Massenfabrikation

[319] Massenfabrikation, die Herstellung von Gegenwänden irgend welcher Art in größerer Anzahl bezw. die oftmals wiederholte Vornahme gleicher Arbeit.

Sie bietet gegenüber der nur einmaligen Anfertigung eines Gegenstands bezw. Vornahme einer Arbeit die Möglichkeit der billigeren und rascheren Arbeitsweise. Dies hat seinen Grund im folgenden: Bei der Massenfabrikation muß eine Reihe von Arbeiten (z.B. bei Maschinen die Herstellung der Zeichnungen und Modelle) nur einmal gemacht werden, die hierfür aufzuwendenden einmaligen Kosten verteilen sich auf die größere Anzahl der Arbeitsstücke; die teure und langsame Handarbeit kann ganz oder teilweise durch die billigere und raschere Maschinenarbeit ersetzt werden (Beispiele: Maschinennietung an Stelle der Handnietung, Gesenkschmieden und -pressen an Stelle des Handschmiedens, in der Gießerei Maschinenformen an Stelle des Handformens u.s.w.); die Werkzeugmaschinen können mit vervollkommneten Einrichtungen (Werkzeuge besonderer Art, Einspannvorrichtungen, Bohrschablonen, Einrichtungen zur Vornahme mehrerer Arbeiten an demselben Werkstück in einer Maschine [Revolvermaschinen, Chuckingmaschinen], vollständig selbsttätiger Gang [Automaten]) versehen werden; ferner können Spezialmaschinen beschafft werden, die für die Herstellung unter Umständen nur eines einzigen Artikels dienen (z.B. Schrauben-, Drahtstiftmaschinen u.s.w.); weiterhin können bei der Massenfabrikation besondere billigere und raschere Verfahren für die Herstellung eines Gegenstands angewendet werden (z.B. Rundfräsen statt Drehen, Walzen und Pressen statt Schmieden, Herausarbeiten eines Gegenstandes aus einem Block oder von der Stange an Stelle des Schmiedens, Verwendung von Profilstangen u.s.w.).

Um die Massenfabrikation zu unterstützen, hat man in den Maschinenfabriken u.s.w. eine ganze Reihe von Maschinenteilen normalisiert (s. Normalien). – Sollen die in Massen hergestellten Arbeitsstücke untereinander austauschbar (s. Passung) sein, so dürfen sie in ihren Abmessungen voneinander nur um bestimmte Beträge abweichen. Man verwendet dann bei ihrer Herstellung zur Prüfung die Grenz- oder Toleranzlehren (s. Meßwerkzeuge); wenn ein Arbeitsstück mehrere Arbeitsoperationen bis zu seiner Fertigstellung durchzumachen hat, so muß von Zeit zu Zeit eine Nachprüfung stattfinden, um zu vermeiden, daß fehlerhafte, unbrauchbare Stücke noch weiterer Bearbeitung unterliegen.


Literatur: [1] Zeitschr. für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge, Bd. 1 u. 2 (Maschinen, Einrichtungen und Werkzeuge zur Massenfabrikation), Berlin 1896–98. – [2] Ebend. 1903, S. 231 (Vorrichtungen für Massenfabrikation und Auswechselbarkeit). – [3] »Werkstattstechnik«, Berlin 1907 (Die Anwendung von Vorrichtungen und Sondermaschinen in der heutigen Massenherstellung). – [4] Moderne Arbeitsmethoden im Maschinenbau, Broschüre der Aktien-Gesellschaft Ludw. Löwe & Co., Berlin. – [5] Möller, P., Aus der amerikanischen Werkstattpraxis (Sonderabdruck aus der Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing.), Berlin 1904. – [6] Usher-Elfes, Moderne Arbeitsmethoden im Maschinenbau, 2. Aufl., Berlin 1900. – [7] Grimshaw-Elfes, Praktische Erfahrungen im Maschinenbau, Berlin 1897. – [8] Grimshaw, R., Besondere Verfahren im Maschinenbau, Hannover 1902.

A. Widmaier.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 319.
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