Clodius [1]

[146] Clodius, Pulcher Publius, ein selbst nach röm. Sittlichkeitsbegriffen lüderliches Glied des Patriciergeschlechtes der Claudier, welches durch seine Leidenschaften zum Demagogen und Werkzeug der Herrschsucht Anderer wurde. Schon 68 v. Chr. stiftete er in Asien Meuterei unter den Soldaten des Lucullus, klagte 65 Catilina wegen Erpressung an, wurde durch Bestechung zur Zurücknahme der Anklage bewogen und stahl als Beamter in Gallien selbst, entweihte in Rom das Fest der bona dea (s. d. Art.) und erlangte durch Ränke aller Art seine Freisprechung. Cicero hatte gegen ihn gezeugt u. seine Schuld bewiesen, deßhalb ließ C. sich von J. Cäsar gerne als Sturmbock gegen denselben gebrauchen, wurde Plebeier und Volkstribun (58), wußte sich in der vollen Gunst des Pöbels zu erhalten, Cicero sammt Cato von Rom wegzubringen und die Rückkehr des ersteren durch alle Mittel der Gewalt, worunter Straßenkämpfe die wichtigste Rolle spielten, lange zu verhindern. 56 wurde er curulischer Aedil und die Gefechte mit Milo begannen abermals; 53 wollte Milo Consul, Pompejus aber Dictator werden, C. bekam durch letztern Aussichten auf die Prätur und sein Kampf gegen Milo wurde ein förmlicher Krieg, so daß Rom anfangs 52 weder Consulen noch Prätoren besaß. Milo aber hatte schon 53 bei günstiger Gelegenheit den C. unweit Bovillä auf der Landstraße ermorden lassen und Ciceros ganze Beredsamkeit ersparte ihm die Verbannung nicht.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 146.
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