Adōnis [2]

[119] Adōnis, im griech. Mythus ein Jüngling von sprichwörtlich gewordener Schönheit, Sohn des Theias oder Kinyras und dessen eigner Tochter Myrrha oder Smyrna. Als der Vater, des Frevels innegeworden, mit dem Schwerte die Tochter verfolgt, wird sie in einen Myrrhenbaum verwandelt, aus dessen berstender Rinde A. entsprang. Aphrodite übergab das Kind der Persephone, die es, von seiner Schönheit berückt, nicht wieder herausgeben wollte. Auf Zeus' Entscheid verweilte A. zwei Drittel des Jahres bei Aphrodite, ein Drittel bei Persephone. Noch ein Jüngling, wurde er auf der Jagd von einem Eber tödlich verwundet. A. (d.h. Herr) ist eigentlich ein syrisch-phönikischer Naturgott, ein Bild der nach kurzer Blüte immer wieder ersterbenden Vegetation. Sein Kult scheint sich schon früh bei den Griechen verbreitet zu haben; unter den Ptolemäern kam er nach Ägypten, in der Kaiserzeit nach Rom. Sein Fest (Adonia), an dem sich besonders die Frauen beteiligten, fiel teils in den Frühling, teils in den Hochsommer; in jenem Fall wurde erst sein Bild mit maßlosen Trauerbezeigungen bestattet, um es dann mit ausgelassenem Jubel wieder zu holen, im andern folgte der Feier des Lebenden die Bestattung. Eine besondere Rolle spielten bei dem Feste die Adonisgärten, Gefäße mit künstlich getriebenen und schnell welkenden Pflanzen; sie waren auch sprichwörtliche Bezeichnung für alles schnell Vergängliche. Vgl. Greve, De Adonide (Leipz. 1877); Mannhardt, Antike Wald- und Feldkulte (Berl. 1875); Baudissin, Studien zur semitischen Religionsgeschichte, 1. Heft (Leipz. 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 119.
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