kunstgeschichten, namentlich COLLIGNONS Hist. de la sculpture grecque 2 vol. 1892, 97 und die an kühnen Kombinationen wie an tiefgreifenden Anregungen reichen »Meisterwerke der griechischen Plastik« von FURTWÄNGLER. Einige Zurückhaltung wird auf diesem Gebiete für die geschichtliche Darstellung, welche die kulturgeschichtlich wichtigsten Erscheinungen kurz zu charakterisieren streben muß, besonders angebracht sein. Für die allgemeinen Probleme, welche für die Betrachtung des Historikers im Vordergrund stehen müssen, bietet kaum eine Schrift so viel wie das Werk des dänischen Gelehrten JULI US LANGE, Darstellung des Menschen in der älteren griechischen Kunst, deutsch 1899.


951 Für Polygnot s. vor allem die drei Hallischen Winckelmannsprogramme (16-18) von ROBERT: Nekyia, Iliupersis, Marathonschlacht 1892 bis 1894. Als Schöpfer der Malerei, in Parallele mit Dädalos, Epeios, Theodoros von Samos, Olympos, Orpheus, Thamyras, Phemios erscheint er in Platos Ion 533; vgl. Gorg. 448 b. Πολύγνωτος Ἀγλωφῶντος als Theore auf Thasos: JACOBS, Thasiaca p. 23.


952 Über Apollodor: Plut. de glor. Ath. 2.


953 Plato Prot. 318 b. Gorg. 453 c. Xen. Memor. I 4, 3. Symp. 4, 63 Oec. 10, 1. Seinen Eros erwähnt schon Aristoph. Acharn. 991.


954 Xen. Mem. III 10.


955 Mit vollem Recht weist JULIUS LANGE darauf hin, daß niemand den Kopf der Athena Lemnia als Kopf der Göttin erkannt hat, ja daß es streitig war, ob er männlich oder weiblich sei, ehe FURTWÄNGLER seine Zugehörigkeit zu einer Athenastatue nachwies.


956 Plin. 33, 74.


957 Poet. 2. 6. 12. Pol. VIII 5, 7.


958 Xen. Mem. III 10.

959 Man wird daran erinnern dürfen, daß auch bei Äschylos der Realismus stärker ist als bei Sophokles.


960 Zu Kallimachos: Plin. 34, 92. Pausan. I 26, 7. Dionys. Hal. de Isocr. 3 u.a.


961 Quintil. XII 10, 9 tanquam nimius in veritate reprehenditur, et fuit similitudinis quam pulchritudinis amantior. Sein Pellichos (Lucian Philops. 18ff.) ist vielleicht der Sohn des Aristeus, Strategen von Korinth 436, Thuk. I 29.


962 Aristoph. Ach. 854, Thesm. 948. Plut. 602.


963 Aristot. Pol. VIII 5, 7, vgl. Poet. 2. Vgl. CRUSIUS, Fl. Jahrb. 1891, 391.


964 Die außerordentliche Bedeutung der Musik und des Dithyrambos für das geistige Leben und die gesamte Entwicklung der griechischen Kultur bezeugt nicht nur die ununterbrochene heftige Polemik der Komödie und der Philosophen, sondern ebenso z.B. die Parische Chronik, die ihr fast ein lebhafteres Interesse widmet als der Tragödie.


965 Im allgemeinen Plut. de mus. 6: ἡ κατὰ Τέρπανδρον κιϑαρῳδία καὶ μέχρι τῆς Φρύνιδος ἡλικίας παντελῶς ἁπλῆ τις οὖσα διετέλει, und c. 30; ferner die zahlreichen Polemiken bei den Komikern, vor allem Aristoph. nub. 966ff. und Pherekrates fr. 145 bei Plut., De mus. 30. Über Phrynis schol. Arist. nub. 971, wo sein Sieg unter Kallias 456 erwähnt wird. Da er von Timotheos besiegt wurde (Timoth. fr. 11 bei Plut. de se ips. laud. 1), muß seine Tätigkeit viele Jahrzehnte umfaßt haben.


966 Timotheos wird zuerst bei Pherekrates 1. c. erwähnt.


967 Für Kreta s. Plato legg. II 660 b. III 680 c, und als Gegenstück dazu die Dekrete von Knossos und Priansos LEBAS III 81. 82 aus dem Anfang des zweiten Jahrhunderts zu Ehren des Menekles von Teos, der ἐπεδείξατο μετὰ κιϑάρας πλεονάκις τά τε Τιμοϑέω καὶ Πολυίδω καὶ τῶν ἁμῶν ἀρχαίων ποιητᾶν καλῶς καὶ ὡς προσῆκεν ἀνδρὶ πεπαιδευμένῳ. Ähnlich für Arkadien Polyb. IV 20.


968 In einzelnen Fällen ist Euripides allerdings zu der Manier des Äschylos zurückgekehrt und hat drei Stücke aus demselben Sagengebiet entnommen, so in der von WILAMOWITZ (Euripides' Hippolytos, 1891) rekonstruierten Trilogie Ägeus, Theseus und dem ersten Hippolytos, und 415 in der troischen Trilogie Alexandros, Palamedes, Troerinnen.


