Gabbro

[231] Gabbro, in der Gesteinskunde ein granitisch-körniges Gestein, das vorwiegend aus Feldspat und Diallag besteht, zu denen sich noch in einigen Arten der Olivin (Olivingabbro) als wesentlicher Gemengteil gestellt.

Der Feldspat bildet meist größere, unregelmäßig begrenzte, graue, bräunliche oder grünliche Körner und nähert sich in seiner Zusammensetzung dem Labrador. Manche Feldspate sind in Saussurit (Zoisit) umgewandelt. Auffälligerweise entsteht bei der Umwandlung der Feldspate trotz ihres Kalkreichtums in den wenigsten Fällen Kalkspat, sehr oft aber Hornblende und Epidot neben Zoisit. Der Diallag macht sich als graues, braunes oder ölgrünes blättriges Korn von unregelmäßiger Form, aber mit einem deutlichen perlmutterartigen Metallglanz (Schiller) kenntlich. Die Zersetzungsprodukte des Diallags sind Hornblendeasbest oder faserige Chlorit- und Serpentinaggregate. Auch der Olivin erleidet eine ähnliche Umwandlung zu Serpentin. Neben diesen Hauptgemengteilen treten noch untergeordnet dunkler Glimmer, Magnet- und Titaneisen, Apatit, Quarz auf. Die Verwitterung des Gabbros geht verhältnismäßig schwer vonstatten, jedenfalls widersteht er stark dem Zerfall, weil die faserigen Umwandlungen der Feldspate und des Diallags eine sehr feste Verbindung erzeugen. Die Gabbros sind daher im allgemeinen zäh und schwer zu sprengen, leichter zu schneiden und zu sägen. Die Härte des Gabbros bewegt sich zwischen 5 und 6. Was das Gefüge angeht, so ist dasselbe in der Mehrzahl der Fälle ein so grobkörniges, daß die einzelnen Gemengteile mit bloßem Auge erkannt werden können. Gewisse italienische Gabbros gehören zu den grobkörnigsten Eruptivgesteinen überhaupt. Dichte Arten sind selten, und porphyrische, also solche mit Grundmasse und Einsprenglingen, nirgends beobachtet worden. Auch blasige und Mandelsteinbildungen fehlen durchweg.

Die chemische Zusammensetzung charakterisiert die Gabbro als kalk- und magnesiareiche und an Kieselsäure und Alkalien arme Gesteine. Sie enthalten 46–52% SiO2 12–20% Al2O3, 7–16% Fe2,O3 + FeO, 9–18% CaO, 2–10% MgO, 0,5–1,5% K2O, 1–25% Na2O. – Das spez. Gew. schwankt zwischen 2,95 und 3,05. Das geologische Auftreten und die Art der Entstehung des Gabbros wechselt. Wohl die meisten sind echte Eruptivgesteine, also Erstarrungsprodukte eines glutflüssigen Magmas. Sie bilden Gänge, Lager und Stöcke in den Sedimenten und auffallenderweise von sehr grobkörniger Beschaffenheit im Apennin in sehr jungen Schichten (Kreide und Tertiär). Andre Gabbros bilden lavaartige Ergüsse in häufiger Wiederholung. – Eine nicht unbeträchtliche Zahl der Gabbroarten stellt Ein- und Zwischenlagerungen in kristallinen Schiefern dar; ihnen kommt demnach eine Entstehung zu, die von derjenigen ihrer Nebengesteine nicht abweicht. Solche kristalline Gabbros treten in Niederschlesien, Sachsen, Böhmen auf.

Man unterscheidet hinsichtlich der petrographischen Beschaffenheit zunächst zwischen olivinfreiem und olivinhaltigem oder Olivingabbro. Diesem steht der sogenannte Forellenstein (Volpersdorf in Schlesien, Bormio im Veltlin) nahe, der aus Anorthit, Olivin und Diallag in mittel- bis grobkörniger Mischung besteht. Ein Olivingabbro ist der Granitone der Florenzer Gegend. Die saussurit- und zoisitführenden Gabbros werden als Saussurit- (Euphotid-) oder Zoisitgabbro bezeichnet. Ein sehr schönes dunkelgrünes Gestein ist der als Verde di Corsica oder Verde d' Orezza bezeichnete, smaragditführende Saussuritgabbro (Ostküste von Korsika). Der mit Hornblendeschiefer verbundene Zoisit-Saussurit-Gabbro vom Zobten (Zobtenit, Zobtenfels) schließt sich hier an. Als Schillerfels sieht man ein dunkles Gemenge von viel Enstatit und Olivin neben wenig Feldspat an. Enstatit ist meist in Bastit (tombakglänzend) und Olivin in Serpentin umgewandelt. Als Labradorfels oder Labradorit kann das die schönen, farbenspielenden Labradore führende Feldspat-Diallag-Gestein von der Küste Labrador und das neuerdings[231] von Kiew (Rußland) als dunkler, farbenschillernder Dekorationsstein in den Handel gebrachte Gestein bezeichnet werden. Hypersthenit oder Hyperit, Hypersthenfels werden dunkle, körnige Gesteine genannt, die aus Feldspat und Hypersthen neben etwas Diallag bestehen.

Die technische Verwendung der Gabbros wird in erster Linie durch ihre Farbe und ihre mäßige Härte bedingt. Die Farben der Gabbros sind meist dunkle, grüne, graue bis schwarze, oft auch grünlichweiße (Feldspat) mit schwarzen Körnern (Olivin, Diallag) im Verde di Corsica; im allgemeinen sind es schöne Farbentöne, die den Gabbro als Dekorationsstein (Wandverkleidungen, Säulen, Postamente, Sockel, Baluster, Treppen, Tischplatten, Vasen, Kunstgegenstände) außerordentlich beliebt machen. Kommt dazu noch der Farbenschiller der großkörnigen Labradore im Labradorit von Kiew (dunkelgrau bis schwarz), so gewinnt der Stein ein außergewöhnliches und farbenprächtiges, blau-, rot- und grünschillerndes Aussehen, das auf polierten Flächen noch besonders hervortritt. Die Politur läßt sich wegen der ziemlich gleichmäßigen Härte der einzelnen Gemengteile in großer Schönheit ausführen. Da die Härte unter derjenigen des Quarzes und harten Stahles liegt, so ist eine Bearbeitung durch Zersägen und Schneiden leicht möglich. Die durch den Reichtum an faserigen Gemengteilen erzeugte Zähigkeit erschwert dagegen das Behauen und Zersprengen. Die Druckfestigkeit bewegt sich zwischen 700 und 1800 kg pro 1 qcm beim 6-cm-Würfel. Die Widerstandsfähigkeit gegen Verwitterung ist beim Gabbro eine sehr bedeutende, da seine Mineralien wohl zu andern Silikaten umlagern, selten aber ganz zerfallen. Die gegen Granit, Quarzporphyr und andre quarzhaltige Gesteine etwas geringere Härte läßt den Gabbro etwas leichter abnutzen als diese, gestattet aber als Pflasterstein stets eine rauhe Oberfläche und vergrößert damit den Reibungswiderstand. Bedeutend ist die Benutzung des Gabbros aus dem Radautal im Harz als Pflastermaterial (Druckfestigkeit 1030–1813 kg pro 1 qcm im 6-cm-Würfel).


Literatur: Zirkel, Lehrbuch der Petrographie, 2. Aufl., Leipzig 1894, Bd. 2, S. 739.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 231-232.
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