Clodĭus

[196] Clodĭus, 1) P. C. Pulcher, einer der gewalttätigsten Parteiführer in der letzten Zeit der römischen Republik, aus dem patrizischen Geschlechte der Claudier, entwickelte seine Neigung zu Umtrieben schon in jungen Jahren, als er im Osten militärische Dienste tat. Unter Cäsars Konsulat erreichte er es 59 durch dessen Einfluß, daß er für 58 zum Volkstribunen gewählt wurde, nachdem er durch Adoption in den Plebejerstand übergetreten war (seitdem nannte er sich auch mit der plebejischen Namensform C. anstatt Claudius), und stellte als solcher, nachdem er durch eine Reihe andrer Gesetze teils die Macht der Senatspartei zu schwächen, teils die Volksgunst für sich zu gewinnen gesucht hatte, den Antrag, daß derjenige, der einen römischen Bürger ohne richterliches Verfahren getötet, geächtet werden solle. Gerichtet war dieser gegen Cicero, der gegen ihn in einem Prozeß gezeugt und ihn durch wiederholte Spottreden aufs neue gereizt hatte; zugleich aber handelte er damit im Interesse der Triumvirn, denen an der Entfernung des einflußreichen Vertreters der Senatspartei aus Rom damals viel gelegen sein mußte. Sein übriges Leben war teils durch die Feindschaft gegen Cicero, teils durch sein Verhältnis zu den Triumvirn, in erster Linie gegen Pompejus bestimmt, den er bald unterstützte, bald bekämpfte. An der Spitze einer gedungenen Gladiatorenbande verübte er die gröbsten Gewalttätigkeiten, und als sich Milo zum Vorkämpfer des Senats aufwarf, wurden in den Straßen Roms nicht selten förmliche Schlachten geliefert. Die Erbitterung war auf das höchste gestiegen, als sich für das Jahr 52 C. um die Prätur, Milo um das Konsulat bewarb; wie sie sich daher 19. Jan. 52 zufällig bei Bovillä auf der Appischen Straße begegneten, entstand zwischen ihrem Gefolge Streit, und die Folge davon war die Ermordung des C.-Des C. Schwester Clodia, ebenfalls mit Cicero verfeindet, von großer Schönheit, aber so sittenlos, daß sie den Spottnamen Quadrantaria (von quadrans, ein Viertel-As) erhielt und im Gerede als Gattenmörderin stand, zog den Dichter Catullus in ihre Netze und wurde von ihm als Lesbia verherrlicht.

2) Decimus C. Albinus, s. Albinus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 196.
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