969 Σοφοκλῆς ὠνείδιζεν Αἰσχύλῳ, ὅτι εἰ καὶ τὰ δέοντα ποιεῖ, ἀλλ᾽ οὐκ εἰδώς γε Chamäleon bei Athen. I 22 a. X 428f., mit dem Zusatz, Äschylos habe seine Tragödien im Rausch (μεϑύων) verfaßt. Ein Ausspruch des Sophokles über Äschylos und sich selbst bei Plut. de profect. in virt. 7, s. WILAMOWITZ, Hermes 40, 150f.


970 Σοφοκλῆς ἔφη αὐτὸς μὲν οἵους δεῖ ποιεῖν, Εὐριπίδην δὲ οἷοι εἰσίν. Arist. Poet. 25. Stammen diese scharf pointierten Urteile aus Sophokles' Prosaschrift über seine Kunst (ἔγραψε ... λόγον καταλογάδην περὶ τοῦ χοροῦ, πρὸς Θέσπιν καὶ Χοίριλον ἀγωνιζόμενος Suid.), an deren Existenz ich trotz WILAMOWITZ, Herakles, I 20 im Hinblick auf die zahlreichen gleichartigen Schriften anderer Künstler dieser Zeit (u. S. 840f.) zu zweifeln keinen Grund sehe? Vgl. auch den Ausspruch bei Plut. de profect. in virt. 7 (o. S. 830, 1).


971 Nach langen Umwegen ist bekanntlich in der makedonischen Zeit an die Stelle der alten Komödie doch das moderne Lustspiel getreten; dies ist aber inhaltlich eine Fortsetzung der Euripideischen Komödie, nicht der Aristophanischen Posse.


972 Über die Geschichte der attischen Komödie ist grundlegend MEINEKE, Hist. critica com. graec. 1839, mit anschließender Fragmentsammlung. Von Neueren ZIELINSKI, Gliederung der attischen Komödie, dessen Theorie von dem ἀγὼν λόγων als ursprünglichem Hauptbestandteil der Komödie mir je doch nicht haltbar scheint (trotz seiner Verteidigung Philol. 47, 25ff.). Er ist vielmehr hier ebensogut erst später aus dem Leben eingedrungen wie in der Tragödie; die »Acharner« haben ihn nicht. – Ferner u.a. WILAMOWITZ, Euripides' Herakles I1 52ff. u.a.


973 Daß die unter Magnes' Namen überlieferten Stücke untergeschoben waren, ist mehrfach überliefert (Anon. III de com. Phot. Hes. λυδίζων), und ergibt sich für ihn wie für Chionides auch aus der Art, wie Athenäos sie zitiert.


974 Über Magnes, Kratinos, Krates Aristoph. eq. 520ff. vgl. pac. 739ff. Kratinos γέγονε ποιητικώτατος, κατασκευάζων εἰς τὸν Αἰσχύλου χαρακτῆρα Anon. III de com. τὸ δὲ μύϑους ποιεῖν (πρῶτος ἀπέδωκεν) Ἐπίχαρμος καὶ Φόρμις˙ τὸ μὲν ἐξ ἀρχῆς ἐκ Σικελίας ἦλϑε, τῶν δὲ Ἀϑήνησιν Κράτης πρῶτος ἦρξεν ἀφέμενος τῆς ἰαμβικῆς ἰδέας καϑόλου ποιεῖν λόγους καὶ μύϑους Arist. Poet. 5. Ebenso Anon. III de com.: Κράτης ... πάνυ γελοῖος καὶ ἱλαρὸς γενόμενος, καὶ πρῶτος μεϑύοντας ἐν κωμῳδίᾳ προήγαγε ... Φερεκράτης ἐζήλωκε Κράτητα, καὶ αὖ τοῦ μὲν λοιδορεῖν ἀπέστη, πράγματα δὲ εἰσηγούμενος καινὰ ηὐδοκίμει, γενόμενος εὑρετικὸς μύϑων.


975 Zur Erklärung des Eides der Ärzte s.v. allem GOMPERZ, Griech. Denker I 225. 452. – βίβλοι περὶ τῆς μαντικῆς im Besitz des μάντις Polemaine tos, die er seinem Schüler Thrasyllos hinterläßt, Isokr. 19, 5. Ähnliches wird sehr oft vorgekommen sein.


976 Einen allgemeinen Überblick über die Fachliteratur bietet Xen. Mem. IV 2, 9ff., wo συγγράμματα der Ärzte, Architekten, Geometer, Astrologen und daneben die von Rhapsoden bewahrten Epen aufgeführt werden.


977 Kunstschriftsteller: Vitruv VII praef. 11. 12 u.a.


978 Arist. Pol. II 5.


979 Vater des Alkidamas, μουσικὰ γεγραφώς: Suid. Ἀλκ.


980 Homerische Literatur: Plato Ion 530 d (vgl. Xen. Symp. 3, 6). Zu Glaukon von Teos vgl. Aristot. Rhet. III 1. Poet. 25. Theagenes: schol. B zu Jl. Y, 67. Tatian adv. gent. 31. Ein kritisch durchkorrigiertes Homerexemplar (διωρϑωμένον) eines γραμματοδιδάσκαλος: Plut. Alc. 7. Die von den Neuern meist kaum beachtete Arbeit der Homeriker des 5. Jahrhunderts ist grundlegend für die Überlieferung des Homertextes: die meisten Probleme und Korrekturen sind damals entstanden. Im 4. Jahrhundert setzt sich das in den Ausgaben des Antimachos, Euripides (Neffe des Tragikers) u.a., sowie in den Angriffen des Zoilos fort.


