Pius VI.

[553] Pius VI., vorher Giovanni Angelo de Braschi, geb. 1717 zu Cesena, aus gräfl. Geschlechte, den 15. Febr. 1775 zum Nachfolger Clemens XIV. erwählt, ein ebenso wohlwollender als tugendhafter Greis, der die Administration des Kirchenstaats verbesserte, die Austrocknung der pontinischen Sümpfe unternahm, das Museum Pio-Clementinum gründete, aber in seinem Pontificate viel zu erdulden hatte. Zuerst betrübten ihn die Neuerungen Josephs II., denen er vergeblich durch eine Reise nach Wien Einhalt thun wollte, das ähnliche Vorgehen Leopolds II. in Toscana, die Emser Punctation (s.d.), und endlich brachen über ihn die Stürme der franz. Revolution herein. P. VI. erregte den Zorn der revolutionären Machthaber schon im Anfange, indem er den franz. Geistlichen verbot, die 1790 erlassene unkirchliche Constitution des Klerus zu beschwören; als er sich vollends 1792 in die Coalition gegen Frankreich verwickeln ließ und die franz. Waffen in Italien durch Napoleon Bonaparte den Sieg errangen, mußte er im Frieden zu Tolentino 1797 die Legationen Ferrara, Bologna und Romagna abtreten und die schon früher geschehene Einverleibung Avignons und Venaissins in die franz. Republik anerkennen. Diese Opfer retteten jedoch den Kirchenstaat nicht; die franz. Regierung revolutionirte die Städte und als bei einem solchen Versuche General Duphot in Rom den Tod fand, wurde Rom am 10. Febr. 1798 von den Franzosen besetzt, der Papst am 20. Febr. aus Rom gewaltsam weggeführt, zuerst 3 Monate in Siena gefangen gehalten, endlich nach Frankreich geschleppt, wo er zu Valence am 29. Aug. 1799 st. – Nach seiner letzten Anordnung wurde das Conclave da gehalten, wo sich die meisten Cardinäle befanden, zu Venedig, und die Wahl traf (14. März 1800) den Cardinal Barnabas Chiaramonti, geb. 1742 zu Cesena, aus gräfl. Familie, der sich:

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 553.
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