Fräsvorrichtungen

[186] Fräsvorrichtungen werden vielfach benutzt, um kleine Flächen oder Teile an Gegenständen zu bearbeiten, deren Aufspannung auf Fräsmaschinen nicht angängig ist. Sie werden in diesem Falle meistens als tragbare Werkzeuge ausgeführt und von Hand betrieben. Vgl. a. Fräser, Fräsmaschinen.

Als solche Fräsvorrichtungen sind zu nennen: Keilnuten- und Langlochfräsvorrichtungen, die durch Spannvorrichtungen an den zu bearbeitenden Gegenständen, wie Wellen, beteiligt werden. Der Fräser wird meist durch eine Kurbel in Umdrehung versetzt, während der Vorschub durch Räderübertragung oder dergl. erfolgt. Vielfache Verwendung finden Fräsvorrichtungen zum Nachfräsen von Dichtungsflächen in Ventil- und Hahngehäusen u.s.w. Bei einer solchen Fräsvorrichtung für Ventilsitze von Joh. Witt, Hamburg (D.R.P. Nr. 113994), Fig. 1 und 2, wird die Fräserspindell a in der Hülfe b geführt, die unten als Kegel gestaltet und auf der Oberfläche des zylindrischen Teiles mit Gewinde versehen ist; die entsprechend genuteten, auswechselbaren Klemmbacken c sind mittels schwalbenschwanzförmiger Federn d geführt. Wird die Mutter e so gedreht, daß die Hülfe b gehoben wird, so verschieben sich die Klemmbacken nach außen. Die Spindel a trägt einen Fräserkopf f. Die Vorrichtung Fig. 3 zum Auffräsen der Ventilsitze in Hähnen u. dergl. (D.R.G.M. Nr. 261 617 von Schlumberger, Stuttgart) besteht aus einem längs geteilten Fräser, einer zwischen diese beiden Teile sich schiebenden Fräserstange und einer dieser letzteren und dem Fräser zur Führung dienenden Ueberwurfhülse. Der Kopf des Fräsers ist an seinem Umfange und an seiner Grundfläche mit Zähnen ausgerüstet, die an der Grundfläche zwei konzentrische Zahnkränze mit einer dazwischenliegenden Nut bilden, durch die bei der Bearbeitung des Hahns auf dem Ventilsitz eine Wulst gebildet wird, die eine Einpressung der Ventildichtung und damit einen dichten Abschluß des Hahns ermöglicht.

Unter Fräsvorrichtungen versteht man ferner Einrichtungen zur Anbringung an Drehbänken, Bohrmaschinen u.s.w., um kleinere oder gelegentliche Fräsarbeiten auf diesen Maschinen[186] ausführen zu können, sofern Fräsmaschinen nicht zur Verfügung stehen. Folgende Einrichtungen sind erwähnenswert: Schmiernutenfräsvorrichtung für Lagerschalen von der Hagener Straßenbahn-Aktiengesellschaft in Hagen i. W. (D.R.P. Nr. 110608), Fig. 4 und 5, wird im Stichelhause einer gewöhnlichen Leitspindeldrehbank eingespannt. Die Vorrichtung befiehl aus einem Rundstäbe a, der der Länge nach exzentrisch für die Aufnahme der Welle b durchbohrt und an einem Ende mit einer Kammer für die Kegelräder d, e versehen ist. Die Welle des Kegelrades e nimmt den Fräser f auf, die Umdrehung erfolgt durch die walzenförmige Scheibe g, die von einem Motor oder der Wellenleitung angetrieben wird. Auf der Leitspindel befindet sich ein Kettenrad r und auf der Schraubenspindell des Längsschlittens ein Kettenrad o; beide Räder sind durch eine endlose Kette in Eingriff gebracht. Soll die Lagerschale gerade Schmiernuten erhalten, so wird die Planscheibe festgestellt, indem eines der Wechselräder der Drehbank ausgeschaltet wird. Bei umlaufender Fräsvorrichtung wird durch Drehen der Kurbel k der Fräser langsam parallel zur Drehbankspindelachse bewegt, so daß er die Schmiernut in der gewünschten Länge schneidet. Zur Herstellung schräger Schmiernuten wird die Planscheibe durch Einschalten der Wechselräder von dem gewünschten Uebersetzungsverhältnis in Umdrehung versetzt.