981 Geographen: Avien or. mar. 42ff., vgl. BERGER, Gesch. d. wiss. Erdkunde II 65ff. Euktemons Zeit ist dadurch bestimmt, daß er als Kolonist nach Amphipolis ging (Avien 337, vgl. 350).


982 Plato Gorg. 518 b. Athen. XII 516 c. Poll. VI 70f.


983 Über die ältere Geschichte der griechischen Mathematik s. BRETSCHNEIDER, Geometrie und Geometer vor Eukleides, 1870. HANKEL, Zur Gesch. der Math., 1874. CANTOR, Vorlesungen über Gesch. der Math. I. Gow, Hist. of Greek math., 1884. Am meisten gefördert sind die Probleme neuerdings von TANNERY, La géométrie grecque I, 1887 (meist Abdrücke aus dem »Bulletin des sciences mathém.«, vor allem Bd. XX. XXI). Hauptquelle ist Proklos' Kommentar zu Eukleides p. 64ff. ed. FRIEDLEIN (aus Eudemos durch Geminos' Vermittlung, s. TANNERY).


984 Über Pythagoras s. vor allem TANNERY, dessen Annahme (auf Grund von Iamblich vit. Pyth. 89; vgl. über Hippasos ib. 81. 88 und dazu das Gegenstück 246f. aus Apollonios), in der Mitte des 5. Jahrhunderts seien seine Sätze in einem systematischen Lehrbuch veröffentlicht, mir aber nicht erwiesen scheint. Er hat die Angabe, daß Pythagoras die Geometrie ἱστορίη genannt habe [vgl. dazu Heraklit fr. 129 DIELS5. Hippokr. de vet. medic. 20], mißverstanden.


985 Über die Zeit des Thymaridas: TANNERY, Pour l'histoire de la science hellène, 1887, S. 382ff.


986 Önopides: Demokrit bei Diog. Laert. IX 41. [Plato] Erast. 132 a. Procl. p. 283. 333. Eudemos fr. 94 bei Theon de astron. p. 322. Diod. I 41. 96; seine διαδοχή Procl. p. 80. Seine Lehren bei den Doxographen p. 228. 230. 302. 341. 610 DIELS [vgl. jetzt Fragmente der Vorsokratiker5 I S. 393ff.] Sein Schaltzyklus: Älian v.h. X, 7. Zensorin 19. DIELS, Doxogr. p. 363 [Vorsokr.5 S. 394].


987 Über Hippokrates s. außer den Mathematikern Arist. Met. I 6. 7 (vgl. DIELS, Doxogr. p. 230 [Vorsokr.5 I S. 396f.]), wo auch sein Schüler Äschylos, ferner Soph. el. 11; vgl. auch u. S. 882.


988 Plato Theätet. Xen. Mem. IV 2, 10.


989 Gegen die praktischen Tendenzen der Mathematiker Plato Rep. VII 527 a. Ebenda 528 über die Vernachlässigung der Stereometrie.


990 Über die kalendarischen Systeme s. UNGER im Handb. der klass. Altertumsw. I, 573. A. SCHMIDT, Handb. d. griech. Chronol. 416ff. Censorinus 18. 19. Über Meton vor allem Diod. XII 36. Theophrast design. tempest. 4 und u. S. 882. Sein Genosse und Rivale war der Geograph Euktemon. – Über Harpalos und seine Oktaeteris DIELS, Laterculi Alexandrini, Abh. Berl. Ak. 1904, S. 8 Anm., der ihn mit dem Baumeister der Hellespontbrücke des Xerxes identifizieren will.


991 Für die Geschichte der Medizin ist jetzt in den Auszügen aus den unter Aristoteles' Leitung von Menon verfaßten ἰατρικά (ed. DIELS, Anonymi Londinensis ex Aristotelis iatricis Menoniis eclogae, 1893, und dazu DIELS, Hermes XXVIII) eine feste Grundlage gewonnen.


992 Die echten Bestandteile des Hippokrateischen »Corpus« hat bereits LITTRÉ in seiner Ausgabe 1839ff. wohl zweifellos richtig ausgesondert; nur der ὅρκος mag älter sein, während der νόμος, so gehaltreich er ist, von einem sophistisch beeinflußten Arzte herrührt. Daß die Schrift von der alten Medizin von Hippokrates stammt, geht mit Sicherheit daraus hervor, daß sein Schwiegersohn Polybos in περὶ φύσιος ἀνϑρώπου denselben Standpunkt vertritt, vgl. DIELS, Hermes XXVIII 430f. [Anders jetzt WILAMOWITZ, Ber. Berl. Ak. 1901, 15ff.] – Über die von den Naturphilosophen und Sophisten beeinflußten Schriften vor allem ILBERG, Studia Pseudippocratea, Leipzig 1883, Diss., und in der schon zitierten Abhandlung, ferner GOMPERZ, Griech. Denker I 227ff.


993 Über Alkmäon: Doxogr. p. 442. 506 (Theophrast de sens. 25f.) und mehrere Angaben bei Aristoteles, vor allem Metaph. I 5. [Vgl. jetzt Vorsokr.5 I S. 210ff.]. Ein weiterer schriftstellernder Arzt aus dem Westen ist Akron von Agrigent (Suid. s.v.u.a.).


