Ötztaler Alpen

[261] Ötztaler Alpen, mächtiger Gebirgsstock der Rätischen Alpen in Tirol (s. Karte »Tirol«), umgrenzt vom Oberinntal (vom Finstermünzpaß bis Innsbruck), dem Wipptal (Sill), dem Brennerpaß, dem Tal des Eisack bis Sterzing, dem Jaufenpaß, dem Passeier Tal, dem obern Etschtal und dem Reschenscheideck. Das Gebirge nimmt ein Gebiet von 5258 qkm ein, wovon mehr als 750 qkm von (309) Gletschern bedeckt sind, und zerfällt durch den Einschnitt des Ötztales, des Timbler Jochs und des Passeier Tales in zwei Gruppen: Die eigentlichen Ö. A. oder Venter Alpen im W. und die Stubaier Alpen (s. d.) im Osten Die Ö. A. im engern Sinn umfassen zwei Hauptkämme, die das Venter Tal hufeisenförmig umschließen und mehrere Kämme und Gebirgsglieder hauptsächlich gegen NW. und W. bis zum Inntal entsenden. Die Süd- und Südostseite gegen das Etschtal sind außerordentlich steil. 15 Spitzen erreichen mehr als 3500 m, darunter an Hauptgipfeln Wildspitze (3774 m, s. d.), Weißkugel (3746 m), Hinterer Brochkogel (3636 m), Hintere Schwärze (3633 m), Similaun (3607 m) und Großer Ramolkogel (3551 m). Ein leicht zugänglicher Aussichtspunkt ist die Kreuzspitze (3455 m, s. d.). Als südöstliche Vorlage der Ö. A. gegen Meran erhebt sich mit schroffen Wänden die Texelgruppe (3331 m). Unter den Pässen ist außer dem Timbler Joch (2480 m), das den Verkehr zwischen dem Gurglertal und dem Passeier vermittelt, am meisten begangen das vergletscherte Hochjoch (2885 m), das vom Venter- in das Schnalser Tal führt. Die wichtigsten Täler in dieser Gruppe sind außer dem Ötztal mit dem Venter- und Gurglertal: das Pitztal, Kaunser, Langtauferer, Schnalser und Passeier Tal. Das herrschende Gestein ist Glimmerschiefer, daneben Gneis und Hornblende. Die Gletscherbildung ist reich entwickelt; der größte Gletscher ist der Gepatschferner (s. d.). Die Hochtouren in den Ö. A., die meist lange Gletscherwanderungen ohne besondere Schwierigkeiten sind, werden durch eine Anzahl von Unterkunftshütten und Berggasthäusern erleichtert. Vgl. v. Sonklar, Die Ötztaler Gebirgsgruppe (Gotha 1860); Petersen, Aus den Ö. A. (Münch. 1877); Heß, Die Ötztalgruppe, in »Die Erforschung der Ostalpen«, Bd. 2 (Leipz. 1894); Reiseführer von Heß (Wien 1889), MeyerDeutsche Alpen«, Bd. 1, und »Der Hochtourist«, Bd. 1) u.a. Spezialkarte der Ötztaler und Stubaier Gruppe von Simon (hrsg. vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein, 4 Blätter, 1: 50,000).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 261.
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