Sieken [1]

[109] Sieken (Sicken auch Secken) sind rinnenförmige Biegungen, Kannelierungen, die am Rande von Eisen- oder Zinkblechtafeln oder -gefäßen vorgenommen werden zum Zwecke der Verschönerung (z.B. an Gesimsblechen, Blechbechern und -gefäßen) oder der Verstärkung und Versteifung. Im letzteren Fall wird in die gebildete Sieke meist ein Draht eingelegt, um den herum die Sieke vollends geschlossen wird.

Um solche Sieken herzustellen, bediente man sich ursprünglich eines hammerartigen, beiderseits stumpfschneidig ausgebildeten Werkzeugs, des Siekenhammers, mit welchem das Blech in einen entsprechend rinnenförmig ausgesparten Amboß, den Siekenstock (s. Amboß, Fig. 11) geschlagen wird. Einfacher und genauer lassen sich Sieken an Blechtafeln (Gesimsen) im sogenannten Siekenzug herstellen. Derselbe besteht aus zwei Stahlmatrizen, mit dem positiven und negativen Profil des herzustellenden Gesimses u.s.w., die mittels Schrauben allmählich bis auf die Stärke des Bleches einander genähert werden, und zwischen denen der Blechstreifen hindurchgezogen wird, so daß er auf seine ganze Länge das Profil der Matrizen annimmt. Die Eintrittsstelle in den Siekenzug ist ähnlich wie bei Zieheisen erweitert, um das Einbringen und den Uebergang von einem Querschnitt zum andern zu erleichtern. Für komplizierte Formänderungen ist meist mehrmaliges Durchziehen bezw. Durchziehen durch mehrere Züge nötig, wobei das gewünschte Profil durch stufenweise Formänderung erzielt wird. Das Hindurchziehen der Blechstreifen erfolgt entweder mit der Handzange oder mittels der Schleppzange auf einer Ziehbank. Für großen Kraftbedarf wird die Ziehbank auch mit Zahnstangenantrieb und Vorgelege ausgerüstet.

Eine wesentliche Verbesserung gegenüber dem Siekenzug stellt das Siekenwalzwerk dar, wobei die Formänderung durch zwei rotierende Kopfwalzen mit dem Profil der zu erzeugenden Sieke vorgenommen wird. Die Figur stellt ein derartiges Siekenwalzwerk in der Ausführung von E. Kircheis in Aue dar. In einem gußeisernen Ständer sind zwei wagerechte Wellen gelagert, die an ihren vorstehenden Enden auswechselbare Kopfwalzen mit entsprechendem Profil tragen. Das obere Wellenlager kann entweder von Hand mittels Druckschraube oder, wie in der Figur, durch einen Fußtritthebel niedergedrückt werden, das untere Lager dagegen, dessen Lagerbüchse mit einer Schraubenfläche versehen ist, kann durch Drehen eines Handgriffes in horizontaler Richtung verstellt werden. Der Antrieb erfolgt entweder durch eine Handkurbel, durch Riemen- oder direkten Motorantrieb auf die eine Welle, von welcher aus die zweite durch ein Stirnräderpaar angetrieben wird. Das Anwendungsgebiet eines solchen Siekenwalzwerkes ist sehr groß. Je nach dem Profil der verwendeten Walzen kann man damit einfache rechtwinklige Aufbiegungen (Borde) oder auch gesimsartige Gliederungen an geraden Blechstreifen, wie an ring- oder scheibenförmigen Körpern herstellen. Sieken mit halbkreisförmigem Profil werden gewöhnlich zu dem Zweck an zylindrischen Gefäßen (Blechdosen u.s.w.) angewalzt, um durch Einlage eines ringförmigen Drahtes dem Rand größere Steifigkeit zu geben. Hierbei wird auch das völlige Umbiegen der halboffenen Sieke um den eingelegten Draht durch entsprechend profilierte Walzen vorgenommen (zugelegt). Die abgebildete Maschine beschneidet gleichzeitig mit dem Sieken den Blechrand, kann auch als Streifenschere benutzt werden. Nach dem Prinzip der Siekenwalzwerke gebaute Maschinen finden auch Anwendung zur Erzeugung von Wellblechen und -röhren.

E. Treiber.

Sieken [1]
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 109.
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Lueger-1904: Sieken [2]

Meyers-1905: Sieken