Ein Fräsapparat für Drehbänke von G. Hoffmann, Pinnau b. Wehlau (D.R.G.M. Nr. 256183, 260902, 265179), Fig. 68, dient zur Herstellung von Fräsarbeiten auf einer Drehbank. Die Vorrichtung, die auf dem Support der Drehbank aufgeschraubt wird, ist durch diesen in der Längs- und Querrichtung verschiebbar und erhält ihren Antrieb durch einen geschränkten Kiemen von einer in der Längsrichtung der Drehbank über derselben angeordneten Vorgelegetrommel. Zur Zahnradübersetzung lassen sich die zur Drehbank gehörenden Wechselräder in beliebiger Weise zur Verminderung oder Erhöhung der Umlaufszahl verwenden. Soll auch die Vorgelegespindel a der Vorrichtung zur Fräsarbeit ausgenutzt werden, so ist jede Spindel a und b für sich mit eignem kurzen Vorschub zu versehen, der durch eine auf jeder Spindel lose angeordnete Gewindebüchse d bewirkt wird, die gleichzeitig als Lagerbüchse dient. Diese Gewindebüchse d ist an ihrem freien Ende gezahnt und besitzt eine Ratsche e, welche die Verdrehung ausführt. Die Spindel braucht nur um ein Geringes vorgeschoben oder zurückgezogen zu werden, etwa um die Stärke des angesetzten Spans oder höchstens um die Tiefe der auszufräsenden Federnut. Die andern Verschiebungen besorgt in der Hauptsache der Support. Das Fräsen an konischen Gegenständen wird dadurch erleichtert, daß der Supportschlitten konisch gestellt wird, so daß die Nuten u.s.w. in genauer Mitte und gleichmäßiger Tiefe hergestellt werden können. Bei Arbeiten vor der Planscheibe mit herumgerücktem Support ist die Vorrichtung ohne Umspannen des Arbeitsstückes zur Herstellung von Zapfenlöchern u.s.w. geeignet, die außerhalb der Nabenmitte genau parallel zum ausgebohrten Achsenloch sein sollen.

Die Universal- Teil- und Fräsvorrichtung Fig. 9 und 10 der Deutschen Maschinen- und Werkzeugfabrik, Leipzig, eignet sich zum Fräsen von Gegenständen aller Art wie Werkzeugen, Gewindebohrern, Reibahlen, Maschinenteilen, Zahn-, Schnecken- und Stirnrädern. Durch eine Schneckeneinteilung kann jede beliebige Teilung erzielt werden.

Zur Herstellung von geraden oder Spiralnuten sowie von Fräsern oder Bohrern eignet sich der Frässupport von Curd Nube, Offenbach a.M. (D.R.P. Nr. 96703), der zu diesem Zweck auf Bohrmaschinen, Drehbänken, Hobel- sowie Fräsmaschinen angebracht werden kann.

Zu den Fräsvorrichtungen gehören ferner Einrichtungen für die bequemere Ausführung von Arbeiten auf Fräsmaschinen. Eine Vorrichtung dieser Art ist die Profilfräsvorrichtung für Horizontalfräsmaschinen der Werkzeugmaschinenfabrik Grafenstaden, die sich bequem an jeder Horizontalfräsmaschine anbringen läßt und Spezialmaschinen ersetzt.

Dalchow.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 6–8.
Fig. 6–8.
Fig. 9 und 10.
Fig. 9 und 10.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 186-187.
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186 | 187
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