994 Κνίδιαι γνῶμαι Hippokr. περὶ διαίτης ὀξέων 1. 3; weiteres vor allem bei ILBERG, Die med. Schrift über die Siebenzahl, in den Griech. Studien für H. LIPSIUS, 1894. Euryphon und Herodikos kennen wir durch Menon, ebenso Philolaos und Hippon.


995 Plato Prot. 316 c. Rep. III 406, vgl. Phädr. 227 d. [Hippokr.] epid. VI 3, 18. Arist. Rhet. I 5, vgl. die Exzerpte aus Menon p. 9 und DIELS, Hermes XXVIII 421f.


996 Plato Prot. 316 c. legg. VIII 840 a.


997 Die Hauptschriften dieser Richtung sind: περὶ διαίτης I; περὶ νούσων I; περὶ ἑβδομάδος und περὶ νούσων III (s. ILBERG o. S. 846, 1); περὶ νούσων II und IV und περὶ φύσιος παιδίου; περὶ σάρκων; und vor allem die Rede περὶ φυσῶν, die Aristoteles (Menon) für die echte Lehre des Hippokrates hält.


998 Da Hippokrates gegen Naturphilosophie und Sophistik in ebenso entschiedener Reaktion steht wie Sokrates, wäre es für eine systematische Darstellung korrekter, ihn erst in der folgenden Epoche zu behandeln, wie ich das im Anschluß an WINDELBAND bei Demokrit getan habe. Wenn ich trotzdem Hippokrates hier bereits vorwegnehme, so geschieht dies einmal, weil wir nur durch ihn ein Verständnis der Bedeutung der griechischen Medizin gewinnen können, sodann aber, weil die Geschichte der Medizin als Ganzes uns ein unvergleichliches Abbild der gesamten geistigen Entwicklung des 5. Jahrhunderts gewährt und wir nur durch sie zu einer richtigen Beurteilung der gleichzeitigen Geschichte der Naturwissenschaft und Philosophie gelangen können. Deshalb habe ich ihre Darstellung auch diesen vorangestellt, obwohl sie tatsächlich in den für unsere Zwecke wichtigsten Phasen von ihnen abhängig ist.


999 Daß Hippokrates Ol. 80, 1 geboren ist, werden wir der Vita glauben dürfen, da Soranos seine Geburt in Kos nach dem eponymen Beamten im Archiv verzeichnet fand. Von den in den »Epidemien« Buch I und III genannten Thasiern finden sich mehrere in thasischen Beamtenlisten der Zeit um 430: JACOBS, Thasiaca, 1893, S. 22ff.


1000 Stammbaum: Steph. Byz. Κῶς. Über seine Schriften o. S. 846, 1.


1001 Angesichts dieser Schrift sowie der sorgfältigen Angaben über das Klima in den »Epidemien« scheint mir die Annahme nicht nötig, Plato habe an der bekannten Stelle Phädr. 270 c unechte Schriften des Hippokrates im Auge.


1002 So drücken wir den Gedanken aus; für den Griechen dagegen ist das »Gesetz«, der νόμος, d.h. die Menschensatzung, die Konvention, das Gegenteil der Naturordnung, der φύσις, also dessen, was wir Gesetz nennen.


1003 Von neueren Werken über die Geschichte der griech. Philosophie nach ZELLER verdienen vor allem Erwähnung: P. TANNERY, Pour l'histoire de la science hellène, de Thalès à Empédocle, 1887. WINDELBAND im Handbuch der klass. Altertumsw. V, 1888. GOMPERZ, Griechische Denker I, 1896. Alle drei haben den Schwerpunkt mit Recht nicht in die abgerundete Darstellung der einzelnen Systeme, sondern in die Erkenntnis des Werdens und Wachsens der Gedanken und Probleme gelegt, die GOMPERZ durch vortreffliche moderne Parallelen belebt. TANNERY versucht vor allem die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Einzelanschauungen darzulegen, aus denen die Schlußformel der Systeme, das allgemeine Prinzip, erwachsen ist. Die Erkenntnis der milesischen Physik ist auch durch zahlreiche Einzeluntersuchungen bedeutend gefördert, ebenso die Heraklits, der Eleaten, Demokrits; dagegen fehlt eine eingehende, methodische Durchforschung des Pythagoreismus, die sich, wie die Dinge jetzt liegen, vor Hyperkritik mehr zu hüten hat als vor zu weitgehender Gläubigkeit. Für das volle Verständnis der geistigen Entwicklung des Griechentums ist die richtige Beurteilung des Pythagoreismus von derselben Bedeutung wie die der Orphik. In Bd. III2 S. 758ff. habe ich die wissenschaftliche Bedeutung des Pythagoras noch zu gering geschätzt. Er war in der Tat, wie Herodot IV 95 sagt, »nicht der schwächste der Weisheitslehrer der Griechen« (Ἑλλήνων οὐ τῷ ἀσϑενεστάτῳ σοφιστῇ).


1004 Die Zeit Heraklits ist durch den Ansatz in die Zeit des Darius (Ol. 69, 504ff.; die abweichenden Angaben des Eusebius sind völlig wertlos) wenigstens ungefähr richtig bestimmt. Bei Hermodoros' Verbannung ist an Vorgänge nach dem Eintritt in den Delischen Bund jedenfalls nicht zu denken, da das Heraklits Schrift zu weit herabrücken würde – zumal da schon Epicharm dieselbe zu kennen scheint (o. S. 618). Auch daß Heraklit nur Pythagoras, Xenophanes, Hekatäos nennt, keine späteren Philosophen, fällt ins Gewicht; ebenso steht er der Zeit des Bias von Priene (um 545) offenbar noch ziemlich nahe (fr. 39 DIELS5). – ἐκχωρῆσαι τἀδελφῷ τῆς βασιλείας: Antisthenes von Rhodos bei Diog. Laert. IX 6. [Vgl. jetzt DIELS, Herakleitos von Ephesos, griech. und deutsch, 1901, der manches anders auffaßt als ich.]


1005 Über dies vielumstrittene Fragment (50 DIELS5) s. BERNAYS Ges. Abh. I, 80ff. 101, der mir die überlieferte Lesung ἓν πάντα εἰδέναι [nicht εἷναι] als allein richtig erwiesen zu haben scheint.


1006 fr. 122. 28 D.; vgl. WILAMOWITZ, Eurip. Hippolytos 237.


1007 Über die Herakliteer: Plato Theät. 179 d. Arist. Met. I 6. III 5, wonach Kratylos den Meister tadelte, daß er gesagt habe, man könne nicht zweimal in denselben Fluß treten; man kann es auch nicht einmal. – Ein sehr anschauliches Bild der von Plato geschilderten Manier der Herakliteer bietet die Schrift περὶ διαίτης α᾽, in der freilich manche andere Lehren (Pythagoras, Empedokles, Anaxagoras) denen Heraklits beigemischt sind.


1008 Während früher eine rein am Äußeren haftende Betrachtungsweise Heraklit von Zoroaster abhängig sein ließ, weil bei beiden das Feuer eine bedeutende Rolle spielte, hat man später (so TEICHMÜLLER, dem TANNERY folgt) ägyptische Einflüsse bei ihm gesucht. Ich vermag weder von dem einen noch von dem andern etwas bei ihm zu finden. Da hatte doch die Anschauung der Kirchenväter viel mehr Berechtigung, welche seine Lehren aus dem Alten Testament ableiteten; hier liegen wirklich innere Übereinstimmungen vor, wenn auch natürlich keine Zusammenhänge. Heraklits Denken ist rein auf griechischem Boden erwachsen.


1009 Auf der Übereinstimmung betreffs der Lehre von der Sonne beruht es, wenn Sotion und andere (Diogenes Laert. IX 5, Suid u.a.) Heraklit zum Schüler des Xenophanes machten.


1010 Wie schon im Altertum der Versuch gemacht ist, die philosophische Bedeutung des Xenophanes herabzusetzen und Parmenides statt an ihn an die Pythagoreer anzuknüpfen (Sotion bei Diog. Laert. IX 21, vgl. DIELS, Hermes 35, 196), so herrscht jetzt die Neigung, Parmenides möglichst selbständig zu machen und Xenophanes' Einfluß auf ihn zu unterschätzen (WINDELBAND, GOMPERZ und vor allem TANNERY). Demgegenüber genügt eigentlich der Verweis auf Plato Soph. 242 d, wo der eleatische Philosoph sagt: τὸ δὲ παρ᾽ ἡμῶν Ἐλεατικὸν ἔϑνος, ἀπὸ Ξενοφάνους τε καὶ ἔτι πρότερον ἀρξάμενον, ὡς ἑνὸς ὄντος τῶν πάντων καλουμένων οὕτω διεξέρχεται τοῖς μύϑοις, was durch Aristot. Metaph. I 5 ὁ γὰρ Παρμενίδης Ξενοφάνους λέγεται μαϑητής nicht eingeschränkt wird. Auch liegen die Grundgedanken des Parmenides ja in Xenophanes' Fragmenten vor. Das Verhältnis zwischen beiden war offenbar dem zwischen Sokrates und Plato ähnlich.


1011 Die Abfassungszeit des Gedichts des Parmenides ergibt sich daraus, daß er einerseits gegen Heraklit polemisiert, andererseits Empedokles, Anaxagoras, Leukipp von ihm abhängig sind. Danach ist Platos Angabe, daß Sokrates in früher Jugend den Parmenides als alten Mann kennengelernt habe (Theätet 183 e συμπροσέμιξα τῷ ἀνδρὶ πάνυ νέος πάνυ πρεσβύτῃ, danach im »Parmenides« ausgeführt, der dann im Soph. 217 c zitiert wird), chronologisch unanfechtbar; er wird in der Tat, wie Plato im »Parmenides« annimmt, in der Perikleischen Zeit mit Zeno zusammen (Plut. Per. 4) nach Athen gekommen sein. Daß er, als er sein Gedicht schrieb, noch nicht in höherem Alter stand, scheint daraus hervorzugehen, daß ihn die Wahrheit ὦ κοῦρε anredet (1, 24). – Nach dem ersten »Alkibiades« p. 119 a ist außer Pythodoros auch Kallias, Sohn des Kalliades, der uns 434 und 433 als Antragsteller begegnet und 432 bei Potidäa fiel, ein Schüler Zenos gewesen; danach muß dessen Anwesenheit in Athen ziemlich hoch in die Perikleische Zeit hinaufgehen, in Übereinstimmung mit der Angabe Platos.


1012 Grundlegend: Parmenides' Lehrgedicht, griech. und deutsch [mit Kommentar] von H. DIELS, 1897; vgl. dazu WILAMOWITZ, Hermes 34, 203ff. So wenig wie dieser kann ich jedoch der vorherrschenden, aber auch von GOMPERZ bekämpften Auffassung der δόξα des P. zustimmen, die DIELS in besonders scharfer Fassung formuliert (p. 63. 93. 100 u.a.): P. referiere nur die falschen Ansichten der Menschen, er gebe nur eine kritische Übersicht, eine Doxographie zu propädeutischen Zwecken in derselben Weise wie Aristoteles. Meines Erachtens ist der zweite Teil seines Gedichts ebenso ernsthaft gemeint wie der erste: auf die Erklärung der Welt des Seins folgt mit Notwendigkeit eine Erklärung der Welt des Scheins, gleichfalls aus dem Mund der Göttin. Natürlich kann dieselbe nur hypothetisch sein: so würde die Sinnenwelt aufzufassen sein, wenn sie real wäre; daher sind es nur βροτῶν δόξαι, d.h. auf der menschlichen Sinnestäuschung beruhende Ansichten, die die Göttin hier vortragen kann. Aber ausdrücklich sagt sie, daß diese hypothetische Erklärung in sich systematisch geschlossen und besser ist als die irgendeines anderen (1, 31f. 8, 51f. 60f., vgl. WILAMOWITZ). Wie wäre es auch denkbar, daß ein Weisheitslehrer seine Schüler nichts über die Art gelehrt hätte, wie sie die doch nun einmal, wenn auch nur als Täuschung, vorhandene Sinnenwelt auffassen sollten, so unabweislich sie eine systematische Erklärung verlangte. Eine spätere Philosophie hätte natürlich versucht, die Entstehung der Sinnentäuschung zu erklären und so die beiden Weltbilder zu einer Einheit zusammenzufassen. Aber daran auch nur zu denken, war den Eleaten bei der Starrheit ihres absoluten Monismus unmöglich. Dazu konnte erst Plato fortschreiten, indem er im »Parmenides« und vor allem im »Sophistes« die großen Grundgedanken der Eleatik aufnahm, aber ihre Einseitigkeit in hartem Ringen überwand und die Existenz des μὴ ὄν erwies, d.h. erkannte, daß ein negatives Prädikat das Dasein eines Dinges nicht aufhebt. – Zeno hat nach Diog. Laert. IX 29 die δόξα des Parmenides in Kleinigkeiten modifiziert, namentlich indem er statt der zwei die vier Elemente des Empedokles annahm. – Von den Einzellehren der δόξα ist bei unserer hier ganz unzulänglichen Überlieferung vieles sehr dunkel. BERGERS scharfsinnige Erklärung der von ihm auf die Zonenlehre bezogenen Fragmente Ber. sächs. Ges. 1895 [dagegen auch DIELS, dessen Deutung mir aber auch nicht überall haltbar scheint] kann ich so wenig für richtig halten wie seinen Versuch, dem Xenophanes die Lehre von der Kugelgestalt der Erde zu vindizieren (Ber. Sächs. Ges. 1894). [Vgl. die scharfsinnigen Untersuchungen von A. PATIN, Parmenides im Kampfe gegen Heraklit, Fl. Jahrb. Suppl. XXV, 1899.]


1013 Die richtige Konsequenz wäre, wie Plato im »Sophistes« auch bemerkt, eine negative Aussage überhaupt für undenkbar zu erklären. Darin tritt eben die Brüchigkeit des eleatischen Standpunkts hervor. Auch hat Parmenides kein Bedenken, von dem Seienden zu sagen, daß es sich nicht bewege und nicht teilbar sei; denn Bewegung und Teilung sind der Sinnenwelt angehörige Scheinbegriffe negativer Art, die durch ihre Negierung positiv werden. Dagegen ist das Seiende begrenzt, da die Grenze nach ihm ein positiver Begriff ist; »wäre es unbegrenzt, ohne Abschluß, so würde ihm etwas fehlen«.


1014 Man sieht, wie stark hier, ebenso wie nachher bei Plato, die orphische Terminologie einwirkt; aber ihres Mystizismus ist sie vollständig entkleidet, die kosmologischen Gestalten sind zu reinen Verstandesbegriffen geworden.


1015 Ich verstehe nicht, wie alle Neueren in Parmenides' Behauptung, das Seiende sei »gleich der Wucht einer nach allen Seiten hin wohlgerundeten Kugel, von der Mitte nach allen Richtungen im Gleichgewicht« einen Widerspruch und einen Rückfall in die Sinnlichkeit finden können. Die Ausdehnung ist für ihn wie für Spinoza notwendig ein Attribut der Substanz; die Kugelgestalt aber ergibt sich ebenso notwendig aus der Pythagoreischen Geometrie wie aus der gleichfalls Pythagoreischen Anschauung, daß die Grenze und das Begrenzte ein positiver, das Unbegrenzte, identisch mit dem Leeren, dem μὴ ὄν, ein negativer Begriff ist. Die letzte Konsequenz, daß jedes positive Prädikat auch in ein negatives verwandelt werden kann und umgekehrt, hat Parmenides allerdings nicht gezogen, sondern erst sein Nachfolger: damit stürzt dann aber auch die ganze Ontologie in sich zusammen.


1016 Ein Fragment über σοφία und τύχη Plut. de fort. Rom. 1: ἀνομοιότατον πρᾶγμα τῇ σοφίᾳ τὴν τύχην οὖσαν, ὁμοιοτάτων πραγμάτων γενέσϑαι δημιουργόν˙ αὔξουσιν ἀμφότεραι πόλεις, κοσμοῦσιν ἄνδρας, εἰς δόξαν ἀνάγουσιν, εἰς δύναμιν, εἰς ἡγεμονίαν.


1017 Die Kontroverse über die Existenz Leukipps scheint mir im wesentlichen durch DIELS (Verh. der Stettiner Phil. Vers. 1880. Rhein. Mus. XLII) erledigt. Von Späteren vgl. neben manchen anderen DYROFF, Demokritstudien, 1899.


1018 Über Demokrits Lebenszeit vgl. DIELS, Rhein. Mus. 42, 1ff. Das Datum Diodors XIV 11, der seinen Tod (90jährig) ins Jahr 404/3 setzt, ist zweifellos viel zu hoch, da die eigenen Angaben Demokrits über seine Stellung zu Anaxagoras keinen Zweifel lassen, daß er, wie Apollodor annahm, erst um 460 geboren ist. Ihn, WINDELBANDS Beispiel folgend, erst später zu behandeln, getrennt von Leukipp, bestimmt mich vor allem seine Ethik, die für seine Würdigung von fundamentaler Bedeutung ist, aber erst auf dem Boden der folgenden Zeit verständlich wird. Die ältere Naturphilosophie kennt eben eine Ethik als selbständige Wissenschaft noch nicht.


1019 Freilich scheint auch Anaxagoras die welterzeugende Umdrehung nicht nur περιχώρησις, sondern auch δίνη genannt zu haben; aber auf ihn, der sie auf das Eingreifen des Νοῦς zurückführte, kann sich Aristophanes' Wort unmöglich beziehen. Dagegen ist es das Charakteristikum Leukipps, daß der automatische »Wirbel« das Eingreifen der bewußt schaffenden Gottheit ersetzt.


1020 Die εἴδωλα von Demokrit hinzugefügt: Doxogr. 129.


1021 Arist. Pol. II 5.


1022 Äneos: IG. I2 1019, vgl. Steph. Byz. Κῶς. Über die Ärzte spottet die Komödie vielfach.


1023 Zu Anaxagoras und dem Tod seines Sohnes: Eurip. Alk. 903ff., vgl. WILAMOWITZ, Herakles I 25.


1024 Plato Hipp. mai. 281 c: τί ποτε τὸ αἴτιον ὅτι οἱ παλαιοὶ ἐκεῖνοι, ὧν ὀνόματα μεγάλα λέγεται ἐπὶ σοφίᾳ (die 7 Weisen) ... καὶ ἔτι τῶν ὕστερον μέχρι Ἀναξαγόρου, ὡς ἢ πάντες ἢ οἱ πολλοὶ αὐτῶν φαίνονται ἀπεχόμενοι τῶν πολιτικῶν πράξεων;


1025 Arist. Eth. Eud. VII 14 und in anderer Fassung Philoponos zu Arist. Phys. I 2, IV p. 327 der Berl. Ausgabe.


1026 Aristoph. av. 992ff. mit den Scholien.


1027 Im allgemeinen genügt der Verweis auf Plato (vor allem den »Protagoras« und die beiden »Hippias«, deren Echtheit mir nicht zweifelhaft ist), dessen Dialoge, was man auch dagegen gesagt hat, das Treiben der Sophisten ohne Frage völlig lebenswahr schildern. – Preise für die Vorträge [nicht den Unterricht] des Prodikos: Plato Kratyl. 584 b. Aristot. Rhet. III 14; ferner Axiochos 366 c.


1028 Platos Angabe über Protagoras (317 c), er könne der Vater aller bei dem Gespräch Anwesenden sein, also auch des Sokrates, geb. 470, stimmt zu allem, was wir sonst über seine Lebenszeit wissen. Weiteres Menon 371 e. Daß er ein Schüler Demokrits und ursprünglich ein Lastträger gewesen sei (Gell. V 3. Diog. Laert. IX 53. Suid. Philostr. vit. soph. 10 u.a.), ist offenbar eine Fabel, die dann Epikur (Athen. VIII 354 c. Diog. Laert. X 8) aufgegriffen hat.


1029 Daß Prodikos mit Sokrates mindestens etwa gleichaltrig gewesen sein muß, lehren die bekannten Angaben Xenophons und Platos.


1030 Aristoph. Daitales fr. 198, wodurch Dionys' Ansicht de Lys. 6, der ihn gegen Theophrast für jünger erklärt als Lysias, widerlegt wird, vgl. BLASS, Att. Beredsamkeit I2 244. Seine Grabschrift: Athen. X 454f.


1031 Über Antiphon Xen. Mem. I 6. Diog. Laert. II 46.


1032 Plato Apol. 20. Phäd. 60 d. Phädr. 267 a.


1033 Ganz ebenso im νόμος der Ärzte.


1034 Daß Plato im »Theätet« den Satz des Protagoras richtig wiedergibt und richtig versteht, ist mir nicht zweifelhaft; vgl. NATORP, Forschungen zur Geschichte des Erkenntnisproblems im Altertum, 1884, und Philol. 50, 262ff. Ich muß offen bekennen, daß ich nicht verstehe, wie die modernen Apologeten und Bewunderer der Sophistik, so vor allem GOMPERZ, aus den klaren Worten des Protagoras einen anderen Sinn herauslesen, und noch weniger, wie sie glauben können, Protagoras' Bedeutung dadurch zu heben, daß sie sich bemühen, allen tieferen Gehalt aus dem Satz herauszutreiben, durch den er einer der Fundamentalsätze in der Entwicklungsgeschichte des menschlichen Denkens geworden ist. Im »Theätet«, wo Plato nicht gegen das Treiben und die Lehrtätigkeit der Sophisten polemisiert, sondern eine streng wissenschaftliche erkenntnistheoretische Untersuchung anstellt, ist er der fundamentalen Bedeutung des Protagoras voll gerecht geworden. Deshalb läßt er Sokrates erst eine Reihe oberflächlicher Einwände vorbringen und diese dann von Sokrates selbst im Namen des echten Protagoras als trivial und unwürdig abweisen. Wir haben kein Recht, die tiefere Auffassung des Satzes, die Theät. 166ff. entwickelt wird, dem Protagoras abzustreiten; vielmehr zwingt nicht nur die überragende Bedeutung seiner Persönlichkeit, sondern die ganze Entwicklung des Denkens in der Sophistenzeit, ihn in diesem Sinne aufzufassen. Daß Aristoteles den Satz einmal als eine anspruchsvolle Trivialität bezeichnet (Met. IX, 1), will wenig besagen: da hatte er eben ein Jahrhundert lang gewirkt und war zum Gemeingut geworden.


1035 Auf Protagoras' καταβάλλοντες (Sextus empir. adv. math. VII 60) sc. λόγοι spielt Euripides Bacch. 202 an: οὐδεὶς αὐτὰ (die Traditionen über die Götter) καταβαλεῖ λόγος, οὐδ᾽ εἰ δι᾽ ἄκρων τὸ σοφὸν εὕρηται φρενῶν; das zeigt zugleich, daß der Titel von Pr. selbst herrührt, und daß die Schrift über die Götter zu ihnen gehörte, ebenso wie nach Sextus die von Plato im »Theätet« als ἀλήϑεια zitierte Schrift.


1036 Diog. Laert. II 16, vgl. Hippolyt. Philos. I 9, 6 (Doxogr. p. 564).


1037 Prot. 337. Xen. Mem. IV 4.


1038 Sextus adv. math. IX 18. 52 und vielfach in der doxographischen Literatur.


1039 fr. 81 BLASS [leider korrupt überliefert]; Doxogr. p. 318.


1040 Arist. Met. II 2, ἐλέγχων τοὺς γεωμέτρας (in der bei Diog. Laert. IX 55 genannten Schrift περὶ τῶν μαϑημάτων).


1041 Im allgemeinen vgl. APELT, Die Widersacher der Mathematik im Altertum, in seinen Beitr. zur Gesch. der griech. Philos. 1891. Die Quadratrix des Hippias paßt so gut in die mathematischen Bestrebungen der Sophisten, daß ich den [auch von APELT l.c.p. 379 geteilten] Zweifel, ob ihr Erfinder der Sophist sei, für unberechtigt halte, zumal seine geometrischen Studien von Plato bezeugt sind.


1042 Über Antiphons Tetralogien: DITTENBERGER, Hermes XXXI. XXXII.


1043 Über die ihrem inneren Werte nach meines Erachtens von GOMPERZ außerordentlich überschätzte Schrift περὶ τέχνης s. dessen Aufsatz »Die Apologie der Heilkunst« Ber. Wien. Ak. 120, 1890; seine Annahme, der Verfasser sei Protagoras, ist schwerlich berechtigt; vgl. NATORP, Philol. 50, 262ff.


1044 Über die διαλέξεις (neue Ausgabe von E. WEBER, Δισσοὶ λόγοι, in Phil.-hist. Beiträge, C. Wachsmuth überreicht 1897; DIELS, Fragmente der Vorsokr.5 II S. 405ff.) s. BERGK, Fünf Abhandlungen zur Gesch. der griech. Philos. TRIEBER, Hermes XXVII. TEICHMÜLLERS Behauptung, daß der sokratische Schuster Simon ihr Verfasser sei (Literar. Fehden II) wird wohl niemand ernst nehmen.


1045 Hermippos bei Athen. XI 505 d. Pausan. X 18, 7. Plin. 33. 83 u.a.


1046 Weihinschrift des Gorgias in Olympia (Pausan. VI 17, 7): KAIBEL, Epigr. Gr. 875 a = Olympia, Inschriften 293 mit DITTENBERGERS Komentar.


1047 »Damals war modern und geschmackvoll, was den Späteren wie uns der Gipfel des Ungeschmacks scheint, jene barocken Antithesen in Inhalt und Form, die den Charakter auch jener medizinischen Sophistik auszumachen. In dieser Beziehung erscheint mir das von Menon (in den Ἰατρικά) berichtete Gleichnis von den Menschen und Wasserpflanzen, die beide in ihrem Elemente festgewurzelt hin und her schwimmen, wie ein Typus jener Gedankenpest, die im Anfang des Archidamischen Krieges gleichzeitig mit der wirklichen Pest Athen und ganz Griechenland ergriffen hatte.« DIELS, Hermes XXVIII 429.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 61965, Bd. 4/1.
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